Stegbauer Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie
2008
ISBN: 978-3-531-91107-6
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ein neues Paradigma in den Sozialwissenschaften
E-Book, Deutsch, 596 Seiten, eBook
Reihe: Netzwerkforschung
ISBN: 978-3-531-91107-6
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
In der Netzwerkanalyse und der Netzwerktheorie stehen Muster von Relationen im Mittelpunkt der Forschung. Die Netzwerkforschung knüpft zwar an Klassiker der Soziologie und an verschiedene theoretische Richtungen und bekannte Methoden an, durch das neue Paradigma der Netzwerkforschung ist aber in den letzten Jahren eine Vielfalt an theoretischen und empirischen Forschungsarbeiten angestoßen worden, die dieses Feld zum vielleicht dynamischsten Bereich in der Sozialforschung aufsteigen ließ. Dies liegt an der Tatsache, dass mit Hilfe der Netzwerkforschung Antworten auf zahlreiche noch nicht oder noch nicht ausreichend geklärte Fragen gegeben werden können.
Im Band werden wichtige Theoriestränge und methodische Zugänge, sowohl einführend als auch in Form neuester Forschungsergebnisse behandelt. Das Buch liefert einen Überblick über den 'State of the Art' in diesem Bereich.
Dr. Christian Stegbauer ist Privatdozent für Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Einführung;10
2.1;Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie. Einige Anmerkungen zu einem neuen Paradigma;11
2.2;KorRelationen: Empirische Sozialforschung zwischen Königsweg und Kleiner Welt;20
2.3;Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie in Deutschland. Eine empirische Übersicht und theoretische Entwicklungspotentiale;47
3;Theoretische Bezugspunkte;61
3.1;Zur Verankerung der Netzwerkforschung in einem methodologischen Relationalismus;62
3.2;Netzwerke und soziale Ungleichheit;76
3.3;Strukturen, Akteure, Wechselwirkungen. Georg Simmels Beiträge zur Netzwerkforschung;88
3.4;Weak und Strong Ties. Freundschaft aus netzwerktheoretischer Perspektive;101
3.5;Netzwerkanalyse und Feldtheorie. Grundriss einer Integration im Rahmen von Bourdieus Sozialtheorie;116
3.6;Institutionelle Muster der Wissensproduktion in den Optischen Technologien: Feldtheoretische Perspektiven zur Interpretation von Netzwerkstrukturen;126
3.7;Methodologischer Individualismus und Netzwerkforschung. Ein Diskussionsbeitrag;140
3.8;Netzwerke und Systeme. Zum Verhältnis von Vernetzung und Differenzierung;149
3.9;Netzwerke und Kommunikation. Zum Verhältnis zweier sozialwissenschaftlicher Paradigmen;159
3.10;Netzwerkanalytische Methoden zur Identifizierung von Kommunikationsrollen;173
3.11;Die Bedeutung des Positionalen. Netzwerk und Beteiligung am Beispiel von Wikipedia;185
3.12;Identitätsentwicklung und soziale Netzwerke;194
4;Methoden der Netzwerkforschung;205
4.1;Netzwerkanalyse. Ein wachsendes Paradigma;206
4.2;Visualisierung sozialer Netzwerke;218
4.3;Situated Organizational Mapping;230
4.4;Missing Data in der Netzwerkanalyse;241
4.5;Zentralitätsanomalien und Netzwerkstruktur. Ein Plädoyer für einen „engeren“ Netzwerkbegriff und ein community-orientiertes Zentralitätsmodell;251
4.6;Die Beeinflussung von Zentralitätsmaßen der sozialen Netzwerkanalyse durch Gästeaccounts in Internet- Diskussionsforen;263
4.7;Elemente der Netzwerkanalyse für prognostische Studien. Wie die Netzwerkanalyse deterministische und stochastische Prognosen ergänzen kann;277
