E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Steel Am schönsten Tag
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7499-0774-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
ISBN: 978-3-7499-0774-8
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sie liebt Hochzeiten, nur nicht ihre eigene
Faith Ferguson ist New Yorks begehrteste Hochzeitsplanerin. So sehr Faith ihre Arbeit genießt, hat sie selbst nach zwei gescheiterten Verlobungen nicht mehr den Wunsch zu heiraten. Erfüllung findet sie in der engen Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Hope und in ihrer Karriere. Statt einer reibungslosen Hochzeitssaison muss Faith sich in diesem Jahr jedoch gleich mehreren ungeahnten Krisen ihrer Kunden stellen. Neben alldem kann sie die aufkeimenden Gefühle für den gutaussehenden Bruder einer ihrer Bräutigame gar nicht gebrauchen.
Danielle Steel, die internationale Bestsellerautorin mit mehr als einer Milliarde verkauften Exemplaren weltweit nun endlich mit ihrem neuen Roman auf Deutsch!
Danielle Steel ist mit einer Milliarde verkaufter Exemplare ihrer Romane eine der beliebtesten Autorinnen der Welt. Zu ihren jüngsten internationalen Bestsellern gehören »The Ball at Versailles«, »Das nächste Kapitel« und »Das Glück finden«. Ebenso schrieb sie »His Bright Light«, die Geschichte über das Leben und den Tod ihres Sohnes Nick Traina, und »A Gift of Hope«, eine Erinnerung an ihre Arbeit mit Obdachlosen. Danielle Steel teilt ihre Zeit zwischen Paris und ihrem Haus in Nordkalifornien auf.
Zielgruppe
Nostalgischer Mainstream + Leichtlesen
Weitere Infos & Material
1. Kapitel
Der Wecker klingelte um halb sechs, wie jeden Morgen. Faith Ferguson öffnete ein Auge, warf einen Blick auf den Wecker, schaltete ihn aus, und eine Minute später stand sie auf, um ihre Morgenroutine zu beginnen. Sie war eine äußerst disziplinierte Person. Mit zweiundvierzig hatte sie den Körper einer Zwanzigjährigen. Ballettübungen am Morgen, an sechs Tagen in der Woche, hielten sie in Form.
Sie putzte sich die Zähne, bürstete ihre schulterlangen blonden Haare und band sie zu einem festen Knoten zusammen. Sie sah aus wie eine Ballerina, nachdem sie ihre schwarze Gymnastikhose und die pinkfarbenen Ballettschuhe angezogen hatte. Als sie per Videocall ihre Ballettlehrerin anrief, war sie hellwach. Sie wünschten sich lächelnd einen guten Morgen und begannen die täglichen Übungen. Faith führte ein straff durchorganisiertes Leben. Schülerin und Lehrerin redeten während des vertrauten Trainings nicht miteinander.
Um Punkt sieben beendeten sie ihre gemeinsame Arbeit, wünschten sich einen schönen Tag, und Faith ging unter die Dusche. Es war ein dunkler stürmischer Januarmorgen, und vor ihr lag ein arbeitsreicher Tag. Der Januar gehörte zur betriebsamsten Zeit des Jahres. Sie war eine der gefragtesten Hochzeitsplanerinnen New Yorks. Die Leute kamen oft nach den Weihnachtsfeiertagen zu ihr, um ihre Hochzeit zu planen.
In dieser Woche hatte sie Termine mit drei neuen Kunden, denen sie von früheren zufriedenen Kunden empfohlen worden war. Manche Kunden hatten Interviews mit ihr gesehen oder ihre Bücher gelesen. Sie hatte drei erfolgreiche Bücher veröffentlicht. Die waren wie Bibeln für jeden, der heiraten wollte. Das erste war ein Bildband, voller Fotos der schönsten von ihr organisierten Hochzeiten und nützlicher Tipps, wie die auf den Fotos zu sehenden Effekte zu erzielen waren. Nur dass das natürlich nicht möglich war, ohne ihre Hilfe und ihr Fachwissen. Das zweite Buch war ein Hochzeitsplaner, der ausführlich beschrieb, wie man in den Monaten vor der Hochzeit alles in die richtigen Wege leitet. Es war das Geschenk für frisch verlobte Frauen. Das dritte Buch handelte von der Geschichte der verschiedenen Hochzeitstraditionen, der Etikette und den Dingen, die man wissen musste, um eine Hochzeit zu planen, von der Sitzordnung bis zu formellen Titeln oder was angemessen war und was nicht. Ihr Buch konkurrierte mit Amy Vanderbilts und Emily Posts Werken zum selben Thema. Sie hatte einen klaren und lesbaren Stil, war jedoch sehr eindeutig in ihren Ansichten, was der Etikette entsprach und was nicht. Ein weiteres Must-have für jede Braut.
