Sommer | Drachenberg | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 740 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 200 mm, Gewicht: 600 g

Sommer Drachenberg

Ein magischer Roman aus der Schweizer Sagenwelt.
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-85820-388-5
Verlag: Neptun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein magischer Roman aus der Schweizer Sagenwelt.

E-Book, Deutsch, 740 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 200 mm, Gewicht: 600 g

ISBN: 978-3-85820-388-5
Verlag: Neptun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein blutrünstiges Ungeheuer. Ein grausamer Opferkult.
Ein geheimnisvolles Seevolk. Ein vergessener Schatz tief im Berg.
Diese fantastische Neu-Erzählung alter Sagen und Legenden aus dem Berner Oberland beschwört eine Welt voller Magie und Abenteuer.

Drachenberg schildert die dramatische Vorgeschichte zur Helisee-Saga. Trotz zahlreicher Verknüpfungen zur Hauptreihe erzählt dieser Roman aber eine eigene Geschichte und ist in sich abgeschlossen.

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Zielgruppe


Für alle, die Fantasy auf fundierter geschichtlicher Grundlage lieben.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Pagus Vendolindensis, Königreich Byrgondia, im Mond Aedrînios5 des zehnten Regierungsjahres von König Godemâr, A.D. 533 «Da drinnen haust das Ungeheuer, welches unser Volk frisst», raunte Anêrios schaudernd und blickte zu seinem Gefährten Tarvo hinüber. Die beiden Jungen waren vom Seeufer her über den ausgetretenen Fusspfad hochgestiegen, welcher sich in steilen Kehren zwischen zerklüfteten Felsen, Wacholdergestrüpp und mächtigen Eichen und Eiben bis zum Höhleneingang hochwand. Wie eine Wunde, welche ein urzeitlicher Riese in die Bergflanke geschlagen hatte, klaffte die Öffnung am Fuss einer schwindelerregenden Klippe. Milchweisses Wasser schoss aus der Kluft hervor und stürzte rauschend in ein Felsenbecken, welches unterhalb des dunklen Bergmundes ausgewaschen war, ehe es in stiebenden Kaskaden zum See herabsprühte, der in der Tiefe unter ihnen tiefblau glitzerte. Tarvo nickte und lächelte. Das Unheil, welches förmlich aus der schaurigen Finsternis heraussickerte, schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Anêrios hielt inne und duckte sich vorsichtig hinter eine der halbkreisförmig aufgerichteten Steinstelen, welche sich vor der Höhlenöffnung aus dem dürren sonnenverbrannten Gras erhoben. Der würzige Geruch von Artemisia, Dost und Thymian umschmeichelte die urtümlichen Steinsetzungen. Der Blick des Jungen schweifte forschend über die Umgebung. Der grosse See Vendolindon breitete sich unter ihnen wie ein weiter blauer Spiegel aus, eingebettet in die umliegenden Hügel, über deren Kuppen sich dichte Wälder zogen. Jetzt im Herbst schien der Laubteppich der Buchen, Eichen und Ulmen gleichsam in Flammen zu lodern. Das weiche Licht der Sonne erzeugte ein überwältigendes Farbenspiel, das im unbewegten Wasser der Seefläche seinen Widerschein fand. Im Süden türmten sich die Gebirgsketten immer höher auf, wölbten sich zunächst zu den gelben und braunen Höhen der Vorberge empor, ehe sie zuhinterst in den weiss leuchtenden Riesengestalten von Albenônas gewaltigem Garten gipfelten. Wie schimmernde Türme inmitten eines kristallenen Schildwalls thronten die drei erhabenen Berghäupter der alten Göttinnen Albenôna, Vermêna und Dubaugra über dem See und dem ihn schützend umfangenden Bergkranz. Es waren dies die Drei Uralten Mütter, welche das Land der Vendolindier seit undenklichen