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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 926, 64 Seiten

Reihe: Jack Slade

Slade Jack Slade 926

Wer das Spiel verliert
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-1202-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Wer das Spiel verliert

E-Book, Deutsch, Band 926, 64 Seiten

Reihe: Jack Slade

ISBN: 978-3-7517-1202-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Im Spielsalon auf der Mississippi-Queen werden beim Roulette Nacht für Nacht gewaltige Summen umgesetzt. Als Piraten das Steamboat überfallen, erbeuten sie viele hunderttausende Dollars. Sheriff Sam Bradbury will die Bande aufspüren und entdeckt Hinweise, die ihn zur Plantage seiner eigenen Familie führen: Auf dem völlig verwahrlosten Bradbury Hall lebt sein Bruder Bill, ein fanatischer Yankeehasser und Anhänger des Ku-Klux-Klan, der von einem neuen Bürgerkrieg träumt. Hat Bill das Schiff überfallen, um mit den erbeuteten Dollars Waffen für seinen Partisanenarmee zu kaufen? Plant er einen blutigen Aufstand? Zwischen den Brüdern entbrennt ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod ...

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Wer
das Spiel
verliert

Im Spielsalon auf der Mississippi Queen werden beim Roulette Nacht für Nacht gewaltige Summen umgesetzt. Als Piraten das Steamboat überfallen, erbeuten sie viele hunderttausende Dollars. Sheriff Sam Bradbury will die Bande aufspüren und entdeckt Hinweise, die ihn zur Plantage seiner eigenen Familie führen: Auf dem völlig verwahrlosten Bradbury Hall lebt sein Bruder Bill, ein fanatischer Yankeehasser und Anhänger des Ku-Klux-Klan, der von einem neuen Bürgerkrieg träumt. Hat Bill die Mississippi Queen überfallen, um mit den erbeuteten Dollars Waffen für seinen Partisanenarmee zu kaufen? Plant er einen blutigen Aufstand?

Zwischen den Brüdern entbrennt ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod ...

Die beiden Kanus stießen durch die dichten Zweige des Weidenbaumes und schossen hinaus auf den Fluss. Träge und schier unendlich strömten die dunklen Fluten des Mississippi durch die Nacht. Weit, weit draußen in der Mitte des Stroms waren die hellen Lichter des großen Steamboats zu erkennen.

Vier Männer saßen in jedem Kanu. Alle trugen die Hüte tief ins Gesicht gezogen und hatten die Gesichter mit ihren Halstüchern vermummt. Alle waren mit Colts und Gewehren bewaffnet.

Der Nachtwind wehte leise die Musik des Bordorchesters herüber. Pfeilschnell schossen die Kanus vorwärts, näherten sich dem festlich erleuchteten Raddampfer. Das erste Kanu hatte ihn nun erreicht. Der Mann im Bug richtete sich auf und griff nach der Reling der Mississippi Queen.

In diesem Augenblick tauchte der Kopf eines Matrosen oberhalb der Reling auf.

Und nun ging alles blitzschnell ...

?

Die Queen hatte Memphis am Nachmittag verlassen.

Das gewaltige Steamboat, das erst vor wenigen Jahren in einer Werft unten in New Orleans vom Stapel gelaufen war, maß sicher hundert Schritt: Es war der ganze Stolz der New-Orleans-St.Louis-Passenger-Line.

Es trug einen Aufbau von drei prachtvollen, weißen Stockwerken, in denen man neben den Kabinen für die Passagiere zwei Saloons, eine Spielbank und sogar einen Tanzsaal fand. Angetrieben wurde es von einem gewaltigen Schaufelrad am Heck, das das Wasser zu hohen und starken Wellen aufwarf. Durch zwei hohe Schornsteine dampfte der schwarze Qualm der mächtigen Maschinen im Bauch des Schiffes.

Das kleine Orchester spielte auf dem Dach der Queen den Yankee-Doodle, und Kapitän Frederik Larsons stand auf seiner Brücke und sah sich an, wie die Passagiere über die beiden Landungsbrücken an Bord strömten: Männer und Frauen, zahlreiche Geschäftsleute und Handelsagenten im feinen Zwirn ebenso wie Cowboys und Westläufer in ihrer typischen Kleidung.

Dann waren da die reichen Ladys, die in St. Louis ihre Verwandten besuchen wollten, ebenso wie käufliche Damen und Bordsteinschwalben aller Art. Es gab Spieler, vermögende Lebemänner und kleine Gauner, die irgendwie zu ein wenig Geld gekommen waren.

Larsons, ein etwa fünfzigjähriger, kräftiger Mann mit einem blonden Bart, ließ seinen Blick über diese bunte Menge schweifen. Da er mit seinen Prozenten an den Gewinnen der Spielbank im Salon beteiligt war, konnte er sich ein fröhliches Grinsen nicht verkneifen. Der Bürgerkrieg lag nun zehn Jahre zurück, und besonders in Memphis, wo inzwischen wieder große Teile der Baumwolle des Südens umgeschlagen wurden, rollten die Dollars.

Inzwischen waren die letzten Passagiere an Bord, und Matrosen holten mit starken Griffen die Landungsbrücken ein. Fred Larsons gab seinem Ersten Offizier, einem Iren mit Namen Sam O'Neal, ein Zeichen und betätigte den Zug der beiden großen Pfeifen. Ein ohrenbetäubendes Zischen und Pfeifen ertönte, während die Queen vom Kai ablegte und ihre Nase in die Mitte des mächtigen Stromes drehte.

»Ich gehe nach unten«, sagte Larsons und verließ das Führerhaus.

Er stieg die rot angestrichene, eiserne Treppe hinab und warf einen raschen Blick in den Salon, in dem der Croupier bereits am Roulettetisch stand.

