E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Sobrato Ein Mann nicht nur für gewisse Stunden
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-4636-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4636-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Happy Birthday, Lucy! Es ist ein Präsent der ganz besonderen Art: Ihre Freundin schenkt ihr einen Cowboy - mit Handschellen ans Bett gefesselt - der sie auf die 'Fantasy Ranch' begleiten soll. Nur für Erwachsene, wo auch die erotischsten Träume wahr werden! Und Lucy, eigentlich eher konservativ, lässt sich von soviel männlichem Sex-Appeal glatt verführen. Allerdings ahnt sie nicht, dass ihr sexy Begleiter in Wirklichkeit ein Privatdetektiv ist...
Schon als Jamie Sobrato mit acht Jahren ihre ersten, eher schlechten ,Gedichte schrieb, träumte sie davon, Autorin zu werden. Jetzt, nachdem sie viele Romane in den USA und in der ganzen Welt veröffentlicht hat, ist sie ihren damaligen Lehrern sehr dankbar, dass sie sie nach den ersten Fehlversuchen nicht gänzlich demotiviert haben. In Louisville, Kentucky geboren, lebt sie jetzt im Norden Kaliforniens, wo sie an ihrem nächsten Buch arbeitet. Wenn sie gerade nicht schreibt, findet man sie für gewöhnlich beim Lesen oder zusammen mit ihren zwei Kindern.
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1. KAPITEL
Er war halb nackt und mit Handschellen an ihr Bett gefesselt. Lucy starrte auf den schlafenden Cowboy, unfähig, sich zu rühren oder auch nur einen Protestschrei auszustoßen.
Alles andere an diesem Freitag war bisher normal gewesen. Sie hatte eine Zwölfstundenschicht im Reisebüro „Sunny Horizons Travel“ gehabt und sich mit hektischen Last-minute-Reisenden und sämtlichen anderen Kunden, die ihre Kollegen nicht hatten haben wollen, auseinandergesetzt. Dann hatte sie mit Claire zu Mittag gegessen – der einzige Lichtblick des Tages. Auf dem Heimweg hatte sie noch beim Bankautomaten und der Tankstelle Halt gemacht. Endlich hatte sie Zeit, sich zu entspannen und fern zu sehen, vielleicht Kassensturz zu machen und sich um die Wäsche zu kümmern.
Aber jetzt war dieser Fremde mit Stetson und Handschellen da. Woher kam er, und was machte er in ihrem Bett?
Er hatte die muskulösen Arme über dem Kopf ausgestreckt, während der weiße Stetson sein Gesicht fast ganz bedeckte. Seine Schultern waren breit, und sein Oberkörper war nackt und sehr verführerisch. Seine verwaschene Jeans saß ihm tief auf den schmalen Hüften und umspannte seine starken Oberschenkel. Weiße Schlangenlederstiefel mit silbernen Sporen vervollständigten das Bild.
Ruf die Polizei!, riet ihr eine innere Stimme. Doch sie stand benommen in der Tür und konnte den Blick nicht lösen von dem Mann. Durch einen bizarren Glücksfall war eine ihrer Fantasien wahr geworden – ein echter, lebendiger Prachtkerl von einem Cowboy lag in ihrem Schlafzimmer und war ihr ausgeliefert. Ihre Müdigkeit war verflogen, und sie verspürte ein sinnliches Prickeln an Stellen ihres Körpers, wo sich seit Monaten nichts mehr geregt hatte.
Ihr Herz pochte immer schneller. Lucy versuchte wegzulaufen, konnte sich aber nicht bewegen.
Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass Claire gesagt hatte, ihr Geburtstagsgeschenk würde auf ihrem Bett auf sie warten.
Auf einmal ergab alles einen Sinn. Und sie würde Claire Elliot umbringen!
Lucy schlich aus dem Zimmer, um den Cowboy nicht aufzuwecken, bevor sie nicht sichergestellt hatte, dass er tatsächlich ihr Geschenk war und kein masochistischer Einbrecher. Sie lief zum Telefon in der Küche und drückte Claires eingespeicherte Nummer. Nach dem zweiten Klingeln nahm ihre Freundin ab.
