Suchanek | Maddrax - Folge 368 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 368, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

Suchanek Maddrax - Folge 368

Die Gott-Maschine
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8387-5505-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Gott-Maschine

E-Book, Deutsch, Band 368, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

ISBN: 978-3-8387-5505-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



PROTO ist auf dem Weg nach Süden, als in der Schweiz unvermittelt eine Druckwelle den Panzer trifft und davonwirbelt. Ein gewaltiger Explosionspilz steht plötzlich über der Landschaft. Was ist passiert? Als Matt, Aruula und Juefaan zu einer Rettungsmission aufbrechen, ahnen sie noch nicht, dass der eigentliche Ursprung der Katastrophe noch etliche Kilometer weiter südlich liegt - in einer Anlage, wo sich einst jemand daran machte, Gott zu spielen...

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Auf dem Weg nach Marseille, Anfang März 2545 Behutsam strich Aruula über die Linien auf ihrem Bein. Bei der Berührung stiegen wieder die gleichen Bilder aus ihrer Erinnerung empor. Eine alte Frau mit pergamentartiger brauner Haut: Wudans Auge. Sie hat schlohweißes verfilztes Haar und grüne Augen. Ihr Gesicht ist von Falten bedeckt, so tief wie die Rinde eines uralten Baumes. Das zahnlose Lächeln der Alten ist herzlich und traurig zugleich; es ist das Lächeln einer Mutter und einer Lehrerin, einer Wegweiserin und Schwellenhüterin – einer Wächterin Wudans. Sie trägt einen Ring aus rötlichem Metall im rechten Nasenflügel, ein Zeichen, dessen Bedeutung niemand kennt. Die farbigen Linien auf Aruulas Körper verblassten zusehends – die Hennafarbe verlor ihre Kraft. Sie hatte sie schon in der Wudansburg erneuern wollen, nachdem man ihr vorgegaukelt hatte, Wudan selbst gegenüberzutreten – doch die Ereignisse hatten sie davon abgehalten. Höchste Zeit also, das nachzuholen. Aruulas Blick wanderte zu den kleinen Tiegeln neben der Koje, in denen sie frische Farben angerührt hatte. Alles, was sie tun musste, war die Striche nachzuziehen, die Symbole, die sie als Kriegerin Wudans kennzeichneten, zu erneuern. Warum tue ich es nicht? Sie seufzte. Das Abenteuer auf den Dreizehn Inseln hatte etwas in ihr verändert. Oder eine lange verdrängte Angst an die Oberfläche gebracht? Es war nicht der Ort gewesen, den vorzufinden sie erwartet hatte. Und das lag nicht daran, dass ihr Volk sich mit fremden Amazonen zusammengetan hatte und in die ehemalige Lokiraaburg umgezogen war.1) Zum ersten Mal war ihr wirklich bewusst geworden, was sechzehn Jahre bedeuteten. Ihre wenigen Freundinnen dort, die noch lebten, waren nicht nur gealtert. Das Leben war vorangeschritten und ihre Erfahrungen und Kämpfe hatten aus vertrauten Schwestern Fremde gemacht, die von neuen Erlebnissen geprägt worden waren. Aruula griff nach einem der beiden Tiegel und betrachtete versonnen die zähe rote Flüssigkeit darin. Schon bei Rulfan war es ihr aufgefallen. Er war nicht nur gealtert, sondern nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Kampf gegen die Schwarzen Philosophen, der Verlust von Myrial, die Angst um seine beiden Söhne, das alles hatte ihn ausgezehrt. Bei allen Veränderungen dachte ich doch immer, dass er sich niemals ändern wird. Rulfan von Coellen, der Freund und Gefährte, der