Stark | Pretty Boys: Unschuld | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 178 Seiten

Reihe: Gay Romance

Stark Pretty Boys: Unschuld

Gay Romance
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-910990-70-8
Verlag: Von Morgen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Gay Romance

E-Book, Deutsch, Band 1, 178 Seiten

Reihe: Gay Romance

ISBN: 978-3-910990-70-8
Verlag: Von Morgen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jetzt fängt das Leben an! Raus aus der Kleinstadt, auf nach New York! Mein großer Traum, in New York Film zu studieren, geht in Erfüllung. Und als ich meinen Professor James Leeds zum ersten Mal sehe, ist es um mich geschehen. Er ist umwerfend attraktiv, rasend klug - und hat eine dunkle Vergangenheit, die er um jeden Preis geheim halten will. Wir kommen uns näher, als ein Professor und sein Student dürfen. Doch als ich in seine gefährliche Welt gerate, stößt er mich von sich. Soll ich ihn aufgeben? Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir füreinander bestimmt sind. Auch wenn die Stadt voller Pretty Boys ist ... Lies jetzt die Geschichte von Jonas und Jim - und all den Männern, die dazwischen kamen.

Jamie zog mit 17 nach New York City, um Filme zu drehen und all die Abenteuer zu erleben, über die er heute schreibt. Für die Liebe zog er nach Berlin, wo er heute mit seinem Partner ein ziemlich unaufregendes Leben führt, das er gegen nichts tauschen würde.
Stark Pretty Boys: Unschuld jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Jim hatte auf meine Mail nicht geantwortet, sodass ich mit einem flauen Gefühl im Magen zur nächsten Vorlesung kam. Doch als er mich sah, kam er auf mich zu.

„Jonas. Ich habe deine Mail erhalten.“

Ich schluckte so laut, dass er es hören musste.

„Ich bin nicht dazu gekommen, dir meine Gedanken schriftlich mitzuteilen“, fuhr er fort. „Hast du Zeit, später zu sprechen?“

„Ja“, hauchte ich. „Okay. Gern. Danke.“

„Tut mir leid“, sagte er noch, da ich offenbar sarkastisch geklungen hatte und meine Miene – ich spürte es innerlich und hatte keinerlei Kontrolle darüber – abweisend wirkte.

Ich ließ mich in einen Sessel sinken, weil meine Knie nachgaben. Die ersten zehn Minuten von Jims Vorlesung versäumte ich, obwohl ich aufmerksam zuhörte wie immer, da seine Worte einfach durch meinen Kopf hindurch rauschten. Der Teil meines Gehirns, der Sprache verarbeiten konnte, hatte seine Arbeit in meinem Panikmodus eingestellt. Doch irgendwo inmitten all der Angst trieb wie ein einzelnes goldenes Flackern Euphorie.

Er wollte mit mir sprechen. Er hatte mir nicht schriftlich geantwortet, weil er nicht dazu gekommen war, und nicht wegen der Lächerlichkeit oder Dreistigkeit meiner Kontaktaufnahme. Er wollte mit mir allein … Oh mein Gott, sprechen!

Der Film, den er heute im Anschluss vorführte, war „Lola rennt“ von Tom Tykwer. Als es losging, kam er geduckt zu mir und flüsterte: „Du kennst den Film ja schon. Wollen wir nach hinten gehen und uns unterhalten?“

Zusammen gingen wir durch den dunklen Saal in die hinterste Reihe. Wir rutschten auf zwei Sessel und er begann im Flüsterton zu reden. Davon, dass meine E-Mail ihn beeindruckt hatte. Dass er mir bei vielem zustimmen müsste und auf manches selbst noch nicht gekommen sei. Er fragte, ob ich dies und jenes gelesen oder gesehen hatte, und wirkte verwundert, als ich verneinte.

„Aber du hast wahrscheinlich dein Filmstudium in Deutschland schon abgeschlossen …“

Die Lichter des Films bestrahlten sein Gesicht. Etwas in seinem Blick war anders als sonst. Er sah in mir keinen Studenten mehr … sondern einen Ebenbürtigen? Konnte das sein? Ich wusste nur eins: Ich wollte, dass er mich von jetzt an für immer so ansah.

Also nickte ich.

