Spinath / Brünken Pädagogische Psychologie – Diagnostik, Evaluation und Beratung
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2222-0
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 332 Seiten
Reihe: Bachelorstudium Psychologie
ISBN: 978-3-8409-2222-0
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Das Lehrbuch behandelt zentrale Anwendungsfelder der Pädagogischen Psychologie –pädagogisch-psychologische Diagnostik, Evaluation von Lehre sowie pädagogisch-psychologische Beratung. Einleitend werden Grundlagen und Methoden behandelt, wie Skalenniveaus und verschiedene Arten von Bezugsnormen. Die weiteren Kapitel betrachten typische Anwendungsfelder individueller Diagnostik, wie Hochbegabung, Lese-Rechtschreibschwäche und ADHS. Neben Begriffsbestimmungen und theoretischen Konzepten werden jeweils Möglichkeiten des diagnostischen Vorgehens und der Förderung beschrieben.
Weitere Fragestellungen im Bereich der psychologisch-pädagogischen Diagnostik betreffen Entscheidungen entlang der Schullaufbahn, die in den anschließenden Kapiteln thematisiert werden. Dazu gehören Fragen zu Schuleintritt und beim Grundschulübergang, die Diagnose spezifischer Förderbedarfe, aber auch der schulischen Leistungsbeurteilung. Als Beispiele pädagogisch-psychologischer Systemdiagnostik werden Evaluationen in Schule und Hochschule sowie deren Folgen behandelt. Den Abschluss bildet ein Überblick über pädagogische-psychologische Handlungsfelder, bei denen Diagnostik, Evaluation und Beratung zentrale Rollen einnehmen.
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1;Pädagogische Psychologie – Diagnostik, Evaluation und Beratung;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Kapitel 1: Einleitung;13
2.1;1.1Einführung;14
2.2;1.2 Formen und Anlässe pädagogisch-psychologischer Diagnostik, Evaluation und Beratung;21
2.3;1.3 Evidence based practices in education und Qualitätsstandards;26
2.4;1.4Aufbau und Gliederung des Buches;29
2.5;Zusammenfassung;31
2.6;Fragen;31
3;Kapitel 2: Grundlagen und Methoden pädagogisch-psychologischer Diagnostik;33
3.1;2.1Grundkonzepte des Messens;34
3.2;2.2Bezugssysteme;42
3.3;2.3 Konzepte zur Einschätzung der Güte diagnostischer Verfahren und Entscheidungen;49
3.4;Zusammenfassung;64
3.5;Fragen;65
4;Kapitel 3: Hochbegabung;67
4.1;3.1Begriffsbestimmungen;69
4.2;3.2Theorien und Modelle der Hochbegabung;70
4.3;3.3Identifikation Hochbegabter;78
4.4;3.4Sind Hochbegabte Problemkinder?;80
4.5;3.5Hochbegabte Underachiever;82
4.6;3.6Fördermöglichkeiten von Hochbegabten;84
4.7;Zusammenfassung;87
4.8;Weiterführende Literatur;88
4.9;Fragen;88
5;Kapitel 4: Lese-Rechtschreibschwäche;89
5.1;4.1 Begriffsbestimmung und Diagnosekriterien;90
5.2;4.2 Prävalenz;94
5.3;4.3 Ursachen;95
5.4;4.4 Diagnostik;98
5.5;4.5 Fördermöglichkeiten;103
5.6;Zusammenfassung;108
5.7;Weiterführende Literatur;108
5.8;Fragen;109
6;Kapitel 5: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS);111
6.1;5.1Begriffsbestimmung und Diagnosekriterien;113
6.2;5.2Verlauf;115
6.3;5.3Prävalenz;117
6.4;5.4Diagnostik;118
6.5;5.5Multifaktorielle Bedingtheit von ADHS;120
6.6;5.6Somatische Ursachen;123
6.7;5.7Therapie;125
6.8;Zusammenfassung;131
6.9;Weiterführende Literatur;131
6.10;Fragen;131
7;Kapitel 6: Schuleintritt, spezifische Förderbedarfe und Grundschulübergang;133
7.1;6.1Schuleingangsdiagnostik;134
