Snegow | Menschen wie Götter | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 1200 Seiten

Snegow Menschen wie Götter


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-360-50065-6
Verlag: Das Neue Berlin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 1200 Seiten

ISBN: 978-3-360-50065-6
Verlag: Das Neue Berlin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In ferne, unheimliche Welten mit unglaublichen Wesen und kühnen technischen sowie psychologischen Experimenten führt dieser Roman. Er enthält alle Elemente einer packenden Vision über die Entwicklung der Menschheit. Eli, Monteur ku?nstlicher Sonnen, erzählt seine Abenteuer bei drei galaktischen Expeditionen, an denen er als Raumfahrtsekretär, als Admiral einer Flotte großräumiger Sternenflugzeuge und schließlich als wissenschaftlicher Berater teilnimmt. Auf dem ku?nstlichen Planeten Ora erfahren die Raumfahrer von blutigen Fehden und beschließen, den bedrohten Wesen zu helfen. Mit ungewöhnlichen Mensch-Maschine-Wesen haben sie auf der zweiten Expedition zu kämpfen, und schließlich werden sie auf der Suche nach einem legendären Sternenvolk mit einer unbekannten, u?berm.chtigen Kraft konfrontiert, die zu begreifen die einzige Chance zur eigenen Rettung ist. Es sind Geschichten im Reich der alltäglich gewordenen Unwahrscheinlichkeiten, die seit Jahrzehnten immer wieder neue Leser faszinieren. Ein Klassiker der Science-fiction-Literatur, alle drei Teile des beru?hmten Romans in einer Ausgabe.

Sergej Snegow, geboren 1910 in Odessa, Naturwissenschaftler und Autor, veröffentlichte 1966 die inzwischen zu einem Klassiker der Science-fiction avancierte Romantrilogie 'Menschen wie Götter'. Snegow starb 1994 in Kaliningrad.
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Zweiter Teil

Die Fahrt des Sternenpflugs

1

Halte ich Rückschau auf unseren Weg, erfaßt mich ein zwiespältiges Gefühl – Trauer um die Verluste und Stolz. Wir waren Teilnehmer der schwierigsten aller kosmischen Expeditionen, die je stattgefunden hatten, und wir taten unsere menschliche Pflicht. Es ist unwichtig, daß wir während zweier irdischer Jahre zehntausend Lichtjahre überwanden und, obwohl wir nicht in das von dunklen Nebelflecken verdeckte geheimnisvolle Zentrum der Galaxis vordrangen, doch so tief in den Sternenabgrund tauchten wie noch nie jemand vor uns. Würde sich darin – in Trillionen hinter dem Heck gelassenen Kilometern – unser Verdienst erschöpfen, so hätten wir keinen Grund, stolz zu sein. Leere bleibt Leere, ob sie nun groß ist oder klein. Doch wir erfuhren, wie weit die von anderen Wesen erworbene Macht reicht, wie ungeheuer das Gute und die Ungerechtigkeit sind, die in einem galaktischen Gefecht aneinandergeraten waren, und wie unvermeidlich all das uns Menschen, die wir gerade den Sternenweg betreten haben, zwingt, in die nicht von uns begonnenen Streitigkeiten einzugreifen, denn außer uns ist keiner da, der sie entscheiden könnte.

2

Die »Raumfresser« flog zuerst, die »Steuermann« folgte ihr. Kommandeur des ersten Sternenflugzeugs war Olga, ihr standen Leonid und Oshima zur Seite. Allan befehligte das zweite. Wera hatte sich die »Raumfresser« gewählt, und wir, Lussin, André, Romero und ich, waren bei ihr. Jeden Tag arbeiteten wir mit Wera stundenlang an ihrem Bericht für die Erde.

Während der zwei Monate, da wir Kurs auf die Plejaden hielten, hatten sie sich nicht verändert. Sie wirkten wie ein himmlisches Spinnennetz, das zwischen großen Sternen aufgehängt ist. Als wir uns ihm bis auf wenige Parsec genähert hatten, wurde es größer und füllte sich mit Licht. Ein herrliches Sternbild flammte am Himmel. Im Vervielfacher zerfiel der Haufen in Einzelsterne.

»Ich sehe ein Planetensystem, Eli!« sagte André.

