Smith | Die Ungezähmte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 360 Seiten

Smith Die Ungezähmte

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-939832-94-2
Verlag: KUUUK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 360 Seiten

ISBN: 978-3-939832-94-2
Verlag: KUUUK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Marie, eine 22-jährige Tourismuskauffrau, kommt wild und unbeugsam daher, lebt aber dennoch in Berlin ein eher fremdgesteuertes, angepasstes Leben. Der Bruder will sie kontrollieren und über sie bestimmen. Ihren großen Traum, die Weinwelt zu bereisen und Winzerin zu werden, stellt sie mehrfach und widerwillig für eine, von ihrem Bruder bevorzugte, sichere Karriere im Management zurück. Marie gelangt nach England, wird nach Wales versetzt - doch dann ändert sich alles und sie entwickelt die Bereitschaft, ihr ungezähmtes Inneres zur Entfaltung kommen zu lassen. Schließlich reist sie auf eigene Faust, mit ihrem aktuellen Freund Steve, nach Kanada ins Unbekannte. Die Reise über den Atlantik wird ein Durchbruch, bringt Marie aber auch oft an die eigenen Grenzen. Ihr Weintraum kann endlich wahr werden. Die Ungezähmte kommt nun durch. Aber: Sie hat einige existentielle Krisen, darunter auch schwierige Liebesbeziehungen, durchzustehen - und jedem Fortschritt folgt zugleich ein neues Hindernis. Ein Seelenverwandter und enger Freund namens Samuel ist mit seinen Hinweisen aus der Ferne immer präsent und wird zu einem 'Guide', der wichtige Lebensratschläge gibt. Doch um zu überleben und ihren Traum zu verwirklichen, muss Marie endlich den Schritt gehen, vor dem sie ihr Leben lang Angst hatte. Dieses Buch schildert über mehrere abenteuerliche Stationen einen wechselhaften Kampf mit dem Ich. Und zugleich die großartige Selbstfindung einer jungen Frau.

Die Schriftstellerin Jerry J. Smith wurde 1978 in Berlin geboren und lebt heute, nach vielen Jahren im Ausland, mit ihrer Familie in Leipzig. Nach der Ausbildung zur Restaurantfachfrau und einer Weiterbildung am deutschen Weininstitut hat sie sich, u.a. in Kanada, als Winzergehilfin intensiv mit dem Weinbau befasst und später auch als Tätowiererin und Jugendschöffin Erfahrungen gesammelt. Seit 2014 lebt sie nun ihren Traum vom Schreiben und legt hier ihren Debütroman vor.
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Zielgruppe


1. Alle Menschen, die Bücher über entschlossene und aktive junge Frauen lieben.
2. Alle Menschen, die sich für das Leben einer angepassten Unangepassten oder unangepassten Angepassten interessieren.
3. Alle Menschen, die einen Roman mögen, der eine aufregende Entwicklungsgeschichte für eine bestimmte Person behandelt.
4. Alle Menschen, die von Deutschen und deren Erlebnissen im Ausland lesen wollen.
5. Alle Menschen, die sich für Kanada interessieren.
6. Alle Menschen, die sich für das Thema Weinanbau interessieren.
7. Alle Menschen, die von den packenden Lebenswendungen einer jungen Frau etwas erfahren und lernen wollen.
8. Alle Menschen, die eine Art von innerer und äußerer "Befreiung" beim Lesen begleiten wollen.
9. Alle Menschen, die bestimmte Träume bereits verfolgen oder gegen alle Widrigkeiten noch verfolgen wollen.
10. Alle Menschen, die mutige Schritte wagen sollten, es sich aber derzeit noch nicht zutrauen.
11. Alle Menschen, die einen Arbeitsaufenthalt im Ausland erwägen.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2


Im diffusen Licht der ersten Sonnenstrahlen erkannte Marie die schemenhaften Umrisse einer leeren Flasche vor sich. Mühsam richtete sie sich auf.

