E-Book, Deutsch, Band 1, 250 Seiten
Reihe: Sexy Millionairs
Summers Bastard Millionaire - sinnlich verführt
19001. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-98607-6
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 1, 250 Seiten
Reihe: Sexy Millionairs
ISBN: 978-3-492-98607-6
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
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1. Kapitel
Lee
Worauf hatte ich mich nur eingelassen?
Ich warf einen verärgerten Blick zu Ella, die zwei Tische weiter vergnügt vor sich hin lächelte und immer wieder ihr »Nummernschild«, das ihr seitlich über die Brust geklebt worden war, glatt strich. Von diesem kleinen Tick abgesehen war sie die Ruhe in Person. Souverän wie immer. Ganz im Gegensatz zu mir.
Um ehrlich zu sein, bereute ich, dass ich überhaupt mit ihr nach Notting Hill gefahren war.
»Du wirst sehen, es wird dir guttun, endlich mal wieder rauszukommen. Andere Mütter haben auch schöne Söhne, oder?«, hatte sie gesagt. Und weiter: »Ein Jahr, Lee, ein Jahr bist du schon Single und hast dich keinen Zentimeter aus deinem Schneckenhaus gewagt. So kann’s nicht weitergehen.« Doch, meinetwegen ganz sicher. »Du musst ja nicht gleich heiraten.« Oh, vielen Dank, wie gnädig. »Du wirst mir noch dankbar sein, versprochen!« Ich war alles andere als dankbar!
»Außerdem wollte ich heute Abend weiter an dem Kleid für Lady Campbell arbeiten!«
»Irgendwann ist auch mal Feierabend, Lee!« Und dann hatte meine große Schwester mich vor sich her bugsiert und in ihr Auto verfrachtet. Manchmal hatte ich den Eindruck, Ella glaubte, für das Glück der ganzen Welt verantwortlich zu sein.
In ihren Augen war es ein unhaltbarer Zustand, dass wir beide Single waren! Eigentlich verstand ich nicht, warum die Männer Ella nicht die Tür einrannten. Sie sah blendend aus! Mit ihren knapp Einsachtzig wirkte sie jedoch womöglich ein wenig einschüchternd … Und so hatte sie auf dem üblichen Weg – anstarren und anquatschen – die Herren mit ihrer Zielstrebigkeit verschreckt, also hatte sie entschieden, etwas Neues auszuprobieren: Speeddating! Da waren sich wenigstens alle einig, was sie wollten.
Ernsthaft – ich hätte sofort das Weite suchen und mich nicht breitschlagen lassen sollen.
Nun saßen wir also hier, im Restaurant der bekannten Hotelkette Ariana, einer der nobelsten Adressen in ganz London, zwischen goldenen Kerzenständern und marmorierten Säulen. An den Wänden hingen wertvolle Gemälde von anno dazumal und von der Decke baumelten gleich mehrere Swarovski-Kronleuchter. Und wenn ich mich hier so umsah: Ein vornehmes Ambiente zog vornehmes Publikum an. Trug die eine Frau wirklich ein Abendkleid, echt jetzt? Ich fühlte mich absolut deplatziert.
Ich war nicht vornehm, sondern ein normales Mädchen aus einem von Londons kargen Randbezirken – und stolz darauf! Okay, vielleicht nicht ganz »normal«, aber definitiv nicht vornehm.
Und nicht nur das Ambiente, auch der Grund unseres Besuchs hier passte mir nicht: Denn eigentlich war ich zufrieden mit meinem Leben, wie es war. Ich hatte nach meiner Trennung von Jack keine Ambitionen meinen Beziehungsstatus zu verändern. Ich fühlte mich wohl. Zum ersten Mal so richtig frei. Irgendwie war ich seit der Schulzeit immer nur von einer Beziehung in die nächste gerutscht. Dieses eine Jahr nur mit mir selbst hatte mir gutgetan. Ich hatte das Gefühl, mich richtig kennengelernt, neue Vorlieben und Interessen entdeckt zu haben. Ich kochte gern Griechisch, entwarf eigene Mode, was ich mir früher nicht zugetraut hatte, denn das war immer das Revier meiner großen Schwester gewesen. Ich fühlte mich angekommen in meinem neuen Job. Vor Jahren noch hätte meine Schwester sich nie mit mir geschäftlich verbunden. Und jetzt arbeitete ich zuverlässig für sie. An meiner Entwicklung war also nichts Negatives.