Die äußeren Sterne des Haufens waren von geringer Leuchtkraft. Doch dieser hier, der Atlas, der hundertmal heller als die Sonne war, besaß Satelliten – drei dunkle Kugeln. Wir betrachteten sie lange und rückten zum Zentrum weiter. Fast jeder Stern hatte hier Planetensysteme. Ich rief den Kommandeurssaal. Olga wußte schon von den Planetensystemen in den Plejaden. Auf einigen hatten die Automaten Atmosphäre mit Sauerstoff entdeckt, gemäßigte Schwerefelder. »Anscheinend gibt es auf der Elektra Wesen mit hoher Zivilisation«, fügte Olga hinzu. »Auf dem zweiten ihrer vier Planeten ist schwaches künstliches Leuchten wahrgenommen worden. Es zeigt sich, bald nachdem die Elektra untergegangen ist, später wird es schwächer. Die nächtliche Beleuchtung von Städten hat den gleichen Effekt.«

»Aber die Städte!« schrie André. »Was ist mit den Städten?«

»Städte sind von hier aus nicht festzustellen.«

André richtete den Vervielfacher auf die Elektra. Die vier Planeten rings um sie fanden wir rasch, doch es gelang uns nicht, auf ihnen irgend etwas zu erkennen.

Ich ließ die Plejaden, schaltete mich vom Bildschirm ab und führte den Vervielfacher ein wenig beiseite. Vor mir erstrahlten zwei offene Sternhaufen – x und h Persei. Von der Erde und vom Pluto aus hatte ich diese dichten Ansammlungen, die von uns viertausend Lichtjahre entfernt sind, oft betrachtet. Niemals hatten sie mich sonderlich gefesselt. Jetzt betrachtete ich sie unverwandt. Ihre Anordnung kam mir seltsam bekannt vor. Sicherlich unterlag ich einer Sinnestäuschung, zumal von hier aus, von den Plejaden, die fernen Perseushaufen unter einem anderen Winkel zu sehen waren als von der Erde oder von der Ora aus. Dennoch konnte ich den Blick nicht abwenden. Nicht nur ich, kein Mensch hatte diese Ansammlungen in dieser Projektion beobachtet, sie konnten nicht bekannt sein. Ich versuchte meiner wachsenden Erregung Herr zu werden.

»Was ist mit dir?« fragte André. »Ich rufe dich zum drittenmal, und du reagierst nicht. Schau mal zur Elektra. Tatsächlich künstliches Licht über einem Planeten.«

»Laß mich in Ruhe«, murmelte ich. »Deine Elektra langweilt mich.«

Gespannt starrte ich auf die zwei leuchtenden Sternhaufen. Sie waren fast gleich, allerdings wirkte einer konzentrierter – viele tausend Himmelskörper auf engem Raum zusammengedrängt. Er glich einer Faust, die mitten in die andere Sternengruppe geschlagen hatte – die Sterne waren wie Splitter auseinandergeflogen …

Da erinnerte ich mich, wo ich dieses Bild schon gesehen hatte.

»Sie sind vom Perseus!« brüllte ich. »Wir fliegen falsch – sie sind vom Perseus!«

»Wer ›sie‹? Und was ist mit dem Perseus?«

»Die Verderber«, sagte ich. »Ich weiß jetzt, wo diese Teufelsgeschöpfe nisten.«

André war sprachlos.

»Denk an die Bilder, die im orangefarbenen Saal gezeigt wurden«, sagte ich. »Denk daran, wie du steif und fest behauptetest, du hättest die von dem Faustschlag getroffene Sternengruppe schreien gehört … Sind das nicht dieselben Sterne? Ich frage dich, ist das nicht haargenau dasselbe Bild?«

André riß sich vom Vervielfacher los. »Eli, du hast eine Entdeckung gemacht«, sagte er feierlich. »Ich war immer überzeugt, daß du von der Natur für etwas Ernsthafteres ausersehen bist, als öde Witze zu reißen. Ich freue mich für dich, Eli. Und jetzt marsch, marsch zu Wera.«

»Wozu? Das hat doch Zeit.«

»Nichts hat Zeit. Wir müssen sofort den Kurs ändern. Was sollen uns die Plejaden, wenn diejenigen, die wir suchen, im Perseus sind?«

Jetzt zog und stieß er mich. Ich wollte mich gerade erheben, als die Havariesignale aufleuchteten und die Sirenen zu gellen begannen. Dunst überzog die Himmelssphäre, die Sterne schwankten und erloschen. Wir vernahmen Olgas ruhige Stimme: »Rechts vor uns ein kosmischer Körper, der ungefähr mit Lichtgeschwindigkeit fliegt. Kein Meteorit. Ich verkünde allgemeinen Alarm. Wir verlassen den Überlichtbereich.«

André und ich griffen nach dem Vervielfacher. Neben mir ließ sich Wera nieder. Hastig berichtete ich ihr, was ich im Perseus gesehen hatte.