Im selben Augenblick sank das schlechte Gewissen wie eine Bleidecke über mich. Aber es war geschehen. Ich konnte es nicht mehr zurücknehmen, ohne mich als Lügner zu entblößen.

Er fuhr fort, meine Analysen auseinanderzunehmen und weitere Stellungnahmen von mir zu fordern. Vielleicht lag es daran, dass wir flüsterten oder dass ich das Gefühl hatte, mich bereits ein wenig bewiesen zu haben, aber der Schweigebann war von mir abgefallen. Ich konnte auf seine Fragen antworten und mit ihm ein Gespräch führen, das auf aufregendste Weise vom Hundertsten ins Tausendste kam. Gelegentlich verstummten wir, um dem Gesagten nachzuhängen, und dann beobachteten wir den Film, der sich in weiter Ferne, in einer anderen Realität, abzuspielen schien. Ich hatte das Gefühl, als wären erst zwanzig Minuten vergangen, als plötzlich der Abspann kam und Jim aufstehen musste, um sich um den Abbau zu kümmern. Wie letztes Mal verzichtete er darauf, mit uns auszugehen. Als unsere Gruppe auf die Straße hinaustrat, erklärte er auch, warum: „Ich stecke gerade in einer Wohnungsauflösung und muss mich leider um lauter nervige Dinge kümmern. Nächstes Mal hoffentlich wieder!“

„Wieso lösen Sie Ihre Wohnung auf?“, fragte eine Studentin, die sich schon mehrfach durch ihren Mangel an Diskretion hervorgetan hatte. In diesem Moment liebte ich sie dafür.

Jim schien peinlich berührt. Aber er sagte gefasst: „Weil ich mich von meinem Partner getrennt habe.“

Partner. Keine Geschlechtsspezifikation.

Die Studenten sprachen ihm ihr Beileid aus. Ich sagte nichts. Jim sah mich an. In diesem Moment wusste ich, dass auch er an den Ohrfeigen-Vorfall dachte. Ich hatte das Gefühl, als bäte er mich stumm um Verständnis.

Sobald er gegangen war, spekulierten die Studenten über seine Trennung. Dieselben Mädchen, die schon einmal seine Attraktivität kommentiert hatten, ergingen sich in Fantasien, ihn zu verführen, was mehr als unangenehm mitanzuhören war. Ich verabschiedete mich ausnahmsweise früher und ging nach Hause.

Ich zählte in Gedanken nach, wie viele Vorlesungen wir noch hatten. Es waren nur noch vier. Dann endeten schon die Sommerkurse. Und in fünf Wochen ging das Semester los. Dabei fiel mir wieder die Lüge ein, zu der ich mich hatte hinreißen lassen. Wie dumm ich war! Ich würde Jim doch während des Semesters über den Weg laufen, und dann wusste er, dass ich gelogen hatte. Ich konnte höchstens versuchen, es als Missverständnis darzustellen, dachte ich, während ich mich in Grund und Boden schämte.

Gegen halb eins in der Nacht empfing ich eine E-Mail. Ich starrte auf den Namen des Absenders und brauchte einen Moment, ehe ich sie öffnen konnte:

Lieber Jonas,

wir haben heute nicht über deine Ausführungen über Gewalttätigkeit und Ästhetik gesprochen. Ich bin der Meinung, es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt. Lass uns darüber sprechen!

Alles Liebe,

Jim

Das war alles.

Ich las die Mail ungefähr zehnmal hintereinander, dann löschte ich das Licht und versuchte zu schlafen. Eine halbe Stunde hielt ich das aus, dann knipste ich die Lampe wieder an und antwortete:

Lieber Jim,

sehr gern. Wann?

Gute Nacht wünscht

Jonas.

Ich machte das Licht aus und sank zurück, das Handy an die Brust gedrückt. Wenig später vibrierte es, und es fühlte sich an, als würde mir das Herz aus der Brust direkt in die Faust springen. Eine neue Mail. Ich las:

Wie wäre es übermorgen vor der Vorlesung? Ich werde in meinem Büro am Broadway sein, elfter Stock. Komm gern gegen fünf Uhr vorbei.

Ich antwortete:

Das werde ich. Bis dann!

