E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Digital Edition
Styles Die Geliebte des Gladiators
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-8723-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8723-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rom, 65 v. Chr.: Wie kein Mann zuvor weckt Valens der Thraker die Leidenschaft der schönen Patriziertochter Julia Antonia. In den starken Armen des berühmten Gladiators verspürt sie nie gekannte Gefühle der Lust. Und auch wenn er ein Sklave ist und die strengen Gesetze Roms eine gemeinsame Zukunft verbieten: Julia kämpft für das, was die Stimme ihres Herzens ihr rät. Und macht dabei eine aufsehenerregende Entdeckung: Valens ist nicht der, für den die Römer ihn halten...
Obwohl Michelle Styles in der Nähe von San Francisco geboren und aufgewachsen ist, lebt sie derzeit mit ihrem Ehemann, drei Kindern, zwei Hunden, zwei Katzen, Enten, Hühnern und Bienenvölkern unweit des römischen Hadrianswalls im Norden Englands. Als begeisterte Leserin war sie schon immer an Geschichte interessiert, darum kann sie sich am besten bei einem historischen Liebesroman entspannen. Besonderes Interesse hat sie an der Lebensweise der einfachen Leute in der Antike. Im Laufe ihrer Recherchen lernte sie auch, zu kochen wie die alten Römer und mit einer Spindel umzugehen. Wenn sie nicht gerade ihren Leidenschaften, dem Schreiben, Lesen oder historischen Recherchen nachgeht, pflegt sie ihren ein wenig verwucherten Garten oder macht Handarbeiten.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Kapitel
Rom, 65 v. Chr.
Wer war dieser Mann? Und – wichtiger noch – woher kannte sie ihn?
Verstohlen musterte Julia Antonia den Hühnen, der lässig im Säulengang des Thermalbades stand und sich in aller Ruhe umsah. Unter der auffällig kurzen Tunika schauten zwei kräftige Beine hervor, und auch die breiten Schultern fielen ins Auge. Wirklich in den Bann gezogen wurde sie aber von diesem ausdrucksstarken Gesicht, das ihr irgendwie bekannt vorkam. Seine Stimme hatte sie allerdings noch nie gehört.
Als ihre Blicke sich trafen, hatte sie das Gefühl, er könnte ihr bis auf den Grund der Seele schauen. Er zog eine Augenbraue hoch und nickte ihr zu. Kannten sie sich also doch? Unwillkürlich wickelte sie sich etwas fester in ihre grüne Stola, um sicherzugehen, dass sie ganz und gar das Bild einer würdevollen Römerin abgab.
Derweil war aus einer anderen Ecke das unverwechselbare Gelächter ihrer Stiefmutter Sabina Claudia zu hören – vermutlich zerstörte sie gerade wieder einmal genüsslich den guten Ruf einer angesehenen Bürgerin. Sabinas Freundinnen lehnten sich eifrig nach vorne, um auch keine einzige schmutzige Einzelheit zu verpassen, und versperrten Julia damit die Sicht. Als sie wieder freien Blick hatte, war der geheimnisvolle Mann verschwunden – als wäre er nie da gewesen.
Wieso nur kam er ihr so vertraut vor? Sie konnte schwören, dass sie einander nie begegnet waren – an diese tiefe, wohlklingende Stimme würde sie sich bestimmt erinnern. Die Lösung des Rätsels schien zum Greifen nah, wollte ihr aber einfach nicht einfallen.
„Wo bleibt nur diese Sänfte? Ich hatte ihnen doch deutlich gesagt, dass ich zur fünften Stunde abgeholt zu werden wünsche – und jetzt haben wir schon fast die sechste.“ Das Gezeter der Stiefmutter riss Julia kurz aus ihren Gedanken. „Diese unzuverlässigen Sklaven gehören ausgepeitscht.“
Sabinas Freundinnen seufzten zustimmend.
„Soll ich nachsehen, was draußen los ist? Es klingt ganz so, als wäre dort drüben kein Durchkommen.“ Julia deutete auf eine der Seitenstraßen. Eigentlich hätte sie Sabina auch in Erinnerung rufen können, dass ihr Gemahl die Sänfte genommen hatte. Vermutlich wäre das Genörgel dann nur noch schlimmer geworden, also ließ sie es lieber sein.
Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte sie nach draußen. Bestimmt würde sich Sabina sofort wieder ihren Freundinnen zuwenden und über das Schicksal ihrer Stieftochter klagen. „Das arme Ding. Ohne Dienerin muss sie immer alles selbst machen. Aber welche Frau ist schon so dumm, sich von einem Senator scheiden zu lassen?“ Etwas in dieser Richtung. Und wieder einmal würde über den Skandal getratscht werden, den Julia verursacht hatte.
Aufgebracht beschleunigte sie ihre Schritte, ohne dabei jedoch die Haltung zu verlieren. Sie bereute es in keinster Weise, aus der Ehe mit Lucius Gracchus geflüchtet zu sein: Der Senator besaß nicht nur harte Fäuste, sondern benutzte sie auch gerne bei seiner Frau. Eigentlich erstaunlich, dass sie überhaupt dreieinhalb Jahre bei ihm geblieben war. Sie konnte nur immer wieder Juno auf Knien danken, dass sie schließlich den Mut zur Trennung gefunden hatte.
Inzwischen war sie draußen angekommen. „Warum dieser Aufruhr?“, fragte sie einen Mann, der einen Korb Fische auf dem Kopf balancierte. Der jedoch würdigte sie keiner Antwort.
Unschlüssig, ob sie dem Lärm folgen oder sicherheitshalber lieber im Eingang des Bades stehen bleiben sollte, blickte sie die Straße hinunter. Immerhin war seit Tagen nichts Aufregendes mehr geschehen, abgesehen vom Erscheinen des gut aussehenden Fremden, der sich in der Zwischenzeit offenbar in Luft aufgelöst hatte.
„Gladiatoren“, wurde ihre Frage nun doch beantwortet – von einer auffallend wohlklingenden Stimme.
Julia wirbelte auf der Stelle herum – und stand unmittelbar vor ihm. So konnte ihr unmöglich entgehen, wie seine gewaltigen Muskeln den Stoff der Tunika spannten. Wenn sie sich doch nur erinnern könnte! Sie hob den Kopf. „Gladiatoren?“, fragte sie ratlos.
„Das Volk erwartet die Ankunft der Kämpfer. Der neue Ädil Julius Cäsar stellt das gewaltigste Spektakel auf die Beine, das Rom je gesehen hat. So viele Gladiatoren wie nie zuvor werden in der Arena kämpfen – zu Ehren von Cäsars verstorbenem Vater.“
„Ach ja?“ Sie hatte vollkommen vergessen, dass der Trubel heute beginnen sollte. Wen kümmerte das auch schon? Für die Spiele hatte sie nichts übrig – wenigstens in diesem einen Punkt wusste sie sich mit der Stiefmutter einig. „Das war mir entfallen. Nicht jeder Bürger dieser Stadt interessiert sich für die Spiele. Bist du deshalb in Rom?“
„So könnte man das sagen.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich möchte allerdings lieber über dich sprechen. Und warum du mir gefolgt bist.“
„Das bin ich nicht“, protestierte Julia scharf. „Ich bin nach draußen gelaufen, um zu sehen, warum auf einmal solch eine Unruhe herrschte.“
„Ah. Es war natürlich nur Zufall“, stimmte er ihr zu. Sein Lächeln vertiefte sich. „Du bemühst dich, meine Aufmerksamkeit zu erregen, gibst mir mit den Augen Zeichen, dass wir uns hier treffen wollen – und behauptest jetzt, ich würde mir das nur einbilden. Ziemlich dreist. Aber irgendwie auch faszinierend.“
Julia zuckte innerlich zusammen. War ihr Verhalten wirklich so leicht misszuverstehen? Sie hatte doch nur angestrengt überlegt, wo sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte! Warum fragte sie ihn jetzt nicht einfach? Sobald dies geklärt war, könnte sie den Rest mit einem Lachen abtun.
