Stacey Ein bisschen Kowalski gibt es nicht
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86278-800-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 304 Seiten
Reihe: Familie Kowalski
ISBN: 978-3-86278-800-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Moment mal - die hübsche Lady da am Tresen wird belästigt! Doch als Kevin Kowalski, Besitzer der Sportsbar, ihren aufdringlichen Verehrer k.o. schlägt, erlebt er gleich mehrere Überraschungen. Die erste: Das Opfer, Beth Hansen, ist sauer auf ihn, statt dankbar zu sein. Der Typ da auf dem Kneipenboden ist nämlich ihr Boss! Und dank Kevin ist sie jetzt ihren Job los. Die zweite: Nicht lange, und er sieht Beth wieder - was in einem heißen One-Night-Stand endet. Die dritte: Kevin wird Daddy! Und die vierte Überraschung: Beth denkt gar nicht daran, ihn in ihr Leben zu lassen. Aber Kevin nimmt es sportlich. Gewinner ist schließlich der, der zuerst am Ziel ankommt. Und seines ist glasklar: Beth, Baby und Flitterwochen.
Mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt die Bestsellerautorin Shannon Stacey in New England, das für seinen farbenprächtigen Indian Summer bekannt ist, aber auch für sehr kalte Winter. Dann macht sie es sich gerne zu Hause gemütlich. Leider weigern sich Shannons Katzen hartnäckig, auf ihrem Schoß als Wärmflasche zu dienen, während sie schreibt.
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1. KAPITEL
Oktober
Jedes Mal, wenn die New England Patriots einen Platz in der Tabelle aufrückten, gönnte Kevin Kowalski sich einen One-Night-Stand.
Ein Sieg für sein Team bedeutete einen Sieg für ihn. Es war zwar nicht so, dass er sonntags unbedingt Gesellschaft brauchte, aber es gab immer eine Menge Angebote. Kevin schob ein Glas Bier über den Holztresen der besten Sportsbar der Hauptstadt von New Hampshire – seiner Bar. Dann hob er den Kopf und bemerkte, dass eine Blondine ihn beobachtete. Die Patriots gingen gerade in Stellung, aber statt gebannt auf den Bildschirm zu schauen, sah sie ihn an. Ein sicheres Zeichen, dass heute nicht nur der Quarterback seiner Mannschaft zum Schuss kommen würde.
Seltsamerweise ließ die Blondine mit den aufgespritzten Lippen, Silikonbrüsten und anzüglichen Blicken ihn aber völlig kalt.
Das lag an der Dunkelhaarigen am Ende der Bar. Nicht unbedingt, weil sie hübsch war und eine tolle Figur hatte. Gut, zugegeben, beides schadete auch nicht gerade.
Trotzdem gab es einen anderen Grund, weswegen Kevin sie im Auge behielt. Der Typ, mit dem sie da war, hatte mehr als genug, trank aber lustig weiter. Er mochte spießig aussehen in seinem gebügelten Hemd und den Stoffhosen, benahm sich im Moment aber wie jeder betrunkene Mistkerl. Entweder hatte er schon ein paar Cocktails gekippt, bevor er in die Bar gekommen war, oder er konnte nichts ab. Die paar Scotchs, die er hier getrunken hatte, durften einen Mann eigentlich nicht umhauen.
Jedenfalls wurde er aufdringlich, und der Dunkelhaarigen war deutlich anzumerken, dass sie am liebsten abgehauen wäre. Das war ihrem Begleiter aber offensichtlich egal, denn er versuchte schon wieder, sie zu betatschen. Sie wehrte ihn ab, und sofort ging das Spiel wieder von vorn los.
In Jasper’s Bar & Grille gab es nur drei Regeln: keine Kippen, keine Handgreiflichkeiten, keine sexuelle Belästigung. Wenn eine Frau Nein sagte, dann meinte sie auch Nein. Und damit basta.
Die Patriots machten den nächsten Punkt, und alles johlte vor Begeisterung, sodass die Gläser hinter der Bar klirrten. Die Blondine hüpfte auf ihrem Barhocker auf und ab, und ihre Brüste hüpften mit. Der betrunkene Spießer hob das Glas und schwenkte es in Kevins Richtung, weil er mehr wollte.
