Sterel / Caduff / Pfiffner | Ausbilden nach 4K (E-Book) | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

Sterel / Caduff / Pfiffner Ausbilden nach 4K (E-Book)

Ein Bildungsschritt in die Zukunft | Mit einem Vorwort von Rita Süssmuth
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-0355-1206-9
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein Bildungsschritt in die Zukunft | Mit einem Vorwort von Rita Süssmuth

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

ISBN: 978-3-0355-1206-9
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.
Kritisches Denken und Problemlösen, Kommunikation, Kooperation, Kreativität und Innovation – diese 4K sind die Kompetenzen, die ein Mensch im 21. Jahrhundert braucht, um einerseits in der Gesellschaft zu bestehen und andererseits diese mitzugestalten. Die Autorin und die Autoren haben dazu ein Studienmodell für die Berufsbildung entwickelt, das sie an der Pädagogischen Hochschule Zürich bereits mit Erfolg umsetzen. Ganz im Sinne der 4K werden angehende Lehrerinnen und Lehrer für den berufskundlichen und allgemeinbildenden Unterricht gemeinsam ausgebildet. Im Buch wird das Modell anhand von Beispielen aus der Praxis vorgestellt.

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TEIL II Unsere Zeit scheint von einer zunehmenden Subjektorientierung geprägt zu sein, wie sich auch in den digitalen sozialen Medien zeigt. Alles dreht sich um das Selbst – die Welt außerhalb des Selbst scheint kaum mehr wahrgenommen zu werden. Für Gerhard Mack, Kulturredakteur der NZZ am Sonntag, zeigt sich dies unter anderem in einem erschreckenden Mangel an Neugierde: (MACK 2017) Wir interessieren uns nicht mehr für fremde Welten. Da kann Hollywood noch so viele «Star Wars»-Filme drehen, wir sind nur noch auf uns selbst fokussiert. Nicht mehr die Eule der Athene, die auf ihren nächtlichen Flügen nach Weisheit Ausschau hält, sondern Narziss ist die Leitfigur unserer Epoche. Wie der Jüngling nicht mehr von seinem Spiegelbild loskam, das er im Wasser sah, so reflektieren wir uns in den schillernden Häuten unserer Bubbles. Verschicken vorzugsweise Selfies mit allem und zu allem und setzen uns als Grenze der Welt. Es gab vor nicht allzu langer Zeit eine kurze Phase, in der von Alterität die Rede war: Damals, in den siebziger Jahren, war Identität ein selbstreflexiver Begriff, der stets die Gesellschaft einschloss, in der diese sich bildete. Heute sind wir uns selbst genug. Puritanisch eingekastelt in unsere saure Moral. Miefiger kann man sich die Welt kaum vorstellen. Im Bildungswesen befördern besonders das konstruktivistische Lehr-Lern-Verständnis und die Kompetenzorientierung, verbunden mit dem Ruf nach selbstorganisiertem Lernen (SOL) und verstärkter Individualisierung des Lernens die Subjektorientierung. Gleichzeitig ist diese Subjektorientierung stark mit Funktionszwecken verbunden, wonach das Subjekt all jene Kompetenzen ausbilden soll, die es ihm erlauben, auf dem sich ständig verändernden Arbeitsmarkt zu bestehen, indem es sich durch lebenslanges Lernen immer wieder den veränderten Umständen anpasst. Die OECD als eine der wichtigsten Kräfte hinter der Kompetenzorientierung (und der PISA-Tests) spricht von «Literacy», die «primär die global geforderten und verwertbaren Kompetenzen der Absolventen auf den Arbeitsmärkten im Blick hat» (Gruschka 2015, S. 8). Damit unterscheidet sich dieses moderne Bildungsverständnis radikal vom neuhumanistischen, das Selbstzweckhaftigkeit des Menschen und damit auch dessen Bildung betont. Dieses Prinzip wird auch heute noch von namhaften Philosophinnen und Pädagogen hochgehalten, und der Diskurs zwischen den beiden Lagern mündet nicht selten in eine – zwar reich an Argumenten – einfache Dichotomie, zum Beispiel Kompetenz versus Bildung, Weltorientierung versus Subjektorientierung, Funktionssubjekt versus freies Subjekt, Wirklichkeit versus Konstruktion, instrumentelle Bildung versus humanistische Bildung. In seiner Habilitationsschrift mit dem bezeichnenden Titel Kompetenz oder Bildung (2015) geht Bernd Lederer dem dichotomen Denken nach und stellt fest, dass den Begriffen Bildung und Kompetenz eindeutig gegensätzliche Werte zugeschrieben werden können.   