»Das ist wichtig, Eli«, sagte sie. »Wir werden die Automaten beauftragen, deine Beobachtung nachzuprüfen. Jetzt interessiert mich, was für ein Körper mit dieser Geschwindigkeit fliegt. Ob es ein Sternenflugzeug ist.«

Wenig später meldeten die Analysatoren: »Voraus ein Schiff mit Photonentriebkraft. Triebwerke defekt. Fortbewegung durch Beharrungsvermögen.«

3

Das fremde Schiff bot sich im Vervielfacher als leuchtendes Pünktchen dar, dann dehnte es sich zu einer Schote. Es war eine Metallrakete. Wir erkannten die Heckdüsen, die nicht durch Panzerplatten abgeschirmten Fenster. Die »Raumfresser« gab Signale, das unbekannte Schiff reagierte nicht.

André vermutete, daß wir die »Mendelejew« des Robert List vor uns hätten, die vor vierhundert Jahren im Weltraum verschollen war. Ich hielt es für unwahrscheinlich, daß das Schiff mit der toten Besatzung vierhundert Jahre umherirren konnte.

Als das Schiff nur noch ungefähr eine Million Kilometer entfernt war, stellte André das Dechiffriergerät auf sämtliche Funkbereiche ein.

Die unbekannten Sternenreisenden, die das altertümliche Morsealphabet verwendeten, versuchten mit uns russisch und englisch zu sprechen. Deutlich wurden die Sätze verstanden: »Erde … ohne Steuerung. Kamagin, Groman … Erde … Sternenflugzeug ›Mendelejew‹ …«

»Diesmal hast du ins Schwarze getroffen«, sagte ich zu André. »Der erste Erfolg nach vielen Fehlschlägen.«

Die Funkwellen unseres Schiffes jagten in den Raum hinaus. »Ich höre Sie gut«, diktierte Olga. »Ich bin ein Sternenflugzeug von der Erde, Typ Sternenpflug. Es ist unwichtig, daß Sie keine Steuerung haben. Ich bremse und leite Sie mit meinen Feldern zur Landung. Türen ohne Befehl nicht öffnen.«

Dann schwebte die »Raumfresser« über dem Photonenflugzeug, strahlte es mit seinen Scheinwerfern an. Neben dem Sternenpflug wirkte die Rakete winzig. Das hinausgeschleuderte Feld zog die »Mendelejew« sanft ins Innere unseres Schiffes, dann leitete es die »Mendelejew« zum Landeplatz, wo die operativen Sternenflugzeuge, die Planetenflugzeuge und die Aviettes standen.

Die gesamte Besatzung hatte sich auf dem Platz versammelt, um die unverhofften Gäste zu empfangen.

Die Tür der Rakete flog auf, ein Treppchen wurde herausgeschoben. Zwei kleine junge Männer erschienen. Sie rissen sich die Helme herunter und schwenkten sie. Wir jubelten ihnen zu und klatschten in die Hände.

Dann trat wie auf Verabredung Stille ein, und wir vernahmen die ersten Worte der Kosmonauten aus der Rakete.

»Mein Gott, wie groß sie sind!« sagte einer auf russisch. »Das sind ja keine Menschen, sondern Riesen!«

Ein zweiter rief begeistert: »Eduard, sie haben normale Schwere! Unsere Magnetschuhe sind hier überflüssig!«

Romero trat zu ihnen. Als einziger unter uns beherrscht er die alten Sprachen. Romero drückte den beiden die Hand und beglückwünschte sie zur gelungenen Landung. »Ich hoffe, Sie sind gesund. Wir haben Mittel gegen jede Krankheit an Bord.«

»Wir sind gesund«, antwortete der erste. »Wir sind zu zweit – ich, Eduard Kamagin, Zweiter Pilot, und Wassili Groman, Steuermann. Unsere Kameraden … vor kurzem sind sie bei einer Katastrophe ums Leben gekommen.« Erregt fügte er hinzu: »Warum sind Sie nicht einen Monat, wenigstens einen Monat, eher aufgekreuzt?«

Romero sagte herzlich: »Es ist lange her, daß Sie von der Erde gestartet sind, liebe...


Sergej Snegow, geboren 1910 in Odessa, Naturwissenschaftler und Autor, veröffentlichte 1966 die inzwischen zu einem Klassiker der Science-fiction avancierte Romantrilogie "Menschen wie Götter". Snegow starb 1994 in Kaliningrad.



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