E-Book, Deutsch, 432 Seiten
Stein 115 Tage an Tisch 10
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-3669-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 432 Seiten
ISBN: 978-3-8192-3669-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sabrina Reulecke schreibt unter dem Pseudonym Brina Stein. Sie wurde in Berlin geboren, ist in Lübeck aufgewachsen und lebt heute mit ihrem Mann im Taunus. Vor über 22 Jahren hat sie die Kreuzfahrt für sich entdeckt. Auf weit über 50 Kreuzfahrten war sie fasziniert von den Möglichkeiten, in einem Urlaub verschiedene Länder zu entdecken und begann, das Reisen mit dem Schreiben zu verbinden. Ihre Reiseerlebnisse wurden so zur Vorlage ihrer Kreuzfahrtgeschichten. Seit ihrem Debüt im Jahre 2012 hat sie insgesamt vierzehn Bücher veröffentlicht. Darunter waren auch zwei Anthologien als Herausgeberin mit anderen Autoren. Mit dem Krimi "Mord im Schatten des Turms" erschloss sich für die Autorin 2020 ein zweites Genre, der cosy Regionalkrimi. Aufgrund seines großen Erfolges erschien in 2022 die Fortsetzung "Mord ohne Reue". Beide Krimis spielen in Eppstein und Umgebung und sind geprägt von vielen Schauplätzen, die die Autorin auch gern aufsucht. Den Leser erwartet außerdem ein großer Schuss Humor! Eppstein-Krimi Nummer 3 ist für den Herbst 2025 geplant. Mehr auf: www.brina-stein.de Brinas Reiseblog: www.kreuzfahrtautorin.de
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Die Anreise oder sind ‚Weltreisende‘ ganz normal?
Als Thomas mit seinem modernen gelben Reisebus in Hamburg um die Ecke am Hauptbahnhof bog, standen natürlich einige Menschen am vereinbarten Treffpunkt. Er sah auf seine Uhr. Er war mehr als pünktlich, es war noch vor 6 Uhr morgens. Kaum war er ausgestiegen, schoss auch schon ein kleiner, untersetzter Mann mit Brille auf ihn zu, den er auf Mitte bis Ende 60 schätzte.
„Na endlich, da sind Sie ja, hier sind meine zwei Koffer zum einladen. Ich setze mich mal rein, bin ja ganz durchgefroren.“ Thomas schüttelte mit dem Kopf. Es war nicht sein erster Bus, den er nach Savona fuhr, um Passagiere zum Starthafen ihrer Kreuzfahrt zu bringen. Jedoch war es sein erster Transfer zu einer Weltreise, die 115 Tage dauern sollte. Insgeheim hatte er sich ohnehin seit Tagen gefragt, was das wohl für Menschen sein würden, die Zeit und Geld hatten, sich diesen Luxus zu gönnen. Die erste Begegnung mit einem Weltreisenden machte ihn nun mehr als nachdenklich. Auch die anderen Gäste, deren Koffer er nach und nach einlud, waren bestimmt weit über 60 Jahre alt.
Ob das ein schwimmendes Altersheim wird?, fragte er sich. Artig stiegen alle nacheinander in den Bus ein. Der kleine Mann hatte sich bereits großzügig in den Sesseln der ersten Reihe ausgebreitet. Er war sehr intensiv mit seinem Smartphone beschäftigt. Thomas sah auf seine Passagierliste und fragte ihn nach seinem Namen.
„Bahn, Bruno“, erwiderte er, sah aber nicht auf.
„Herr Bahn, Sie sitzen leider falsch, die ersten zwei Reihen sind vorab reserviert worden, bitte nehmen Sie in der dritten Reihe Platz“, gab Thomas zur Antwort.
„Was?“, fuhr dieser hoch, „das kann doch nicht sein, vor zwei Jahren waren Platzreservierungen im Bus noch nicht möglich.“
„Diese Möglichkeit gibt es seit einem Jahr“, wusste Thomas.