„Bist du verrückt geworden?“
„Hallo, Lucy. Ich nehme an, du hast dein Geburtstagsgeschenk gefunden.“ Claire klang äußerst zufrieden mit sich.
„Wenn du den Westerngigolo meinst, oder was immer er ist, ja, den habe ich gefunden.“
Claires helles Lachen drang laut und deutlich aus dem Hörer. „Er ist kein Gigolo, aber ich bin sicher, er wird einer hübschen Frau wie dir gern gefällig sein.“
„Claire!“
„Er ist deine Begleitung zur Ranch. Hat er das nicht erklärt?“
„Dazu hatte er noch keine Gelegenheit, da er in meinem Schlafzimmer momentan Holz sägt.“
„Wie bitte?“
„Er schläft! Von was für einer Ranch redest du da eigentlich?“
„Oh, Liebes, mir war nicht klar, dass du so lange arbeiten würdest. Ich habe ihm gesagt, er soll um fünf Uhr da sein“, erklärte Claire und ignorierte Lucys Frage. „Der arme Kerl ist seit über drei Stunden an dein Bett gefesselt. Was hältst du übrigens von den Handschellen? Die waren meine Idee.“
„Welche Ranch?“ Plötzlich kam Lucy ein schrecklicher Verdacht. Die „Fantasy Ranch“ war ein berüchtigtes Ferienparadies nur für Erwachsene, ein paar Autostunden entfernt in der Wüste, wo Partymenschen wie Claire gern Urlaub machten. In Phoenix kursierten regelmäßig Gerüchte über wilde Partys dort und sexuelle Ausschweifungen. Erst letzten Monat hatte eine Story von einer solchen Party in den Klatschspalten gestanden, die mit einer Schlägerei zwischen einem bekannten Filmschauspieler und einem Paparazzo endete, der den Star buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen erwischt hatte.
Vor einigen Wochen hatte das Reisebüro ein Fax von der Ranch erhalten mit dem Hinweis, dass sie bald die berühmte Sommerabschiedsfete steigen lassen würden. Es würde Claire durchaus ähnlich sehen, wenn sie ihr an einem so ungeheuerlichen Ort einen Urlaub gebucht hätte.
Claire seufzte. „Ich wünschte, ich könnte dich begleiten. Das hatte ich ursprünglich auch vor, aber dann kamen in letzter Minute diese Wochenendmeetings dazwischen.“
„Wir können jederzeit zusammen verreisen. Wenn du zurück bist, könnten wir diesen Trip nach Hawaii machen, von dem wir schon so lange sprechen. Bis dahin verbringe ich das Wochenende mit TV-Wiederholungen …“
„Nein, das wirst du nicht tun. Als deine Chefin befehle ich dir, diese Reise anzutreten. Nimm einfach Buck statt mir als Begleitung. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich alles in Bewegung setzen musste, um ihn für dich zu bekommen.“
Lucy erschauerte bei dem Gedanken an all die Möglichkeiten, die ein Aufenthalt in einer solchen Freizeitanlage – nur für Erwachsene – mit einem völlig fremden Mann bot. „Aber ich …“
„Keine Widerrede. Du hast selbst gesagt, dass du den Rest deines Lebens nicht nur mit deinen Katzen verbringen willst. Dies ist deine Chance zu lernen, wie man sich entspannt und amüsiert. Ich fordere dich heraus, wenigstens ein Mal in deinem Leben ein bisschen unanständig zu sein. Also solltest du dich mindestens eine Woche lang besser nicht bei der Arbeit blicken lassen.“
Geschockt starrte Lucy auf den Hörer, nachdem es klick gemacht hatte. Sie drückte mehrmals die Wahlwiederholung, aber es war ständig besetzt. Claire hatte einfach aufgelegt und es ihr überlassen, mit diesem Kerl namens Buck fertig zu werden. Sie hätte ihrer Freundin niemals von ihren Cowboyfantasien erzählen dürfen.
Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, um sich zu beruhigen, schlich sie wieder den Flur hinunter zum Schlafzimmer und spähte hinein. Seinem gleichmäßigen Atmen nach zu urteilen, schlief Buck noch tief und fest.
