Stevens | Never Knowing - Endlose Angst | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 496 Seiten

Reihe: Kanada-Thriller

Stevens Never Knowing - Endlose Angst

Thriller
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-10-401692-4
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 2, 496 Seiten

Reihe: Kanada-Thriller

ISBN: 978-3-10-401692-4
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was ist schlimmer, als zu erfahren, dass dein Vater ein Serienmörder ist? Dass er von dir erfährt ... Die adoptierte Sara lebt im idyllischen Städtchen Nanaimo auf Vancouver Island am Ozean. Sie hat sich immer gefragt, wer wohl ihre richtigen Eltern sind. Als ihre eigene Hochzeit bevorsteht, macht sie sich auf die Suche. Doch ihre leibliche Mutter verweigert schockiert den Kontakt. Verstört forscht Sara weiter und findet etwas Unfassbares heraus: Ihr leiblicher Vater ist ein berüchtigter Serienmörder. Sara versucht, mit ihren Ängsten fertigzuwerden: Hat sie mehr von ihrem Vater geerbt, als sie sich eingestehen will? Doch bald wird klar, dass es Schlimmeres gibt, als zu erfahren, dass dein Vater ein Killer ist - nämlich, dass er von dir erfährt ... »Die Story raubt einem wirklich den Schlaf. Amerikas neue Thriller-Queen Chevy Stevens schreibt so packend, dass wir Saras Empfindungen regelrecht mitfühlen. Raffiniert bis zum letzten Blutstropfen.« Für Sie »Chevy Stevens' verstörender Thriller über die Suche einer Frau nach ihrer Herkunft ist genauso intensiv und beeindruckend wie ihr Debüt ?Still Missing - Kein Entkommen?.« Publishers Weekly Einmalig 25 Seiten Bonusmaterial, nur im E-Book! Kurzgeschichte, die an 'Never Knowing - Endlose Angst' anschließt. 

 Chevy Stevens ist Garantin für  mitreißende, eindringliche Spannung. Ihre Thriller um Frauen, die ums Überleben kämpfen, erscheinen in über 30 Ländern und stehen weltweit auf den Bestsellerlisten.  Die Autorin lebt in Nanaimo auf Vancouver Island mit seiner beeindruckenden Natur.  Chevy Stevens ist auf einer Ranch aufgewachsen und liebt Wandern, Paddeln und Zelten mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Hunden.
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1. Sitzung


Ich dachte, ich käme damit klar, Nadine. Nachdem ich so viele Jahre bei Ihnen war, nachdem ich so oft darüber nachgedacht habe, ob ich meine leibliche Mutter suchen soll, habe ich es endlich getan. Ich habe diesen Schritt gewagt. Ohne Sie wäre es nicht dazu gekommen – ich wollte Ihnen zeigen, wie sehr Sie mein Leben verändert haben, wie sehr ich gewachsen bin, wie stabil ich jetzt bin, wie ausgeglichen. Das ist es doch, was Sie mir immer erklärt haben: »Ausgeglichenheit ist der Schlüssel.« Aber ich habe eine andere Sache vergessen, die Sie auch immer gesagt haben: »Langsam, Sara.«

Ich habe es vermisst, hier zu sein. Erinnern Sie sich noch, wie unbehaglich ich mich gefühlt habe, als ich zum ersten Mal bei Ihnen war? Besonders, als ich Ihnen sagte, warum ich Hilfe brauchte. Aber Sie waren so normal und witzig – überhaupt nicht so, wie ich mir eine Psychotherapeutin vorgestellt hatte. Diese Praxis war so hell und hübsch, dass ich mich sofort besser fühlte, wenn ich hierherkam, egal, was mich gerade belastete. An manchen Tagen, vor allem am Anfang, wollte ich gar nicht mehr wieder weg.