Faith selbst war nie verheiratet, zweimal allerdings kurz davor. Beim ersten Mal war sie jung, und es war eine niederschmetternde Erfahrung. Sie war Redakteurin bei der Vogue, mit breit gefächerten Aufgaben von Schönheit bis zu Partys, über die das Magazin berichtete. Da sie aus einem vornehmen aristokratischen Elternhaus in New York stammte, war sie bestens geeignet für die Berichterstattung über Prominentenpartys und erlesene Veranstaltungen, gelegentlich sogar über Hochzeiten. Ihre Großeltern väter- sowie mütterlicherseits waren ähnlich edler, blaublütiger Abstammung.
Auf einer dieser Veranstaltungen, die sie besucht hatte, um eine gesellschaftlich bedeutende junge Braut zu fotografieren, lernte sie Patrick Brock kennen, einen gut aussehenden jungen Fotografen. Sie war fünfundzwanzig, Patrick ein Jahr älter, und sie hatten sich auf Anhieb verstanden. Sie waren fast ein Jahr zusammen, als er ihr einen Antrag machte. Ihre Verlobungszeit war wie im Flug vergangen. Faith, ihre Zwillingsschwester Hope und ihre Mutter Marianne planten die Hochzeit. Sie kauften ein wunderschönes filigran besticktes Spitzenkleid in der Brautmodenabteilung bei Bergdorf. Darin fühlte sie sich wie eine Märchenprinzessin, und noch mehr, als sie den Schleier anprobierte, der aus zartem französischen Tüll gefertigt war, der ihr Gesicht wie ein feiner Nebel verhüllte. Alles war für die Hochzeit im Metropolitan Club vorbereitet.
Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, da war sie zehn, und ihr Vater wollte mit seiner deutschen Frau aus Europa anreisen, einer Baronin. Ihre Eltern waren einander freundschaftlich verbunden geblieben. Faiths Schwester sollte Trauzeugin sein, und sechs Freundinnen vom College in Georgetown, Washington D.C., sollten als Brautjungfern fungieren. Hope war damals ein sehr erfolgreiches Model und hatte Fotoshootings mit Patrick gehabt. Sie hatte ihn gemocht. Faiths Eltern und Großeltern befürworteten die Eheschließung. Er stammte aus einer angesehenen Familie in Boston und hatte Talent sowie gute Manieren. Faith war verrückt nach ihm.
Alles war planmäßig verlaufen, bis ihr Verlobter eine Woche vor der Hochzeit in dem Apartment auftauchte, das sie sich mit ihrer Zwillingsschwester teilte. Kaum war er durch die Tür, als er in ihren Armen auch schon in Tränen ausbrach. Er brauchte eine Stunde, um ihr zu erklären, er habe vor ihrer gemeinsamen Zeit einige »Abstecher« gemacht, die für ihn zunächst nur ein Experiment gewesen seien, die aber, wie er sich inzwischen eingestanden habe, viel mehr gewesen seien als das. Er gestand, er habe gemerkt, dass er schwul sei und sich in einen russischen Balletttänzer verliebt habe. Bis dahin hatte es für sie keinerlei Zweifel an Patricks sexueller Orientierung gegeben. Er sagte, er könne sie nicht heiraten. Er liebe sie als Freundin, habe jedoch zunehmend das Gefühl, ihren Erwartungen an eine Ehe nicht gerecht werden zu können. Er müsse frei sein, um eine Beziehung mit dem russischen Tänzer auszuprobieren, für den er tiefe Liebe empfinde. Seine Familie war ebenso schockiert wie Faiths, als er es allen sagte.