Lucy wollte etwas sagen, doch ihr fiel nichts ein. Was sagte man in einer solchen Situation? He, Cowboy, bist du öfter hier? Oder vielleicht: Entschuldigen Sie, könnten Sie wohl bitte die Stiefel von meinem Bett nehmen?
Es gab keine passenden Einleitungsworte für diese Situation.
Lucy gestattete es sich, ausgiebig seinen nackten, gebräunten Oberkörper zu betrachten. Die Brust- und Armmuskeln wölbten sich leicht durch die von den Handschellen verursachte Haltung. Am erstaunlichsten fand sie jedoch die Tatsache, dass ein so fantastisch gebauter Mann überhaupt in ihrem Bett lag. Wann war das zum letzten Mal passiert? Nie. Rasch zählte sie in Gedanken ihre Exfreunde auf, alle vier, und musste sich eingestehen, dass keiner von ihnen so attraktiv gewesen war wie dieses Prachtexemplar. Meistens waren sie nett gewesen, aber niemals umwerfend attraktiv. Es war einfach keine Qualität, die sie bei einem Mann bisher angetroffen hatte.
Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hatte, mit durchschnittlich aussehenden Männern auszugehen. Es war ihr sogar lieber so. Attraktive Männer waren gefährlich, selbstgefällig, oberflächlich und sich ihrer Macht über Frauen zu sehr bewusst. Sie bekamen zu leicht, was sie wollten, und schlichte, altmodische Frauen wie sie, Lucy Connors, nahmen sie nicht wahr. Und selbst wenn, war sie immun gegen ihren Charme.
Wieso seufzte sie dann sehnsüchtig beim Anblick des halb nackten Buck in ihrem Bett? Lucy schaute an sich herunter und fühlte sich in ihrer zugeknöpften weißen Bluse und dem braunen Tweedrock plötzlich unsicher. Sie sah aus wie eine verklemmte Langweilerin. Zerknirscht musste sie sich eingestehen, dass sie genau das war, wofür jeder sie hielt – eine Frau, die nicht die leiseste Ahnung hatte, wie man sich amüsierte.
Claires Worte kamen ihr wieder in den Sinn: „Ich fordere dich heraus, wenigstens ein Mal in deinem Leben ein bisschen unanständig zu sein.“
Vergiss es, sagte sie sich. Sie und ihre beste Freundin waren nun mal grundverschieden, und sie brauchte sich nicht zu ändern, nur damit Claire zufrieden war. Wenn sie den Rest der Woche im Pyjama vor dem Fernseher saß und Karottenstäbchen und ungebuttertes Popcorn aß, zwischendurch ihre Wäsche wusch und vielleicht Kassensturz machte, war das ganz allein ihre Sache.
Lucy fasste einen Entschluss. Sie würde Claires alberne Herausforderung nicht annehmen. Aber das änderte nichts daran, dass sie Buck irgendwie loswerden musste. Sie machte einen Schritt ins Zimmer, zögerte jedoch. In ihrer Mauerblümchenkluft konnte sie einen attraktiven Mann wie ihn schlecht wecken. Nein, sie würde rasch in etwas weniger Langweiliges schlüpfen, sodass wenigstens ihr weibliches Ego intakt blieb, wenn er aufwachte.
Auf Zehenspitzen ging sie weiter. Der Kleiderschrank kam ihr meilenweit entfernt vor. Erleichtert registrierte sie Bucks leises Schnarchen.
In Gedanken ging sie ihre Garderobe durch. Dabei wurde ihr klar, dass sie nichts besaß, was dazu geeignet wäre, einen so gut aussehenden Mann aufzuwecken. Plötzlich entdeckte sie vor dem Schrank einen schwarzen Koffer mit einer pinkfarbenen Schleife, an der ein Brief befestigt war.
Lucy löste den Brief ab, auf dem in Claires Handschrift ihr Name stand. Sie öffnete den Umschlag und fand darin eine Karte.
Das ist alles, was Du für die Woche brauchst, außer der Reisekleidung. Die findest Du im Bad an der Tür. Zieh sie an!
Die letzten Worte waren zwei Mal unterstrichen. Claire hatte die Nachricht mit Alles Liebe, C. unterschrieben.
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