Sprenger | Corona - Des Rätsels Lösung? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 284 Seiten

Sprenger Corona - Des Rätsels Lösung?

Faktencheck einer Pandemie
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-904123-67-9
Verlag: Seifert Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Faktencheck einer Pandemie

E-Book, Deutsch, 284 Seiten

ISBN: 978-3-904123-67-9
Verlag: Seifert Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwei Jahre Corona-Pandemie liegen hinter uns. Niemand blieb verschont. Kein Land, keine Altersgruppe und auch kein Bereich unserer Gesellschaft. Der Public-Health-Experte Martin Sprenger hat im Mai 2020 sein Tagebuch 'Das Corona Rätsel' im Seifert Verlag veröffentlicht. Jetzt, zwei Jahre später, ist es Zeit zurückzuschauen. Zu evaluieren, mit welchen Einschätzungen er richtig und mit welchen er falsch lag. Offen und ehrlich unterzieht er seine damaligen Aussagen und Prognosen einem Faktencheck. Egal ob es um die Entwicklung des Infektionsgeschehens, Erkrankungsrisiken, die Wirkung von Maßnahmen, die psychosozialen Folgen für Kinder, die Risikokommunikation oder die Rolle der Politik und der Medien geht. Auch in seinem zweiten Buch verknüpft er politische Entscheidungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Entwicklungen zu einem Gesamtbild. So ist das Buch nicht nur eine Aufarbeitung der Pandemie, sondern auch eine Dokumentation des aktuellen Wissens. Hinterher sind alle klüger. Aber der Weg vom Irrtum bis zur Erkenntnis ist entscheidend.

Dr. med. Martin Sprenger, MPH, geb. 1963. Arzt und Gesundheitswissenschaftler. Medizinstudium in Wien und Graz. Public Health Studium in Auckland/Neuseeland. Er leitet den Universitätslehrgang Public Health an der MedUni Graz und lehrt an zahlreichen Fachhochschulen und Universitäten, ist freier Unternehmensberater und war an verschiedenen nationalen und internationalen Gesundheitsprojekten beteiligt. Im Frühjahr 2020 war Sprenger vier Wochen lang Mitglied der Coronavirus-Taskforce des österreichischen Gesundheits- und Sozialministeriums. Er ist Autor des Buches ''Das Corona-Rätsel'' das im Juni 2020 im Seifert Verlag veröffentlicht wurde.