„Kennen wir uns irgendwoher?“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Dabei betrachtete sie die roten Planen des nahen Marktes, um nicht noch einmal in diese dunklen Augen blicken zu müssen. „Ich meine, dich schon einmal gesehen zu haben – mir fällt aber nicht mehr ein, wann und wo.“
„Ich bin Valens.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Wahr und wahrhaftig. Und du heißt?“
„Julia Antonia. Sollte dein Name mir etwas sagen?“ Nach wie vor rang sie um ihre Fassung. „Vielleicht solltest du mir ein bisschen mehr über dich verraten. Immerhin ist Rom die größte Stadt der Welt – da benutzen die Wenigsten nur einen Namen.“
„Man nennt mich Valens den Thraker“, antwortete er überrascht.
Über ein Dutzend Kämpfe auf Leben und Tod hatte er schon überstanden – und trotzdem fühlte er sich auf einmal unbeholfen wie ein kleiner Junge. Das Gespräch nahm ganz und gar nicht den erwarteten Verlauf. Sie war ihm von Anfang an aufgefallen. Und er hatte vermutet, dass sie ihn erkannte – schließlich war er ein berühmter Mann. Als sie ihm dann auch noch zu folgen schien, war er eigentlich auf eine weitaus erfreulichere Begegnung gefasst.
„Was aber tust du hier, wenn du ein Gladiator bist?“ Julia verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum sammelt sich keine Schar begeisterter Anhänger um dich? Bist du ein unerfahrener Neuling?“
Verdutzt strich Valens sich über das Kinn. Dass an seinen Leistungen in der Arena gezweifelt wurde, war eine völlig neue Erfahrung für ihn. „Ich war hier, um zu klären, wann wir die Bäder für unsere Pflege nutzen können.“
„Aha.“
Stirnrunzelnd sah Valens die junge Römerin an. Wusste sie wirklich nicht, mit wem sie es zu tun hatte? Eigentlich war er es gewohnt, dass die Frauen in Ehrfurcht erstarrten, wenn sie vor ihm standen. In der Regel wurde dann um ein Andenken für den Gatten oder Sohn gebeten, nur zu häufig erhielt er allerdings auch ganz eindeutige Angebote.
„Man sagt, ich sei einer der besten Gladiatoren unserer Zeit“, erklärte Valens. Normalerweise hasste er es, mit seinen Erfolgen zu prahlen – er ließ lieber das Schwert für sich sprechen. „Vermutlich hast du die Anschläge für die Spiele gesehen – sie hängen überall in der Stadt. Und an jeder Straßenecke werden kleine Figuren von mir und den anderen Gladiatoren verkauft.“
Zweifellos würde sie nun wie die anderen in Ohnmacht fallen. Er wartete auf das Unabwendbare, doch sie musterte ihn nur nachdenklich.
„Ah, daher also. Ich hatte mich schon gewundert“, stellte sie schließlich erleichtert fest. „Ich muss wohl die Figürchen gesehen haben. Das erklärt alles, denn wir sind uns offensichtlich noch nie begegnet. Ich dachte … Ach, das ist nun ja egal. Trotzdem merkwürdig – denn ich schaue mir diese Sachen eigentlich nie an. Anscheinend bekommt man doch mehr mit, als man denkt.“
Valens betrachtete sie ungläubig. Wer war diese Julia Antonia? Warum freute sie sich so offenkundig darüber, ihm nie zuvor begegnet zu sein? Er sollte jetzt besser das Weite suchen. Irgendetwas an dieser Frau ließ ihn indes wie angewurzelt stehen bleiben. War es ihre Stimme? Die Art, wie sie den Kopf hielt? Oder die natürliche Schönheit ihrer feinen Züge? Die weiblichen Rundungen, die auch ihr Gewand nicht vollkommen verbergen konnte? Was auch immer, er hätte sich nur zu gerne an eben diesen Stoffen zu schaffen gemacht. Sie daraus befreit, wie einen Schmetterling aus dem Kokon. Kein Zweifel – der Anblick würde umwerfend sein.
Plötzlich erkannte er jedoch, dass da noch mehr war: Irgendwie beunruhigte ihn diese Frau. Wahrscheinlich, weil sie ihn wie einen ganz normalen Menschen behandelte. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert, erst recht nicht bei einer Römerin ihres Standes.
Seit er vor viereinhalb Jahren den ersten Titel als Gladiator gewonnen hatte, wurde er entweder als Gott verehrt oder wie der...