E-Book, Deutsch, 320 Seiten, Gewicht: 437 g
Reihe: MM-Reiseführer
Staab Odenwald Reiseführer Michael Müller Verlag
3. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95654-872-7
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
mit Bergstraße, Darmstadt, Heidelberg – Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps
E-Book, Deutsch, 320 Seiten, Gewicht: 437 g
Reihe: MM-Reiseführer
ISBN: 978-3-95654-872-7
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Odenwald liegt zwischen der Romantikstadt Heidelberg und der Jugendstilmetropole Darmstadt, umrahmt von Rhein, Main und Neckar. Seine Natur und die Odenwälder Küche mit "Äppelwoi und Kochkäs'" ziehen vor allem am Wochenende scharenweise Besucher an. Unter der Woche hat man das süddeutsche Mittelgebirge mit seinen schönen Streuobstwiesen, faszinierenden Schluchten, zahlreichen Burgen und Schlössern dafür gelegentlich ganz für sich allein.
Auch für die UNESCO ist die Region kein unbeschriebenes Blatt, gleich dreimal hat sie den Odenwald in ihrer Welterbeliste bedacht: mit der Grube Messel und ihren bedeutenden fossilen Funden wie den Urpferdchen, mit dem römischen Grenzwall Limes und dem Kloster Lorsch als einzigartigem Zeugnis karolingischer Architektur.
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Geschichte Darmstadt wurde im 8. oder 9. Jh. vermutlich von den Franken gegründet und als „Darmundestat“ gegen Ende des 11. Jh. erstmals urkundlich erwähnt. Wie der Name entstand, ist bis heute nicht geklärt. Die Mathildenhöhe mit ihrem reizvollen Jugendstilensemble Eine frühe Deutung aus dem 19. Jh. vermutet, dass ein Wildhübner (Forstbeamter) namens Darimund oder Darmund die Siedlung gegründet hat, der im Wildbann Dreieich die kaiserlichen Jagdrechte wahrte. Die neuere Forschung nähert sich der Namensentstehung auf etymologische Weise: Danach steht „stat“ für Stätte und „munde“ bzw. „mundi“ für Schutz oder Schutzverhältnis, also ein „Ort mit Schutzfunktion“. Viel gerätselt wird weiterhin über den Wortbestandteil „dar“. Der Ort gewann an Bedeutung, als 1259 der Bischof von Würzburg sowohl Darmstadt als auch das benachbarte Bessungen an die Grafen von Katzenelnbogen als Lehen gab. Als kirchliches Zentrum spielte Bessungen zu diesem Zeitpunkt allerdings die wichtigere Rolle. Die Grafen bevorzugten jedoch Darmstadt und erbauten an der Stelle, an der sich heute das Schloss befindet, eine Wasserburg. 1479 starb das Geschlecht der Katzenelnbogener aus und die Landgrafen von Hessen betraten die geschichtliche Bühne. Ihr Herrschaftsschwerpunkt lag zunächst in Kassel und Marburg. Erst als Landgraf Philipp der Großmütige 1567 starb und seine Besitztümer unter seinen vier Söhnen aufgeteilt wurden, erlebte die Stadt eine enorme Entwicklung. Der jüngste Erbe, Georg I., baute Darmstadt zu seiner Residenz aus und von da an trug die Landgrafschaft den Namen Hessen-Darmstadt. Er ließ das Hessische Ried für den Ackerbau nutzbar machen und verbesserte die Wasserversorgung. Die Stadt vergrößerte sich und die ehemalige Burg verwandelte er in ein prächtiges Renaissanceschloss, das im Laufe weiterer Generationen Stück für Stück vergrößert wurde. Die schönen Künste fassten in Darmstadt Fuß, als Elisabeth Dorothea von Hessen-Darmstadt 1678-88 die vormundschaftliche Regierung für ihren Sohn Ernst Ludwig übernahm. Sie ließ das erste Darmstädter Theater bauen. Noch größeren Einfluss auf das kulturelle Leben nahm allerdings Karoline Henriette von Hessen-Darmstadt. Sie holte u. a. Merck, Herder und den jungen Goethe in ihren „Kreis der Empfindsamen“ und machte die Stadt damit zum intellektuellen Zentrum. Goethe gab ihr gar den Beinamen „Die große Landgräfin“. Auch Matthias Claudius verweilte eine Zeit in der Stadt und schrieb hier sein berühmtestes Gedicht, „Der Mond ist aufgegangen“. Karoline Henriettes Mann und Regent der Stadt, Ludwig IX., hielt es dagegen eher mit dem Militär. Er zog in Kriege, gründete Pirmasens, das von ihm zur Garnisonsstadt ausgebaut wurde, und beglückte auch Darmstadt mit einem Exerzierhaus. 1806 trat die Landgrafschaft dem Rheinbund bei und wurde zum Großherzogtum erhoben, das seine monarchische Macht bis zur Revolution von 1918 behielt. Nach dem Ausruf der Republik und der Gründung des Volksstaats Hessen war Darmstadt zunächst Landeshauptstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm das deutlich weniger zerstörte Wiesbaden diese Aufgabe; erhalten blieb Darmstadt der Sitz des Regierungspräsidiums. Die Geschichte des Hauses von Hessen-Darmstadt, der Großherzöge von Hessen und bei Rhein, endete schließlich 1997, als mit Prinzessin Margaret das letzte Familienmitglied starb. Stadtrundgang Die sehenswerten Gebäude liegen in der Innenstadt verstreut. Vor allem Georg Moller, Oberbaurat und Hofbaumeister des Großherzogtums Hessen-Darmstadt, hat das historische Bild geprägt. Die St.