Spector | Earthdawn 6: Narben | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 300 Seiten

Reihe: Earthdawn

Spector Earthdawn 6: Narben

Earthdawn-Zyklus, Band 06

E-Book, Deutsch, Band 6, 300 Seiten

Reihe: Earthdawn

ISBN: 978-3-95752-495-9
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Nachdem die Völker der Welt vierhundert Jahre lang in ihren magischen Festungen dem Eindringen der Dämonen getrotzt haben, öffnen sich nun wieder die Pforten ihrer selbstgewählten Gefängnisse. Doch die Bewohner Barsaives müssen feststellen, dass ihre Welt vollständig verwüstet wurde und ihre alten Feinde immer noch gegenwärtig sind. Es liegt am Zwergenkönigreich von Throal, dem grausamen Theranischen Imperium und den verschlagenen Dämonen die Stirn zu bieten. Alinas Eltern, Ratgeber der Elfenkönigin Alachia, widersetzten sich einst dem höchsten Ratschluss und starben qualvoll durch blitzschnelles Altern. Alina schwört, diesem Schicksal zu entgehen, und schließt einen Pakt mit einem Dämon. Der Preis für ewige Jugend und Unverletzlichkeit ist hoch: sie entsagt der Liebe und empfindet fortan nichts als Gleichmut, Hass, Neid und Trauer. Bis sie Aithne trifft, den Blutelf und zärtlichen Gefährten ihrer Kindheit.