Einmal sagten Sie, wenn Sie nichts von mir hören würden, dann wüssten Sie, dass es mir gutgeht, und wenn ich überhaupt nicht mehr käme, wäre das ein Zeichen, dass Sie gute Arbeit geleistet hätten. Und das haben Sie. Die letzten zwei Jahre waren die glücklichsten meines Lebens. Deshalb dachte ich, es wäre der richtige Zeitpunkt. Ich dachte, ich könnte allem standhalten, was sich mir in den Weg stellt. Ich war robust und geerdet. Nichts würde mich wieder in das Nervenbündel verwandeln, das ich war, als ich das erste Mal zu Ihnen kam.

Doch dann hat sie mich angelogen, meine leibliche Mutter, als ich sie schließlich zwang, mit mir zu reden. Sie hat mich über meinen Vater belogen. Es fühlte sich an wie damals, als Ally mich gegen die Rippen getreten hat, als ich mit ihr schwanger war – ein plötzlicher Schlag von innen, der mir den Atem raubte. Aber was mich am meisten schockierte, war die Angst meiner leiblichen Mutter. Sie sich vor mir. Ich bin mir ganz sicher. Auch wenn ich nicht weiß, warum.

Es begann vor etwa sechs Wochen, ungefähr Ende Dezember, mit einem Online-Artikel. An jenem Sonntag war ich unsinnig früh wach – mit einer Sechsjährigen daheim braucht man keinen Hahn – und beantwortete E-Mails, während mir der Duft meines ersten Kaffees in die Nase stieg. Inzwischen bekomme ich von überall auf der Insel Anfragen zur Restauration von Möbeln. An diesem Morgen versuchte ich, mehr über einen Zwanziger-Jahre-Schreibtisch herauszufinden, wenn ich nicht gerade über Ally lachte. Eigentlich sollte sie sich unten Zeichentrickfilme anschauen, doch ich konnte hören, wie sie Elch ausschimpfte, unsere gescheckte Französische Bulldogge, weil er ihr Plüschkaninchen belästigt hatte. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass Elch Probleme mit der Entwöhnung hat. Kein Zipfelchen ist vor ihm sicher.

Dann sprang plötzlich so ein Pop-up-Fenster mit Viagra-Werbung auf, und als ich das endlich wieder zubekommen hatte, klickte ich aus Versehen auf einen anderen Link und sah die Überschrift vor mir:

Ich scrollte mich durch die Leserbriefe, die Leute zu einem Artikel im geschickt hatten, las Geschichten von leiblichen Eltern, die jahrelang versuchten, ihre Kinder zu finden, und von leiblichen Eltern, die nicht gefunden werden wollten. Von Adoptivkindern, die mit dem Gefühl aufwuchsen, niemals irgendwo dazuzugehören. Tragische Geschichten von Türen, die den Leuten vor der Nase zugeknallt wurden. Erfreuliche Geschichten von Müttern und Töchtern, Brüdern und Schwestern, die sich wiederfanden und bis ans Ende ihrer Tage glücklich miteinander waren.

In meinem Kopf begann es zu pochen. Was wäre, wenn ich meine Mutter fände? Würden wir uns sofort miteinander verbunden fühlen? Was, wenn sie nichts mit mir zu tun haben wollte? Was, wenn ich herausfände, dass sie tot war? Was, wenn ich Geschwister hätte, die nichts von mir wussten?

Ich hatte nicht mitbekommen, dass Evan aufgestanden war, bis er meinen Nacken küsste und leise grunzte – ein Geräusch, das wir uns bei Elch abgelauscht hatten und jetzt für alles Mögliche benutzten, von bis

Ich schloss das Fenster und drehte mich mit dem Stuhl um. Evan hob die Augenbrauen und lächelte.

