E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Stark Das große Gold
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-552-05835-4
Verlag: Zsolnay, Paul
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-552-05835-4
Verlag: Zsolnay, Paul
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Parker muss bei einem Plan mitmachen, der ihm von Anfang an missfällt, obwohl er todsicher scheint. Seine Gefängniskumpane brechen mit seiner Hilfe bei einem Juweliergroßhändler ein und holen sich die Klunker, doch auf dem Rückweg kommen nur noch drei von ihnen knapp davon. Vor dem einzigen Ausgang aus dem Warenlager wird bald die Polizei aufkreuzen, und Parker muss für die Flucht seinen ganzen Scharfsinn aufbieten. Dann begeht aber ausgerechnet Brenda, Ganovenbraut und eigentlich Profi, eine Dummheit ... Mit dem Thriller "Fragen Sie den Papagei" wurde 2008 das Comeback des faszinierend coolen Helden Parker eingeleitet. Viele Parker-Romane wurden in den USA verfilmt, darunter "Point Blank" mit Lee Marvin in der Hauptrolle.
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Vier
Am nächsten Tag sagte der Lautsprecher »Kasper«, und als Parker an den Käfigen im Käfig vorbei zu dem durch eine Tür gesicherten Treppenhaus am anderen Ende des Ganges schritt, fragte der Aufseher an seinem metallenen Schreibtisch: »Kasper?« »Ja.« An der Treppe stand noch ein zweiter Aufseher. Er sagte: »Anwaltsbesuch.« Der erste Aufseher drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch, der Summer ertönte, und der zweite Aufseher öffnete die Tür. Parker ging hindurch und die Treppe hinunter, gefolgt von dem zweiten Aufseher. Die Stufen waren aus Metall, mit einem Muster aus kleinen kreisförmigen Löchern, und es hallte, wenn man darüber ging. Unten wandten Parker und der Aufseher sich nach rechts und standen vor einer verschlossenen Gittertür. Dahinter lag ein kurzer, breiter, fensterloser Gang mit gelbgestrichenen Wänden und schwarzem PVC-Boden. Der Gang war durch eine weiße Mittellinie in zwei Spuren geteilt, und alle hielten sich rechts. Hier herrschte reger Fußgängerverkehr, denn es war der einzige Weg zu den Zellen, für alle: Häftlinge, Aufseher, Verwaltungsangestellte, den Geistlichen, den Arzt. Ein weiterer Aufseher an einem weiteren Tisch neben noch einer Gittertür, die erst aufgeschlossen werden musste, und dann kamen sie in den vorderen Teil des Gebäudes mit einem gewöhnlichen breiten Korridor in der Mitte, wo jeder so ging, wie es ihm passte. Die von diesem Gang abgehenden Türöffnungen hatten keine Türen. Der breite Durchgang rechts führte in die Kantine, die den ganzen Raum auf dieser Seite einnahm. Der erste Durchgang links führte in die Bibliothek, wo die Häftlinge vor den elektrischen Schreibmaschinen Schlange standen und auf ihre zehn Minuten warteten, um an ihrem Fall zu arbeiten. Der Durchgang am Ende des Korridors führte in den Besucherraum, der in der Mitte zu dem Raum für Anwaltsbesuche. »Da rein«, sagte der Aufseher, und Parker betrat einen großen Raum mit einem Tisch, der sich von Wand zu Wand über die ganze Länge des Raums erstreckte. In Abständen von ungefähr einem Meter waren bis in Kopfhöhe Trennwände aus Sperrholz als Sichtschutz auf der Tischplatte angebracht. Zwischen den Trennwänden standen Stühle an dem Tisch, die auf der Rückenlehne Nummern trugen. Drei der Stühle waren von Häftlingen besetzt, die mit Leuten auf der anderen Seite sprachen — vermutlich Anwälte, doch wegen der Trennwände konnte Parker sie nicht sehen. »Nummer drei«, sagte der Aufseher, und Parker ging zum Stuhl Nummer drei. Ihm gegenüber auf der anderen Seite saß ein Schwarzer in braunem Anzug, hellblauem Hemd und gelber Krawatte, alles verknittert. Er trug eine Goldrandbrille und hatte kurzgeschorenes Haar. Er sah gerade in seinen Aktenkoffer, der offen auf dem Tisch stand, blickte dann aber zu Parker hinüber und sagte: »Guten Morgen, Ronald.« »Guten Morgen.« Parker setzte sich, legte die Unterarme auf den Tisch und sah ihn an. »Ich bin Jacob Sherman«, sagte der Mann. »Ich bin Ihr Anwalt.« »Haben Sie eine Karte?« fragte Parker ihn. Überrascht sagte Sherman »Natürlich« und griff in die Sakkotasche. Der Karte, die er Parker reichte, war zu entnehmen, dass er allein arbeitete, nicht in einer Kanzlei. Parker warf einen Blick darauf und steckte sie ein. »Ich wünschte, ich hätte gute Nachrichten für Sie«, sagte Sherman. »Ich erwarte keine guten Nachrichten«, sagte Parker. »George Walheim …« Sherman machte eine Pause, als sei es ihm peinlich, darüber zu sprechen, und fuhr dann fort: »Er hatte einen Herzinfarkt. Er liegt im Krankenhaus.