E-Book, Deutsch, 196 Seiten
Steinberg Wie Gott uns Raum zum Leben schenkt
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-6601-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Grundbotschaft des Alten Testaments für den Alltag neu entdeckt
E-Book, Deutsch, 196 Seiten
ISBN: 978-3-7693-6601-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
"Gott gibt uns Raum zum Leben" - "Gott möchte, dass wir einander Raum zum Leben geben." Unter dieser zweifachen Perspektive erhalten Sie einen neuen Blick auf zwei zentrale Kapitel des Alten Testaments, nämlich die Schöpfungsgeschichte und die Zehn Gebote. Die Texte werden jeweils anschaulich literarisch vorgestellt und ihre Botschaft wird an vielen Beispielen und Erfahrungsberichten für den Alltag heruntergebrochen. Ein leicht zu lesendes Buch, das der Seele guttut.
Julius Steinberg, * 1972, hat Theologie in Gießen und in Leuven (Belgien) studiert. Er war für drei Jahre Pastor einer Landeskirchlichen Gemeinschaft, bevor er an die Theologische Hochschule Ewersbach berufen wurde. Dort bereitet er als Professor für Altes Testament und Hebräisch angehende Pastorinnen und Pastoren auf ihren Dienst in Gemeinde und Mission vor. Dr. med. Christa-Maria Steinberg war Chefärztin einer Kinder- und Jugendpsychiatrie und arbeitet als Ruheständlerin im Evangelisationsteam (Sachsen) im Bereich Seelsorge mit. Aus ihrer langjährigen Beratungs- und Seelsorgepraxis stammen die im Buch aufgenommenen Erfahrungsberichte.
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Raum für Mensch und Tier:
Warum Naturschutz ein biblisches Thema ist
Vor einigen Jahren sind wir aus der Stadt aufs Land umgezogen. Unser Haus liegt am Rand des Dorfes. Direkt hinter dem Garten beginnt der Wald. Zum ersten Mal habe ich bewusst wahrgenommen, von wie viel Natur wir eigentlich umgeben sind. Wie viele Wesen betrachten unser Grundstück ebenfalls als ihr Eigentum: Da gibt es alle Arten von Vögeln, z.B. Meisen und Rotkehlchen, aber auch ein Pärchen von Eichelhähern, die offensichtlich in der Nähe nisten, ebenso ein beeindruckendes Krähenpaar, das auch die gesamte benachbarte Parklandschaft sein Reich nennt. Eichhörnchen leben in den Bäumen, Maulwürfe haben ihr Zuhause unter unserer Grasnarbe gefunden, Fledermäuse im Spalt hinter den Fassadenschindeln. Von der Rückseite des Zauns her beäugt uns im Winter das Rotwild. Dazu kommt eine unüberschaubare Vielzahl an Insekten und anderen fliegenden, krabbelnden und kriechenden Tierchen. Unter jedem Stein, den man hochhebt, stürmt eine Assel oder ein anderes kleines Etwas mit vielen Beinchen davon. Jeder Spatenstich bringt einen Regenwurm zum Vorschein. Ameisen unternehmen ihre Kolonisierungsversuche an allen möglichen und unmöglichen Stellen rings um das Haus. Das Weibchen des Weberknechts zog in der Kellerecke ihre Jungen auf. Auch eine Kröte hüpfte schon im Wohnzimmer herum und eine Maus fand ihre letzte Ruhestätte unter einem Abstellregal. Wir Menschen sind hier eindeutig in der Unterzahl! Vielfalt der Arten und der Lebensräume
