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E-Book, Deutsch, Band 1905, 100 Seiten

Reihe: Mami

Svanberg Ein Knirps in Turnschuhen

Mami 1905 - Familienroman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7409-2445-4
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mami 1905 - Familienroman

E-Book, Deutsch, Band 1905, 100 Seiten

Reihe: Mami

ISBN: 978-3-7409-2445-4
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Film ab! Ton ab!« schallte es durch die Produktionshalle der Gesellschaft für Fernsehunterhaltung. Junge Leute waren es, die sich zusammengetan hatten, um im Auftrag des Senders Filme zu erstellen, die nach ihrem Debüt im Abendprogramm in alle Teile der Welt verkauft wurden. Diesmal sollte eine neue Folge einer Serie entstehen. Die Geschichten aus der Praxis des Tierarztes Dr. Wulf liefen schon seit einiger Zeit mit hervorragenden Einschaltquoten. »Film läuft! Ton läuft!« antwortete der Assistent des Kameramannes so laut, daß es bis in den letzten Winkel zu hören war. Gleichzeitig rollte die fahrbare Kamera auf die Akteure zu. Die Scheinwerfer leuchteten die im Studio aufgebaute Praxis des Tierarztes aus. Hinter einem großen Stahlrohrschreibtisch, belagert mit allerlei Papierkram, saß Alexander Fehrenbach, der Hauptdarsteller. Er war der richtige Mann für diese Rolle, tierlieb und vertrauenswürdig. Je länger die Serie lief, um so größer wurde die Anzahl seiner Fans. Es gab bereits Clubs mit Mitgliedern aus allen Altersgruppen. Selbst dem erfahrenen Produzenten war es ein Rätsel, wie Fehrenbach es schaffte, Senioren und Jugendliche gleichermaßen für sich zu begeistern. Schon aus diesem Grund waren die Geschichten der Tierarztpraxis ein voller Erfolg. Fehrenbach hatte nicht nur schauspielerisches Talent, er sah auch gut aus, war sympathisch und in seiner Rolle glaubwürdig. Im Moment schaute er interessiert auf die Frau, die ins Sprechzimmer kam. Sie trug eine Plastikbox, in der sich ein rotweißer Kater befand, leicht übergewichtig, aber sonst topfit. Das Eingesperrtsein behagte ihm natürlich nicht, aber er war auf derartige Unannehmlichkeiten geschult und behielt deshalb die Ruhe. Genau wie verschiedene andere

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»Film ab! Ton ab!« schallte es durch die Produktionshalle der Gesellschaft für Fernsehunterhaltung. Junge Leute waren es, die sich zusammengetan hatten, um im Auftrag des Senders Filme zu erstellen, die nach ihrem Debüt im Abendprogramm in alle Teile der Welt verkauft wurden.

Diesmal sollte eine neue Folge einer Serie entstehen. Die Geschichten aus der Praxis des Tierarztes Dr. Wulf liefen schon seit einiger Zeit mit hervorragenden Einschaltquoten.

»Film läuft! Ton läuft!« antwortete der Assistent des Kameramannes so laut, daß es bis in den letzten Winkel zu hören war. Gleichzeitig rollte die fahrbare Kamera auf die Akteure zu.

Die Scheinwerfer leuchteten die im Studio aufgebaute Praxis des Tierarztes aus. Hinter einem großen Stahlrohrschreibtisch, belagert mit allerlei Papierkram, saß Alexander Fehrenbach, der Hauptdarsteller. Er war der richtige Mann für diese Rolle, tierlieb und vertrauenswürdig.

Je länger die Serie lief, um so größer wurde die Anzahl seiner Fans. Es gab bereits Clubs mit Mitgliedern aus allen Altersgruppen. Selbst dem erfahrenen Produzenten war es ein Rätsel, wie Fehrenbach es schaffte, Senioren und Jugendliche gleichermaßen für sich zu begeistern. Schon aus diesem Grund waren die Geschichten der Tierarztpraxis ein voller Erfolg.

Fehrenbach hatte nicht nur schauspielerisches Talent, er sah auch gut aus, war sympathisch und in seiner Rolle glaubwürdig. Im Moment schaute er interessiert auf die Frau, die ins Sprechzimmer kam. Sie trug eine Plastikbox, in der sich ein rotweißer Kater befand, leicht übergewichtig, aber sonst topfit. Das Eingesperrtsein behagte ihm natürlich nicht, aber er war auf derartige Unannehmlichkeiten geschult und behielt deshalb die Ruhe. Genau wie verschiedene andere Tiere, die für die Serie gebraucht wurden, lieh man ihn bei einer Firma aus, die vierbeinige Darsteller ausbildete.

