E-Book, Deutsch, Band 2, 293 Seiten
Reihe: Kiss me
Summer Kiss me - Vielleicht für immer
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7438-4475-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 2, 293 Seiten
Reihe: Kiss me
ISBN: 978-3-7438-4475-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Julys Welt gerät völlig aus den Fugen, als sie kurz vor ihrer Hochzeit erfährt, dass der Mann, den sie für ihren Vater gehalten hat, gar nicht ihr Vater ist. Sie muss ihre Vergangenheit ins Reine bringen, um ihrer Zukunft positiv entgegenblicken zu können. So sagt sie ihre Hochzeit kurzerhand ab, um ihren Erzeuger aufzusuchen. Doch an der angegebenen Adresse trifft sie auf einen ganz anderen Mann: Cale Hardin, Eishockeystar und Kanadas Sexiest Man Alive. Cale kann es nicht fassen. Da steht tatsächlich mitten in der Nacht eine wildfremde Frau vor seinem Wohnzimmerfenster und beobachtet ihn dabei, wie er sich mit einem One-Night-Stand vergnügt. Obwohl er die Fremde augenblicklich aus seinem Leben verbannen will, hilft er ihr doch schließlich bei ihrer Suche nach ihrem Erzeuger. Das Schicksal hat jedoch viel mehr mit den beiden vor, als sie zunächst denken ... Der Roman ist in sich abgeschlossen. Fans von 'Kiss me, Devil' können sich auf ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren freuen
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Kapitel 2
July „Ich bin verrückt, völlig irre“, wispere ich in die Dunkelheit, schleiche weiter an der akkurat geschnittenen Hecke entlang und halte nach einem Schlupfloch Ausschau. Eindeutig, ich verliere den Verstand. Keine halbwegs vernünftige Person würde alleine, irgendwo in der Pampa, von dunklen Bäumen umgeben, durch die Nacht gehen, um ihren Willen durchzusetzen. Keine! Doch wie so oft in den letzten Tagen ist mein Verstand außer Gefecht gesetzt. Meine Augen gewöhnen sich langsam an das schwache Licht meiner Handytaschenlampe, suchen jeden noch so kleinen Winkel ab. Irgendwo zwischen diesem verdammten Gestrüpp muss es doch die Möglichkeit geben, auf die andere Seite zu kommen. Doch der Gärtner oder wer auch immer hat wirklich ganze Arbeit mit diesem Grünzeug geleistet. Ein frustriertes Stöhnen entweicht mir. Lässt mich in meinem Tun innehalten. Es ist dunkel, mir ist kalt und irgendwie sieht der Wald, der sich nun keine hundert Meter vor mir neben dem eingegrenzten Grundstück auftut, nicht einladend aus. Eilig drehe ich mich um und marschiere durch das knöchelhohe Gras wieder zurück zum Tor. Vielleicht habe ich auf der anderen Seite neben der Einfahrt ja mehr Glück. Mit dem schwachen Licht meines Handys leuchte ich mir den Weg, will schon enttäuscht aufgeben, als ich etwas entdecke, was meine Laune ein wenig hebt. Ein Baum, dessen Äste geradewegs auf das Grundstück ragen. Zwar ist es schon eine halbe Ewigkeit her, dass ich auf irgendwelchen Bäumen herumgeklettert bin, doch so schwer kann das ja nicht sein. Ich eile die Abgrenzung entlang, auf den Baum zu und schaue ihn mir genauer an. Der unterste Ast ist gar nicht mal so hoch oben, sieht stabil genug aus, um mich auszuhalten. Ich leuchte weiter empor, betrachte mir die anderen Zweige und stelle erfreut fest, dass sie alle recht passabel sind. Mit meinen knapp ein Meter sechzig und einem Gewicht von 55 Kilo müsste das machbar sein. Ich klemme mein Handy zwischen meine Zähne, greife nach dem Ast und versuche mich mit meinen Füßen an dem dicken Baumstamm abzudrücken. Doch die Oberfläche ist rutschiger als erwartet, meine Arme, die die Kraft aufbringen müssen, um mich hochzuziehen, sind das nicht gewohnt. Wild strampelnd versuche ich, mit meinen Füßen Halt zu finden, doch je mehr ich mich bemühe, umso weniger gelingt es mir. Wie ein nasser Sack hänge ich rum, unfähig, meine Beine unter Kontrolle zu bringen. Verflucht, irgendwie habe ich das leichter in Erinnerung. Damals, vor über siebzehn Jahren. Ich löse meinen Griff und lande auf dem Boden. Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal einfach mehr Schwung nehmen. Ich lockere meine Arme, atme tief durch und versuche es erneut. Nur dass ich dieses Mal hochhüpfe, nach dem Ast greife. „Autsch, verdammt“, schreie ich auf, als meine rechte Hand auf etwas Spitzes trifft. Zeitgleich lasse ich los und mein Hintern landet ziemlich unsanft mit einem ganzen Haufen an Blättern auf dem feuchten, mit Moos bedeckten Grund. Doch es ist nicht alleine mein schmerzender Po, der mir die Tränen in die Augen treibt. Bei meinem misslungenen Versuch, auf den Baum zu klettern, habe ich bei dem Absturz mein Handy verloren. Blindlings taste ich mein Umfeld nach dem kalten Metall ab. Auf allen vieren krabble ich auf dem Boden umher, doch mein Telefon bleibt verschwunden. „Ganz großes Kino, July“, schelte ich mich selbst und möchte am liebsten sitzen bleiben und in Tränen ausbrechen. So habe ich mir die Begegnung mit diesem Mann irgendwie nicht vorgestellt. Unser erstes Treffen lief in meiner Fantasie wesentlich entspannter ab. Jetzt habe ich nicht nur mein Handy verloren, sondern auch noch eine komplett nasse Hose, die, sollte ich wirklich auf dieses verhexte Grundstück gelangen, mich aussehen lässt, als ob ich meinen Urin nicht hätte halten können. „Der erste Eindruck voll für den Arsch“, sage ich und rapple mich auf, klopfe den Schmutz, den ich zwar nicht sehen kann, wohl aber spüre, von meiner Jeans ab und wage einen erneuten Versuch. Nur dass ich dieses Mal vorher den Baum abtaste und mir merke, wo ich hinfassen darf und wo nicht. Wie beim letzten Mal springe ich vom Boden ab, greife richtig und ziehe mich hoch, fest entschlossen, endlich auf das Grundstück zu gelangen. Meine Füße nehmen den Schwung mit, stoßen sich an dem Stamm ab und diesmal gelingt es mir. Meine Hände greifen nach dem nächsten Ast, meine Füße ziehen sich hoch und dann, als ich den Ast unter mir spüre, lasse ich die angehaltene Luft langsam entweichen. Noch habe ich mein Ziel nicht erreicht, aber immerhin komme ich ihm jetzt Stück für Stück näher. Erleichtert darüber, dass die Äste mein Gewicht aushalten, schaffe ich es immer höher, bis ich schließlich auf der andren Seite der Umzäunung bin. Jetzt muss ich nur noch hinunterklettern und diese Hürde ist gemeistert. Schwer atmend und mit wackligen Beinen spüre ich ein paar Minuten später wieder festen Untergrund unter meinen Füßen. Und was jetzt?, denke ich, blicke mich suchend um. Vielleicht zur Haustür gehen, um dagegenzuklopfen? Aber wenn mein Klingeln schon nicht erhört wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit wohl ziemlich hoch, dass auch dieses Geräusch nicht vernommen wird. Ich könnte mich im Garten umsehen. Vielleicht sitzen sie ja auf der Terrasse an einem Lagerfeuer. Das würde auch erklären, warum sie mein Klingeln nicht gehört haben. Das ungute Gefühl in mir wächst, genauso wie die Frage, was ich denn sagen soll, wenn ich plötzlich vor ihm stehe. Dazu auch noch in diesem Aufzug. Ob er mir glauben wird? Oder wird er gleich die Polizei rufen, weil ich ohne Erlaubnis auf seinem Grundstück herumspaziere? Mein gut durchdachter Plan, meine zurechtgelegten Sätze bekommen immer mehr Risse und ich merke, wie mich die Unsicherheit Stück für Stück einholt. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Nicht ohne Handy, mitten in der Nacht und ohne das nächste Haus in der Nähe zu wissen. Zwischen den hohen Bäumen, den blühenden Sträuchern schleiche ich auf das große, rechteckige Gebäude zu, drücke mich wie in diesen Actionfilmen an der Hauswand entlang zum nächstgelegenen Fenster, um einen kurzen Blick ins Innere zu werfen. Keine Frage, ich bin verdammt neugierig auf diesen Mann, möchte wissen, wie er wohnt, was er beruflich macht, denn nach der Villa zu urteilen, ist er kein Kassierer an irgendeiner Supermarktkasse. Das Herz in meiner Brust klopft unheimlich schnell, mein Atem ist noch immer mit meinem nächtlichen Sportprogramm überfordert und von meinem Puls will ich erst gar nicht anfangen. Für einen Moment bleibe ich einfach nur dort, an der Hauswand, zwischen den zwei hell erleuchteten Fenstern stehen und überlege mir meinen nächsten Schritt. Nachdem ich durch die Scheibe blicke, werde ich, sollte sich dort drinnen jemand befinden, kurz dagegenklopfen, freundlich winken und dann … ja, dann kann ich nur hoffen, dass die Person im Haus nicht sofort mit irgendeinem Gegenstand auf mich losgeht. Zugegeben, der Plan ist nicht besonders glücklich gewählt, aber was Besseres will mir auch nicht einfallen. So oder so, die Situation ist recht prekär. Und doch ist die Neugierde auf diesen einen Mann stärker als jede Vernunft. Ich will endlich wissen, wie er aussieht, wie seine Stimme klingt, wie sein Charakter ist. Ein paarmal atme ich tief ein und aus. Versuche, meine Nervosität unter Kontrolle zu bekommen. Als ich glaube, einigermaßen so weit zu sein, trete ich einen Schritt zur Seite, strecke den Kopf vor, um einen Blick ins Haus zu wagen, den Rest meines angespannten Körpers drücke ich noch immer an die kalte Mauer. So, dass ausschließlich mein Kopf von meinem Versteck hervorlugt. Doch enttäuscht muss ich feststellen, dass ich bis auf das Mobiliar der Küche niemanden sehe. Da ist keine Menschenseele, der ich zuwinken oder gar mich vorstellen könnte. Also gehe ich zum nächsten Fenster und wieder zum nächsten, so lange, bis ich schlussendlich irgendwen zu Gesicht bekomme. Was zum Glück nach dem vierten Fenster der Fall ist. Doch das, was ich erblicke, lässt mich nicht nur erschrocken die Augen aufreißen, sondern auch meine Hand vor den aufgeklappten Mund schlagen und mich wie betäubt dastehen. Wer auch immer das in dem Haus ist, ist ganz sicher nicht der Mann, den ich erwartet habe. Nein. Der Kerl, den ich dort in dem edlen Wohnzimmer zu Gesicht bekomme, ist jünger, sehr viel jünger. Und nicht nur das. Der Typ ist gerade dabei, mit einer Frau Sex zu haben. Noch immer fühle ich mich wie paralysiert, obwohl mir klar ist, dass ich so völlig fehl am Platz bin wie ein Pickel, der sich kurz vor einem Date auf das Gesicht schleicht. Mein Blick klebt an dem Typen, dessen nackter Oberkörper über dem Rücken der Frau liegt, und seinen muskulösen Armen, die sich an der Kopflehne des Sofas abstützen. Sein dunkelblondes Haar ist kurz und sieht, sofern ich das beurteilen kann, feucht aus. Genau wie die Frau hat er seine Augen geschlossen, doch sein Gesicht wirkt nicht entspannt oder lustverhangen. Nein, irgendwie erscheint er fast schon bedrohlich. Irgendetwas Faszinierendes liegt in seinem Gesichtsausdruck, macht es mir unmöglich, wegzusehen. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie sich seine Mimik erst...