Widerwillig raffte Bruno seine Sachen zusammen und setzte sich in die ihm zugewiesene Reihe. Thomas hörte nicht mehr, dass Bruno leise über den wohl noch schlechteren Service als bei der letzten Weltreise motzte. Dafür kicherte es in einer der letzten Reihen im Bus und Bruno hörte, wie jemand sagte: „Bruno Bahn, warum fährt der denn nicht mit der Bundesbahn, da kann er reservieren.“
Nun blickte Bruno noch finsterer drein, denn er hasste diese Anspielungen auf das Verkehrsmittel Bahn. Stetig und immer bekam er es zu hören, wenn er seinen Nachnamen nannte.
Nachdem Thomas alle Tickets kontrolliert hatte, fuhr er den Bus langsam durch das neblige Hamburg. Heute war der 5. Januar und es versprach, ein grauer, trüber Tag zu werden. Als er auf die Autobahn fuhr, blickte er das erste Mal in seinen Innenspiegel. Die meisten Gäste waren schon eingeschlafen, nur Bruno nicht. Voller Verwunderung sah er, dass dieser eine überdimensional große Landkarte aufgeklappt hatte, die er innig zu studieren schien - jedenfalls war von ihm nichts mehr zu sehen. Ab und an griff er zu seinem Telefon und tippte etwas ein.
Der kontrolliert doch nicht wirklich, wo ich jetzt lang fahre?, überlegte Thomas.
Doch es schien so. Sie waren gerade mitten in der Heide, auf der Straße war nur wenig Verkehr, als Bruno plötzlich rief: „Sagen Sie mal, Herr Busfahrer, wo ist eigentlich ihre Hostess? Bei meiner letzten Weltreise wurde zu dieser Zeit auch mal ein Kaffee angeboten.“
„Ich heiße Thomas“, antwortete der Fahrer und fuhr fort, „ja, diesen Service gibt es leider nicht mehr, aber wir halten dafür alle zwei Stunden an und dann bekommen Sie den Kaffee von mir.“
„Wirklich noch weniger Service als letztes Mal, man sollte zu Hause bleiben“, grunzte Bruno und vertiefte sich wieder in seine Karte.
Kurz nach 8 Uhr bog Thomas auf die Raststätte Hannover-Wülferode West ab. Im Spiegel sah er Brunos anklagenden Blick und sagte rasch über sein Mikrofon: „Wir haben hier den ersten Halt und weitere Zustiege, in 20 Minuten fahren wir weiter, also genau um 8 Uhr 30.“
Als er den Bus geparkt hatte, blickte er auf seine Liste. Drei Frauen sollten hier zusteigen. Als er ausstieg, sah er diese auch schon wild winken. Begleitet wurden sie von einem jungen Paar. Bruno sprang nach ihm sofort aus dem Bus heraus und eilte in Richtung Raststätte. Thomas begrüßte die Frauen.
„Wir heißen Rita, Rosi und Ute“, stellte eine sie gleich gesammelt vor.
Thomas lächelte und stellte sich ebenfalls vor.
„Passen Sie mir bloß gut auf die Mädels auf“, meinte die jüngere Frau, die, wie er bemerkte, schwanger war, denn trotz der dicken Daunenjacke wölbte sich ihr Bauch bereits beträchtlich.
„Bis Savona verspreche ich das“, gab Thomas zurück.
„Inaaaaaaa“, kreischte Rita los, „pass du mal auf unser Baby auf“, dann streichelte sie erstaunlich sanft im Vergleich zu ihrer Stimme über den Bauch.
„Na, eben“, meinte Ute, „wir werden am anderen Ende der Welt sein, wenn es geboren wird.“
Ina lächelte und ihr Mann drückte liebevoll ihre Hand.
„Keine Angst, wir schaffen das“, gab er zur Antwort.
Thomas hatte inzwischen die Koffer der Frauen eingeladen und sah erneut auf seine Liste. „Sie haben die Plätze in der ersten Reihe.“
„Klaro“, kommentierte Rita, „die hat unsere Ina ja auch für uns reserviert. Ach, ich muss noch eine rauchen.“ Schnell zog sie ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug aus der Tasche. Sie zündete sich die Zigarette an und blies hektisch den Rauch aus. In diesem Moment traten drei Männer zu den Frauen, die Thomas in diesem Augenblick erst bemerkte. Sie schienen ein paar Jahre älter als die Frauen zu sein. Fragend sah er sie an.