KOMPETENZ BILDUNG Selbstorganisation Selbstbildung Employability Selbstzweck Subjektorientierung Weltorientierung Arsenal Horizont Funktionssubjekt freies Subjekt Kontrollgesellschaft aufgeklärte Gesellschaft Ergebnis Prozess geschlossen offen messbar unkontrollierbar Methode Inhalt   Dichotomes Denken kann die Bildungsfragen im 21. Jahrhundert unseres Erachtens nicht beantworten, denn Bildung hat sich gleichermaßen und gleichzeitig auf das Subjekt und die Welterkenntnis zu richten: «Bildung ohne eine Bestimmung der mit ihr ausgesprochenen Kompetenz bleibt zur Seite des Subjekts leer. Aber Kompetenz ohne die Rückbeziehung auf die Aufgabe der Bildung ist dagegen blind, letztlich fast subjektlos» (Gruschka 2015, S. 12). Bildung hat sich auf den außengeleiteten Menschen zu richten, indem sie ihm durch emotionales, soziales und kognitives Lernen ein Leben unter anderem in der Arbeitswelt ermöglicht, das flexibel und anpassungsfähig ist; gleichzeitig muss Bildung dem innengeleiteten Menschen «situationsunabhängige Selbstdeutungen im gesellschaftlichen Zusammenhang ermöglichen» (Negt 2014). Trotz dieses grundsätzlichen Sowohl-als-Auch unseres Bildungsverständnisses scheint es uns ob der starken Subjektorientierung des gegenwärtigen Bildungsverständnisses wichtig, die Bedeutung von Wissen, Verstehen, Weltorientierung und Freiheit für die Bildung ausdrücklich zu betonen. Bildung heißt auch, besonders in der Schule, Verstehen lehren; das lernende beziehungsweise sich bildende Subjekt setzt sich in ein Verhältnis zur Welt, indem es diese nicht nur im Kopf repräsentiert, sondern sich auch handelnd «in der Welt außerhalb seines Kopfes» verankert (Crawford 2016, S. 9). Bildung führt hinaus in die Welt – educare bedeutet hinausführen –, der wir uns bis zu einem gewissen Grad auch unterwerfen, wie das die englische Schriftstellerin und Philosophin Iris Murdoch in einem anschaulichen Beispiel auf den Punkt gebracht hat: (MURDOCH 1999, S. 373) If I am learning, for instance, Russian, I am confronted by an authoritative structure which commands my respect. The task is difficult and the goal is distant […]. My work is a progressive revelation of something which exists independently of me. Attention is rewarded by a knowledge of reality. Love of Russian leads me away from myself towards something alien to me, something which my consciousness cannot take over, swallow up, deny or make unreal. Wissen stellt den notwendigen Bezug des Subjekts zur Welt her, wobei der Erkenntnisgewinn wesentlich von der Gültigkeit des Wissens abhängt. (Gruschka 2015, S. 36 f.) Wissen beruht methodologisch – auf genauen Beschreibungen, auf dem Erschließen von Sinnzusammenhängen, – auf der Erklärung von Kausalitäten und Wahrscheinlichkeiten in den Naturtatsachen, – auf dem Verstehen funktionaler Abhängigkeiten gesellschaftlicher Sachverhalte, – auf der erfahrenden Subjektivität in ästhetischer Praxis und Anschauung, – auf dem Eindringen in die philosophische Voraussetzungsproblematik von Sprache und Erkenntnistheorie und damit auch in die Frage nach Gewissheit. Wissen hat unseres Erachtens nicht nur eine theoretische Bedeutung, sondern auch eine praktische, indem wir zum Beispiel wissen – implizit oder explizit –, wie man etwas macht. Wenn nun im Unterricht solch praktisches Wissen im Zentrum steht, dann lässt sich dieses in vier Formen aufgliedern (vgl. Koch 2015, S. 22 f.):   •Wissen, das ohne Können für sich sinnvoll ist •Wissen, das bereits als solches ein Können ist •Wissen, das zum Können hinzutreten muss •Können, in dem Wissen und Handeln eins sind Und mit Nuccio Ordine (2013) fügen wir hinzu, dass es auch nützliches nutzloses Wissen gibt: (ORDINE 2013, S. 12) Denn es gibt Wissen, das sich selbst Zweck genug ist, und gerade weil es von seiner Natur aus willkürlich, uneigennützig und fern jeglicher praktischer oder wirtschaftlicher Verpflichtung ist, kann es eine grundlegende Rolle für die geistige, zivilisatorische und kulturelle Entwicklung der Menschheit spielen. Ordine hat vor allem die literarische Bildung im Sinn, wenn er vom Nutzen des Nutzlosen spricht. Die Lektüre von Literatur kann den Leser oder die Leserin verändern, allerdings kann dies weder erzwungen noch überprüft werden (vgl. dazu auch Liessmann 2017, S. 20 f.). Und dennoch muss sie Teil der schulischen Bildung sein. In ihren Kant-Vorlesungen hat Hannah Arendt mehrfach hervorgehoben, dass wir immer wieder Anfangende sind (vgl. dazu Gelhard 2012, S. 71 ff.). Im Gegensatz zu Kants Dualismus von Natur und Kultur begründet Arendt das Anfangenkönnen mit der Geburt jedes Menschen: «Der Neubeginn, der mit jeder Geburt in die Welt kommt, kann sich in der Welt nur darum zur Geltung bringen, weil dem Neuankömmling die Fähigkeit zukommt, selbst einen neuen Anfang zu machen, das heißt zu handeln» (Arendt 2002, S. 18). Und freies Handeln ist demnach nur als ständiger Neubeginn möglich, wobei Arendt dieses freie Handeln als politisches Handeln vom Arbeiten unterscheidet, das für sie wie das...