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1 WIE ALLES BEGANN …
Am 6. April 2020 führt Armin Wolf in der ZIB2 ein langes Interview mit dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz. Nach 15 Minuten zitiert mich Wolf mit den Worten: »Aber der Public-Health-Experte Martin Sprenger von der Uni Graz [sic!], Mitglied im Corona-Expertenbeirat, sagt heute in einem Interview mit Addendum, er versteht die Ausgangsbeschränkungen im Freien überhaupt nicht, weil wenn man dort genügend Abstand hält, kann man sich praktisch nicht infizieren. Deshalb hält er alle Einschränkungen der Bewegung im Freien, das Schließen von Parks und Wandergebieten, für falsch und nicht nachvollziehbar. Wie begründen Sie es?« Kurz antwortet: »Ich begründe es gar nicht, es ist ja nicht meine Meinung, es ist legitim, dass jemand diese Meinung vertritt, ich habe eine andere.« Für mich war dieses Interview im Rückblick ein Schlüsselereignis, das mich nicht nur zum »falschen Experten«, sondern auch zu einer öffentlichen Person gemacht hat. Wobei es nicht nur die Erwähnung meines Namens in der ZIB2, sondern vor allem die Reaktion darauf war, die vieles verändert hat. Kurz hat vermutlich nach der Sendung mit seinem Mann für PR und Kommunikation im Kanzleramt, Gerald Fleischmann, gesprochen, und dieser hat wohl wiederum ein paar WhatsApp-Gruppen aktiviert. Was dazu geführt hat, dass ich unter anderem von zwei Rektoren und dem damaligen COVID-Sonderbeauftragten im Gesundheitsministerium Clemens Martin Auer via E-Mail nette Post bekam. Letzterer meinte: »Danke, dass Sie das von Anfang so deutlich und klar zum Ausdruck gebracht haben. Net wirklich hilfreich, von der Bande hereinzukeppeln, werter Herr Kollege!« In meinem Buch »Das Corona-Rätsel«1 habe ich diese Episode und alles, was danach kam, ausführlich beschrieben. Eine Woche vorher, am 30. März, eskaliert der Ex-Kanzler vollkommen unnötig und sagt bei der Pressekonferenz:2 »Das Virus rottet sich nicht von allein aus« und »wirkliche Normalität gibt es erst wieder, wenn wir das Virus besiegt haben.« Wenn das nicht gelinge, gebe es nicht mehr viele Maßnahmen, die man treffen könne, dann seien wir bald am Ende der Fahnenstange angelangt. In der ZIB-Spezial am Abend eskaliert er weiter: »Die Wahrheit ist aber, dass die schweren Zeiten noch vor uns stehen. Die Zeit, in der die Intensivstation überlastet ist, die Zeit, in der mehr Menschen behandelt werden müssen, als vielleicht behandelt werden können. Wir werden in allen europäischen Ländern eine Überforderung der medizinischen Kapazitäten erleben« und: »Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.« Der Ex-Kanzler hat die Ebene der Sachpolitik eindeutig verlassen. Vier Tage vorher war er bei einer Taskforce-Sitzung anwesend, bei der alle Daten auf eine positive Entwicklung, auf ein baldiges Ende der ersten Infektionswelle hindeuteten. Meine Vermutung ist, dass er nach der erfolgreichen Abwendung der Bedrohung erkannt hat, dass er diese Krise politisch nutzen muss. In den Meinungsumfragen hat er absolute Spitzenwerte erreicht. Vielleicht haben ihn Victor Orbán oder Benjamin Netanjahu daran erinnern müssen, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall setzt Kurz ab sofort auf eine Eskalation der Angst. Obwohl, nur zwei Wochen später, zu Ostern, da feierte er die Wiederauferstehung. Das war der Beginn der »Message Control«. Für mich waren das genug Gründe, die Corona-Taskforce am 7. April so unkompliziert zu verlassen, wie ich ihr fünf Wochen zuvor beigetreten bin. Ich hatte keine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben oder Interessenkonflikte offenlegen müssen. Ich hatte kein Honorar und keinen Spesenersatz erhalten. Die unerwartet heftige Reaktion des »System Kurz« und die Einschüchterungsversuche führten aber auch dazu, dass ich mich im Sinne einer paradoxen Reaktion von nun an vermehrt öffentlich zu Wort meldete. Trotz meiner Abneigung gegen soziale Medien eine eigene Facebook-Seite einrichtete und zwei Jahre lang dort alles teilte, was ich interessant fand. Ob das rückblickend klug war, darüber bin ich mir selbst noch nicht im Klaren. Zu schweigen war aber auch keine Option. Zwei Jahre später wissen wir, dass meine damaligen Aussagen vollkommen korrekt waren. Das Risiko, sich mit SARS-CoV-2 im Freien zu infizieren, ist extrem gering, vor allem wenn die Luft in Bewegung ist und ein gewisser Abstand eingehalten wird.3 Im April 2021 hat sich die Gesellschaft für Aerosolforschung in einem offenen Brief an die deutsche Bundesregierung gewandt, in dem steht:4 »Wir müssen uns deshalb um die Orte kümmern, wo die mit Abstand allermeisten Infektionen passieren – und nicht unsere begrenzten Ressourcen auf die wenigen Promille der Ansteckungen im Freien verschwenden.