Steffens | Klugscheißer Supreme | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 272 Seiten

Reihe: Lehrer Seidel-Romane

Steffens Klugscheißer Supreme

Roman | Ein irre witziger Roman um Lehrer und andere Besserwisser
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-492-98790-5
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman | Ein irre witziger Roman um Lehrer und andere Besserwisser

E-Book, Deutsch, Band 3, 272 Seiten

Reihe: Lehrer Seidel-Romane

ISBN: 978-3-492-98790-5
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Klugscheißer als angehender Lehrer - kann das gutgehen? Ein irre komischer Roman um Lehrer, und welche, die es werden wollen - für alle Fans von Tommy Jaud und Fack ju Göhte »Nahrungsbeschaffungsmaßnahme f.; Gen. -; Pl. -n; der Besuch eines Verkaufsstandes mit Esswaren, um eine anschließende stundenlange Zusammenkunft aller verfügbaren Lehrkräfte zum illustren Erfahrungsaustausch auszuhalten« Klugscheißer Timo Seidel hat nach sein Lehramtsstudium beendet. Doch nun steht ihm die schwerste aller Prüfungen bevor: das von allen Seiten gefürchtete Referendariat. Schmerzlich stellt Timo fest, dass er sich trotz Berufserfahrung wieder einmal den Respekt des Kollegiums, der Schulleitung und vor allem der Schülerschaft hart erkämpfen muss. Da sind für einen Klugscheißer wie Timo natürlich Pleiten, Pech und Pannen vorprogrammiert ... »Von Anfang an war man in der Geschichte, ließ sich von ihr mitreißen und war gespannt, wie diese ausgehen würde. Ein tolles Buch, welches mich sehr gut unterhalten hatte.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Klugscheißer meets Klassenzimmer - Großes Finale einer gelungenen Reihe.« ((Leserstimme auf Netgalley))

Thorsten Steffens, geboren 1974, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität zu Köln. Im Sommer 2009 schrieb er seinen ersten Roman »Klugscheißer Royale«, der mit etwas Verzögerung nach neun Jahren (im August 2018) im Piper Verlag erschien. Inzwischen dauern Veröffentlichungen zum Glück nicht mehr ganz so lange: Mittlerweile sind mit »Klugscheißer Deluxe« und »Klugscheißer Supreme« zwei Fortsetzungsromane erschienen. Im Herbst 2023 folgt die romantische Liebeskomödie »Ein Hund für zwei«. Neuen Lesestoff gibt es Ende 2025 mit dem lustigen Familienroman »Plötzlich Enkel«. Mehr Informationen gibt es unter: www.ThorstenSteffens.com
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1. Canberra, Klassentreffen und Krappa


Nächster Halt: Brühl Mitte, verkündet die immer gleich klingende Dame der Kölner Verkehrsbetriebe.

Daniela und ich stehen auf und begeben uns schon mal zur hinteren Tür der Straßenbahn. Aus der entgegengesetzten Richtung kommen im selben Augenblick zwei Jugendliche, die hier vermutlich auch aussteigen wollen und sich zu uns gesellen.

»Guck mal, deine neue Kundschaft!«, flüstert Daniela mir grinsend zu und spielt damit auf mein Referendariat an, das nächsten Montag beginnt.

Die beiden Mädchen bekommen davon glücklicherweise nichts mit, denn sie unterhalten sich angeregt über eine Serie, die ich nicht kenne, weswegen ich die Hälfte der Unterhaltung nicht verstehe. Ich höre nur »spannendes Ende« und dass »Jughead« offensichtlich doch nicht tot ist, sondern die Macher der Serie es nur so haben aussehen lassen. Mein Gehirn möchte schon abschalten, als ich folgende Worte vernehme: »Das hat mir der Kumpel meines Bruders gesagt.«

»Och, Genitiv!«, entfährt es mir entzückt. Ein korrekter Sprachgebrauch ist heutzutage ja so selten geworden, dass mein Gehirn bei der mannigfachen Anzahl an Fehlern, die es tagtäglich hört, schon gar nicht mehr reagiert. Stattdessen frohlockt es, wenn es dann doch unverhofft einwandfreie Grammatik vernehmen darf.

Daniela muss grinsen. Mir wäre es ja lieber, wenn die beiden Mädchen nichts von meiner Beurteilung ihrer Ausdrucksweise mitbekämen, aber meine Freundin findet offensichtlich, dass wir dieses Kompliment unbedingt weitergeben sollten. Mit einem Doktortitel in französischer Linguistik ist sie ebenso sprachaffin wie ich. Zudem kommt sie zu meinem Leidwesen immer und überall mit fremden Menschen ins Gespräch. Ein simpler Supermarktbesuch kann mit ihr zur reinsten Kommunikationskaskade ausarten, bei der sie anschließend mit der halben Belegschaft per Du ist und Handynummern tauscht.