Die Menschen, die unter der Leitung des Heiligen Geistes die Schöpfungsgeschichte aufgeschrieben haben, müssen gute Beobachter gewesen sein, kluge Philosophen und auch begabte Poeten: Sie beobachteten die Natur um sich herum, Gott ließ sie das Zueinander von Lebensräumen und Lebewesen sehen und es als Gottes Absicht mit seiner Schöpfung verstehen, und sie woben diese Erkenntnisse zu einem kunstvollen literarischen Text zusammen. Die Schöpfungsgeschichte beschreibt dabei nicht nur einen einzigen Lebensraum auf der Erde, sondern mehrere. Offensichtlich fragt sie nicht nur nach dem, was für den Menschen wichtig ist, sondern gibt der Tierwelt ihr eigenes Recht. Drei Grundkategorien von Lebensräumen werden behandelt: die Luft, das Wasser und das feste Land. Heutige Wissenschaftler verwenden eine viel feinere Einteilung. Sie sprechen von Biotopen, Habitaten oder ökologischen Nischen. Und doch bleibt das Grundprinzip das gleiche: Jedes Lebewesen passt zu einem bestimmten Lebensraum. Die Giraffe ist für die Steppe gemacht; der Frosch kann nur im Feuchtgebiet leben; der Eisbär ist auf arktische Temperaturen eingestellt. In der Schöpfungsgeschichte geht es nicht darum, die Natur analytisch in allen Details zu beschreiben, sondern darum, die Grundidee von Schöpfung zu vermitteln. Daher ist es für sie ausreichend, mit Luft, Wasser und Land die drei grundlegenden Lebensräume zu benennen. Auch einige andere Besonderheiten lassen sich so am besten erklären. Die Pflanzen erscheinen in der Schöpfungsgeschichte auf der „Seite“ der Lebensräume, nicht der Lebewesen (siehe oben S. 31). Heute stufen wir Pflanzen natürlich als Lebewesen ein, die sich wie auch die Tiere in den jeweils zu ihnen passenden Lebensräumen ausbreiten. Andererseits: Aus der Sicht von Tier und Mensch betrachtet lassen sich Pflanzen durchaus der „Ausstattung“ unseres Lebensraums zurechnen. Viele Tierarten sind ganz grundlegend von der Pflanzenwelt abhängig. Ohne Pflanzen wäre das feste Land für uns tatsächlich kein Lebensraum. Gottes Segenszuspruch für alle lebenden Wesen
Eine zweite Besonderheit ist die: Einigen Bibelauslegern ist aufgefallen, dass Gott Fischen und Vögeln einen Segen zuspricht, den Landtieren aber nicht. Die Ausleger sind sich allerdings einig: Dies kann nichts mit einer angenommenen geringeren Wertigkeit der Landtiere zu tun haben. In der damaligen landwirtschaftlichen Kultur waren gerade die Landtiere besonders wichtig, und es gibt auch sonst in der Bibel keine Hinweise darauf, dass man die Tierarten auf diese Weise unterschiedlich bewertete. Dass bei den Landtieren kein Segen ausgesprochen wird, muss daher allein von der literarischen Struktur der Erzählung her bedingt sein: Am sechsten Schöpfungstag soll der Schwerpunkt auf dem Menschen liegen, nicht auf Tieren. Insgesamt spricht die Schöpfungsgeschichte, wie oben schon einmal gesagt, drei Segenszusagen aus: über die Tiere (5. Tag), über die Menschen (6. Tag) und über den Sabbat (7. Tag). Ein vierter Segensspruch würde die Symbolik stören. Zwar sind am fünften Tag nur die Tiere des Wassers und der Luft direkt angesprochen, wir können aber davon ausgehen, dass die Landtiere beim zweiten Segensspruch mitgemeint sind. Es ist also wichtig, dass wir die Schöpfungsgeschichte nicht mit falschen Maßstäben messen, sondern in ihrem eigenen Licht betrachten. Eine naturkundliche Ebene, eine literarische Ebene und eine theologische Ebene greifen auf kunstvolle Weise ineinander. Wenn wir das beachten, stellen wir fest: Jedes Element der Geschichte steht an seinem passenden Ort im Ganzen. Jede Tierart passt also zu einem bestimmten Lebensraum. Die Naturwissenschaft führt dieses Zueinander auf den Prozess der Evolution zurück, der schrittweisen Anpassung von Wesen an die vorhandenen Lebensräume. Die Schöpfungsgeschichte bringt allerdings zum Ausdruck, dass die Zuordnungen nicht einfach zufällige Tatsachen sind, sondern im Willen Gottes begründet liegen. Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt eure Lebensräume! Das ist Gottes Segenszuspruch, der allen lebenden Wesen gilt, nicht nur den Menschen. Kein Auftrag zur Ausbeutung