Anker im Sturm. Was mochte andernorts geschehen sein? In Meeraka, bei den Hydriten auf dem Meeresgrund oder weit entfernt, auf dem Mars. Ich bin allein. Die Erkenntnis schmerzte. Sie fühlte Leere und … Taubheit. Da war nicht mal Schmerz oder Traurigkeit, da war nichts. Selbst die schrecklichen Taten, die sie unter dem Einfluss Samugaars begangen hatte, waren längst vergessen; das verursachte Leid Teil einer weit zurückliegenden Geschichte. Diese Welt war ihr so fremd, wie sie Maddrax nach seiner Reise vom Damals ins Jetzt vorgekommen sein musste. Er hatte fünfhundert Jahre übersprungen. Eine Zeitspanne, die sie kaum begreifen konnte. Erst heute verstand sie wirklich, was das für ihn bedeuten musste. Allein. Stets kampfbereit. Getrennt von allen, die er liebte. Hilf mir!, schrie sie in die Stille der Gedanken. Immer wenn ich verloren war, wenn ich Führung brauchte, warst du da! Wo bist du jetzt? Wudans Auge antwortete nicht. Wie auch, die Alte war tot. Obgleich sie ihr bei der Vision in der Wudansburg – die sich als Teknikk-Trick entpuppt hatte – erschienen war. Und auch schon zuvor. Aruula stellte den Tiegel wieder zurück. Es waren nur Striche ohne Bedeutung. Die alte Seherin, die Frauen der Dreizehn Inseln, ihre Verbindung zu allem, was atmete und existierte … seit Anastaasa sie um die Begegnung mit Wudan betrogen hatte, konnte nichts davon mehr spüren. Ich habe meinen Glauben verloren, dachte sie entsetzt. Nein, das stimmte nicht. Ihr Glauben war erschüttert. Weil es so leicht gewesen war, sie zu täuschen? Weil sie den Betrug nicht durchschaut hatte und bereit gewesen war, der Elnak Anastaasa vorbehaltlos zu folgen? Weil sie dabei sogar Maddrax belogen hatte? Maddrax … Außer ihm gab es nun niemanden mehr, der ihr wirklich nahe war. Doch beschränkte sich diese Nähe zwischen ihnen beiden nicht längst nur noch auf das gemeinsame Reisen? Sie hatten sich einst geliebt, doch die Mauer, die seit Anns Tod zwischen ihnen gewachsen war, existierte noch immer. Keiner von ihnen hatte es bislang geschafft, sie niederzureißen. Aber bevor das nicht geschah, würde sich nichts ändern … „Hey!“ Aruula zuckte zusammen, als Juefaan mit einem Grinsen auf dem Gesicht auf den Stuhl neben ihrer Koje sank. Sein kurzes schwarzes Haar war verstrubbelt und er wirkte müde. Er trug eine Lederweste, die die Arme freiließ, und Aruula musste zugeben, dass er die Muskulatur seines Vaters nicht nur geerbt, sondern auch durch beständiges Training beeindruckend weiterentwickelt hatte. Um seinen Hals hing der Lederbeutel mit dem Symbionten. „Ich glaube, Matt schläft bald hinter dem Steuer ein. Er freut sich bestimmt über deine Gesellschaft.“ Erst jetzt bemerkte er ihren Gemütszustand. „Ist alles in Ordnung?“ Sie verzichtete darauf, ihm den Kopf zu waschen, weil er sie gestört hatte. „Doch, sicher. Du hast recht, ich schaue mal nach Maddrax.“ Rulfans Sohn neigte seinen Kopf zur Seite und musterte sie durchdringend. „Bist du sicher? Du bist vor zwei Stunden verschwunden, um deine Linien aufzufrischen“, er deutete auf die Tiegel, „und wie ich sehe, warst du nicht sehr erfolgreich bis jetzt.“ Sie mochte Juefaan und wusste, dass auch er schlimme Zeiten durchlebt hatte. Aber er war nicht der richtige Ansprechpartner in diesen Dingen. „Ich bin nicht in der Stimmung“, sagte sie. „Warum?“ „Weil …“ Sie stockte. „Ach, es ist kompliziert. Ich fühle mich gerade ziemlich allein.