Caroline Spector ist eine amerikanische Science-Fiction und Fantasy-Autorin, die schon mehrere Rollenspielpublikationen für den Verlag Steve Jackson Games verfasst hat. Ihre Arbeiten umfassen auch Bücher zu Computerspielen (z.B. Ultima und Might & Magic). Sie schrieb zudem mehrere Romane zu den Rollenspielen Shadowrun und Earthdawn. Caroline Spector ist mit dem Computerspieldesigner Warren Spector (Deus Ex u.a.) verheiratet.
Spector Earthdawn 6: Narben jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1. »Wieviel gibst du mir dafür?« fragte Javan. Misha betrachtete die Juwelen, die Javan vor ihm ausgebreitet hatte. Seine klobigen Finger liebkosten die gefaßten Steine, wie ein Blinder eine Katze streicheln würde. Er nahm aufs Geratewohl einen der Steine, hob ihn an die Lippen und biß hinein. Das Metall gab unter dem Druck seiner gelblichen Zähne ein wenig nach. Er grunzte und warf den Stein wieder auf den Haufen. »Ich will sie nicht«, sagte er. »Was?« Javan griff sich das Stück, das Misha begutachtet hatte, und hielt es dem Händler vor das Gesicht. »Das sind die besten Juwelen, die du je gesehen hast. Sieh dir doch nur die Verarbeitung an – ganz eindeutig aus der Zeit vor der Plage. Die Farben der Steine – sieh nur, wie sie das Licht einfangen.« Javan hielt das Schmuckstück hoch, so daß es im Lampenschein leuchtete. Obwohl in Märkteburg helllichter Nachmittag herrschte, drang die Sonne nicht in Mishas Zelt. Die rotweißen Steine fingen das Licht ein und reflektierten es auf die beiden Männer. Javan hörte Misha nach Luft schnappen. »Der Wert der Juwelen steht außer Frage«, sagte der Händler brüsk. »Du weißt ebensogut wie ich, daß Juwelen wie diese viel zu teuer sind. Sie können einen Mann leicht das Leben kosten.« Mishas Finger strichen über die Halskette, dann über den Armreif und den Ring. Bedauern und Habgier flackerten über sein Gesicht, doch nur für einen Augenblick. Er nahm die Schmuckstücke in beide Hände und ließ sie in Javans alten Lederbeutel gleiten. »Versuch dein Glück anderswo, Javan«, sagte er. »Auch wenn du ein noch so guter Freund bist, ich kann mir den Preis, den du dafür verlangst, einfach nicht leisten.« Verärgert verließ Javan Mishas Zelt, und augenblicklich drang der Lärm Märkteburgs auf ihn ein. Provisorische Verkaufsstände und Zelte säumten die enge Straße, bunte Tücher wetteiferten miteinander um die Aufmerksamkeit des Fußgängerstroms. Der stechende Geruch nach ungewaschenen Leibern und Dung hing in der schwülheißen Nachmittagsluft. Es dauerte immer ein paar Tage, bis Javan sich an den Lärm und die vielen Menschen gewöhnte. Als einer, der viel Zeit allein verbrachte, entsetzte ihn immer wieder die Erkenntnis, wie laut, übelriechend und körperlich die Leute waren. Er drängte sich durch die Menge, weg vom Marktplatz und zur anderen Seite der Stadt hinüber. Misha war nicht der einzige Händler in Märkteburg. Javan kannte noch einen anderen, der mit Gegenständen handelte, wie er sie zum Verkauf anbot, und der ließ sich nicht so leicht einschüchtern. »Ah, Javan, wie schön, dich wiederzusehen«, sagte Kraag mit öliger Stimme, während sich sein lederiges Gesicht zu einem Grinsen verzog. Der Ork, dessen enorme Körperfülle in einen auf den Umfang von Menschen zugeschnittenen Sessel gezwängt war, erhob sich nicht von seinem Platz. Kraag war der einzige fette Ork, den Javan je kennengelemt hatte, aber Javan ließ sich davon keine Sekunde lang täuschen und blieb auf der Hut. Schließlich war der Händler für seine Schnelligkeit und Tödlichkeit im Umgang mit der Garrotte bekannt. Javan lächelte zur Erwiderung, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Es war nett von dir, mich zu empfangen, Kraag.« Javan setzte sich an den kleinen runden Tisch im Hinterzimmer des Ladens. Kein Luftzug wehte, es war stickig, was wenig dazu beitrug, Javans starke Abneigung gegen überfüllte kleine Räume zu mildem. Kraags kleiner Laden war etwas Besonderes in Märkteburg, in dem es von provisorischen Geschäften wie dem von Misha wimmelte – kaum mehr als Zelte, die sich in den überfüllten, gewundenen Sträßchen aneinanderdrängten. Es war ein Beleg für Kraags Schlauheit, daß er es geschafft hatte, einen festen Laden zu erwerben und zu behalten. »Du hast also etwas zu verkaufen«, stellte Kraag fest. Javan nickte und hob sein Hemd an, um den Beutel loszubinden, der an seiner Hüfte befestigt war. Er nahm den Beutel und ließ die Juwelen wie glitzernde Schlangen auf den Tisch kullern. Kraag seufzte leise, als er eine seiner großen grünlichen Hände ausstreckte, um die Juwelen zu berühren. »Wunderbar«, sagte er. »Einzigartig. Wo, sagtest du, bist du darüber gestolpert?« Javan lachte. Die Juwelen mußten ziemlichen Eindruck auf Kraag gemacht haben, daß er so direkt war. »Ach, hier und da«, sagte Javan lässig abwinkend. »Ich finde eben Sachen. Du weißt ja, wie das ist.« Kraag hob den Blick von den Juwelen und starrte Javan mit derartiger Bosheit in den gelblich-grünen Augen an, daß Javan erschrak und ihn trotz der Hitze ein kalter Schauer überlief. Dann war die Gefahr so plötzlich vorbei, wie sie gekommen war. Kraag war wieder der wohlgenährte Kaufmann und kein furchterregender Mörder. Doch die Kälte wollte nicht aus Javans Knochen weichen. »Bist du interessiert?