E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 190 mm
ISBN: 978-3-374-04776-5
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Kulturhistorikerin Elke Strauchenbruch erläutert diese Fragen der Alltagsgeschichte in ihrem Buch 'Luthers Hochzeit' auf gewohnt anschauliche Weise und fragt, was der Reformator damit zu tun hat? Martins Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora, die Hochzeit des berühmten ehemaligen Mönches mit der entlaufenen Nonne, war eine der spektakulärsten Eheschließungen der Geschichte. War sie bloße Provokation? Galt sie der Befriedigung sexueller Bedürfnisse? War sie Bekenntnis zur Ehe? Hat sie Einfluss auf unsere heutige Feierkultur?
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- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kultur- und Ideengeschichte
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Luthers Auseinandersetzung mit Zölibat und Ehe
Zu Beginn der Reformation begannen Luther und seine Freunde alle bisherigen Gewissheiten zu hinterfragen. Auch ihr Verständnis von Sexualität und Ehe wurde in der folgenden Zeit einer Prüfung unterzogen. Noch ging es ihm weder um den Fall des Zölibats noch um die Priesterehe und schon gar nicht um seine eigene Eheschließung. Diese ersten einfühlsamen und wissenden Äußerungen des zur Keuschheit verpflichteten Mönches zum Thema Liebe, Sexualität und Ehe sind schon erstaunlich. So verwundert es nicht, dass manchmal die Überlegung geäußert wird, dass er auch ein Mann war und sicher Bedürfnisse wie jeder andere Mann auch gehabt haben wird. Kann es also nicht sein, dass er womöglich schon als junger Mann oder gar als Mönch die Freuden der Liebe genossen und vielleicht sogar die Reformation eingeführt hat, um nicht mehr allein im Bett sein zu müssen? Wir müssen dieser Frage im Folgenden nachgehen. Abb. 5 Fragmente der Lutherkanzel in der Wittenberger Stadtkirche, heute im Lutherhaus Abb. 6 Erschaffung der Eva, Holzschnitt 1523 Abb. 7 Luther als Evangelist, Holzschnitt von Hans Brosamer Luther legte in der Adelsschrift u. a. die theologischen Grundlagen für das evangelische Pfarrhaus. Ausgehend von der Idee des Priestertums aller Gläubigen erklärte er: Durch Glaube und Taufe ist jeder Christ zum Priester geeignet und geistlichen Standes. Pfarrer zeichnen sich darum nicht durch eine besondere Weihe, sondern durch persönliche Eignung und Wahl durch die Gemeinde aus. Der Pfarrer solle nach seiner Wahl durch die Gemeinde ernährt werden und dürfe heiraten, wenn er das wolle. Der evangelische Pfarrer ist von Gott zur Predigt und Sakramentsverwaltung in der Gemeinde eingesetzt. Er soll in der Gemeinde wohnen und einen weltlichen Haushalt führen. Der im Konkubinat lebende Priester solle seine aus Gewissensnot geschlossene Partnerschaft als legitime Ehe betrachzten, denn die zwey sein gewiszlich fur got ehlich. Die öffentliche Eheschließung von Priestern propagierte er hier noch nicht, wohl um sie zu schützen. Doch wurde die Frage des Zölibats nun diskutiert und seine Aufhebung Forderung der reformatorischen Propaganda.32 Abb. 8 Der Stiftsherr mit seiner Familie, Szene aus dem Panorama „Luther 1517“ in Wittenberg von Yadegar Asisi Durch seine Vorrede zu der ebenfalls noch 1520 erschienenen Epistola divi Hulderichi (Brief des hl. Ulrich) wurde dieser Druck zur ersten reformatorischen Flugschrift, die sich ausschließlich dem Priesterzölibat widmete. Luther zeigte sich inzwischen davon überzeugt, dass die Priesterehe, im Alten Testament von Gott gestiftet, nie aufgehoben worden sei und um der Unzucht willen solle jeder seine eigene Frau haben und es ist besser zu heiraten, als zu brennen.33 Abb. 9 Die Hochzeit Bernhardis im Beisein Luthers und des natürlich nicht teilnehmenden Kurfürsten Friedrich, zeitgenössischer Titelholzschnitt 1521 stellte Luther fest, dass, wenn man die Ehe nicht nur flieht, sondern auch in Ewigkeit ihr abschwört, das heißt den ehelichen Stand aufs höchste verachten und verunehren, und anstatt seiner nicht in einen heiligen Stand, sondern Ruhe, stilles Leben und Freude suchen wider Gottes Befehl und Ordnung.38 Luthers wichtigste Eheschriften seien in diesem Zusammenhang genannt: 1519 Ein Sermon vom ehelichen Stande, 1522 Vom ehelichen Leben, 1524 Dass Eltern ihre Kinder nicht zwingen noch hindern, und die Kinder ohne der Eltern Willen sich nicht verloben sollen, 1529 Der große Katechismus, 1529 Traubüchlein (Ablauf der Eheschließung: Aufgebot, Trauung, Einsegnung), 1530 Von Ehesachen. Abb. 10 Eheschließungen von Geistlichen, Titelholzschnitt 1522 Die nachstehende Tabelle soll in einer kleinen Auswahl kurz verdeutlichen, welche der reformatorisch Begeisterten noch vor Luthers Entschluss zur Hochzeit mit Katharina von Bora geheiratet haben: Wann Wer Amt Wen August 1520 Melanchthon Theologieprofessor Bürgermeistertochter Katharina Krappe September 1520 Johann Agricola Theologieprofessor Else Moshauer Mai 1521 Bernhardi Propst, Stiftsherr, Theologieprofessor Gertraude Pannier Mai 1521 Jakob Seidler Priester seine Köchin Juni 1521 Heinrich Fuchs Pfarrer Juni 1521? Balthasar Zeiger Pfarrer Konkubine 19. 1. 1522 Andreas Karlstadt Theologieprofessor, Stiftsherr Anna von Mochau 9. 2. 1522 Justus Jonas Theologieprofessor, Stiftsherr Katharina von Falk 13. 10. 1522 Johann Bugenhagen Theologieprofessor, 1523 Pfarrer Walpurga (?) 1522 Martin Bucer gebannter Dominikanerpriester Nonne Elisabeth Silbereisen 1523 Dr. jur. Johann Apel Kanonikus, Rat des Bischofs von Würzburg, später Juraprofessor in Wittenberg Nonne aus St. Marx in Würzburg 13. 7. 1523 Franz Lambert von Avignon April 1523 Nikolaus Demut Propst in Halle, geheimer...