Fehrenbach verstand sich gut mit ihnen, was man nicht von allen Schauspielern sagen konnte. Die junge Frau, die die Box hereintrug, wuchtete den vergitterten Behälter auf den Schreibtisch des Tierarztes und sah Fehrenbach dabei herausfordernd in die Augen. Das gehörte zwar zu ihrer Rolle, kam aber nicht gut an.

Der Regisseur, der die Aufnahme leitete, zog die Stirn in Falten, sagte aber nichts.

»Meinem Schnurri geht es immer noch nicht besser«, klagte die Vertreterin des vierbeinigen Patienten mit hoher, piepsiger Stimme. Dabei schüttelte sie die langen pechschwarzen Haare zurück. »Er frißt kaum etwas, schläft nur und verliert sein Fell.«

»Schauen wir noch mal nach.« Fehrenbach, der in der Serie Dr. Wulf hieß, öffnete die Transportbox und holte den gutmütigen Schnurri heraus. Sanft strich er ihm übers rotweiße Fell. »Daß Katzen im Sommer den dichten Pelz verlieren, ist ganz normal. Auch daß sie an heißen Tagen schläfriger sind als sonst, hat nichts zu bedeuten.« Dr. Wulf sah dem vierbeinigen Patienten in Mund und Augen.

»Bei mir ist das gerade umgekehrt, Herr Doktor«, erklärte die Besucherin. Ihre schwarzen Augen funkelten lebhaft. »Je wärmer es ist, um so temperamentvoller bin ich. Mein Mann ist für zwei Wochen in Spanien, um dort Kühlanlagen für seine Firma zu montieren. Können Sie sich vorstellen, wie allein ich mich fühle?«

Dr. Wulf ging auf die Situation der Besucherin nicht ein. Er kümmerte sich um Schnurri, wie es das Drehbuch vorschrieb. »Schlecht ernährt ist er nicht. Also ist es nicht besorgniserregend, wenn er mal weniger Appetit hat.«

»Haben Sie mir nicht zugehört, Doktor?« beschwerte sich die Besucherin vorwurfsvoll. »Nicht nur Schnurri, auch mir fehlt etwas. Ich rechne mit Ihrer Hilfe.« Sie rückte auffällig näher und brachte ihr Dekolleté in Fehrenbachs Blickwinkel. Er beachtete das nicht, sondern tastete aufmerksam den Körper des Katers ab, der das unbeeindruckt über sich ergehen ließ.

Plötzlich legte die rassige Katzenbesitzerin dem Doktor spontan die Arme um den Hals, brachte ihren kurvenreichen Körper an den von Alexander und küßte ihn auf den Mund.

»Aus!« rief der Regisseur, der schon die ganze Zeit über mit verkniffenem Gesicht zugeschaut hatte. »Wir drehen hier keinen Sexfilm, sondern eine Familienserie. Da muß eine solche Szene anders kommen. Wie oft soll ich das noch betonen?«

*

In einem abgetrennten Aufenthaltsraum warteten verschiedene Akteure auf ihren Einsatz. Dort saß auch Erik, Fehrenbachs zehnjähriger Sohn, baumelte mit den Beinen und starrte auf ein Kästchen mit einem elektronischen Spiel. Mit den Fingern drückte er kleine Knöpfchen, worauf das Gerät Pieptönte von sich gab.

Vanessa Stelzenberger, ebenfalls Schauspielerin, stand an der Panoramascheibe und sah interessiert den Aufnahmen zu. Anfänglich hatte auch Erik das Geschehen draußen verfolgt, doch nach der achten Wiederholung war ihm die Beobachtung langweilig geworden.

Vanessa, die sich den Künstlernamen »Nessi Berger« zugelegt hatte, blieb stehen. Keine Bewegung Fehrenbachs entging ihr. »Sophie Cassetta bringt’s nicht. Das habe ich gleich gewußt. So, wie sie sich ins Zeug legt, kommt das vielleicht in ihrer italienischen Heimat an, aber nicht hier.« Die Bemerkung galt Erik, der aber nicht reagierte. »Dein Vater dagegen ist großartig. Er spielt die Rolle so souverän, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Obwohl die Szene nun zum neunten Mal wiederholt wird, verliert er nicht die Ruhe. Er bleibt gelassen und freundlich. Jeder andere hätte die Cassetta längst angepfiffen, weil sie ihm die Zeit stiehlt.« In Vanessas Stimme schwang Begeisterung für Fehrenbach mit.