Aber Ella sah das anders: ein Leben ohne Liebe, ohne Sex! Wie konnte ich das nur geschlagene zwölf Monate aushalten?
Hatte ich gar nicht. Gegen den einen oder anderen ONS war ich nicht immun gewesen. Ich war schließlich keine Nonne. Aber das musste meine große Schwester ja nicht wissen. Sie war in dieser Hinsicht ein wenig bieder.
Trotzdem hatte ich letztlich nachgegeben und war mit Ella hierhergekommen, aber nur, um meiner gluckenhaften Schwester zu beweisen, dass ich a) keine Spaßbremse war und es b) aktuell keinen Mann auf diesem Planeten gab, der mich nach nur fünf Minuten so beeindrucken konnte, dass ich ihn unbedingt wiedersehen wollte!
Gerade betraten die Herren den Raum und schauten sich um. Ich blickte neugierig zu ihnen. Die meisten wirkten auf mich eher langweilig. Und überraschend ähnlich, als wäre hier eine kleine Armee aus »Angriff der Klonkrieger« aufgefahren. Na schön, ein paar ansehnlichere Exemplare befanden sich auch unter ihnen. Hochgewachsen, in feinen Anzügen. Aber was sagte das schon aus? Mich reizte nicht allein eine prachtvolle Fassade, auch die Inneneinrichtung musste stimmen.
An den kleinen Tischchen saßen die Damen mit erwartungsvollen Blicken, alle in ihren schicken, engen Glitzerkleidchen, nur ich hatte eine legere Jeans an und ein Top mit Spaghettiträgern. Ich hatte weder Zeit gehabt, mich zurechtzumachen, da Ella spontan entschieden hatte, mich mitzunehmen. Noch hatte ich auf dieses Speed Date große Lust. Und schon gar nicht musste ich mich in Schale werfen, um ich selbst zu sein. Oder anderen zu gefallen.
Der Veranstalter erklärte die Regeln über sein Headset-Mikro. Fünf Minuten hatte man Zeit, sich kennenzulernen. Dann wurde der Gesprächspartner gewechselt. Schließlich trug man auf einer Karte die Nummer ein, die zu dem Mann gehörte, den man wiedersehen wollte. Für die Herren galt dieselbe Abfolge. Die gesammelten Lieblingsnummern trug man dann auf der Webseite des Veranstalters ein, dessen klangvoller Name Lovegood lautete. Fand der jeweilige Herr die Dame ebenso sympathisch, gab es eine Übereinstimmung und Lovegood würde eine Mail schicken.
Was danach geschah, blieb dem jeweiligen Paar überlassen! Faire Regeln für ein faires Spiel. Dazu gab es Wasser und Wein auf Kosten des Hauses.
Der Wein war das eigentliche Highlight für mich. Im Luxushotel Ariana wurden selbstredend keine Billigmarken, sondern nur Erlesenes serviert. Nicht, dass ich etwas von edlen Tropfen verstand, ich kannte mich viel besser in den Gefilden historischer Mode aus. Aber ohne Alkohol würde ich diesen Abend sicher nicht überstehen.
Diese Welt war mir genauso fremd wie das ganze Ambiente. Jack hingegen hätte wohl sehr genau gewusst, was man hier ausschenkte, weil er sich in der Welt der Reichen und Schönen ohnehin bewegte, als wäre er einer von ihnen. Noch so etwas, was ich seit einem Jahr nicht vermisste.