4.8;Mit welchem Ziel werden bestehende Netzwerke generiert?;285
4.9;Die Bedeutung der Identifikation von Subgruppen für die Erklärung von Informationsflüssen;298
5;Ansätze zur Untersuchung der Dynamik von Netzwerken;310
5.1;Dynamische Analyse von Netzwerken elektronischer Kommunikation. Kann der Zentralität getraut werden?;311
5.2;Analyse der Dynamik sozialer Netzwerke mit Social Badges;323
5.3;Netzwerk und Sozialkapital. Dynamische Zusammenhänge im Licht von Paneldaten der Umfrageforschung;334
5.4;Zur Evolution sozialer Netzwerke. Theoretische Implikationen einer akteursbasierten Methode;346
5.5;Die Entwicklung von negativen Beziehungen in Schulklassen;360
6;Netzwerkforschung in verschiedenen Fachgebieten und Feldern;372
6.1;Metapher, Methode, Theorie. Netzwerkforschung in der Wirtschaftssoziologie;373
6.2;Die Regionalforschung als Anwendungsgebiet der Netzwerkanalyse?;387
6.3;Sprachliche Netzwerke;399
6.4;Neue Institutionenökonomie und Netzwerkanalyse. Theoretische und methodische Anknüpfungspunkte am Beispiel des Spargelanbaus in Brandenburg;414
6.5;Innovationsprozesse in Open-Source-Communities aus netzwerkanalytischer Sicht;427
6.6;Transparentes Parlament. Informelle Netzwerke der Bundestagsabgeordneten;439
6.7;Persönliche Beziehungsnetzwerke und ihre Bedeutung in der Verfestigung von rechtsextremistischen Orientierungen;451
6.8;„…der Freundeskreis, der Bekanntenkreis hat sich total verändert“. Rekonstruktionen von sozialen Beziehungskontexten bei Arbeitslosengeld-II-EmpfängerInnen;463
7;Netzwerkanalytische Untersuchungen in Organisationen;474
7.1;Der Netzwerkansatz in der Führungsforschung;475
7.2;Die Wirkung struktureller Löcher auf den Karriereerfolg im Management: eine kontingente Betrachtung;485
7.3;Unternehmen als Akteure egozentrierter Netzwerke;499
7.4;Analyse der Selbstorganisation in virtuellen Wiki-basierten Informationsräumen;510
7.5;Die Steuerung virtueller Projektnetzwerke: e-mail und schlözen.;521
8;Akteur-Netzwerk-Theorie;534
8.1;Untersuchung von Risikokontroversen mittels netzwerkanalytischer Methoden;535
8.2;Die experimentelle Überprüfung dynamischer Vernetzungsprozesse;544
8.3;Von der Akteur-Netzwerk-Theorie zur prozeduralen Methodologie. Kleidung im Überfluss;556
9;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;566
Einführung.- Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie. Einige Anmerkungen zu einem neuen Paradigma.- KorRelationen: Empirische Sozialforschung zwischen Königsweg und Kleiner Welt.- Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie in Deutschland. Eine empirische Übersicht und theoretische Entwicklungspotentiale.- Theoretische Bezugspunkte.- Zur Verankerung der Netzwerkforschung in einem methodologischen Relationalismus.- Netzwerke und soziale Ungleichheit.- Strukturen, Akteure, Wechselwirkungen. Georg Simmels Beiträge zur Netzwerkforschung.- Weak und Strong Ties. Freundschaft aus netzwerktheoretischer Perspektive.- Netzwerkanalyse und Feldtheorie. Grundriss einer Integration im Rahmen von Bourdieus Sozialtheorie.- Institutionelle Muster der Wissensproduktion in den Optischen Technologien: Feldtheoretische Perspektiven zur Interpretation von Netzwerkstrukturen.- Methodologischer Individualismus und Netzwerkforschung. Ein Diskussionsbeitrag.- Netzwerke und Systeme. Zum Verhältnis von Vernetzung und Differenzierung.- Netzwerke und Kommunikation. Zum Verhältnis zweier sozialwissenschaftlicher Paradigmen.