7.2;6.2Diagnose spezifischer Förderbedarfe;141
7.3;6.3 Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule;147
7.4;Zusammenfassung;150
7.5;Weiterführende Literatur;151
7.6;Fragen;151
8;Kapitel 7: Leistungsbeurteilung in der Schule;153
8.1;7.1 Bedeutung und Funktionen von Leistungsbeurteilung in der Schule;154
8.2;7.2 Wie gut sind Noten zur Leistungsmessung geeignet?;157
8.3;7.3Kritik an Noten;164
8.4;7.4Verbalberichte als Alternative zu Ziffernoten;165
8.5;7.5Objektive Schulleistungstests als Ergänzung zur Beurteilung durch Lehrerinnen und Lehrer;169
8.6;Zusammenfassung;171
8.7;Weiterführende Literatur;172
8.8;Fragen;172
9;Kapitel 8: Standardisierte Leistungsbeurteilung;173
9.1;8.1 Einführung: Die Idee der standardisierten Leistungsbeurteilung im schulischen Kontext;174
9.2;8.2 Schulleistungsdiagnostik zur Erfassung individueller Merkmalsausprägungen;177
9.3;8.3Kompetenzmessung;188
9.4;Zusammenfassung;192
9.5;Fragen;193
10;Kapitel 9: Schulleistungsuntersuchungen;195
10.1;9.1Die Anfänge von internationalen Schulleistungsuntersuchungen;196
10.2;9.2 Allgemeine Merkmale internationaler Schulleistungsuntersuchungen;198
10.3;9.3 Einige Ergebnisse aus internationalen Schulleistungsuntersuchungen;199
10.4;9.4 Programme for International Student Assessment (PISA);202
10.5;9.5Third International Mathematics and Science Study (TIMSS);212
10.6;Zusammenfassung;218
10.7;Weiterführende Literatur;218
10.8;Fragen;218
11;Kapitel 10: Qualitätsverbesserung im Bildungswesen;221
11.1;10.1Indikatoren für die Qualität im Bildungswesen;222
11.2;10.2Education at a Glance – Bildung auf einen Blick;222
11.3;10.3Umgang mit Ergebnissen von Schulleistungsuntersuchungen;224
11.4;10.4 Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung schulischer Bildungsprozesse;225
11.5;10.5 Trendanalyse im Vergleich von PISA?2000 und PISA?2009;232
11.6;10.6 Veränderungen der Bildungspraxis nach PISA?2000;235
11.7;Zusammenfassung;236
11.8;Weiterführende Literatur;237
11.9;Fragen;237
12;Kapitel 11: Evaluation von Hochschullehre;239
12.1;11.1 Begriffsbestimmung und Ziele von Lehrevaluation;240
12.2;11.2Was ist gute Hochschullehre?;242
12.3;11.3Methoden der Lehrevaluation;245
12.4;11.4 Validität von studentischen Urteilen über Lehrveranstaltungen;251
12.5;11.5Wirkung von Lehrevaluationen;259
12.6;Zusammenfassung;260
12.7;Weiterführende Literatur;260
12.8;Fragen;261
13;Kapitel 12: Wo arbeiten Pädagogische Psychologinnen und Psychologen?;263
13.1;12.1 Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen der Psychologie;264
13.2;12.2 Berufsfelder der Pädagogischen Psychologie;266
13.3;Zusammenfassung;288
13.4;Weiterführende Literatur;289
13.5;Fragen;289
14;Anhang;291
14.1;Literatur;293
14.2;Glossar;317
14.3;Sachregister;327
Kapitel 2 Grundlagen und Methoden pädagogisch-psychologischer Diagnostik (S: 32-33)
In Kapitel 1 wurden als zentrale Aufgaben der pädagogisch-psychologischen Diagnostik die Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Lehr-Lernprozessen und ihren Ergebnissen definiert. Diese Lehr- Lernprozesse können in institutionalisierten Kontexten (Schule, Hochschule, Weiterbildung), aber auch in Eigenaktivitäten (selbstreguliertes Lernen) bestehen. Unabhängig von der jeweiligen Realisierung geht es aber immer um die Frage, wie relevante Variablen des Lehr- Lernprozesses operationalisiert, erfasst, ausgewertet