« fragte Javan, dessen Hals so trocken war, daß die Worte als heiseres Krächzen herauskamen. Kraag lächelte dünn. »Javan, du weißt, wie sehr mir deine Ware gefällt – die Sachen sind immer einzigartig –, aber ich fürchte, dieser Posten ließe sich zu schwer verkaufen.« Das Unbehagen, das Javan ohnehin bereits empfand, verstärkte sich. Zuerst Misha und jetzt Kraag. Das war mehr als seltsam. War hier noch etwas anderes im Spiel? »Ich verstehe das nicht«, sagte er zögernd, kühl. »Ich weiß, daß dir im letzten Jahr nichts auch nur annähernd so Gutes unter die Augen gekommen ist. Weißt du etwas über diese Juwelen?« Kraag lehnte sich zurück. Seine Augen hatten die trübe Farbe von Eiter angenommen, während Javans Unbehagen plötzlich in etwas Wildes und Unbeherrschbares umzuschlagen drohte. »Ach, Javan, sicher, du warst wie ein Bruder für mich«, begann Kraag, »aber ich fürchte, du hast dich in ziemliche Schwierigkeiten gebracht.« »Was meinst du damit?« »Tatsächlich hast du trotz allem Glück«, fuhr der Ork fort, als hätte Javan nichts gesagt. »Jeder andere wäre mittlerweile längst tot. Diese Klunker sind ziemlich bekannt.« Kraag hielt einen Augenblick lang inne. Dann schüttelte er den Kopf und lächelte, aber in der Geste lag keine Freude. »Du weißt wirklich nicht, was das für Juwelen sind?« fragte Kraag, während er die Halskette aus roten und weißen Steinen nahm. »Die Kette hier«, sagte er, die Juwelen hochhaltend, so daß sich das trübe Licht darin fing, »gehörte einem wohlhabenden throalischen Kaufmann, der sie zur Hochzeit seiner Tochter anfertigen ließ. Die Hochzeit fand nicht statt, und das arme Mädchen verzweifelte. Wurde regelrecht verrückt – eigentlich nicht das, was man von Zwergen erwartet, möchte ich hinzufügen. Jedenfalls fielen die Kette und diese anderen Juwelen schließlich in die Hände eines der Neffen von König Varulus, dem du sie auch gestohlen hast. Und ich kann dir sagen, daß er nicht sehr erfreut darüber ist.« Javan riß Kraag die Kette aus der Hand und stopfte sie in seinen Lederbeutel. Mit raschen Bewegungen schaufelte er die anderen Schmuckstücke ebenfalls wieder in den Beutel. Kraag erhob sich, schob den Tisch dabei vorwärts und nagelte den Dieb damit gegen die Wand. Er bleckte seine spitzen Zähne zu einem Knurren. »Sei nicht dumm, Javan«, sagte er. »Gib mir den Beutel. Varulus' Neffe sucht dich überall. Bis jetzt sind Misha und ich die einzigen, die wissen, daß du die Juwelen hast. Misha ist dein Freund, er wird es nicht weitererzählen. Gib sie mir, und ich sorge dafür, daß du am Leben bleibst. Aber nur, wenn du mir keinen Ärger machst...« Javan stieß den Tisch gegen Kraag und rannte zur Hintertür des Ladens hinaus. Er lief die Gasse entlang, wobei ihm die heiseren Schreie des Orks in den Ohren hallten. Die Nacht war hereingebrochen, und Javan stieß im Laufen gegen die Zelte zu beiden Seiten der engen Gasse. Schreie erhoben sich aus den Zelten, da einige von ihnen umstürzten. Javan rannte einfach weiter, da er wußte, daß ihm Kraag auf den Fersen war. Rechts vor ihm tat sich ein schmaler Durchgang auf, und er tauchte hinein. Javan sammelte die Dunkelheit um sich wie ein paar Freunde und verschmolz mit ihr. Er zog seinen Dolch und hielt dann den Atem an, um sein krampfhaftes Keuchen zu unterdrücken. Einen Augenblick später hörte er Kraags Schritte. Der Ork versuchte sich lautlos anzuschleichen, hatte jedoch keinen Erfolg damit. Statt dessen klangen seine Bewegungen mehr wie das Poltern eines Bären in der Gasse. Javan ließ Kraag vorbei und trat dann rasch hinter ihn. Er schlang den linken Arm um den Hals des Orks und riß den Kopf nach hinten. Kraag griff nach Javans Arm, doch der Dieb war zu schnell für ihn und schlitzte dem Ork mit einer flüssigen Bewegung den Hals von einem Ohr zum anderen auf. Warmes Blut spritzte durch die Nacht, tintenschwarz und süßlich. Kraag gurgelte, dann sank er auf die Knie und tastete mit den Händen nach der durchschnittenen Kehle. Scheußliche, gurgelnde Laute drangen aus der Wunde, als versuche es der Ork mit einer letzten flehentlichen Bitte. Dann griffen seine klobigen dicken Hände nach Javan, wobei sie sich krampfhaft zuckend zu Fäusten ballten. Einen Augenblick später fiel er mit einem jämmerlichen Keuchen vornüber und rührte sich nicht mehr. Javan betrachtete leidenschaftslos Kraags Leiche. Die Diebesmagie wallte jetzt heiß in ihm auf. Der Ork war ihm gleichgültig, alles war ihm gleichgültig, außer die Juwelen zu behalten und zu entkommen. Nachdem er das Blut an den Händen so gründlich wie möglich an dem Gewand des Orks...


Caroline Spector ist eine amerikanische Science-Fiction und Fantasy-Autorin, die schon mehrere Rollenspielpublikationen für den Verlag Steve Jackson Games verfasst hat. Ihre Arbeiten umfassen auch Bücher zu Computerspielen (z.B. Ultima und Might & Magic). Sie schrieb zudem mehrere Romane zu den Rollenspielen Shadowrun und Earthdawn. Caroline Spector ist mit dem Computerspieldesigner Warren Spector (Deus Ex u.a.) verheiratet.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.