- Netzwerkanalytische Methoden zur Identifizierung von Kommunikationsrollen.- Die Bedeutung des Positionalen. Netzwerk und Beteiligung am Beispiel von Wikipedia.- Identitätsentwicklung und soziale Netzwerke.- Methoden der Netzwerkforschung.- Netzwerkanalyse. Ein wachsendes Paradigma.- Visualisierung sozialer Netzwerke.- Situated Organizational Mapping.- Missing Data in der Netzwerkanalyse.- Zentralitätsanomalien und Netzwerkstruktur. Ein Plädoyer für einen „engeren“ Netzwerkbegriff und ein community-orientiertes Zentralitätsmodell.- Die Beeinflussung von Zentralitätsmaßen der sozialen Netzwerkanalyse durch Gästeaccounts in Internet-Diskussionsforen.- Elemente derNetzwerkanalyse für prognostische Studien. Wie die Netzwerkanalyse deterministische und stochastische Prognosen ergänzen kann.- Mit welchem Ziel werden bestehende Netzwerke generiert?.- Die Bedeutung der Identifikation von Subgruppen für die Erklärung von Informationsflüssen.- Ansätze zur Untersuchung der Dynamik von Netzwerken.- Dynamische Analyse von Netzwerken elektronischer Kommunikation. Kann der Zentralität getraut werden?.- Analyse der Dynamik sozialer Netzwerke mit Social Badges.- Netzwerk und Sozialkapital. Dynamische Zusammenhänge im Licht von Paneldaten der Umfrageforschung.- Zur Evolution sozialer Netzwerke. Theoretische Implikationen einer akteursbasierten Methode.- Die Entwicklung von negativen Beziehungen in Schulklassen.- Netzwerkforschung in verschiedenen Fachgebieten und Feldern.- Metapher, Methode, Theorie. Netzwerkforschung in der Wirtschaftssoziologie.- Die Regionalforschung als Anwendungsgebiet der Netzwerkanalyse?.- Sprachliche Netzwerke.- Neue Institutionenökonomie und Netzwerkanalyse. Theoretische und methodische Anknüpfungspunkte am Beispiel des Spargelanbaus in Brandenburg.- Innovationsprozesse in Open-Source-Communities aus netzwerkanalytischer Sicht.- Transparentes Parlament. Informelle Netzwerke der Bundestagsabgeordneten.- Persönliche Beziehungsnetzwerke und ihre Bedeutung in der Verfestigung von rechtsextremistischen Orientierungen.- „... der Freundeskreis, der Bekanntenkreis hat sich total verändert“. Rekonstruktionen von sozialen Beziehungskontexten bei Arbeitslosengeld-II-EmpfängerInnen.- Netzwerkanalytische Untersuchungen in Organisationen.- Der Netzwerkansatz in der Führungsforschung.- Die Wirkung struktureller Löcher auf den Karriereerfolg im Management: eine kontingente Betrachtung.- Unternehmen als Akteureegozentrierter Netzwerke.- Analyse der Selbstorganisation in virtuellen Wiki-basierten Informationsräumen.- Die Steuerung virtueller Projektnetzwerke: e-mail und schlözen.- Akteur-Netzwerk-Theorie.- Untersuchung von Risikokontroversen mittels netzwerkanalytischer Methoden.- Die experimentelle Überprüfung dynamischer Vernetzungsprozesse.- Von der Akteur-Netzwerk-Theorie zur prozeduralen Methodologie. Kleidung im Überfluss.
Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie. Einige Anmerkungen zu einem neuen Paradigma (S. 11)
Christian Stegbauer
Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie ist ein noch relativ junges Wissenschaftsfeld. Es werden zwar Anfänge bis in das vorletzte Jahrhundert konstruiert, und womit genau die Netzwerkforschung beginnt, lässt sich nicht unbedingt sagen. Es gibt eine Reihe von Strängen, die miteinander verwoben zur Netzwerkforschung wurden. Heute wird Netzwerkanalyse vor allem in den USA betrieben.