„Oh, mein Kopf ...“, stöhnte sie und rieb sich die Stirn. Schon purzelten die Erinnerungen an ihren Platz. Sie hatte letzte Nacht noch eine ganze Weile an der Heizung gesessen und versucht nachzudenken. Doch der Gin und die rohe Kälte hatten ihr das Genick gebrochen. Eigentlich hatte sie ihrem Bruder nur erzählen wollen, dass sie zu Freunden zog, bis sie Arbeit auf einem Weingut fand. Dummerweise hatte sie gehofft, er würde ihren Traum unterstützen. Aber er interessiert sich nicht mal dafür, seufzte sie und fuhr sich durchs kühle, offene Haar. Traurig fragte sie sich, warum er sich nicht freuen konnte, dass sie bei all den Möglichkeiten, die es heutzutage gab, etwas gefunden hatte, wofür ihr Herz schlug? Schließlich hatte sie ihr Abitur und die Ausbildung zur Tourismuskauffrau nur gemacht, um Zeit zu schinden. Letzteres vor allem auch, um einen Abschluss in der Tasche zu haben. Aber nichts davon bedeutete ihr etwas.

Bis sie vor zwei Jahren zufällig auf einer Inforeise ihre Leidenschaft für Wein entdeckt hatte. Eine wohlige Welle der Erinnerung flutete ihren Geist. Lediglich zwanzig Mitarbeiter aus dem Marketing und Verkauf erhielten damals die Möglichkeit, in die Toskana zu fahren, und Marie durfte mit – als einzige Auszubildende. Wie stolz und aufgeregt sie war.

Und dann tauchte plötzlich dieser kleine alte Mann auf dem Tenuta, einem Weingut im Chianti-Gebiet, auf. Leicht gebückt stand er fernab der durchorganisierten Führung am Absatz einer Treppe und winkte Marie zittrig zu sich herüber. Sein fusselig graues Haar wippte sanft. Neugierig ging sie zu ihm. Er zog sie sacht zu sich hinunter, legte ihr kaum merklich die Hand an die Wange, tippte auf Höhe des Herzens an seine Brust und brabbelte verschwörerisch. Da Marie kein Wort Italienisch verstand, nickte sie bloß höflich. Dann lächelte er das warmherzigste Lächeln, das Marie je geschenkt wurde und führte sie eine gewundene, uralte Steintreppe hinab in kühle Kellergefilde – hinein in eine andere Welt.

In güldenem Schummerlicht reihten sich betagte Eichenholzfässer dicht an dicht vor unverputztem Gemäuer und liefen am Ende des Raumes auf eine verträumt angeleuchtete Bronzestatue zu. In der Luft lag märchenhafte Magie, als würden Elfen den wertvollen Wein bewachen. Marie konnte die edlen Tropfen beinah reifen hören, so majestätisch still war es hier. Dann zupfte der charmante Greis aus einem der Fässer den Stopfen, entnahm mit einer Pipette etwas Wein, reichte ihn Marie in einem Glas und nickte ermutigend. Sie mochte Rotwein nicht sonderlich, doch sie erlag dem Zauber. Und dann geschah etwas Wunderbares: Die blutrote Flüssigkeit entfaltete sich in ihrem Mund zu einem edlen Feuerwerk aus praller Frucht und kraftvoller Dichte, Wärme und Harmonie – sie schloss die Augen – und berührte die Grenzen ihrer Wahrnehmung. Das Geheimnissvolle hatte sie verzaubert und in eine innere Welt geführt, in der sie ihr eigenes zeitloses Gefühl umhüllte, voll Güte und Zufriedenheit. Sie war glücklich. Einfach so.

Seither hatte sie alles verschlungen, was es über Wein zu wissen gab. Denn ihr Herz hatte Feuer gefangen. Sie hatte Kurse belegt und mit anderen Weinliebhabern philosophiert. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich die staubige Theorie in taufrische Praxis umzusetzen. Wütend äffte sie ihren Bruder nach: „Du kannst das ... Pah! Warum interessiert nur, was ich kann, und nicht, was ich eigentlich will?“

Mit dröhnendem Schädel schaute sie sich um. Doch sie sah nichts außer ihrem Smartphone und der leeren Flasche Gin. Die Sonne ertrank im trüben Wolkenbrei und kein einziger Hoffnungsschimmer leuchtete ins Zimmer. Und dann schwappte ihr Versprechen wie schwarze Suppe über ihr Gemüt und kroch in jede Zelle ihres Seins.