Sie war verliebt in Alexander, seit sie ihm begegnet war. Der Mann gefiel ihr. Er war groß, breitschultrig und wirkte wie ein junger Sportler, obwohl er sechsunddreißig war. Wie seine Mutter, die russischer Abstammung war, hatte er ein breites Gesicht mit etwas hochstehenden Wangenknochen, darüber einen stets verwuschelten Schopf dichter brauner Haare. Auch das freundliche, gutmütige Wesen seiner Mutter hatte er geerbt, was ihm überall Freunde einbrachte. Wo Alexander auftauchte, war er sofort Mittelpunkt. Seine Größe und seine männliche Ausstrahlung fielen auf, und so war es nicht erstaunlich, daß sich die schönsten Frauen um ihn bemühten.

Auch Vanessa war eine schöne Frau. Ihr schlanker Körper hatte genau die richtigen Maße, und ihre eigenartig grünen Augen glitzerten wie das Wasser der Südsee im Sonnenschein. Ihre roten Haare weckten in jedem Mann die Sinnlichkeit, und allerlei kosmetische Raffinessen sorgten für eine reine Haut und ein gepflegtes Aussehen.

Erik interessierte das alles nicht. Er war daran gewöhnt, daß sein Vater mit schönen Kolleginnen ausging. Mal waren sie blond, mal dunkel, mal rothaarig. Erik fand sie alle »blöd«, und er war der Ansicht, daß Vanessa besonders unsympathisch war. Deshalb hörte er ihr auch nicht zu und ignorierte all ihre Vorschläge zur Überbrückung der Wartezeit.

Vanessa sah verzückt durch die Scheibe und winkte Alexander zu, obwohl sie genau wußte, daß er nicht reagieren durfte. Diese Szene zu spielen, war für ihn eine Arbeit, die er ernst nahm, denn er liebte seinen Beruf. Später wollte er anspruchsvollere Rollen spielen. Doch solange er als alleinerziehender Vater für Erik sorgen mußte, ging das nicht. Wer schwierige Rollen übernahm, mußte unabhängig sein, denn häufig bedingten die Dreharbeiten eine längere Abwesenheit. Alexander hatte sich bis jetzt nie von seinem Jungen getrennt, und darauf war er stolz.

Die Cassetta hatte ihren Part schon wieder verpatzt, und jetzt wurde es auch Vanessa zu

langweilig. Sie wandte sich um, stolzierte mit wiegenden Hüften auf Erik zu und blieb vor dem wuchtigen Ledersessel stehen,

in dem der Junge noch schmächtiger wirkte, als er ohnehin war.

»Ich lade dich zu einem Eis in die Kantine ein«, meinte sie mit gewinnendem Lächeln. Daß Fehrenbach ein vorbildlicher Vater war, wußten hier alle, auch daß er seinen Jungen über alles liebte. Also mußte sich Vanessa gut mit Erik stellen.

»Mag nicht«, war seine knappe Antwort. Dabei sah er nicht einmal auf, denn das elektronische Spiel war gerade in einer spannenden Phase. Erik hatte die höchstmögliche Punktzahl erreicht. Ein Eis konnte ihn da nicht locken. Er mochte Vanessa ohnehin nicht, denn sie sprach davon, seinen Vater zu heiraten, und das wollte der Junge unter allen Umständen vermeiden.

»Es kann auch eine Cola sein oder ein Stück Kuchen. Was magst du denn?«

»Nichts!« Der kleine Kasten, den Erik in den Händen hielt, spielte die Melodie des Sieges. Erik stellte den Ton etwas lauter, doch Vanessa hatte keine Ahnung von der Bedeutung dieser Laute. Noch keiner seiner Kameraden hatte eine derart hohe Punktzahl erreicht, nicht einmal sein Vater, der sich manchmal auch mit dem kleinen Kasten beschäftigte. Erik war stolz.

»Leg doch endlich das blöde Ding weg, und komm mit«, forderte Vanessa, die sich sehr großzügig vorkam.

»Das ist gar kein blödes Ding«, verteidigte Erik sein Spielzeug. Er sah Vanessa dabei böse an. Um ihr zu entkommen, stand er auf und trat mit trotzigem Gesichtchen an die Scheibe. Mit seinem Papa hatte er wenig Ähnlichkeit. Er glich der Mutter, an die er keine Erinnerung hatte. Wie sie war er blond, blauäugig und zierlich. Alexander hatte den Verlust seiner Frau, die nach zweijähriger Ehe mit vierundzwanzig Jahren an Leukämie starb, nie überwunden. Erik erinnerte ihn täglich an sie, und deshalb konnte er sich auch nicht zu einer zweiten Ehe entschließen, obwohl er nun schon seit neun Jahren Witwer war.

Draußen war die Szene nun endlich im Kasten, und alle Beteiligten atmeten auf. »Pause!« rief der Regisseur und knipste persönlich die Scheinwerfer...



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