“ Juefaans Lächeln verblasste. „Aber du bist nicht allein! Du kannst immer auf mich zählen, das weißt du, und dort vorne in der Kanzel sitzt ein Mann, der dich liebt. Ich weiß es, auch wenn er es nicht hinausposaunt. Selbst wenn alles um euch herum zerfällt, habt ihr immer noch euch.“ Damit wandte er sich ab. „Ich leg mich in die Koje.“ Kurz überlegte Aruula, ihn doch in ihre Gedankengänge einzuweihen, ließ es dann aber bleiben. Juefaan hatte eigene Sorgen. Er hatte mit Hilfe des Symbionten seiner großen Liebe Jaira alle Erinnerung nehmen müssen, weil sie sonst zu einer tödlichen Gefahr für den Hort des Wissens geworden wäre. Der Statthalter der Schwarzen Philosophen in Eibrex, Aleister Crowley, hatte ihr einen Hirnparasiten eingepflanzt, den selbst Maddrax mit der Teknikk in PROTO nicht entfernen konnte.2) Um ein Heilmittel zu finden, hatte Juefaan sich ihnen angeschlossen. Doch es war fraglich, ob er jemals Erfolg haben würde. Ob es überhaupt ein Gegenmittel gab. Und selbst wenn, würde Jaira nie mehr die Alte sein. Er war nun ein Fremder für sie und würde es auch bleiben. Aruula raffte sich auf. Mit zwei Handgriffen waren die Tiegel versiegelt. Sie stopfte sie in ein Fangnetz, das an der Wand ihrer Koje angebracht war. Zeit, Maddrax einen Besuch abzustatten. Als Aruula die Pilotenkanzel betrat und in den Sitz des Kopiloten rutschte, wusste Matthew Drax sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie wirkte distanziert und gleichzeitig leidend, seit sie die Dreizehn Inseln verlassen hatten. War es der Schmerz, sich so rasch wieder von ihren Schwestern trennen zu müssen? Oder hatte der Zeitsprung sie doch schwerer getroffen, als gedacht? „Wir haben nur uns“, sagte sie in die Stille hinein. Beinahe hätte Matt das Steuer verrissen, so überraschend kam die Bemerkung. „Wir drei gegen den Rest der Welt“, erwiderte er mit einem Lächeln. Aruula schluckte. „Ich meinte uns beide.“ Seine Hände wurden feucht, als er die Bedeutung hinter den Worten begriff. Seit den Erlebnissen in der Domäne und der Rückkehr in diese Welt standen sie wieder Seite an Seite und kämpften gemeinsam. Doch immer, wenn die Sprache auf den Tod von Ann kam und daraus folgend Matts Reise mit Xij, und andererseits Aruulas Erlebnisse an der Seite von Samugaar, wechselte einer von ihnen das Thema. Es tut immer noch weh, begriff er in schmerzhafter Selbsterkenntnis. Uns beiden. „Du weißt, dass ich dir nichts vorwerfe.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Es war Schicksal. Ich habe Daa’tan verloren und du Ann. Dieser Verlust wird immer Teil unseres Lebens sein.“ Schicksal? Nicht Wudans Wille? Mit wenigen Griffen aktivierte Matt den Autopiloten, lehnte sich zurück und seufzte. „Ich habe tausendmal daran zurückgedacht“, gab er schließlich zu. „Wenn ich dich nicht von mir gestoßen hätte, wäre alles anderes gekommen. Du wärst nicht mit Rulfan nach Canduly Castle gereist und nie in die Fänge des Archivars geraten.“ Aruula nickte langsam. Dann schüttelte sie den Kopf. „Was immer du auch getan hättest, am Ende war es vorherbestimmt, dass ich auf Samugaar treffe. Er war eine Prüfung für mich.“ „Die du bestanden hast.“ „Doch zu welchem Preis?“ Aruulas Blick heftete sich auf einen fernen Punkt der Landschaft. „So viele haben darunter gelitten, manche sind gestorben. Und...



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