»Hast du schon wieder mit deinem Cyberfreund gechattet?«

Ich erwiderte sein Lächeln. »Mit welchem?«

Evan griff sich an die Brust, ließ sich in seinen Schreibtischsessel plumpsen und seufzte. »Wahrscheinlich hoffst du darauf, dass er massenweise Klamotten hat.«

Ich lachte. Ich habe schon immer Evans Hemden gemopst, vor allem, wenn er eine Reisegruppe in seiner Lodge mitten in der Wildnis bei Tofino betreuen muss – drei Stunden von unserem Haus in Nanaimo entfernt und direkt an der Westküste von Vancouver Island gelegen. Dort kann er Kajaktouren und Whale Watching anbieten, nicht nur Angelausflüge. In solchen Wochen trug ich seine Hemden oft rund um die Uhr. Ich stürzte mich in die Arbeit an einem neuen Möbelstück, und wenn er wieder nach Hause kam, war sein Hemd total fleckig, und ich musste ihm alle möglichen Gefallen tun, damit er mir vergab.

»Tut mir leid für dich, Schatz, aber ich muss dir leider sagen, dass du der einzige Mann für mich bist – niemand sonst würde mit meinen Macken klarkommen.« Ich legte meinen Fuß auf seinen Schoß. Mit seinem schwarzen Haar, das in alle Richtungen abstand und dem üblichen Outfit, bestehend aus Cargohose und Polohemd, sah er aus wie ein Collegestudent. Vielen Leuten ist gar nicht klar, dass die Lodge Evan selbst gehört.

Er lächelte. »Oh, ich bin sicher, dass es irgendwo einen Doktor mit einer Zwangsjacke gibt, der dich richtig süß fände.«

Ich tat, als würde ich ihm einen Tritt verpassen. »Ich habe gerade einen Artikel gelesen«, sagte ich und begann, meine schmerzhaft pochende linke Schläfe zu massieren.

»Bekommst du Migräne, Schatz?«

Ich ließ die Hand in den Schoß sinken. »Nur eine kleine, das geht schon wieder vorbei.«

Er musterte mich prüfend.

»Okay, ich hab gestern die Tablette vergessen.« Nachdem ich jahrelang alle möglichen Medikamente ausprobiert habe, bin ich inzwischen bei Betablockern angelangt, mit denen ich meine Migräne endlich im Griff habe. Das Problem ist nur, dass ich auch daran denken muss, sie zu nehmen.

Er schüttelte den Kopf. »Und um was ging es in dem Artikel?«

»In Ontario kann man neuerdings seine Adoptionsunterlagen einsehen, und …« Ich stöhnte, als Evan einen Druckpunkt an meinen Füßen behandelte. »Ich habe Briefe von Leuten gelesen, die adoptiert wurden oder ihre Kinder weggegeben haben.« Von unten war Allys Kichern zu hören.

»Überlegst du, nach deiner leiblichen Mutter zu suchen?«

»Eigentlich nicht. Es war einfach interessant.« Aber ich dachte daran, sie zu suchen. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich schon bereit dazu war. Dass ich adoptiert war, hatte ich immer gewusst, aber ich hatte nie begriffen, dass ich dadurch anders war. Bis Mom sich eines Tages hinsetzte und mir erzählte, wir würden ein Baby bekommen. Ich war damals vier. Als Mom immer runder und Dad immer stolzer wurde, begann ich mir Sorgen zu machen, sie könnten mich zurückgeben. Ich wusste nicht, anders ich war, bis ich sah, wie mein Vater Lauren anschaute, als sie sie nach Hause brachten, und anschließend mich, als ich bat, sie halten zu dürfen. Zwei Jahre später kam Melanie. Auch bei ihr erlaubte er mir nicht, sie auf den Arm zu nehmen.

Evan, der viel eher als ich bereit ist, ein Thema fallenzulassen, nickte.