Kom|mu|ni|ka|ti|ons|kas|ka|de f.; Gen. –; Pl. –n; gesellschaftliches Erlebnis, bei dem sich jemand zunächst mit nur einem Individuum, später mit mehreren, wildfremden Personen über triviale Dinge ihres Alltags austauscht

»Ihr habt ja eine gepflegte Ausdrucksweise!«, kommentiert Daniela also ungefragt.

Die beiden Mädchen unterbrechen ihr Gespräch und schauen skeptisch in unsere Richtung. Wenn sie etwas jünger und aus den USA wären, würden sie jetzt vermutlich laut Stranger! Danger! rufen und schleunigst das Weite suchen!

Ich weiß, Daniela meint es nur nett, dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass sie die beiden gerade unterbrochen und ihnen ungefragt ihre Meinung aufgezwungen hat.

Fünf unangenehme Sekunden lang herrscht Stille.

»Ähm, danke«, gibt schließlich eine der beiden zögerlich zurück.

»Nein, wirklich!«, beschwichtigt meine Freundin. »Ihr geht bestimmt auch aufs Gymnasium, oder?«

Die beiden Mädchen prusten los.

»Haste gehört? Die denkt, wir sind Gymi!«

Und schwups! So schnell kann eine gepflegte Ausdrucksweise auch wieder abhandenkommen.

»Nee, nee«, werden wir schließlich aufgeklärt. »Wir sind Real.«

Ich gehe davon aus, sie wollen uns mitteilen, dass sie eine Realschule besuchen. Vielleicht sind sie aber auch Aushilfskräfte in einem Real-Supermarkt oder passionierte Anhängerinnen des Fußballvereins Real Madrid. Bevor wir dies jedoch erörtern können, haben wir, dem Himmel sei Dank, unsere Haltestelle erreicht und verabschieden uns höflich.

Es warten bereits drei Taxis, wir nehmen das erste.

Unsere Fahrerin ist ein rheinländisches Urgestein, sodass wir umgehend in breitestem Dialekt begrüßt werden.

»Na? Wo soll et denn hinjehn?«

»Einmal in die Wunderbar, bitte«, dirigiert Daniela.

Bei diesem geistreichen Namen stelle ich mir wieder unweigerlich die Frage, wer nach fünfzehn Jahren, nachdem man die Schule bereits beendet hat, auf die aberwitzige Idee kommt, man könne sich doch noch einmal an einem Freitagabend am letzten Aprilwochenende in einer neumodischen Hipster-Kneipe im nördlichen Kleinstadtviertel Brühl-Vochem treffen? Nun, in unserem Fall war das Bianca Spangenberg, die zu Schulzeiten von allen nur Spannerzwerg genannt wurde, weil sie sich nach dem Sportunterricht immer auffällig lange vor der Jungenumkleide aufhielt.

Viel besser wäre aber eigentlich die Frage, wieso gerade wir dieser Einladung nachkommen. Der Hauptgrund sitzt vorne neben unserer Taxifahrerin, ist einen Meter fünfundsechzig groß und seit vier Jahren meine feste Freundin. Eigentlich komme ich nur ihretwegen mit, denn ich finde, dass sich das Leben schon etwas dabei gedacht hat: Man drückt gemeinsam die Schulbank, macht seinen Abschluss, amüsiert sich bei der Abifeier noch einmal, und dann gehen alle ihre eigenen Wege! Alles andere ist doch die reinste Denaturierung!

De|na|tu|rier|ung f.; Gen. –; Pl. –en; (in der Biochemie) Veränderung einer Struktur; (hier) das Wagnis, seine ehemaligen Klassenkameradinnen und -kameraden entgegen der natürlichen Fügung aufzuspüren und sie in einem Lokal mit Alkoholausschank zu treffen, um sich kollektiv zu bezechen

Na ja, ein kleines bisschen neugierig bin ich schon, was aus den ganzen Spaßvögeln von damals geworden ist, und so musste Daniela letzten Endes doch nicht ganz so viel Überzeugungsarbeit leisten.

»Ah! Dann wollt ihr bestimmt och zum Klassentreffen, wat?«, vermutet unsere Taxifahrerin. »Da hab isch eben schon ene hinjefahrn!«

»Ach, ja? Wen denn?«, möchte Daniela wissen.

