Steinbrecher | Kommunikation und Körpersprache bei der Arbeit mit Pferden | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Steinbrecher Kommunikation und Körpersprache bei der Arbeit mit Pferden

Die besten Übungen und Tipps für einen respektvollen Umgang. Das perfekte Geschenk für Fans von Pferden und Ponys
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7453-2236-1
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die besten Übungen und Tipps für einen respektvollen Umgang. Das perfekte Geschenk für Fans von Pferden und Ponys

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-7453-2236-1
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Seid frei und traut euch! Die Freiarbeit fasziniert Pferdebegeisterte auf der ganzen Welt. Wenn das Pferd mit dem Menschen tanzt oder auf Zuruf quer durch die Halle angetrabt kommt, geht Pferdefans das Herz auf. Doch wie funktioniert das überhaupt? Pferdetrainerin Julia Steinbrecher weiß, worauf es ankommt: Kommunikation und Körpersprache. Mithilfe von zahlreichen Übungen und wertvollen Tipps zeigt sie dir, wie du beides im Umgang mit dem Pferd verbessern kannst. Ob im Alltag, beim Basistraining oder bei den ersten kleinen Tricks - hier wirst du nicht nur für eine pferdefreundliche Kommunikation sensibilisiert, du erhältst zudem neue Impulse, die die Arbeit mit deinem Pferd einfacher, eindeutiger und harmonischer machen werden.

Julia Steinbrecher ist selbstständige Pferdetrainerin und mit Pferden und Ponys groß geworden. Nachdem sie mit dem Dressurreitsport begonnen hatte, entschied sie sich früh für das Westernreiten und startete 2017 sogar für das deutsche U21-Reining-Team bei der Weltmeisterschaft. Seit vielen Jahren trainiert sie ihre Pferde und Ponys in der Freiarbeit und tritt mit ihnen regelmäßig bei Shows auf oder wird für Dreharbeiten gebucht. Julia lebt mit ihren Tieren auf einem Hof in Bayern.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kapitel 2


Basics für den Alltag


Grundlegend wichtig im Umgang


Im ersten Kapitel habe ich dir gezeigt, wie wir unsere Pferde zu Hause halten und füttern. So schaffen wir die besten Voraussetzungen dafür, dass sie gesund bleiben und zufrieden sind. Unsere Pferde sind alle sehr ausgeglichen und arbeiten gerne mit. Bevor ich dir erkläre, was du bereits im Umgang mit deinem Pferd tun kannst, damit es gerne mit dir zusammen ist, möchte ich dir erzählen, wie Pferde zusammenleben und miteinander kommunizieren. Wenn du das Verhalten von Pferden besser verstehst, wird es dir viel eher gelingen, eine Beziehung aufzubauen und auf dein Pferd und seine Bedürfnisse einzugehen.

Tipp:

Sei achtsam! Nimm dir Zeit, einfach mal dein Pferd zu beobachten – idealerweise in der Herde.

Pferde in freier Natur

In freier Wildbahn leben Pferde in Herden zusammen. Das hat für das Fluchttier Pferd einen großen Vorteil: Das Überleben ist leichter, weil man Feinde als Herde schneller wahrnimmt. Wären die Pferde allein unterwegs, wären sie leichter angreifbar. Die Herde bietet den Pferden also Schutz und sichert die Fortpflanzung und damit den Erhalt der Tiere. In der Gruppe gibt es eine Hierarchie. Das ranghöchste Pferd trägt die Verantwortung für alle anderen. Meist übernimmt eine erfahrene Stute die Führungsposition und bestimmt das Tempo und die Richtung der Gruppe. Der Leithengst verteidigt die Herde im Ernstfall. Jungpferde haben zunächst einen niedrigen Rang, dafür haben sie auch weniger Verantwortung und wachsen unter dem Schutz der älteren Tiere auf. Durch Erfahrung und eine gute körperliche Verfassung können Pferde in der Hierarchie aufsteigen.

Als Fluchttiere müssen Pferde in der Natur blitzschnell unterscheiden können, was eine Gefahr darstellt und was nicht. Besteht keine Gefahr, wird Energie gespart für einen Ernstfall. Wird etwas als gefährlich eingeschätzt, handelt das Pferd und schaltet in den Fluchtmodus. Dieser Modus ist überlebenswichtig und völlig normal für Pferde, kann im Umgang mit uns Menschen aber schnell zu gefährlichen Situationen führen, falls Pferde zum Beispiel in Panik geraten.