In den vergangenen Jahrtausenden hat sich der Mensch unaufhaltsam auf der Erde ausgebreitet. Durch Landwirtschaft und Städtebau hat er die Urwälder zurückgedrängt und seine Umgebung geformt und gestaltet. Heute muss man lange suchen, um noch ein vom Menschen unberührtes Fleckchen Natur zu finden. Aber nicht nur das. Vor allem seit der Industrialisierung fügt das Handeln der Menschen der Natur zunehmend Schaden zu. Die Luft wird mit Schadstoffen belastet. Das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas führt bekanntermaßen zu einem globalen Treibhauseffekt mit unabsehbaren Folgen. Auch die Gewässer leiden unter der Anreicherung mit Düngemitteln und mit chemischen Giftstoffen. Weltweit sind die Strände mit Plastikmüll bedeckt. Die Lebensräume vieler Tierarten sind durch den Menschen bedroht. Andere Arten geraten durch Jagd und Wilderei an den Rand ihrer Existenz. Aber auch die Menschheit selbst könnte wegen ihres verantwortungslosen Handelns eines Tages zu den „bedrohten Arten“ gehören. Denn die Ressourcen der Erde sind zwar groß, aber nicht unendlich. Die Bibel beauftragt den Menschen dazu, die Natur zu beherrschen (1.Mose 1,26.28). Angesichts der aktuellen Entwicklungen kann man das durchaus zwiespältig hören. In der öffentlichen Diskussion wird der Satz jedenfalls ausschließlich kritisch zitiert. Klingt er nicht tatsächlich wie ein Freibrief, die Natur auszubeuten? Trägt demnach der christliche Glaube gar eine Mitschuld an der Zerstörung unserer Umwelt? Den Umweltschutz haben die großen Kirchen unter der Überschrift „Bewahrung der Schöpfung“ schon lange zum Thema gemacht. Im freikirchlichen Bereich ist das weniger der Fall. Da ist mir auch schon ein ausgesprochenes Desinteresse oder sogar Ablehnung begegnet. Doch sollte man daraus nicht die falschen Schlüsse ziehen: Die Haltung hat nach meiner Einschätzung weder mit einer Verantwortungslosigkeit gegenüber der Schöpfung zu tun noch mit einem ausbeuterischen Verständnis von 1.Mose 1,28. Die Gründe liegen an anderen Stellen. Zum einen kam die neuere Umweltschutzbewegung der 1970er Jahre gewissermaßen „im Paket“ mit einigen anderen Themen auf. Zum alternativen Lebensstil der „Ökos“ gehörte eben auch eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber der Wirtschaft, die Ablehnung von Autoritäten und antiautoritäre Erziehung, sexuelle Freizügigkeit und anderes. Christen, die dazu eine Gegenposition einnahmen, lehnten den ökologischen Gedanken gleich mit ab. Auch heute sind Energiewende und Klimaschutz mit eher linksorientierten politischen Positionen verknüpft. Zum anderen bestand in manchen christlichen Kreisen die Sorge, dass eine zu starke Beschäftigung mit „weltlichen“ politischen Themen vom eigentlichen geistlichen Auftrag der Kirche ablenke. Diese Haltung ist nach wie vor anzutreffen, erkennbar zum Beispiel an der absurden Debatte, ob Christen missionarisch oder diakonisch tätig sein sollten: Beides ist natürlich originär biblischer Auftrag. Inzwischen haben sich die Dinge allerdings weiterentwickelt. Die jüngere Generation ist in großer Breite für Umweltthemen sensibilisiert. Wir sehen die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Viele Gemeindeglieder erkennen auch die Verantwortung, die wir gerade als Christen übernehmen sollten. Als Repräsentanten Gottes
Verantwortung ist auch...