»Wann willst du zum Brunch?«

»Viertel nach gar nicht.« Ich seufzte. »Zum Glück kommen Lauren und Greg, Melanie bringt nämlich mit.«

»Mutig von ihr.« Sosehr mein Vater Evan mag – wahrscheinlich werden sie den ganzen Brunch damit verbringen, ihren nächsten Angelausflug zu planen –, so sehr verabscheut er Kyle. Was ich ihm nicht verdenken kann. Kyle ist ein Möchtegernrockstar, allerdings beherrscht er meiner Ansicht nach kein Instrument, sondern nur meine Schwester. Aber Dad hat unsere Freunde schon immer gehasst. Ich bin immer noch ganz baff, dass er Evan mag. Es brauchte nicht mehr als einen Ausflug zur Lodge, und er sprach von ihm wie von dem Sohn, den er nie hatte. Er gibt immer noch mit dem Lachs an, den sie damals gefangen haben.

»Sie scheint zu glauben, dass Dad seine Qualitäten erkennen wird, wenn er ihn nur öfter sieht.« Ich schnaubte.

»Sei nett zu ihm. Melanie liebt ihn.«

Ich tat, als würde ich erschaudern. »Letzte Woche hat sie zu mir gesagt, ich sollte langsam mal anfangen, an meiner Bräune zu arbeiten, wenn meine Haut nicht die gleiche Farbe haben soll wie mein Kleid. Unsere Hochzeit ist erst in neun Monaten!«

»Sie ist nur eifersüchtig – das darfst du nicht persönlich nehmen.«

»Es fühlt sich aber ziemlich persönlich an.«

Ally kam mit Elch im Schlepptau ins Zimmer gestürzt und warf sich in meine Arme.

»Mommy, Elch hat meine ganzen Cornflakes gefressen!«

»Hast du schon wieder die Schüssel auf dem Boden stehen lassen, du Dummerchen?«

Sie kicherte an meinem Hals, und ich sog ihren frischen Duft ein, der mich in der Nase kitzelte. Mit den dunklen Haaren und dem kräftigen Körperbau sieht Ally Evan ähnlicher als mir, obwohl er nicht ihr leiblicher Vater ist. Aber sie hat meine grünen Augen – Katzenaugen, wie Evan sie...


Stevens, Chevy
Chevy Stevens ist die einzige Kanadierin unter den internationalen Top-Thrillerautor:innen. Sie lebt in Nanaimo auf Vancouver Island mit seiner beeindruckenden Natur. Ihre eindrücklichen Thriller um starke Frauen, die ums Überleben kämpfen, stehen weltweit auf den Bestsellerlisten. Chevy Stevens ist auf einer Ranch aufgewachsen und liebt Wandern, Paddeln und Zelten mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Hunden.

Poets, Maria
Maria Poets übersetzt seit vielen Jahren Belletristik, darunter viele Spannungstitel, und zeichnet sich u.a. durch Dialogstärke und ihr Gespür für Ton und Tempo aus. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland.

Chevy StevensChevy Stevens ist die einzige Kanadierin unter den internationalen Top-Thrillerautor:innen. Sie lebt in Nanaimo auf Vancouver Island mit seiner beeindruckenden Natur. Ihre eindrücklichen Thriller um starke Frauen, die ums Überleben kämpfen, stehen weltweit auf den Bestsellerlisten. Chevy Stevens ist auf einer Ranch aufgewachsen und liebt Wandern, Paddeln und Zelten mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Hunden.
Maria PoetsMaria Poets übersetzt seit vielen Jahren Belletristik, darunter viele Spannungstitel, und zeichnet sich u.a. durch Dialogstärke und ihr Gespür für Ton und Tempo aus. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland.

Chevy Stevens ist die einzige Kanadierin unter den internationalen Top-Thrillerautor:innen. Sie lebt in Nanaimo auf Vancouver Island mit seiner beeindruckenden Natur. Ihre eindrücklichen Thriller um Frauen, die ums Überleben kämpfen, stehen weltweit auf den Bestsellerlisten. Chevy Stevens ist auf einer Ranch aufgewachsen und liebt Wandern, Paddeln und Zelten mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Hunden.
Maria Poets übersetzt seit vielen Jahren Belletristik, darunter viele Spannungstitel, und zeichnet sich u.a. durch Dialogstärke und ihr Gespür für Ton und Tempo aus. Sie lebt als freie Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland.



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