E-Book, Deutsch, 290 Seiten
Straßmeier Frühförderung konkret
10. aktualisierte Auflage 2025
ISBN: 978-3-497-61962-7
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
260 lebenspraktische Übungen für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen
E-Book, Deutsch, 290 Seiten
ISBN: 978-3-497-61962-7
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Prof. Dr. Walter Straßmeier, Schulpraxis als Volksschullehrer und Sonderschullehrer; Leiter einer Schule für Schüler:innen mit schweren Mehrfachbehinderungen; langjähriger Dozent für Geistigbehindertenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Zielgruppe
(Heil-)Pädagog:innen und Erzieher.innen, die in der Frühförderung mit Kindern von 0-5 Jahren arbeiten
Weitere Infos & Material
Übersicht der Übungen und Anregungen 6
Geleitwort . 8
Vorbemerkung 9
1 Das ist beabsichtigt . 9
2 So ist das gesamte Programm aufgebaut 9
3 Davon gehen wir aus 10
4 Das kann das Programm leisten . 10
5 So gehen Sie vor . 10
5.1 Abschätzen des Entwicklungsstandes . 11
5.2 Festlegen der Ziele 13
5.3 Arbeit mit dem Kind 15
5.4 Überprüfen des Erfolges 18
6 Fördervorschläge 19
A: Selbstversorgung - Sozialentwicklung (A1 - A 60) . 20
B: Feinmotorik (B1 - B 40) . 82
C: Grobmotorik (C1 - C 40) 123
D: Sprache (D1 - D 60) . 164
E: Denken / Wahrnehmung (E1 - E 60) 226
7 Wenn Sie noch genauer nachlesen wollen . 288
Vorbemerkung
Seit Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches hat sich die Frühförderung enorm weiter entwickelt. Die Konzepte haben sich von einer starken Defizitorientierung hin zu einer Fokussierung auf Kompetenzen verändert, neuere Forschungen über die Entwicklung von Kindern haben sich in konkreten Förderungsansätzen niedergeschlagen. Die Orientierung an der „normalen“ kindlichen Entwicklung prägt jedoch weiterhin viele Förderansätze. Dieses Vorgehen wurde auch in der Neuauflage des vorliegenden Buches beibehalten, neuere Erkenntnisse wurden jedoch in einige Fördervorschläge eingearbeitet und die Literatur aktualisiert.
Die Fördervorschläge sollten lediglich als Anregungen verstanden werden, sie ersetzen nicht die Orientierung an den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten des Kindes, das spontane Eingehen darauf und die Einbindung der entwicklungsfördernden Interaktionen in das Alltagsgeschehen. Die emotionale Komponente, die positive Einstellung zu dem Kind in seinem So-Sein mit seinen Aktivitäten und Einschränkungen sind ausschlaggebend für seine Weiterentwicklung.
Die Vorgehensweise der Übungen A 8, 9, 13, 16, 17, 19, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 37, 39, 40, 44, 45, 47, 50, 55 und 60 lehnen sich eng an Richter (1980) und Kane (1976) an. Sie wurden mit dem Autor zusammen an der Sonderschule Garatshausen evaluiert.
1Das ist beabsichtigt
Wenn Sie Kinder mit Behinderung betreuen oder selbst ein entwicklungsverzögertes Kind haben, werden Sie sich schon Fragen ähnlicher Art gestellt haben:
¦Wie weit ist das Kind in seiner Entwicklung?
¦Ist eventuell ein Entwicklungsrückstand in einzelnen Bereichen festzustellen?
¦Was kann man tun, um die Entwicklung positiv zu beeinflussen?
¦Kann man die behindernden Zustände mildern?
¦Wo soll man anfangen?
¦Welche Ziele soll man für die Arbeit mit dem Kind anstreben?
¦Wie kann man das Ziel am besten erreichen?
Häufig stehen Sie bei dem Versuch, Antworten auf diese Fragen zu erhalten, alleingelassen und hilflos da. Manchmal fallen Ihnen Lösungsmöglichkeiten ein, die sich aber oft in einigen wenigen Ansätzen erschöpfen. Und dann taucht die Frage auf: Bin ich auf dem »richtigen« Weg? Wie machen es die anderen?
An dieser Stelle möchte das vorliegende Buch ansetzen: Es möchte Ihnen Hilfen geben bei der Beantwortung der Frage, in welchen Bereichen das Kind altersentsprechende Leistungen erbringt, auf welche Weise Ansätze für eine gezielte Förderung zu finden sind und wie diese Entwicklungsanregung aussehen kann.
2So ist das gesamte Programm aufgebaut
Um den Entwicklungsstand des Kindes und seine Leistungen in bestimmten Bereichen festzustellen, wird ein Entwicklungstest (Suchtest oder Screening-Test) angeboten (siehe Seiten 20, 82, 123, 164, 226). Durch ein Schätzverfahren werden Ausfälle in einzelnen Fähigkeitsbereichen aufgezeigt und Leistungsspitzen aus dem Entwicklungsprofil ersichtlich. Dabei werden fünf Funktionsbündel erfasst:
A:Selbstversorgung und Sozialentwicklung
Die einzelnen Fertigkeiten werden in einem Entwicklungszeitraum von 3 Monaten bis zu 5 Jahren nach Schwierigkeit geordnet dargestellt. Die Aufgaben, die der Entwicklungstest prüft, sind aber auch als Ziele zu sehen, die angestrebt werden können, wenn das Kind die Fertigkeit noch nicht beherrscht. Das Vorgehen ist in den Förderprogrammen beschrieben. Sie sind in der gleichen Reihen-folge geordnet wie die Aufgaben des Tests, sodass das Testblatt als Orientierungshilfe dienen kann.