Stirnrunzelnd schaue ich meine Freundin von der Rückbank aus an, aber sie bemerkt meinen Blick nicht einmal. Woher soll die gute Frau das denn bitte wissen?

Aber unsere Taxifahrerin scheint ebenso gesprächig wie meine bessere Hälfte zu sein.

»Dat war die Silke!«, informiert sie uns.

»Ach, nee! Die Silke Nussbaum!«, freut sich Daniela. »Ich frage mich, was die so treibt.«

»Die is jetzt bei Ford und mät do irjendwatt mit Werbung«, weiß unsere Taxifahrerin. »Isch bin übrijens de Uschi!«

Und ich bin extrem überrascht angesichts der Dinge, die man erfährt, wenn man mit fremden Leuten ins Gespräch kommt. Bisher bin ich in meinem Leben noch nicht so häufig mit dem Taxi gefahren, aber wenn, dann saß ich still auf dem Beifahrersitz und habe geschwiegen, während das Radio lief. Seitdem Daniela und ich allerdings zusammen sind, erlebe ich, dass es auch anders geht. Wie gesagt, sie kommt mit jedem ins Gespräch. Manchmal kann das ganz schön nerven, andererseits trifft man so auch sehr interessante Menschen. Wie Uschi beispielsweise. Die überrascht mich nämlich später, als wir zufällig eine Radiomeldung mitbekommen.

»Ein Hund aus der australischen Hauptstadt Känberra wurde jüngst zum Internet-Star«, verkündet dort ein Sprecher, und ich seufze direkt innerlich. Ich kann ja verstehen, wenn der Otto Normalverbraucher nicht weiß, wie die australische Hauptstadt korrekterweise ausgesprochen wird, aber von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten darf man das schon erwarten, oder?

»Dat wird Känbra ausjesprochen!«, regt sich Uschi auf und spricht somit laut aus, was ich nur denke.

Verblüfft schaue ich sie von hinten an.

»Guck mal, Timo«, meldet sich Daniela vom Beifahrersitz. »Die Uschi ist genauso …« Dann hält sie jedoch inne. Ich weiß schon, was sie sagen wollte: klugscheißerisch! Dann hat sie aber wohl doch noch rechtzeitig erkannt, wie unhöflich es wäre, wenn sie nicht nur mich, sondern auch Uschi so bezeichnen würde.

»… genauso gut informiert wie du!«, rettet sie sich dann.

»Ja, tut mir leid«, echauffiert sich Miss Taxi. »So wat darf man doch wissen, oder?«

»Absolut!«, pflichte ich ihr von hinten bei.

Mit einem großzügigen Trinkgeld verabschieden wir uns schließlich bei Uschi, als wir unser Ziel erreicht haben.

»Sag mal, wolltest du mich eben etwa wieder als klugscheißerisch bezeichnen?«, frage ich Daniela, kurz bevor wir die Wunderbar betreten. Sie weiß doch, wie sehr ich das hasse. Vor allem finde ich, dass es überhaupt nicht stimmt. Es mag sein, dass ich früher einmal so war, aber in den letzten Jahren habe ich durchaus gelernt, mich zu beherrschen.

»Ach, Schnucki!«, ist Danielas einzige Antwort. Als ob damit irgendetwas geklärt wäre! Ganz abgesehen davon, dass ich es absolut nicht leiden kann, wenn sie mich Schnucki nennt. Getoppt wird das nur noch von Tiernamen: Bärchen, Hase oder Mausi. Ich finde solche Kosenamen ziemlich unmännlich – da kann die Feministinnenfraktion jetzt so viel argumentieren, wie sie will, aber wenn James Bond auf der Leinwand erscheint, nennt den auch niemand Mausi. Das wäre doch ziemlich absurd, oder? So, als wenn der Terminator gerade Hasta la vista! sagen möchte, und sein Kontrahent ansetzt: Hör mal, Hasi! Muss das denn jetzt wirklich sein?

In der Wunderbar erwartet uns ein offizielles Ein-Mann-Begrüßungskomitee: Bianca Spangenberg höchstpersönlich sitzt hinter einem Tisch, den sie im Eingangsbereich aufgestellt hat, sodass niemand unbemerkt passieren kann. Vor ihr liegen, wenn ich das richtig erkenne, eine Anwesenheitsliste und unzählige Namensschilder. Die Gute hat wohl zu viele amerikanische Filme samt Highschool-Reunion und Happy End gesehen!

»Timo!«, kreischt Bianca, als sie mich erblickt. Zeitgleich springt sie von ihrem Stuhl hoch und läuft manisch auf mich zu. So viel zur Notwendigkeit der Namensschilder. »Waaah! Und...



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