Es folgte ein Mix aus Tränen, Verzweiflung und Demütigung. Hastig wurden schriftliche Absagen der Hochzeit gedruckt. Faith hatte sich zwei Wochen von der Arbeit freigenommen, um sich zu verkriechen, und als sie zurückkehrte, war sie immer noch völlig durcheinander. Ihre Schwester hatte sich um sie gekümmert, wie nach einem Unfall oder einer Krankheit. Faith war am Boden zerstört.
Sie sah Patrick nie wieder. Er verließ New York und zog mit dem Tänzer nach London. Ihr kam zu Ohren, die Beziehung der beiden sei leidenschaftlich, aber nicht von Dauer gewesen. Immerhin hatte er nun Gewissheit über seine Sexualität. Irgendwann kehrte er nach New York zurück, doch dankenswerterweise kreuzten sich ihre Wege nie mehr.
Eine Laune des Schicksals sorgte dafür, dass sie sechs Monate nach der abgesagten Hochzeit damit beauftragt wurde, exklusiv für die Vogue über Hochzeiten zu berichten, weil sie das so gut konnte. Sie war zu dem Zeitpunkt immer noch nicht über den Schock hinweggekommen, kurz vor dem Altar den Laufpass bekommen zu haben. Ihr Vater verstand nicht, weshalb sie so niedergeschlagen war. Er meinte, es sei doch ein Segen, dass sie es vor der Hochzeit erfahren habe, statt erst Jahre später. Ihre Mutter und ihre Schwester hingegen konnten nachvollziehen, wie traumatisiert sie war und dass für Vogue über Hochzeiten zu berichten eine Art Konfrontationstherapie oder Immunisierung für sie darstellte. Etwas verhärtete sich in ihr, während sie von Hochzeit zu Hochzeit zog und schwärmerisch darüber schrieb, nachdem sie vom Fotografen alle gewünschten Bilder für das Magazin bekommen hatte. Ein Jahr lang fühlte sie sich wie betäubt. Ihre Mutter hatte das Brautkleid an sich genommen und irgendwo verstaut. Die ganze Erfahrung war lange Zeit ein sensibles Thema.
Fast zehn Jahre später zog sie in Erwägung, es noch einmal zu probieren. William Tyler war ein starker, interessanter Mann und Architekt. Sie bewunderte seine Arbeit. Zu dem Zeitpunkt hatte sie das Magazin verlassen und sich als Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht. Nachdem sie über Hunderte Hochzeiten für Vogue berichtet hatte, kannte sie sich damit schließlich am besten aus. Und sie hatte ihre Lektionen gelernt.
Anfangs schien William der perfekte Partner zu sein. Er war in seiner Arbeit ebenso diszipliniert und präzise wie sie in ihrer. Doch dann zogen dunkle Wolken auf, als er anfing, ihr vorzuschreiben, was sie tun und anziehen sollte, was sie sagen durfte und worüber sie nicht sprechen sollte. Er wohnte in einem Apartment in Chelsea, das er entworfen hatte. Faith und Hope hatten jede ihre eigene Wohnung. Faith lebte in SoHo, während Hope in einen Vorort gezogen war. William mochte ihre Freunde nicht und hatte selbst keine. Er erklärte ihr ganz genau, wie er sich ihre Hochzeit vorstellte und wo sie stattfinden sollte. Er hatte ein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden, und die einzige Meinung, die er akzeptierte, war seine eigene.
Nachdem sie zwei Monate verlobt waren, glaubte Faith zu ersticken. Sie hatte das Gefühl, er beraubte sie ihrer Identität und versuchte sie nach seinen Vorstellungen umzugestalten, wie ein Gebäude, das er gekauft hatte, um es zu renovieren. Sie war bitter enttäuscht. Ständig machte er sie runter. Sie gab ihm den Ring zurück und ergriff die Flucht. Sie war älter und klüger als beim ersten Mal und fragte sich, wie sie erneut einen solch schweren Fehler hatte begehen können. Sobald sie sich von ihm getrennt hatte, fühlte sie sich frei und erleichtert.
Diesmal bedauerte sie die gelöste Verlobung nicht. Er verstand nie, was schiefgelaufen war. Er hatte sie auf Schritt und Tritt kontrolliert und wollte sogar ihre Gedanken lenken. Nach dem zweiten Mal erholte sie sich schneller, da sie diejenige war, die Schluss gemacht hatte. Als Vermächtnis hinterließ William in ihr die Erkenntnis, dass die Ehe wohl nichts für sie war....