« Mitte Februar 2022 stellt die Virologin Dorothee von Laer fest: »Ansteckungen draußen sind eine absolute Rarität.«5 Drei Tage vor meiner namentlichen Erwähnung in der ZIB2 am 3. April 2020 kontaktierte mich der Journalist Michael Fleischhacker. Einen Tag später haben wir ein langes Gespräch geführt, das am 6. April in der Online-Ausgabe der Rechercheplattform Addendum unter dem Titel »Es geht viel mehr, als uns die Politik weismachen will« veröffentlicht wurde.6 Gleich zu Beginn des Interviews mache ich folgende Aussagen: »Diese Pandemie bzw. die Erkrankung COVID-19 ist medizinisch, auf der Behandlungsebene betrachtet, ein Chamäleon. Schwer zu diagnostizieren. Viele asymptomatische Verläufe, viele unterschiedliche Leitsymptome. Auf einer Public-Health-Ebene, und damit auch in der politischen Betrachtung, ist diese Pandemie eher wie ein Wollknäuel. Da gibt es drei Stränge, die ineinander verwoben sind, die man gemeinsam betrachten, aber auch entwirren muss. Erstens das Pandemiegeschehen selbst, das durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht wird. Dieses temporär erhöhte Erkrankungs- und Sterbegeschehen bei zumeist hochbetagten und schwer vorerkrankten Menschen kann unsere Krankenversorgung und intensivmedizinische Versorgung überlasten. Das ist der erste Teil des Wollknäuels. Der zweite Strang betrifft die Frage: Was passiert in einem Gesundheitssystem im COVID-19-Modus mit Menschen, die akut krank werden oder chronisch krank sind? Die Versorgung dieser Menschen ist ja nicht ausgesetzt, die muss ja trotzdem passieren, aber sie wird mit Sicherheit anders ablaufen als sonst. Zum Beispiel wurden elektive Eingriffe verschoben, die Krankenhäuser sind zurückhaltender bei der Aufnahme, die Fachärzte schwerer erreichbar, Therapeuten haben geschlossen, und die Angst vor Infektionen hat die Distanz zwischen Ärzten und Patienten vergrößert. Die Wege durch das Gesundheitssystem haben sich verändert, sind noch komplizierter, dauern noch länger, und mit Sicherheit kommt es dadurch zu gefährlichen Verläufen, vielleicht sogar Todesfällen. Nachdem dort aber derzeit niemand hinschaut, läuft das unter dem Radar der Öffentlichkeit. Und dann gibt es noch einen dritten Strang in diesem Geschehen. Alle Maßnahmen, die wir da setzen, haben Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Arbeitslosigkeit, Stress, Zukunftsängste beeinflussen die Gesundheit und bewirken eine Zunahme der sozialen und gesundheitlichen Ungleichheit. Die ärmeren Menschen und Familien in unserer Gesellschaft trifft diese Pandemie am stärksten. Mit der Public-Health-Brille versuche ich, das Big Picture nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist schwierig, aber es ist, glaube ich, notwendig.« Auch in diesem Buch versuche ich, das »Große Ganze«, die Zusammenhänge nicht aus dem Auge zu verlieren. In den folgenden Kapiteln möchte ich aber auch meine im Jahr 2020 getätigten Aussagen kritisch hinterfragen. Als Grundlage dient mein im Seifert Verlag erschienenes Buch »Das Corona-Rätsel«.7 Dieses hatte ähnlich wie ein Tagebuch einen chronologischen Aufbau. Es beginnt mit dem 2. Februar und endet mit dem 20. Mai 2020. Ganz am Ende steht: »Mein Tagebuch ist nicht die ganze Wahrheit, nicht einmal ein Bruchteil davon. Es ist ein kleiner, subjektiver Einblick in die Geschehnisse der letzten drei Monate, nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht hilft es den Lesern, so wie mir, die Chronologie der Ereignisse besser zu verstehen. Erst im Rückblick wird klar, welche Entscheidungen wann, wie und warum gefallen sind. Natürlich hätte ich auch meine Fehleinschätzungen und Fehlberechnungen noch detaillierter schildern können. Aber es ging mir nie um eine Abrechnung, weder mit mir selbst noch mit anderen. Was deutlich werden sollte, ist meine eigene Lernkurve, aber auch die der Wissenschaft, der Medien und der Politik. Die vielen offenen Fragen und ungelösten Rätsel.« Jetzt, fast zwei Jahre später, ist es Zeit, zurückzublicken und zu versuchen, ein paar dieser Fragen aus einer gesundheitswissenschaftlichen Perspektive zu beantworten. Ganz nach dem Motto: »Hinterher sind immer alle klüger.« Denn nur wenn hinterher wirklich alle klüger sind, und somit etwas gelernt haben, können wir zukünftige ähnliche Herausforderungen besser bewältigen, uns auf die nächste Pandemie vorbereiten. Deshalb ist es so wichtig zurückzuschauen, kritische Fragen zu stellen, Entscheidungen zu evaluieren, vergangene Geschehnisse besser zu verstehen. Bevor ich aber die Besonderheiten einer gesundheitswissenschaftlichen Perspektive beschreibe, wollen wir am Beginn die Beziehung von Viren und Menschen etwas genauer...



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