Strugatzki Gesammelte Werke 2
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-641-05151-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Drei Romane in einem Band: Picknick am Wegesrand; Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang; Das Experiment
E-Book, Deutsch, 912 Seiten
ISBN: 978-3-641-05151-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Arkadi und Boris Strugatzkis Romane sind nicht nur Parabeln über die Stellung des Menschen im Universum, sondern auch schonungslose Abrechnungen mit Ideologiegläubigkeit und Personenkult. In der UdSSR durften zahlreiche ihrer Texte nicht erscheinen. Der zweite Band der Werkausgabe enthält die Romane 'Picknick am Wegesrand', verfilmt von Andrej Tarkowski als 'Stalker', 'Das Experiment' und 'Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang'.
Arkadi (1925-1991) und Boris (1933-2012) Strugatzki zählen zu den bedeutendsten und erfolgreichsten russischen Autoren der Nachkriegszeit. Ihre Romane sind nicht nur faszinierende Parabeln über die Stellung des Menschen im Universum, sondern auch schonungslose Abrechnungen mit Ideologiegläubigkeit und Personenkult. Etliche ihrer Texte durften in der Sowjetunion nicht erscheinen. Inzwischen hat die Gesamtauflage ihrer Werke die fünfzig Millionen überschritten, sie wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Viele ihrer Romane wurden verfilmt - Andrei Tarkowskis Adaption von 'Picknick am Wegesrand' unter dem Titel 'Stalker' gehört zu den Klassikern der Filmkunst.
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" (S. 296-297)
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Die verrosteten, verbeulten Mülltonnen quollen über. Unter den Deckeln lugten Zeitungsfetzen hervor, hingen Kartoffelschalen heraus. Die Tonnen sahen aus wie die Schnäbel schmutziger, beim Essen nicht eben wählerischer Pelikane. Und sie wirkten so schwer, als könne man sie nicht heben. Doch mit Wang zusammen war es ein Kinderspiel, sie mit einem Ruck zu Donalds ausgestreckten Händen hochzuhieven und auf dem Rand der herabhängenden Ladeklappe abzustellen. Man musste nur auf die Finger achtgeben. Danach konnte man die Fäustlinge zurechtrücken und Luft schöpfen, während Donald die Mülltonne auf der Ladefläche nach hinten ruckelte.
Aus dem weit geöffneten Tor wehte feuchte Nachtluft herüber. Unter der gewölbten Decke des Hausflurs schaukelte an einer schmutzverklebten Schnur eine gelbe Glühbirne. Wang sah in diesem Licht aus, als leide er an Gelbsucht; Donalds Gesicht war im Schatten seines breitkrempigen Texashuts nicht zu erkennen. Graue Wände mit abbröckelndem Putz, von horizontalen Furchen durchzogen. Dunkle Knäuel staubiger Spinnweben unter der Decke. Obszöne Zeichnungen von weiblichen Körperteilen in Lebensgröße. Neben der Tür zur Hauswartswohnung eine wüste Ansammlung leerer Flaschen und Konservengläser, die Wang sammelte, sorgfältig sortierte und beim Altstoffhändler ablieferte …
Als nur noch eine Mülltonne übrig war, nahm Wang Schaufel und Besen und fing an, die Abfallreste auf dem Asphalt zusammenzukehren. »Lassen Sie doch das Putzen, Wang«, sagte Donald gereizt. »Immerzu fegen Sie herum. Sauberer wird es davon ja doch nicht.« »Er muss zusammenkehren, das gehört zu den Pflichten eines Hauswarts«, widersprach Andrej belehrend, drehte dabei seine rechte Hand hin und her und spürte nach: Ihm schien, als habe er sich eine Sehne gezerrt.
»Müllen ja doch wieder alles zu«, sagte Donald hasserfüllt. »Kaum drehen wir ihnen den Rücken zu, laden sie noch mehr ab als vorher.« Wang schüttete den Müll in die letzte Tonne, drückte ihn mit der Schaufel fest und schlug den Deckel zu. »Kann sein«, sagte er und blickte zum Hauseingang. Dort war es jetzt sauber."