In der Herde bieten die Mütter ihren Fohlen Schutz.

Gleichzeitig sind Pferde wahnsinnig neugierige und soziale Tiere. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum wir Menschen irgendwann einmal begonnen haben, sie als Reittiere zu nutzen. Pferde möchten die Welt erkunden. Dadurch schätzen sie ab, was gefährlich sein könnte oder aber fürs Überleben nützlich – etwa eine Futter- oder Wasserquelle oder ein neuer Artgenosse.

Vor- und Nachteile verschiedener Haltungsformen

Unsere Hauspferde leben natürlich nicht wie wilde Pferdeherden, denn wir Menschen stellen künstliche Gruppen zusammen. In der Natur gibt es auch keine Wallache. Deswegen sprechen Forscher bei Hauspferden, die zu mehreren zusammenleben, nicht von einer Herde, sondern von einer Gruppe. Sehr große Gruppen, wie sie zum Beispiel manchmal in Aktivställen zu finden sind, gibt es in der Natur nicht. Dort bilden sich immer kleinere Untergruppen.

Das Zusammenleben kann trotzdem gut funktionieren, wenn genügend Platz vorhanden ist. Der Mensch muss dafür sorgen, dass die Gruppe gut harmoniert und vor allem, dass rangniedrige Pferde ausweichen können. Zudem solltet ihr darauf achten, dass euer Pferd entspannt ans Raufutter kommt – und schlafen kann. Hat das Pferd Einstreu oder Stroh im Schweif, ist das ein gutes Zeichen. Seitdem viele Pferde in größeren Gruppen zusammenleben, ist nämlich ein neues Problem entstanden: Es gibt Pferde, gerade rangniedrigere, die unter Schlafmangel leiden. Deswegen ist es wirklich wichtig, dass ihr darauf achtet, ob sich euer Pferd in der Gruppe wohlfühlt. Gerade Tiere, die es viele Jahre lang nicht gewohnt waren, mit Artgenossen zu leben, weil sie vielleicht eine Sportkarriere hinter sich haben und aus Sicherheitsgründen allein gehalten wurden, müssen das Zusammenleben erst wieder lernen, um angemessen mit anderen Pferden zu kommunizieren. In einer guten Gruppenhaltung wird euer Pferd schrittweise in eine Gruppe eingewöhnt. Wir haben das hier mit Sparky genauso gemacht, nachdem er während seiner Verletzungspause einzeln stehen musste und zur Reha auf einem anderen Hof war. Pferde, die ihr ganzes Leben lang in Gruppen gelebt haben, tun sich meistens sehr viel leichter, sich in eine neue Gruppe einzugliedern.

Wir versuchen, unsere Pferde so naturnah wie möglich zu halten. Dazu gehört viel freie Bewegung.

Da die Fohlen von Anfang an im Herdenverband aufwachsen, sind sie bestens sozialisiert.

Umgekehrt soll das nicht heißen, dass Boxenhaltung grundsätzlich schlecht für dein Pferd ist – es muss einfach passen. Pferde finden zwar in einer Einzelbox mehr Ruhe und Zeit zum Schlafen, doch ihnen fehlen Sozialkontakte zu anderen Pferden und vor allem die Bewegung. Die hält ihren Körper gesund, stärkt Knochen, Sehnen, Bänder und Muskeln. Falls euer Pferd in einer Box steht, solltet ihr deshalb unbedingt für täglichen mehrstündigen Paddock- oder Weidegang in der Gruppe sorgen.

Hierarchie und Kommunikation

Unsere Hauspferde lassen sich nicht mehr eins zu eins mit Wildpferden vergleichen, trotzdem können wir durch Letztere viel über ihr Verhalten lernen. Denn unsere domestizierten Pferde kommunizieren untereinander letztlich genau wie Wildpferde.

Grundsätzlich beansprucht das ranghöhere Tier seinen Raum und darf als Erstes zur Ressource, zum Beispiel zum Futter oder zur Tränke. Es ist also ganz natürlich, dass sich Pferde gegenseitig um die Heuraufe schicken (»Wer-bewegt-wen-Prinzip«).