3Davon gehen wir aus
Jedes Kind ist einmalig und unverwechselbar. Es wird mit einer bestimmten Grundausstattung geboren, mit Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch mit Grenzen. Durch die Umwelt werden solche Möglichkeiten erschlossen oder bleiben verschüttet.
Die Ergebnisse einer Entwicklung des Kindes aber auf diese beiden Komponenten (Anlage und Umwelt) zu reduzieren, wäre zu wenig. Das Kind selbst ist als »Akteur seiner Entwicklung« tätig, es wählt aus, was an Reizen aus der Umwelt für es bedeutsam ist, was verarbeitet wird und was nicht. Es ist zwar abhängig von Interaktionen mit der Umwelt, mit den Menschen, Gegenständen und Situationen darin, aber diese Wechselbeziehungen bestimmen nicht, was im Kind geschieht, zu welchen Veränderungen es in dem »autonomen« Lebenswesen kommt.
Die aufgezeigten Schritte, die den Programmen zugrunde liegen, sind als statistische Mittelwerte über mögliche Entwicklungen zu sehen, die aus der Beobachtung von vielen Kindern gewonnen wurden und nicht ein einzelnes theoretisches Gedankengebäude als Hintergrund haben, sondern viele Theorien der Denkentwicklung, der Wahrnehmungs-, motorischen und sprachlichen Entwicklung verarbeiten.
Die Schritte müssen bei einem einzelnen Kind nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, zu den angegebenen Zeiten oder zwingend aufeinander aufbauend erfolgen. Sie sind vielmehr als »Meilensteine« der Entwicklung zu sehen, welche die meisten Kinder in dieser Art durchlaufen.
4Das kann das Programm leisten
Das gesamte Programm sollte als Hilfsmittel gesehen werden, um die Förderung eines Kindes auf eine breitere Basis zu stellen. Es möchte Anregung sein und als Grundlage für die Entscheidung dienen, welche Lernbereiche einbezogen werden könnten.
Der Suchtest orientiert sich an der normalen Entwicklung und kann als Orientierungsrahmen verwendet werden. Für eine genauere Diagnostik reicht er allein aber nicht aus. Dazu müssten gut geeichte Tests verwendet werden. Er ersetzt auch nicht eine gezielte und differenzierte Beobachtung und das Gespräch aller mit der Erziehung des Kindes vertrauten Personen über dessen Fähigkeiten und Schwierigkeiten. Er zeigt jedoch bei einem überprüften Entwicklungsstand die »Zone der nächsten Entwicklung« auf, hilft bei der Präzisierung der Ziele und gibt Hinweise, wie das Kind weiter gefördert werden kann.
Dazu geben die Förderprogramme methodische Anregungen. Sie dürfen aber nicht als starre Handlungsanweisungen oder »Rezept« verstanden werden. Abänderungen, die auf die spezielle Bedürfnislage des Kindes Rücksicht nehmen und dessen momentane Leistungsfähigkeit berücksichtigen, sind unbedingt erforderlich. Ergänzungen bei Verhaltensschwierigkeiten oder Erweiterungen können vorgenommen werden.
Die Programme ersetzen also nicht den individuellen Therapie- oder Erziehungsplan. Sie können auch nicht nur annähernd den Gesamtbereich dessen abdecken, was die Erziehung dieses Kindes ausmacht. Sie können nicht die eingehende Beobachtung, das verständnisvolle Einfühlen bei der Verarbeitung des Gesehenen und die Phantasie der Erzieher ersetzen und auch nicht die fundierte Ausbildung der mit dem Kind betrauten Fachkräfte. Sie sind als Sammlung von Fördervorschlägen zu sehen, die aus langjähriger Praxis mit Kindern mit Behinderung entstanden sind und sehr viele Erfahrungen der verschiedensten Fachleute zusammentragen. Als solche Fachleute sehe ich nicht zuletzt die Eltern an, die durch Kritik und Anregung die Programme anzureichern halfen.
5So gehen Sie vor
Behinderungen und Entwicklungsbeeinträchtigungen äußern sich in den verschiedensten Symptomen: das eine Kind hat keine oder nur eine ungenügende Kopfkontrolle; ein anderes schreit oft stundenlang »unbegründet« und schlägt sich dabei; ein Kind sitzt ruhig in einer Ecke des Zimmers und nimmt die Umgebung scheinbar nicht wahr, während es die Hände dreht oder mit einem Gegenstand immer gleichbleibende Bewegungen durchführt; ein Kind hat große Schwierigkeiten, die Auge-Hand-Mund-Koordination zu erlernen; es lallt noch nicht, wo andere gleichaltrige Kinder schon kleine Sätze sprechen; ein anderes Kind reagiert überhaupt nicht auf das, was ihm die Eltern sagen, sondern blickt sie nur verständnislos an. Hier muss von einem Team aus Pädagogen, Ärzten und Therapeuten abgeklärt werden,
¦ob organische Schädigungen vorliegen (Schwerhörigkeit, Sehstörungen, spastische Bewegungsstörungen, Anfallsbereitschaft oder akute Anfälle usw.)
¦welche Ursachen für eine evtl. Schädigung in frage kommen (Hirnschädigung vor, während oder nach der Geburt,...