-Ludwig-Kirche im Stil des Pantheons Das Ludwigsmonument auf dem Luisenplatz im Zentrum der Stadt ist bei der Stadteinfahrt von Westen weithin sichtbar. Die 33,7 m hohe Säule, die von Georg Moller entworfen wurde, trägt die über 5 m hohe Bronzestatue von Ludwig I. Auch am Kollegiengebäude, an der Nordseite des Luisenplatzes, neben dem „Langen Lui“, hat Moller seine architektonische Handschrift hinterlassen. Heute ist hier das Regierungspräsidium Darmstadt untergebracht. Eindrucksvoll ist auch die Architektur der St.-Ludwig-Kirche (Wilhelminenstraße). Diese wurde 1822-27 nach dem Vorbild des römischen Pantheon erbaut und 2005 im Innenraum restauriert. Die kreisrunde Form hat der Kirche die Beinamen „Kuppelkirche“ und „Käs’glock“ eingehandelt. In direkter Nachbarschaft liegt das Staatstheater Darmstadt mit seiner neu gestalteten Fassade und dem modernen Vorplatz. Wenige Meter von der Kirche entfernt steht ein Obelisk mit Jugendstilschmuck, der zu Ehren von Alice Maud Mary von Großbritannien und Irland errichtet wurde, einer Tochter von Queen Victoria und Mutter von Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt. Früher Hoftheater, heute Haus der Geschichte Einen Hauch Altstadt-Flair verbreitet das Areal rund um das Residenzschloss. In der Ernst-Ludwig-Straße, mitten in der Fußgängerzone, steht der Weiße Turm mit seiner prägnanten Pickelhaube. Er wurde im 14. Jh. errichtet und im 18. Jh. zum Glockenturm umgebaut. Wenige Meter entfernt liegt der Marktplatz mit Marktbrunnen (1546), der bereits im 14. Jh. Handelsplatz war. Mittwochs und samstags findet hier - umrahmt von Geschäften, Cafés und Restaurants - der Wochenmarkt statt. Ein beliebter Treffpunkt ist der Ratskeller im 1598 erbauten Rathaus. Dieses beherbergt heute das Standesamt und die einzige Hausbrauerei der Stadt. Einen Steinwurf davon entfernt steht die Stadtkirche, die 1369 erstmals als Kapelle erwähnt und spätestens im Zuge der Reformation evangelische Zentralkirche wurde. In ihrer Gruft befinden sich die Gräber der Landgrafen von Hessen-Darmstadt, die zum Teil nach Rücksprache mit dem Gemeindebüro besichtigt werden können (www.stadtkirche-darmstadt.de). Als modernes Gotteshaus stellt die Kirche ihren Raum für Lesungen und Konzerte zur Verfügung. Gegenüber steht das Alte Pädagog (ehemalige Lateinschule, heute Veranstaltungslocation) in der gleichnamigen Straße. Es wurde 1607-29 erbaut, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1979 sowie in den Folgejahren wiederhergestellt. In der Schule büffelten Größen wie Justus von Liebig, Georg Büchner und Georg Christoph Lichtenberg. Über den parallel verlaufenden Weg „Am Kleinen Woog“ hinweg und an der Stadtbibliothek vorbei, erreicht man den Hinkelsturm mit einem Reststück Altstadtmauer, der in den 1990er-Jahren restauriert wurde. Seit 1997 befindet sich dort das Altstadtmuseum. Auf Hessisch heißt Huhn „Hinkel“. Doch das Federvieh hat nichts mit dem Turm zu tun. Vielmehr ist ein großer, in der Nähe liegender „Hünenstein“ - oder eben Hinkelstein - für den Namen verantwortlich. ? Das Altstadtmuseum im Hinkelsturm hat von April bis Okt. Sa/So 14-16 Uhr geöffnet. Eintritt 2,50 €, erm. 1,50 €. Dort gibt es eine sehenswerte Rekonstruktion der Altstadt im Maßstab 1:160. Infos unter www.darmstadt-tourismus.de/besuch/darmstadt-istkultur/sehenswuerdigkeiten/pois/altstadtmuseum-hinkelsturm/detail.html. Über den Kleinschmidtsteg geht es zurück Richtung Innenstadt, vorbei am „Datterich“-Brunnen mit seinen beweglichen Figuren. Die gleichnamige Darmstädter Lokal-Posse von Ernst Elias Niebergall ist das bekannteste Schauspiel in hessischer Mundart. Rolltreppab gleitet man an der Goldenen Krone vorbei, dem ältesten erhaltenen Altstadtgebäude. Davor steht der „Heiner“, Symbolfigur der Darmstädter. Die Bronzeplastik zeigt einen „Eckensteher“ - Tagelöhner wie diesen gab es zuhauf in der Stadt. Sie boten täglich ihre Arbeitskraft für ein paar Mark an. Der Weg zum Herrngarten führt durch das Schloss, in dem sich u. a. das Schlossmuseum, die Universitäts- und Landesbibliothek, Fachbereiche der TU, der Schlosskeller samt Disco (auch Livemusik) und der sog. Künstlerkeller befinden. Seit 2010 gibt es auf der Bastion einen schönen Biergarten, der wie der Schlosskeller vom AStA der TU Darmstadt bewirtschaftet wird. Die Schlossanlage besteht aus mehreren Baustilen: Hinter der barocken Fassade verbirgt sich Architektur aus der Renaissance. Zwischen 2014 und 2020 wurde der Schlossgarten im umgebenden Graben neu gestaltet. Er ist nun ein kleines, grünes Kleinod, in dem man die Geschäftigkeit ringsherum leicht vergessen...