Kevin ging zu ihm rüber, allerdings ohne Nachschub zu liefern. „Hör mal, Alkohol gibt es für dich nicht mehr, aber ich mache dir gern einen Kaffee oder bringe dir eine Cola.“
Der Spießer wurde knallrot, und Kevin seufzte. Es war also einer von der Sorte. Als der Typ den Hintern vom Barhocker schwang, nickte Kevin Paulie zu. Die verdrehte die Augen und griff zum Telefon.
„Ich bin nicht blau, gib mir noch einen Scotch!“, rief der Spießer.
Die Dunkelhaarige legte ihm eine Hand auf den Arm, damit er sich wieder hinsetzte. „Komm, Derek, lass uns einfach …“
„Für wen hältst du dich eigentlich, dass du mir Vorschriften machen willst?“, pöbelte er Kevin an.
„Mir gehört der Laden, und deshalb bestimme ich hier die Regeln.“
„Beth, sag diesem Arsch, dass ich jetzt sofort einen Whisky will!“
Kevin schüttelte den Kopf. „Kein Stück.“
Und dann ging alles sehr schnell. Der Spießer wollte ihm wohl eine verpassen, schwankte aber und stieß seine Begleitung mit dem Ellbogen fast vom Barhocker. Sie landete in den Armen des Gastes neben ihr, der offensichtlich erfreut über seinen Fang war. Kevin war dadurch kurz abgelenkt, der Spießer holte aus und traf ihn leicht am Kinn.
Dann starrte er Kevin erschrocken an. Offenbar fiel ihm erst jetzt auf, was er da gerade getan hatte. Bevor er Reißaus nehmen konnte, hatte Kevin ihn am Kragen gepackt. Als ehemaliger Polizist hatte er Erfahrung mit solchen Situationen.
Derek zappelte wie ein Fisch am Haken. Tatsächlich hätte er es fast geschafft, sich zu befreien. Kevin reichte es nun langsam, und er riss einmal kräftig den Arm nach unten, woraufhin Dereks Nase unsanft Bekanntschaft mit dem Tresen machte.
Er heulte auf wie ein Kleinkind … und die anderen Gäste flippten aus. Das Stammpublikum war zwar eher harmlos, aber die Männer hatten natürlich absolut nichts gegen eine gepflegte Prügelei.
Okay, okay, Prügelei war in diesem Fall stark übertrieben. Derek hielt sich die Hand unter die Nase, versuchte, die Blutung zu stoppen, und schrie wie am Spieß. Die Gäste zuckten zusammen, als wäre eine Sirene losgegangen.
„Ruhe jetzt, Mann, oder ich geb dir eins auf die Zwölf“, schrie Kevin ihn an, was seine Gäste natürlich weiter anstachelte.
„Ja, los, zeig’s ihm!“
„Oh Gott, seine Nase!“ Beth befreite sich aus der Umarmung des Gastes neben sich und schnappte sich ein paar Servietten von der Bar. Die wollte sie unter Dereks Nase halten, aber der stieß sie weg.
Als in dem Moment zwei Polizisten hereinkamen, wurde es endlich still in der Bar, und das Gejohle erstarb. Derek hörte auf zu kreischen und begann stattdessen, verzweifelt zu stöhnen.
„Hey, Kowalski!“, rief der ältere der beiden Gesetzeshüter.
„Hey, Jonesy. Hat dein Vater sich über die Karten für das Spiel gefreut?“
„Machst du Witze? Zehnte Reihe, genau an der Fünfzig-Yard-Linie! Er war begeistert! Ich soll dich herzlich von ihm grüßen.“
„Hab ich gern gemacht“, sagte Kevin, ohne Dereks Kragen loszulassen. Er nutzte jede Gelegenheit, um seine guten Beziehungen zum örtlichen Polizeirevier zu pflegen. Nicht nur, weil er früher in Boston selbst für die Truppe gearbeitet hatte, sondern weil jeder kluge Barbesitzer das tat. „Ich hab hier einen Kandidaten für dich.“
„Was ist dem denn passiert?“
„Ist mit dem Gesicht auf den Tresen geknallt. Passiert immer wieder mal, du weißt ja, wie das ist.“
Kevin ließ Derek los, und bevor Jonesy dessen Handgelenke packen konnte, versuchte der Idiot, aus der Bar zu fliehen.
