Buch, Deutsch, 284 Seiten, PB, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 468 g
Buch, Deutsch, 284 Seiten, PB, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 468 g
ISBN: 978-3-935421-55-3
Verlag: Nordpark Verlag
Mit seiner ›Ontoanthropologie‹ legt Steffens eine erste Grundlegung jener 'Kulturontologie' vor, deren Erfordernis das Ergebnis seiner geschichtsanthropologischen Bilanz ›Philosophie des 20. Jahrhunderts oder Die Wiederkehr des Menschen‹ (1999) war. Sie führt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Horizont der Erfahrung der Geschichte fort. Als deren systematisches ›Programm‹ bildet sie die Grundlage einer Reihe von Untersuchungen der Grundbedingungen menschlichen Daseins. Die ›Ontoanthropologie‹ legt die Voraussetzungen der „Anthropoästhetik' dar, deren Konzept zuerst in der ›Poetik der Welt‹ (1995) erprobt und mit der ›Selbst-Bildung‹ (2011) erweitert wurde.
Zielgruppe
Abiturienten, Studenten, Professoren, Lehrer, philosphisch interessierte Menschen
Autoren/Hrsg.
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Mit der Welt geht es wie mit allem, worüber wir mit Selbstverständlichkeit verfügen: sie ist unbekannt. Dass wir in der Welt leben, ohne sie zu kennen, ist ein um so größeres Paradox, als sie als Summe aller unserer Ursprünge schon in uns ist, bevor wir beginnen, uns in ihr wahrzunehmen.
Dieser Unbekanntheit entspricht die Selbstunkenntnis des Menschen. Wir wissen nicht, was er ist. Und können doch nicht umhin, es wissen zu wollen.
In den Untiefen des Daseins in der Geschichte, die sich vor allem als ein Kontinuum von Katastrophen darbietet, die den Menschen immer wieder an sich (ver)zweifeln lassen, kehrt der Urverdacht aus ferner Vorzeit noch einmal wieder: gar nicht in der Welt zu sein. Als der äußerste Schrecken des Menschen wurde Weltlosigkeit zur Folge menschlicher Handlungen. Für des Menschen Dasein ist die Welt unentbehrlich; aber seines nicht für deren Sein.
Zur Abwehr dieses Urschreckens ist der Mensch zu allem bereit. Und nur zu wenigem in der Lage. Nicht nur als Schöpfung und Natur, selbst noch als reines Menschenwerk der Geschichte ist die Welt vor allem das, was uns geschieht. Ihr Grenzwert ist Überwältigung.
Wir erfahren unsere Welt nicht nur als Außen unserer Wirklichkeiten; wir tragen sie auch in uns. Wir leben nicht nur in der Welt; sie lebt auch in uns. Die wesentlichen Geschehnisse unseres Lebens sind ›Ereignisse‹: sie geschehen einem.
Bevor wir uns haben können, hat die Welt uns, die uns hervorbrachte. Bevor wir in der Welt leben, hat die Welt sich in uns festgesetzt. Und sie tut alles, uns nicht herzugeben. Niemand wird deshalb von sich erfahren, noch weniger in die Lage kommen, sich ›haben‹ zu können, der die Welt nicht als das verstand, was macht, dass er ist, wie er sich findet: anders, als er fühlt, sein zu sollen.
Man ist ihr Objekt mehr als ihr Subjekt. Wir sind handelnder Teil eines Geschehens, das sich an uns vollzieht. Die Welt-Bedürftigkeit des Daseins ist kein Verhältnis auf Gegenseitigkeit. Die Chance des Menschen liegt in der Zweideutigkeit der Welt. Die Kehrseite ihrer Gleichgültigkeit, mit der sie ihn konfrontiert, ist ihre Nichteinmischung in alles, was er aus eigener Kraft zu seinem Wohl vermag.
Die Analyse dieser Urbeziehung, die alle Selbstverhältnisse des Menschen bedingt, die für ihn möglich sind, ist Ontoanthropologie. Statt des Menschen Verhältnis zur Welt untersucht sie das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, das auf der Welt in ihm basiert.
Die Welt zu denken heißt, zu verstehen, was es geben muß, damit wir sein können, um uns zu dem machen zu können, was wir wünschen, zu sein: sich dem Unverfügbaren zu stellen, dem jedes Menschenleben sich aufs neue ausgeliefert findet, um ihm nicht unterworfen bleiben zu müssen.
Nur als Hervorgebrachte können wir daran gehen, uns hervorzubringen. Erst, wenn wir die Seinsbedingungen erfüllt haben, können wir unsere Existenzbedingungen selbst bestimmen. Die wir sein wollen, können wir werden, sobald wir geworden sind, die wir sein müssen. (Aus der Einleitung)