Er hatte mich damals durch alle möglichen und unmöglichen VIP-Läden geschleift, wo ich mich nie zu Hause gefühlt hatte, sondern mehr wie ein Fremdkörper.
Ich nahm einen kräftigen Schluck aus meinem edlen Weinglas, um meine trockene Kehle zu befeuchten. Entweder war ich aufgeregter als gedacht oder die Luft war einfach nur stickig. Zum Glück war mein Tisch gleich neben der Bar, so würde ich mir Nachschub holen können, wenn das Dating doch zu langweilig wurde.
»N’Abend«, sagte plötzlich jemand und setzte sich vor mich hin. Die Spiele hatten begonnen!
»N’Abend«, erwiderte ich und musterte mein Gegenüber eingängig, dem genau wie mir die Nummer 14 auf der Brust klebte, allerdings in blauer Schrift statt roter. Der Kerl sah nicht mal schlecht aus, das musste ich zugeben. Dunkelblondes Haar, braunes Jackett, Mitte dreißig, die Hand ständig in der Tolle, damit die Frisur richtig saß.
»Ich heiße Jeremy.« Er reichte mir die andere Hand, während er seine Frisur richtete.
»Lee.«
Kräftiger Händedruck. Gar nicht übel. Ich mochte große starke Männerhände, die richtig zupacken konnten. Vielleicht war es ja doch keine sooo schlechte Idee gewesen, mit Ella herzukommen.
»Lee? Wie Bruce Lee?« Er lachte plötzlich laut los, richtig hysterisch und so abrupt, dass ich unwillkürlich zusammen zuckte. Dabei klopfte er sich auf die Schenkel, dass es knallte. Die Illusion, einen doch recht interessanten Kerl erwischt zu haben, zerplatzte wie eine Seifenblase.
»Lee wie Leigh-Ann«, klärte ich ihn auf.
Aber er lachte immer weiter und immer schriller. Das Gekicher wurde nur von kurzen japsenden Atemstößen unterbrochen, die er wie ein Fisch an Land ausstieß. So etwas hatte ich noch nie erlebt.
Ein paar Leute guckten schon zu uns. Auch der Kerl im Anzug an der Bar linste rüber.
Wow! Also wirklich, wow! Für einen Moment vergaß ich mein hysterisches Gegenüber. Fand parallel noch ein James-Bond-Look-a-like-Wettbewerb statt? Oder wurde hier zufällig der nächste Blockbuster der Reihe gedreht? Der Typ sah einfach derart perfekt aus, als wäre er gerade einem Filmplakat entstiegen. Ich meine, solche Kerle sah man an jeder Ecke – auf Werbepostern oder in Katalogen. Aber wann lief einem solch ein makelloses Exemplar im Real Life über den Weg?
Normalerweise war das wirklich nicht meine Art, einen Unbekannten länger als die üblichen drei Sekunden anzusehen, aber so wie ihn stellte ich mir den perfekten Spion Ihrer Majestät vor. Schwarzes Haar, kurz, aber nicht zu kurz, schneidiges Jackett. Ein Lächeln lag in seinen Augen, während er das Brimborium um uns herum beobachtete. Eine Spur überheblich. Langweilte es ihn genauso so sehr wie mich?
Ich wünschte, ich hätte nicht an diesem mickrigen Tisch, sondern mit 007 an der Bar gesessen, denn um es ganz ehrlich zu sagen, er war der einzige Kerl, der irgendwie interessant wirkte. Kein »Klonkrieger«. Wenn er nicht James Bond war, dann sicher irgendwas zwischen Anakin Skywalker und Darth Vader.
Nicht nur wegen seines Aussehens, das wäre mir zu banal. Zugegeben, Männer mit einem leichten Dreitagebart, der kaum mehr als ein Schatten war, hatten etwas Mysteriöses an sich. Die leicht verwuschelten Haare, die nicht perfekt in Reih und Glied lagen, wie es bei meinem Date der Fall war, zeigten, dass ihm Aussehen nicht wichtig war. Obwohl er natürlich...