„Keine Sorge, wir wollen nicht mit, wir verabschieden nur unsere Frauen“, sagte einer von ihnen, der eine gelbe Jacke, bedruckt mit dem Logo der Deutschen Post, trug. Liebevoll legte er seinen Arm um die Frau, die Thomas als Ute vorgestellt worden war. „Genau“, sagte der Zweite, der trotz der Kälte nur einen Anzug trug, „wir sind das Abschiedskomitee für unsere… äh, Freundinnen.“
„Gefährtinnen würde es auch beschreiben“, meinte der Dritte, der auf Thomas einen schüchternen Eindruck machte. Die junge, schwangere Frau begann herzhaft zu lachen und meinte: „Na, über die genauen Bezeichnungen könnt ihr Jungs ja nun 115 Tage nachdenken.“ Ihr Mann grinste.
In diesem Moment trat Bruno wieder an den Bus. In seiner Hand hielt er einen dampfenden Becher Kaffee. Er zog die Augenbraue hoch, als er Rita sah und meinte: „Ich bin allergisch gegen jede Form von Rauch.“ Wie zur Bestätigung begann er zu husten.
„Im Bus rauche ich ja nicht“, konterte Rita und trat demonstrativ ihre fertig gerauchte Zigarette auf dem Boden aus. Bruno schüttelte mit dem Kopf. Es war Zeit einzusteigen. Eine tränenreiche Verabschiedung folgte. Am meisten weinte Ute. Als Bruno sah, dass die Frauen die vordersten Busplätze einnahmen, konnte er sich natürlich einen Kommentar nicht verkneifen: „Ach, Sie sind das.“
„Ja, unsere Ina hat nämlich ein tolles Reisebüro mit einem super Service“, gab Rita zur Antwort.
Bruno stellte seinen Kaffee ab und stieg wieder aus dem Bus. Er begann diesen von allen Seiten zu fotografieren. Vor dem Fahrzeug begann das große Winken. Die Frauen, die übrigens Landfrauen waren, riefen den Männern und dem jungen Paar letzte Wortfetzen zu. Man versprach sich gegenseitig, in Kontakt zu bleiben. Ina versicherte, dass sie die Fortschritte ihrer Schwangerschaft regelmäßig per Fax schicken würde. In ungefähr drei Monaten wäre es so weit. Das Baby würde geboren werden. Ina rief den Frauen noch zu: „Und bitte ermittelt nicht wieder in irgendwelchen Sachen, macht mal Urlaub. Außerdem wünsche ich euch eine ruhige See auf den Meeren dieser Welt und nur ganz wenig Wellengeflüster.“
Rita machte eine wegwerfende Handbewegung und meinte leise zu den zwei anderen Frauen: „Das wird sich zeigen, wenn es nötig ist und mein kriminalistischer Spürsinn etwas entdeckt, dann werden eventuelle Fälle auch aufgedeckt. Mit dem Seegang werden wir auch klarkommen, das Schiff hat ja schließlich Stabilisatoren!“
Ute und Rosi nickten. Bruno hatte genug Aufnahmen von dem Bus gemacht, und als er wieder einstieg, meinte er mit einem gehässigen Unterton zu den Frauen in der ersten Reihe: „Sie hätten sich besser auch noch einen Kaffee mitgenommen, der Service im Bus ist nämlich Mangelware.“
Thomas zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Kaffee können doch wir machen“, warf Ute ein, „der Tommi muss ja fahren und schließlich wollen wir nicht unser Schiff wegen so was verpassen.“ Die anderen zwei Frauen applaudierten begeistert. Thomas strahlte. Ina begriff, dass ihre ‚Mädels‘ angekommen waren. Eine letzte Kusshand und dann rollte der Bus von der Raststätte.
„Ich möchte nicht wissen, was sie wieder alles anstellen werden“, meinte Ina zu ihrem Mann, der übrigens...