Er ging weiter nach unten, bis er seine Kajüte erreicht hatte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und las noch einmal schnell das Telegramm, das in Memphis auf ihn gewartet hatte.

Es stammte von Robert E. Paxton, dem Eigentümer der New-Orleans-St.Louis-Passenger-Line: »Erwarte Sie morgen Abend in meinem Haus in St. Louis – Zur Besprechung über den Schutz unserer Schiffe – Es gibt neue Gerüchte über einen geplanten Überfall – Viel Glück auf Ihrem Weg – gezeichnet: Robert E. Paxton, Reeder.«

Der Kapitän zündete sich einen seiner dunklen Zigarillos an und blickte nachdenklich aus dem Bullauge hinaus auf die weite, grüne Wasserfläche des mächtigen Stroms.

Zehnmal war er um Kap Horn gesegelt, außerdem war er als Kapitän in Indien und Dutzende Male in Europa gewesen, in London und in Hamburg. Als Bob Paxton ihm den Job auf der Mississippi Queen angeboten hatte, hatte er zugegriffen, denn er hatte ein ruhiges und beschauliches Leben mit vielen Dollars erwartet.

Doch es war anders gekommen. Mit Stürmen und hohen Wellen hatte man auf dem Mississippi nicht zu rechnen, dafür aber mit all den Banditen, Gaunern und Halsabschneidern, die den Westen in jenen Jahren bevölkerten und unsicher machten.

Zweimal war es in diesem Jahr bereits zu Überfällen auf Dampfschiffe gekommen. Zwar war die Queen bislang verschont geblieben, doch das konnte sich bei jeder Fahrt ändern.

Sieben Matrosen und zwei Offiziere standen Larsons zur Verfügung. Und nahezu sämtliche männlichen Passagiere waren mit Colts oder Pistolen bewaffnet und würden sich ihrer Haut wohl erwehren können.

Doch der Kapitän konnte nicht sagen, dass die Situation ihm gefiel. Die Piraten kamen immer wie aus dem Nichts und gingen verdammt brutal vor. Es gab sogar Gerüchte, dass es sich um eine ehemalige Partisanenbande der konföderierten Armee handelte.

Larsons konnte nur hoffen, unbeschadet bis hinauf nach St. Louis zu kommen.

?

Der Abend hatte sich über das weite Land gesenkt, und dunkel strömten die Fluten des Mississippi.

Die Queen hatte Oceola und Blytheville passiert und dampfte mit voller Kraft stromauf, angetrieben vom riesigen Schaufelrad im Heck und den starken Motoren in ihrem Bauch. Sämtliche Fenster des Steamboats waren hell erleuchtet und strahlten in die Nacht, und die Musik des Bordorchesters schallte weithin über das Wasser.

In beiden Saloons im oberen Deck des Schiffes brannten zahlreiche Lampen und Kerzen. Alle Tische waren besetzt. Fein livrierte Kellner huschten beflissen hin und her und servierten Speisen und Getränke, während Fred LePlay, der französische Croupier mit dem durch reichlich Pomade glatt frisierten Haar, seine Roulettekugel immer schneller laufen ließ.

Bedeutende Summen wurden hier gesetzt, denn in Memphis hatte der Verkauf der diesjährigen Baumwollernte begonnen, und eine Menge Männer hatten in den letzten Tagen eine Menge Dollars gemacht. Die Mississippi Queen war der ideale Ort, um sofort wieder einiges Geld auf den Kopf zu hauen.

Kapitän Larsons unternahm einen Rundgang durch das Schiff. Die mächtigen, rissigen Hände hinter seinem Rücken verschränkt, stand er in der Tür des Spielsaloons, nickte Fred LePlay zu und betrachtete das aufgekratzte Treiben.

Sein Blick glitt über reiche Männer in dunklem Zwirn mit vom Whisky geröteten Köpfen und über ihre wunderschöne Frauen in hautengen, bunten Kleidern. Er schlenderte langsam weiter, hinüber in den Ballsaal, in dem das Riverboat-Orchestra auf seiner schmalen Bühne saß und schmissige Tanzrhythmen zum Besten gab.

Mehr als ein Dutzend Paare drehte sich bereits beschwingt im Kreis: ältere, wohlhabende Herren und aufgedonnerte, junge Ladys, die in dieser Nacht ebenfalls einige Dollars zu machen gedachten. Die Menschen drängelten sich an der Bar, dichter Zigarrenqualm hing unter der Decke, und Whisky und Champagner flossen in Strömen.

Der Kapitän trat hinaus an die Reling und blickte über den nächtlichen Fluss. Alles schien ruhig und friedlich dort draußen. Larsons hatte einige Vorbereitungen getroffen: Oben auf der Brücke stand noch immer der Erste Offizier Sam O'Neil, während ein bewaffneter Matrose im Bug der Queen Ausschau hielt.

Larsons kehrte in den Spielsalon zurück. Um den Roulettetisch saßen oder standen fast zwei Dutzend Leute, rauchten, tranken und fieberten mit. Gerade wurde wieder gesetzt, und die Spielenden schoben hohe Dollarstapel auf die grünen und roten Felder. Auch vor LePlay türmten sich die Banknoten, und man konnte die Spannung im Raum nahezu mit Händen greifen.

LePlay war ein Genie seines Fachs. Er brachte Robert E. Paxton Monat für Monat viele tausende Dollars ein. Ihm gegenüber saß ein dunkelhaariger Mann mit einem buschigen Schnurrbart, der immer wieder auf der Queen fuhr. Er nannte sich Joe Diamond und war angeblich reich geworden beim Spiel.

Hinter ihm stand eine ausgesprochen attraktive Lady in einem superengen, glitzernden Kleid: eine gertenschlanke, junge Chinesin mit einem schmalen...



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