Zeiten behüteten. Ob sie ihre strahlenden Augen in diesem Moment auch auf die beiden törichten Jungen aus Vernausium richteten, welche vielleicht im Begriff waren, den grössten Fehler ihres jungen Lebens zu begehen? Welcher Sylvân6 hatte Anêrios aufgestachelt, an diesem milden Tag im Herbstmond Aedrînios mit seinem Freund Tarvo eine derartige Freveltat zu begehen? Sie waren mit dem Weidling7 seines Vaters Ambaros in den See hinaus gestochen, weil dieser derzeit krank in seiner Hütte lag und nicht zum Fischfang ausfahren konnte. Wir werden uns darum kümmern, heute Abend etwas auf den Tisch zu bringen, hatte Anêrios grossmäulig verkündet und war frohlockend zu Tarvo gesprungen, dessen Familie im gleichen Dorf hauste wie er. Wie sehr hatten die beiden ungestümen Burschen darauf gebrannt, die legendäre Drachenhöhle einmal aus der Nähe zu besichtigen. Obwohl es eigentlich streng verboten war, den Opferplatz des zornigen Berggottes Urâgus ausserhalb der festgesetzten Feiertage und ohne Begleitung durch die göttergeweihten Priester zu betreten. Anêrios winkte seinen Freund Tarvo herbei, und die beiden tollkühnen Entdecker kauerten sich gemeinsam in den Schatten eines der mächtigen Monolithen, welche die Sicht auf den dräuenden Höhleneingang verdeckten. «Bestimmt sind die beiden Erwählten schon längst weg», murmelte Tarvo mit verhaltener Stimme. Er war der Ältere von ihnen, ein quirliger hochgeschossener Springinsfeld, dessen sommersprossiges Gesicht von einem ungezähmten kupferroten Lockenschopf gekrönt wurde. Es schien nichts zu geben, wovor er sich fürchtete. Deshalb war es ursprünglich seine Idee gewesen, die unheimliche Höhle am Fuss des Berges Aurîg aufzusuchen. Anêrios war knapp ein Jahr jünger als sein Freund, von etwas kleinerer und kräftigerer Statur, er hatte eine weizenblonde Haarmähne und blitzende blaue Augen, aber seine Unternehmungslust war nicht weniger ausgeprägt. Den kühnen Gedanken, zu der verbotenen Höhle zu rudern, hätte er allerdings nicht von sich aus gefasst, wenn Tarvo nicht gewesen wäre. Nachdem jener an der letzten Paktfeier am Eingang der Höhle teilgenommen hatte, wollte er seinem Freund nun unbedingt zeigen, was er dort entdeckt hatte. «Es ist eine Woche her seit dem Fest», sinnierte der Rotschopf. «Der Drache hat die beiden inzwischen bestimmt geholt und gefressen. Sie sind längst tot.» Anêrios erschauderte bei diesem gleichmütig vorgebrachten Kommentar. Er hatte die beiden jungen Leute nicht gekannt, welche anlässlich des herbstlichen Dubosantionfestes zum Erntedank in einer feierlichen Prozession hierhergeführt worden waren. Sie waren jedenfalls nicht aus Vernausium gewesen. Da Tarvo im vergangenen Sonnenlauf durch seinen vierzehnten Winter gegangen war, hatte er erstmals Zeuge dieser grausamen Zeremonie sein müssen. Sein Namensstein würde im kommenden Jahr auch in der Orakelschale liegen, wenn die Priester an den Sonnwendtagen die neuen Lose zogen. Er war jetzt Teil der Gemeinschaft der Dienenden, welche dazu ausersehen war, den tobenden Drachengott Urâgus zu besänftigen und das Wohlergehen der Vendolindier in diesem Land zu sichern. Deshalb wurden dem Ungeheuer zweimal jährlich ein Bursche und eine Jungfrau aus den Dörfern Vendolindiums als Opfergabe dargebracht. Die Priester nannten diese wiederholt stattfindende kultische Handlung Die Erneuerung des Paktes. Die regelmässigen Opferungen vermochten den zürnenden Drachengott jeweils soweit zu beschwichtigen, dass er die Menschen während der restlichen Zeit des Jahres verschonte. Alljährlich fielen ihm auf