Caduff, Claudio
Claudio Caduff ist Inhaber einer Professur «Fachdidaktik der beruflichen Bildung» an der Pädagogischen Hochschule Zürich und wirkt dort als Dozent für Fachdidaktik in der Ausbildung von Berufsfachschullehrpersonen allgemeinbildender Richtung und in der Berufsmaturität. Er ist Autor und Herausgeber von Lehrmitteln zu allgemeinbildenden Themen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Planung und Durchführung von Unterricht, Selbstständiges Lernen, Blended Learning, politische Bildung und neue Ausbildungsmodelle (4K).

Sterel, Saskia
Saskia Sterel, Dr. phil., Dozentin für Fachdidaktik an der PH Zürich, unterrichtet an der Berufsfachschule Winterthur Allgemeinbildung und war mehrere Jahre Praktikumslehrerin für angehende Berufsfachschullehrpersonen allgemeinbildender Richtung. Gemeinsam mit Prof. Dr. habil. Manfred Pfiffner hat sie das 4K-Modell entwickelt: ein Studiengang, in dem angehende Lehrpersonen für «Berufskundlichen Unterricht», «Höhere Fachschulen» sowie «Allgemeinbildenden Unterricht» gemeinsam ausgebildet werden.

Pfiffner, Manfred
Manfred Pfiffner, Prof. Dr. phil. habil., ist seit über 30 Jahren im Feld von Schule, Forschung, Aus- und Weiterbildung tätig. Er hält eine Professur für Berufspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Zürich sowie eine Professur für Didaktik und Künstliche Intelligenz an der Universität Graz. Er verfügt über langjährige Unterrichts- und Praxisberatungstätigkeit an Berufsfachschulen.

Saskia Sterel, Dr. phil., Dozentin für Fachdidaktik an der PH Zürich, unterrichtet an der Berufsfachschule Winterthur Allgemeinbildung und war mehrere Jahre Praktikumslehrerin für angehende Berufsfachschullehrpersonen allgemeinbildender Richtung. Gemeinsam mit Prof. Dr. habil. Manfred Pfiffner hat sie das 4K-Modell entwickelt: ein Studiengang, in dem angehende Lehrpersonen für «Berufskundlichen Unterricht», «Höhere Fachschulen» sowie «Allgemeinbildenden Unterricht» gemeinsam ausgebildet werden.

Manfred Pfiffner, Prof. Dr. phil. habil., ist seit über 30 Jahren im Feld von Schule, Forschung, Aus- und Weiterbildung tätig. Er hält eine Professur für Berufspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Zürich sowie eine Professur für Didaktik und Künstliche Intelligenz an der Universität Graz. Er verfügt über langjährige Unterrichts- und Praxisberatungstätigkeit an Berufsfachschulen.

Claudio Caduff ist Inhaber einer Professur «Fachdidaktik der beruflichen Bildung» an der Pädagogischen Hochschule Zürich und wirkt dort als Dozent für Fachdidaktik in der Ausbildung von Berufsfachschullehrpersonen allgemeinbildender Richtung und in der Berufsmaturität. Er ist Autor und Herausgeber von Lehrmitteln zu allgemeinbildenden Themen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Planung und Durchführung von Unterricht, Selbstständiges Lernen, Blended Learning, politische Bildung und neue Ausbildungsmodelle (4K). 



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