Im deutschsprachigen Bereich ist die Netzwerkforschung dagegen noch nicht weit entwickelt. Es gibt vor allem kaum eine Möglichkeit sich gemeinsam zu treffen, und die eigene Forschung zu reflektieren und die verwendeten Vorgehensweisen zu diskutieren und weiterzuentwickeln.
Das Buch ist der Versuch, diesbezüglich einen Anfang zu machen. Es ist der erste Versuch, bei dem das weite Feld der Netzwerkforschung in den Sozialwissenschaften so umfassend dokumentiert wird. Zwar liegen eine Reihe von Sammelbänden, Monographien und Lehrbücher in diesem Themengebiet vor, sie sind aber meist auf einen speziellen Schwerpunkt fokussiert oder aus der Perspektive eines eingegrenzteren Fachgebiets geschrieben.
Die Besonderheit der Netzwerkforschung ist es, dass der Beziehungskontext, die Beziehungsstruktur in die Analysen miteinbezogen wird. Meist werden in der klassischen Umfrageforschung die Menschen dekontextualisiert. Aus der Forschung zu Interviewereffekten wissen wir, dass sich Meinungen in der Interviewsituation bereits vollständig auflösen können (für ein drastisches Beispiel, siehe Steinert 1984), bzw. diese an sich neutral konstruierte Situation einen erheblichen Einfluss haben kann.
Ähnliches gilt sicherlich auch für Teile der traditionellen qualitativen Sozialforschung. Das bedeutet, dass wir noch mehr über die Wirkung des sozialen Kontextes, über die Bedeutung der Beziehungsstruktur erfahren müssen, um das Gebiet der sozialwissenschaftlichen Forschung voranzubringen.
Das bedeutet aber keineswegs, dass auf die hier kritisierten Forschungsdesigns, traditionelle quantitative und qualitative Forschung verzichtet werden kann: Die Netzwerkanalyse ist auf solche Daten angewiesen, damit die Strukturmuster interpretiert werden können.
Der hier vorliegende Band nun bietet zwar keinen vollständigen Überblick über die Forschungsaktivitäten in dem Feld, aber einen weitreichenden Blick. Ein näheres Betrachten zeigt, dass verschiedene verwandte Fachgebiete mit denselben Methoden arbeiten und auch weitestgehend auf dieselben Erklärungen zurückgreifen.
Er zeigt aber auch, dass die Methodenentwicklung genauso wie die Theorieentwicklung ungleichzeitig verläuft, bzw. nicht alle Fachwissenschaften(-ler) in den verschiedenen Gebieten über dieselbe Kompetenz verfügen.
Das bedeutet, dass Kongresse, wie die Frankfurter Netzwerktagung im September 2007, aus dem dieser Band hervorgegangen ist, sehr wichtig sind. Geplant wurde die Tagung, um das Spektrum der deutschsprachigen Netzwerkforschung aufzuzeigen und dieser Forschungsrichtung einen Schub zu geben. Ein Großteil der Forscher kannte sich bislang noch nicht oder nur von internationalen Zusammenhängen. Dies reicht aber nicht aus, um ein Forschungsgebiet in Schwung zu bekommen.
Wir benötigen solche Zusammentreffen, weil hier der für die Fachgebiete notwendige Austausch stattfindet und Kooperationen zum Auffüllen von „Schwachstellen" angebahnt werden können. Die Vielfalt der Themen und der Fachgebiete, auf denen Netzwerkforschung stattfindet, zeigt aber auch, dass das „neue", bzw. „wachsende" (Lothar Krempel in diesem Band) Paradigma bereits weit in die Fachgebiete diffundiert ist.
Das ist insofern gut, als durch die „Netzwerkbrille" neue Erkenntnisse möglich sind, besonders dort, wo sich in der Vergangenheit zeigte, dass die hergebrachten Methoden nur begrenzt Erfolge zeigten. Die im Titel des Buches genannten Begriffe Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie spannen das Arbeitsfeld auf.