diese Weise vier junge Menschen aus den Umlanden des Sees zu. Seit ungezählten Jahren wurde es nun bereits so gehalten. Anêrios konnte sich nicht entsinnen, dass es jemals anders gewesen wäre. Und nun befanden sie sich selbst an diesem furchterregenden Ort, wo sich das Monstrum seine Menschenopfer vorwerfen liess, um seinen Pakt mit dem Seevolk zu bekräftigen. Anêrios fröstelte es am helllichten Tage. Er war sich plötzlich absolut sicher, dass es keine gute Idee gewesen war, hierher zu kommen. Seine närrische Neugierde hatte ihn diesmal entschieden zu weit getrieben. Aber Tarvo schien immer noch keine Angst zu empfinden. Er legte seinem verunsicherten Gefährten die Hand auf die Schulter und lächelte ihm aufmunternd zu. «An der Felswand dort drüben haben sie die beiden angekettet», erklärte er in nüchternem Tonfall. «Die Priester haben die Namenssteine der Unglücklichen in die Höhle geworfen. Dann wurde getrommelt und gesungen. Die Leute waren wie im Rausch. Den Opfern haben sie irgendeinen Trank eingeflösst. Vielleicht waren sie deshalb so still, als wir sie zurückliessen. Das war wohl nicht immer so. Mein Grossvater hat mir erzählt, dass die Angstschreie der Geopferten früher manchmal über den offenen See bis nach Lyesia und Taralêgis zu hören gewesen seien, wenn der Wind talaufwärts wehte ...» «Ich weiss nicht, ob ich das alles so ausführlich wissen will», unterbrach ihn der Jüngere beklommen und blickte sein Gegenüber gequält an. «Wie kannst du nur so unbekümmert darüber sprechen? Dein Name liegt doch nun auch in der Losurne. Du könntest der Nächste sein.» Anêrios bereute diese bissige Bemerkung sofort. Ein solches Schicksal war gewiss das letzte, was er seinem Freund wünschte. Tarvo war mit Abstand sein engster Vertrauter. Da Anêrios seine Mutter früh verloren hatte, besass er keine Geschwister. Mit dem unerschrockenen Rotschopf hätte er sich jedoch selbst in das verfluchte Land Nemetônia gewagt oder sich mit ihm auf die Suche nach der sagenumwobenen Goldenen Stadt Aureoclastis begeben. Und mit keinem anderen hätte er den gefahrvollen Weg zur grausigen Opferstätte des Drachengottes Urâgus auf sich genommen. Das wollte etwas heissen, es war ein echter Freundschaftsbeweis. Aber wer wusste schon, ob der zornige Gott nicht längst seine flammenden Augen auf sie geworfen hatte – und ob ihr Leben darob nicht in höchster Gefahr schwebte. Anêrios rang sein Unbehagen tapfer nieder und fügte versöhnlich hinzu: «Ich meine, die Wahrscheinlichkeit ist ja eigentlich sehr klein, dass es dich trifft. Es gibt viele Dörfer in Vendolindium – und viele Dienende, deren Namenssteine nun allesamt in den Schicksalsurnen liegen.» «Alle jungen Burschen und Mädchen, die ihren vierzehnten Winter durchlaufen haben, müssen ihre Namenssteine in die Losschalen legen», bestätigte Tarvo. «Nur wenn du früher heiratest, fällst du raus ... Das ist die Lösung, Êrio!» Ein schelmisches Grinsen stahl sich über das laubfleckige Gesicht des grösseren Jungen. «Wir sollten uns beizeiten darum kümmern, den Bund zu knüpfen. Wie hältst du es denn mit Ariovinna? Vielleicht müsstest du langsam ernst machen mit der Sache und bei Drugantos um ihre Hand anhalten.» «Ach hör schon auf», wies Anêrios die anzügliche Bemerkung zurück. «Du weisst, dass ich noch zu jung bin. Die wenigsten von uns heiraten in diesem Alter.» Unvermittelt blitzte hoch über der Felswand ein grelles Licht auf. Anêrios war so hinter der Steinsäule positioniert, dass er es deutlich erkennen konnte. «Hast du das...



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