„Oh Gott, ich habe meinen Traum verraten!“ Sie schlug die Hände vor den Mund und rieb sie stöhnend übers Gesicht. Von der Nase zum Haaransatz und außen über die Wangenknochen zurück zum Kinn. Es ergab die Form eines Herzens. Doch ihr Verstand drängte die Tränen zurück in ihr Verlies. Sie atmete so tief ein und aus, wie sie konnte. Reiß dich zusammen, belehrte sie sich. Du hast ein Versprechen gegeben! Und nun geh duschen, trink einen starken Kaffee und ruf Mr. Peter Barth in London an!

Unter Flüchen rappelte sie sich hoch. Ihre Muskeln zitterten. Die Nacht auf dem Teppich forderte ihren Tribut. Nach ein paar sinnlosen Dehnübungen schlurfte sie ins Bad.

„Ist nicht dein Ernst, wa?!“, Rebeccas Stimme überschlug sich am anderen Ende der Leitung fast. „London? Und wat ist mit dein Weindings? Ick glaubs ja nicht. Wieso denn ditte jetzt auf einmal?“

„Jetzt mach dich mal locker, Becci. Du machst mich ja ganz wirr. Komm einfach rum, dann reden wir in Ruhe.“

„Nee, dit will ick sofort wissen. Wenigstens ’n paar Eckdaten!“, beharrte ihre Freundin aus Grundschulzeiten.

„Hmpf, meinetwegen. Ich hab gestern meinen Bruder angerufen, um ...“

„Welchen? Den, den ick gevögelt hab?“

„Welchen denn sonst? Ich hab nur den einen. Na jedenfalls hab ich ihm irgendwie am Ende versprochen, mich für das Managementprogramm der Firma zu bewerben.“

„Irgendwie? Ist nicht wahr! Wat hörste denn auf den?“

„Keine Ahnung, Becci.“ Sie rieb sich die Stirn. „Er hat ’n wunden Punkt getroffen, oder so.“

“Dit macht der immer. Fällt dir dit überhaupt noch auf, Püppi? Egal, wat du machst oder sagst, wenns dem nicht passt, geht der auf Kontra und du ziehst ’n Schwanz ein. Warum haste denn son Respekt vor der Pfeife? Wat hat der blonde Hirni denn schon groß geleistet?“

„Es ist nicht Respekt. Es ist, ich weiß nicht, irgendwie gab es immer nur uns und ...“

„Die Zeiten sind aber vorbei, Püppi“, unterbrach Rebecca sie erneut. „Zieh mal dein Kopf aus seinem Arsch und krieg Rückgrat! Du gibst dem viel zu viel Macht über dich. Dit ist krank. Weeßte, wa?“

Für Rebeccas Job im Trockenbau war ihre direkte Art sicher hilfreich – und wer sie reden hörte, ahnte nie, wie toll sie schreiben konnte – doch dadurch wirkte sie zwischenmenschlich wie eine Axt im Wald. In Maries Herz explodierten kindliche Erinnerungen wie Feuerwerkskörper. Sie rang nach Luft und redete sich ein, dass ihr Bruder jetzt, wo er selbst Vater war, ein besserer Mensch sein würde. Sesshaft und anständig. „Bestimmt will er nur, dass es mir gut geht, so wie ihm.“

„Der? Ick hab den damals nicht ein liebes Wort über dich sagen hören. Der wollte jede Uschi immer gleich heiraten und ’ne Familie gründen. Heile Welt für alle, besser spät als nie. Und deshalb sollst du dit auch. Dit bist aber nicht du!“

Seit Marie mit 17 zu Hause ausgezogen war, bildete sie sich ein, die Ketten abgelegt zu haben, frei zu sein. Sie ging, wohin der Wind sie trug, beruflich und privat. Dachte sie.

„Versprochen ist nun mal versprochen“, nuschelte Marie.

„Quatsch! Oder haste ihm dit mit Blut unterzeichnet?“

„Wenn ich etwas verspreche, halte ich es auch. Ich steh zu meinem Wort, das weißt du“, erregte sie sich.