Am übernächsten Tag kreuzte ich um kurz nach fünf vor seinem Büro auf, das im Hauptgebäude der Filmhochschule lag. Die letzten zehn Minuten hatte ich in der Herrentoilette verbracht und mir kaltes Wasser über Gesicht, Nacken und Arme laufen lassen, weil ich völlig verschwitzt angekommen war – es war ein brütend heißer Tag und die Aufregung tat das ihrige. Ich klopfte an die Tür, die offenstand, um mich bemerkbar zu machen.

Jim blickte auf und erhob sich von seinem Schreibtisch. „Ah, Jonas. Schön, dich zu sehen. Bitte, nimm Platz.“

Ich setzte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er klickte auf seinem Computer herum, auf dem er bis jetzt offenbar etwas gelesen hatte. In der Zwischenzeit sah ich mich um. Die Fenster seines Büros blickten direkt auf eine Hausfassade gegenüber, und es war nicht viel Licht im Zimmer. Aber es passte zu den vielen Büchern, die in den Regalen standen, und den gerahmten Plakaten von Stummfilmen, die selbst wie Kunstwerke aussahen.

„Ich bin gerade dabei, meine Vorlesung für das Semester ein wenig abzuändern. Auch durch den Einfluss deines Beitrags. Ich denke, es ist sinnvoll, dem Thema Gewalt im Film mehr Raum zu geben.“

„Eigentlich müsste es eine eigene Vorlesung nur dazu geben“, sagte ich.

„Ich stimme zu. Im Rahmen des Punkfilms möchte ich nur ein paar grundsätzliche Fragen aufwerfen. Nämlich genau die, mit denen du dich beschäftigt hast. Wenn ich dich richtig verstanden habe, meinst du, Gewalttätigkeit kann dadurch gerechtfertigt werden, dass sie als ein dramatisches Element eingesetzt und ästhetisch ansprechend sein kann?“

Ich dachte nach, ehe ich antwortete, und versuchte mich daran zu erinnern, was ich geschrieben hatte. In seiner Nähe fiel mir das Denken schwer. Schließlich brachte ich immerhin ein paar gerade Sätze über die Widersprüche zwischen Schönheit, Moral und Wahrheit heraus, die in meinen Ohren wichtigtuerisch klangen.

Zu meiner Überraschung nickte er, das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt. Sein Blick bohrte sich in meinen, und ich genoss es, seine volle Aufmerksamkeit zu haben.

Er nickte langsam. „Und wenn man Schönheit, Moral und Wahrheit gegeneinander ausspielen will, wie du sagst – dann gibst du der Schönheit den Vorzug?“

„Deshalb studiere ich Film, nicht Jura“, sagte ich lächelnd.

Auch er lächelte. Es tat beinah weh, wie anziehend er wirkte, wenn die Grübchen in seinen Wangen sichtbar wurden.

Es gab mir den Mut, mich weiter vorzuwagen mit meinen Theorien. „Was würdest du tun, wenn du zwischen Schönheit, Moral und Wahrheit wählen müsstest?“

Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Wie damals, als er im Streit vor dem anderen Mann zurückgewichen war, erinnerte er mich an ein Tier, das in Deckung geht, wobei ich nicht sagen konnte, ob er es tat, um anzugreifen oder um zu fliehen. Mir wurde klar, dass das, was ich gesagt hatte, eine Bedrohung war. Nämlich dann, wenn er sich längst in einer solchen Zwickmühle befand.

„Da ich kein Filmemacher bin, sondern ein Filmwissenschaftler, steht für mich die Wahrheit über der Schönheit“, sagte er in einem etwas defensiven Tonfall, der aber immer noch unglaublich zärtlich war. Er atmete hörbar durch die Nase ein. „Und die Wahrheit ist, dass du mich in einem beschämenden Moment beobachtet hast. Vor zwei Wochen. Hier. Und es gibt keine Rechtfertigung für mein Verhalten.“

Für einen Moment erahnte ich, mit welcher Härte er sich selbst verurteilte. Fast flüsternd erwiderte ich: „Für mich gibt es eine Rechtfertigung. Weil ich der Ästhetik den Vorzug geben würde.“

Er kniff die Augen zusammen. Es war schrecklich,...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.