Jonesys junger Kollege wollte ihn stoppen, stolperte aber über Beths ausgestrecktes Bein. Ob das Zufall gewesen war, durfte bezweifelt werden, aber zumindest sah es nicht zu offensichtlich nach Absicht aus. Der Polizist landete auf dem Boden. Jonesy sprang über seinen Partner hinweg und sprintete, so schnell es in seinem Alter noch ging, hinter Derek her.
Beth hyperventilierte beinahe.
Entschlossen warf Jonesy sich schließlich mit der vollen Wucht seiner einhundert Kilo auf Derek und brachte ihn zur Strecke, während sein Partner sich gerade wieder aufrappelte. Der zückte die Handschellen, und Applaus brandete in der Bar auf. Allerdings waren die Handschellen wohl überflüssig – es sah nicht so aus, als würde Derek noch weiter Widerstand leisten wollen.
„Warum tun Sie ihm das an?“
Kevin musterte die Dunkelhaarige, die genauso wütend zu sein schien wie ihr am Boden liegender Begleiter. „Ich tu ihm doch gar nichts! Und Sie scheinen vergessen zu haben, dass er Sie geschlagen hat!“
„Hat er doch überhaupt nicht! Er ist nur aus dem Gleichgewicht gekommen, als er Sie schlagen wollte!“
Klar, das machte die Sache natürlich besser! „Aber betatscht hat er Sie, oder habe ich mir das etwa auch eingebildet?“
Jetzt verdrehte diese Frau doch tatsächlich die Augen! „Das hatte ich voll unter Kontrolle.“
„Nein, unter Kontrolle ist der Kerl jetzt.“
„Hören Sie mal, es ist nicht so, wie Sie … Ach, vergessen Sie’s! Jedenfalls müssen Sie ihm jetzt helfen.“
Kevin schaute zu Derek hinüber. Der schwergewichtige Jonesy saß auf ihm drauf, und der junge Polizist ließ gerade die Handschellen zuschnappen. Im Moment hätte Kevin nichts für den Kerl tun können, selbst wenn er gewollt hätte – was nicht der Fall war.
„Ich werde Sie verklagen und Ihnen den letzten Cent abknöpfen!“, brüllte Derek über die Schulter hinweg. „Und du bist entlassen, du blöde Kuh!“
Oops. Kevin schaute Beth an. „Ich dachte, Sie hätten einfach nur ein mieses Date.“
Sie kletterte wieder auf den Barhocker und schüttelte genervt den Kopf. „Sie haben mich gerade meinen Job gekostet!“
Dank jahrelanger Erfahrung schaffte er es gerade noch, ihr nicht zu sagen, dass sie damit Riesenglück hatte. „Wie wäre es mit einem Bier?“, fragte er stattdessen.
Ein Bier? Glaubte dieser Rambo wirklich, dass ihr ein Bier jetzt noch helfen würde? Beth Hansen ballte die Fäuste, um ihn nicht an den Schultern zu packen und zu schütteln wie einen trockenen Martini.
Natürlich war Derek, so betrunken wie er war, ein echter Idiot. Das wusste sie auch. Aber damit kam sie klar. Sie hatte gelernt, ohne größere Probleme mit ihm fertigzuwerden. In den drei Monaten, die sie für ihn gearbeitet hatte, war er regelmäßig einmal die Woche in irgendeiner Bar abgestürzt.
Nachdem er die ersten drei Scotchs gekippt hatte, rief er sie an und behauptete, er hätte vergessen, irgendwas Wichtiges zu unterschreiben, und sie müsste sofort mit den Unterlagen in die Bar kommen. Als pflichtschuldige Sekretärin wies sie ihn natürlich nicht darauf hin, wie fadenscheinig seine Ausreden waren, sondern setzte sich in Bewegung und brachte den Vertrag vorbei. Auch sonntags. Anschließend versuchte Derek jedes Mal erfolglos, sie abzuschleppen, irgendwann bugsierte sie ihn ins Taxi, und am nächsten Tag taten sie beide so, als wäre nichts gewesen.
Das mochten vielleicht keine idealen Arbeitsbedingungen sein, aber...