„Pff. Wat sagt überhaupt Samu dazu?”

„Samuel?“ Marie kratzte sich verlegen am Kopf. Samuel war weit mehr als nur ihr bester Freund – er besaß einen ganz besonderen Stellenwert in ihrem Leben. Ihr Herz krampfte. „Ich hab es ihm noch nicht gesagt. Also, kommst du jetzt rum oder nicht?“, lenkte Marie ab.

„Jaja, ist ja gut. Aber dit Gespräch ist noch nicht zu Ende!“

Und wie es zu Ende ist!, beschloss Marie beim Auflegen und lehnte sich gegen den Fensterrahmen. Sie würde nach London gehen, das stand fest – sie hielt ihre Versprechen. Und der Filialleiter Peter Barth hatte sich außerordentlich über ihre Zusage gefreut. Jetzt musste sie selbst dem Ganzen allerdings noch etwas Positives abgewinnen, denn ihr Herz krampfte. Immerhin ist es eine sichere Sache mit Zukunft und ich bin gut darin. Deshalb durfte ich ja auch die Ausbildung verkürzen, versuchte sie, sich mit den Worten ihres Bruders selbst zu bezirzen. In Wahrheit aber stand sie im griesegrauen Nieselwinter mit dem Rücken an der Wand und wusste nicht, ob sie ihren Traum gerade aufgab oder nur auf unbestimmte Zeit verschob. Sie umklammerte das Telefon und starrte in die gähnenden Häuserschluchten. Ihre Gedanken stürzten hinterher: Wie soll ich mein Versprechen halten und zugleich meinen Traum leben? Sie sehnte sich nach Samuel. Er hatte sie immer bestärkt, immer an sie geglaubt. Und sie hatte das Gefühl, ihn mit ihrem jetzigen Weg zu enttäuschen. Das Versprechen zog sich wie eine Schlinge um ihren Hals.

Was habe ich nur getan?, brach sie innerlich zusammen. Ihre Brust engte sich ein, sie bekam kaum Luft, fühlte sich beraubt und leer. Instinktiv stürzte sie in die Küche und stopfte sich massenweise Salami, Pudding und Ravioli, direkt aus der Dose, in den Mund. Zwei Hände voll Schokolade hinterher. Zum Kauen nahm sie sich kaum Zeit. Sie schlang, bis sie die Leere in sich aufgefüllt hatte, setzte den Milchkarton an und spülte alles herunter. Und für einen kurzen, wunderbaren Moment war ihre Welt in bester Ordnung.

Drei Atemzüge später jedoch fühlte sie sich erbärmlich. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr alles aus den Händen gleiten. Sie schien über nichts mehr die Kontrolle zu haben, nicht über ihr Leben und schon gar nicht über sich. Wo blieb ihr Mumm, ihr Wille, ihr Biss? Sie ließ sich gehen, wie ihre Mutter, dachte sie panisch....


Smith, Jerry J.
Die Schriftstellerin Jerry J. Smith wurde 1978 in Berlin geboren und lebt heute, nach vielen Jahren im Ausland, mit ihrer Familie in Leipzig. Nach der Ausbildung zur Restaurantfachfrau und einer Weiterbildung am deutschen Weininstitut hat sie sich, u.a. in Kanada, als Winzergehilfin intensiv mit dem Weinbau befasst und später auch als Tätowiererin und Jugendschöffin Erfahrungen gesammelt. Seit 2014 lebt sie nun ihren Traum vom Schreiben und legt hier ihren Debütroman vor.

Die Schriftstellerin Jerry J. Smith wurde 1978 in Berlin geboren und lebt heute, nach vielen Jahren im Ausland, mit ihrer Familie in Leipzig. Nach der Ausbildung zur Restaurantfachfrau und einer Weiterbildung am deutschen Weininstitut hat sie sich, u.a. in Kanada, als Winzergehilfin intensiv mit dem Weinbau befasst und später auch als Tätowiererin und Jugendschöffin Erfahrungen gesammelt. Seit 2014 lebt sie nun ihren Traum vom Schreiben und legt hier ihren Debütroman vor.



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