Viele Reiter glauben, ihr Pferd habe in der Gruppe einen bestimmten festgelegten Rang. Dabei ist das Ganze ein extrem dynamisches System. Das soziale Gefüge von Pferden ist sehr komplex, und eine Rangordnung ist keine aufsteigende Leiter mit einzelnen Sprossen, sondern ein System mit vielen Dreiecksverbindungen: Beispielsweise steht Pferd A über B, Pferd B steht über C, aber C steht wieder über A. Je mehr Pferde in einer Herde sind, desto komplexer wird das System. Beobachte mal eine Pferdegruppe und achte darauf, wer wen wegschicken kann.

Der Herdenchef führt die Herde nicht an und geht voraus, sondern schickt seine Pferdekollegen. Je souveräner der Chef, desto weniger muss er dafür tun. Dann reicht meistens ein Blick, und der Rangniedrige weicht. Pferde kommunizieren untereinander in mehreren Druckstufen. Das ist für uns Menschen wichtig zu verstehen, wenn wir mit ihnen zusammenarbeiten. Die erste Stufe ist ein bestimmender Blick, dann werden die Ohren angelegt, die Zähne gezeigt, und wenn alles nichts hilft, wird gebissen. Ähnlich funktioniert es mit der Hinterhand, die noch deutlicher ist: Erst wird angedeutet, dann das Bein gehoben, und wenn der Rangniedrige nicht weicht, wird ausgekeilt. Treten und Beißen sind also an sich ganz normale Verhaltensweisen unter Pferden, die in der Regel mit Vorwarnung erfolgen. Es ist wichtig, sein Pferd lesen zu lernen und die Signale frühzeitig richtig zu deuten. Sobald der Rangniedrige Platz macht, entspannt sich der Ranghöhere. Pferde sind dabei nicht emotional oder nachtragend – das unterscheidet sie extrem von uns Menschen.

Souveräne Herdenchefs sind meist recht unauffällig. Sie haben eine gute Präsenz und betreiben wenig Aufwand. Schließlich müssten sie in der Natur ihre Kräfte immer für den Ernstfall sparen. Es ist also nicht clever, als Herdenchef viel Wirbel zu machen. Wie ein Pferd zum Herdenchef wird, können Forscher noch nicht genau sagen. Man geht davon aus, dass Herdenchefs es sich nicht aussuchen, diese Verantwortung zu übernehmen, sondern dass sie ihnen von den anderen übertragen wird.

Sich einer Leitfigur anzuschließen, hat sich im Laufe der Evolution als gutes Konzept für das Überleben erwiesen. Wenn wir es also schaffen, das Pferd ähnlich sicher wie ein Herdenchef zu führen und dadurch zu schützen, wird es sich uns gerne anschließen und einen Teil der Verantwortung an uns abgeben.

Der Unterschied zwischen Horsemanship und Dominanz

Unter dem Begriff Horsemanship, der in der Pferdewelt immer mehr genutzt wird, versteht man ganz generell den natürlichen und fairen Umgang mit dem Pferd. Er umfasst alle Bereiche, also von der Haltung über den Umgang bis hin zum Training am Boden und im Sattel. Dabei entsteht im Idealfall eine harmonische Partnerschaft, die auf Respekt und Vertrauen basiert. Der Mensch kommuniziert durch feine Signale, die das Pferd aus seinem natürlichen Verhalten kennt.

Noch vor ein paar Jahrzehnten sah sich der Mensch im Umgang mit Tieren als ranghöheres Individuum, und das Pferd sollte sich ihm sozusagen unterwerfen. Solche Vorstellungen werden heute unter den Dominanztheorien zusammengefasst und sind nicht mehr zeitgemäß. Mir geht es vielmehr darum, dem Pferd durch gute Führung Sicherheit zu geben. Das gelingt vor allem durch Horsemanship im Alltag sowie durch Boden- und Freiarbeit.

Die Bodenarbeit gibt es übrigens schon sehr lange, doch sie...


Julia Steinbrecher ist selbstständige Pferdetrainerin und mit Pferden und Ponys groß geworden. Nachdem sie mit dem Dressurreitsport begonnen hatte, entschied sie sich früh für das Westernreiten und startete 2017 sogar für das deutsche U21-Reining-Team bei der Weltmeisterschaft. Seit vielen Jahren trainiert sie ihre Pferde und Ponys in der Freiarbeit und tritt mit ihnen regelmäßig bei Shows auf oder wird für Dreharbeiten gebucht. Julia lebt mit ihren Tieren auf einem Hof in Bayern.



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