« Einen Herzinfarkt. Walheim hatte nicht damit gerechnet, dass etwas schiefgehen könnte. »Damit sind schon zwei von uns im Krankenhaus«, sagte Parker. »Lebt Bruhl noch?« »O ja«, antwortete Sherman. »Der kommt schon wieder auf die Beine.« »Ist Armiston hier drin?« »Das weiß ich wirklich nicht. Er wird von jemand anders vertreten.« Diese Seilschaft gab es also nicht mehr. Von vier Leuten nur noch zwei übrig, und die auch noch getrennt. Parker glaubte nicht, dass er den nächsten Teil im Alleingang bewältigen konnte, aber wie sollte er hier drin eine neue Seilschaft zusammenstellen. »Wie lange, denken Sie, dauert’s noch bis zum Prozess?« fragte er. »Oh, ich glaube nicht, dass es soweit kommt.« »Sie glauben nicht, dass es zum Prozess kommt?« »Na ja, Kalifornien wird bestimmt die Auslieferung verlangen«, eröffnete ihm Sherman. »Nein. Das fechten wir an.« Sherman schien erstaunt. »Wozu der Aufwand? Früher oder später müssen Sie da sowieso hin.« In jeder anderen Umgebung würde er es noch schwerer haben als hier, vor allem aber in einem Staat, in dem er als Ausbrecher und Mörder eines Aufsehers aktenkundig war. Er sagte: »Ich würde mich lieber erst mit der Geschichte hier befassen.« »Die Kalifornier werden geltend machen, dass ihre Mordanklage Vorrang hat.« »Aber ich bin nun mal hier«, sagte Parker. »Und das sollte Vorrang haben. Das können wir geltend machen.« Es war offensichtlich, dass Sherman den Arbeitsaufwand scheute; es war zu verlockend, sich den Fall als einen ganz einfachen vorzustellen: ein Typ, heute noch hier, morgen auf dem Weg nach Kalifornien. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte er. »Sie könnten noch was für mich tun.« »Und das wäre?« »Es gibt da eine Frau, die nicht weiß, was mit mir passiert ist. Sie wird sich Sorgen machen. Ich will sie nicht von hier aus anrufen oder ihr schreiben, weil die Zensur das mitkriegt und ich nicht will, dass man sie mit mir in Verbindung bringt, dass sie meinetwegen Ärger kriegt.« Er deutete auf den Aktenkoffer. »Sie haben da doch sicher Papier und einen Briefumschlag drin. Ich will ihr schreiben, damit sie weiß, dass ich noch lebe. Ich tu das in den Umschlag und schreibe die Adresse drauf. Wenn Sie den Brief dann bitte frankieren und einwerfen könnten, ohne ihn den Leuten hier zu zeigen. Ich werde die Frau nicht bitten, irgendwas Illegales zu tun, sie soll sich nur keine Sorgen machen. Aber ich will nicht, dass ihr die Polizei das Leben schwermacht.« Sherman sah zu den Aufsehern an den Türen hinüber, der Tür für die Gefangenen und der für die Anwälte. Dann schaute er Parker an und nickte. »Kann ich machen.« »Danke.« Sherman gab ihm ein liniertes Blatt von einem Notizblock, einen Stift und ein Kuvert mit seiner Büroadresse als Absender. Parker schrieb: »Der Laden hier heißt Stoneveldt. Ich bin als Ronald Kasper hier. Besorg mir einen Kontaktmann draußen.« Keine Anrede, keine Unterschrift. Er faltete das Blatt, steckte es ins Kuvert, klebte es zu und schrieb »Claire Willis, East Shore Rd., Colliver’s Pond, NJ 08989« darauf. »Haben Sie auch Klebefilm dabei?« fragte er dann. »Ich glaub schon.« Sherman kramte in seiner Tasche, brachte eine Rolle Klebefilm zum Vorschein und gab sie Parker. Der klebte erst einen Streifen über die Klappe und dann einen um jede der vier Kanten. Jetzt konnte der Umschlag nicht mehr geöffnet werden, ohne dass Spuren zurückblieben. Er schob Sherman das Kuvert und den Klebefilm hin und sagte: »Ich bin Ihnen sehr dankbar. Ich habe mir ihretwegen Sorgen gemacht.« Sherman schaute auf das Kuvert. »New Jersey. Ziemlich weit weg.« »Ja.« »Sie wären besser dortgeblieben.« »Das wusste ich damals noch nicht«, sagte Parker. »Nein.« Sherman tippte auf seine Büroadresse. »Wenn Ihre Freundin Fragen hat, kann sie sich mit mir in Verbindung setzen.« »Das wird sie wahrscheinlich tun.« Sherman steckte Brief und Klebefilm ein und sagte: »Wir haben noch nicht über die Vorführung beim Haftrichter gesprochen. Ich nehme an, Sie wollen auf nicht schuldig plädieren?« »Klar. Wann ist der Termin?« »Der ist jetzt für Donnerstag in einer Woche angesetzt.« Parker sah ihn stirnrunzelnd an. »So lange noch?« »Die Gerichte sind wirklich ziemlich überlastet«, erklärte Sherman. »Aber so schlimm ist das auch wieder nicht. Die Zeit, die Sie hier absitzen, wird Ihnen auf jeden Fall angerechnet.« »Stimmt. Außerdem haben wir dann mehr Zeit, etwas gegen die Auslieferung zu unternehmen. Damit können die ohnehin erst nach der Vorführung anfangen. » »Wir werden tun, was wir können«, meinte Sherman. »Haben Sie sonst noch Fragen? Soll ich noch was tun? Jemanden anrufen?« »Nein, wenn Sie nur Claire diesen Brief schicken, damit sie weiß, dass ich am Leben bin, über alles andere zerbreche ich mir nicht den Kopf.« »Gut.« Sherman...