und interpretiert werden können. Hierzu bedient sich die Pädagogische Psychologie des gesamten Methodenrepertoires der Psychologie (Beobachtung, Befragung, Test, Experiment etc.) und liefert darüber hinaus eigene Beiträge zur Methodenentwicklung, insbesondere im Bereich der Erfassung komplexer Lernergebnisse (Kompetenzmessung; vgl. Jude, Hartig & Klieme, 2008; Leutner, Hartig & Jude, 2008). Eine vollständige Darstellung insbesondere der mathematischen und testtheoretischen Grundlagen der pädagogisch-psychologischen Diagnostik würde den Rahmen dieses Kapitels sprengen und kann in einschlägigen Lehrbüchern nachgelesen werden (z.?B. Ingenkamp & Lissmann, 2008; Pospeschill & Spinath, 2009; Schmidt-Atzert & Amelang, 2012; Ziegler & Bühner, 2012). An dieser Stelle liegt der Fokus daher auf einer Darstellung der konzeptuellen Grundlagen, die zum Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen der pädagogisch-psychologischen Diagnostik unerlässlich erscheinen.
2.1 Grundkonzepte des Messens
2.1.1 Was bedeutet Messen?
Den Begriff „Messen“ verwenden wir im Alltag in der Regel für den Vorgang, eine Eigenschaft eines Gegenstandes zu quantifizieren, ihre Ausprägung also numerisch auszudrücken. So legen wir z.?B. ein Maßband an, um die Breite eines Schrankes zu messen, um sie anschließend mit der Breite einer Wand zu vergleichen und zu entscheiden, ob der Schrank an diese Wand gestellt werden kann. In den Sozialwissenschaften handelt es sich bei den interessierenden Objekten in der Regel um Personen, seltener auch um pädagogische Institutionen wie Klassen oder Schulen. Diese verfügen über eine Vielzahl von Eigenschaften. Auch diese Eigenschaften können durch geeignete Methoden gemessen werden. Dabei werden diese Eigenschaften, die quantitativ erfasst werden sollen, meist als Variablen bezeichnet (vgl. auch Bierhoff & Frey, 2011, Kap. 12.2).
Begriffsklärung: Variable Eine Variable ist eine Eigenschaft einer Person oder eines Gegenstandes, die in zwei (dichotome Variable) oder mehr (polytome Variable) Ausprägungen vorliegen kann.
Unproblematisch ist hierbei in der Regel die Messung der physikalischen Eigenschaften eines Menschen, wie Körpergröße oder Gewicht, da hierfür geeignete Messmethoden bereits vorliegen. Schwieriger stellt es sich dar, die Ausprägung psychologischer Eigenschaften zu messen.
Begriffsklärung: Messen (1)
Messen bezeichnet den Vorgang, die Ausprägung eines Merkmals bei einem Objekt numerisch zu quantifizieren. Mit dem Messen wird in der Regel das Ziel verfolgt, Informationen über Merkmale von Objekten, Lebewesen oder Ereignissen zu gewinnen, um diese möglichst exakt anhand der Messdaten zu beschreiben. Wenn die Daten in einer quantitativen Form vorliegen, erleichtert dies auch den Vergleich der Ausprägung eines Merkmals zwischen verschiedenen Merkmalsträgern. Zur Beschreibung psychischer Merkmale einer Person dienen im Rahmen der pädagogisch-psychologischen Diagnostik häufig psychologische Tests.
Begriffsklärung: Test
Ein Test ist „ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung“ (Lienert, 1969).
Es gibt verschiedene Arten psychologischer Testverfahren, wie z.?B. Leistungstests, Entwicklungstests, Persönlichkeitstests, aber auch Einstellungsfragebögen, klinische Interviews oder Beobachtungsverfahren gehören dazu (vgl. auch Kap. 8).