Slade | Jack Slade 1046 | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1046, 64 Seiten

Reihe: Jack Slade

Slade Jack Slade 1046

Wagenzug der Verlorenen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8215-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wagenzug der Verlorenen

E-Book, Deutsch, Band 1046, 64 Seiten

Reihe: Jack Slade

ISBN: 978-3-7517-8215-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach seiner Entlassung erhält Tex Butler das Angebot, einen Siedlertreck nach Westen zu führen. Die Reise führt durch endlose Prärien und schroffe Berge, bis sie ihr Ziel erreichen: eine Idylle am Lake Tahoe. Aber der Frieden trügt. Denn in den Schatten der Wälder trifft Tex ausgerechnet auf jene Kerle aus seiner Vergangenheit, die ihn damals ins Unglück stürzten - und nie für ihre Schuld bezahlten.

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1. Kapitel


Sieben Jahre. 2555 Tage, von denen einer wie der andere gewesen war, hatte er in dieser Zelle gesessen. Ein Dahinvegetieren auf vielleicht gerade einmal fünfzig Quadratfuß.

Heute aber würde er endlich freikommen, hatte seine Strafe für den Bankraub, der damals zu seiner Verurteilung geführt hatte, doch abgesessen.

Ein Bankraub, der Tex Butler nichts eingebracht hatte. Keine Beute, die noch irgendwo versteckt lag und auf ihn wartete. Wie oft war er in den vergangenen Jahren im Geiste immer wieder durchgegangen, was ihn damals eigentlich zu dieser Irrsinnstat verleitet hatte.

Die kleine Ranch, die er mit seiner Familie gemeinsam bewirtschaftet hatte, war wegen einer außergewöhnlich langen erbarmungslosen Trockenperiode dem Untergang geweiht gewesen.

Er hatte damals alles versucht, die Familie – seine Frau Loreen und seinen kleinen Jungen Billy Bob – durchzubringen. Aber niemand konnte oder wollte ihm helfen, schon gar keine Bank.

Nicht bei ihm in Golden City und auch nicht in Sand Creek, wohin er sich in seiner Not aufgemacht und einen Ritt von rund hundert Meilen in Kauf genommen hatte.

Die dortige Bank hatte ihm sein Land zwar abkaufen wollen, aber nur zu einem Spottpreis, der durch nichts gerechtfertigt war, auch nicht durch besagte Trockenperiode, und genau genommen einer schallenden Ohrfeige gleichgekommen war.

Tex war verzweifelt gewesen und hatte schon wiederholt daran gedacht, aufzugeben und woanders einen Neuanfang zu versuchen.

An diesem Tag in Sand Creek aber hatte er nur noch den einen Wunsch gehabt, sich hemmungslos zu besaufen und für einen kurzen Moment alles zu vergessen.

Dann aber hatte er dort drei Kerle kennengelernt, die seine Verzweiflung und Zorn auf die Bank wohl spürten und ihn über die dortigen Gegebenheiten ausfragten.

Kurz darauf nahm das Unglück bereits seinen Lauf.

Alles hätte eigentlich ganz schnell gehen sollen. Rein in die Bank, Tresor leer räumen und wieder verschwinden, ohne dass außerhalb der Bank zunächst überhaupt jemand etwas gemerkt hätte.

Tex hatte sich einigermaßen sicher gefühlt, schließlich kannte ihn niemand in Sand Creek, wo er zuvor ja noch nie gewesen war und wo niemand außer dem Bankdirektor seine Geschichte kannte.

Um diesem Mann aus dem Weg zu gehen, hatten die Männer verabredet, dass Tex sich in einer Seitenstraße, über die man den Ort umgehend verlassen konnte, um die Pferde kümmern sollte.

Aber es kam natürlich alles ganz anders.

Der Mann am Schalter bewegte sich nicht schnell genug, mit der Folge, dass der Anführer des Trios, den alle bloß Cragan nannten, sofort schoss. Der Bankangestellte brach zusammen, und in der ganzen Hektik war zunächst nicht klar, ob er tot oder nur verwundet war. Erst später sollte Butler erfahren, dass Cragan den Mann eiskalt erschossen hatte.

Nur Sekunden später stürmten der Gangster und seine beiden Spießgesellen aus der Bank und rannten in die kleine Gasse, hinter ihnen schon einige Männer, die der Schuss alarmiert hatte.

Und dann geschah das, was Tex nicht hatte voraussehen können.

Sein Pferd scheute plötzlich wegen des Lärms so sehr, dass er hochkant aus dem Sattel flog und mit dem Schädel gegen eine Haltestange für die Gäule prallte.

Als er sich schließlich wieder aufrappelte – er konnte nicht sagen, ob und wie lange er ohnmächtig gewesen war –, bildeten bereits etwa zehn Männer, die allesamt ihre Colts oder Winchesters auf ihn angelegt hatten, einen Kreis um Butler.

Einer von ihnen, der an seinem Stern unschwer zu erkennende Sheriff, bellte Tex an: »Wo sind die anderen drei, Kerl? Los, rede! Sonst wirst du bei uns wenig Spaß haben!«

Erst in diesem Augenblick wurde Tex klar, dass die anderen, Cragan und seine Handlanger, verschwunden waren. Er, Tex, war der Einzige, den man erwischt hatte.

Anstatt ihn auf ein Pferd zu zerren, hatten die Kerle ihn einfach im Dreck liegen gelassen und waren mit dem erbeuteten Geld abgehauen. Zwar hatte man sofort eine Posse auf ihre Spur angesetzt, aber Tex war nie zu Ohren gekommen, dass Cragan und seine Männer gefasst worden wären.

Er war damals also der einzige Mann, den man für diesen Bankraub belangen konnte. Sieben Jahre lautete das Urteil, obwohl er »nur« die Pferde bewacht und nicht eine einzige Kugel abgefeuert hatte.

Ja, er hatte damals einen großen Fehler begangen und hatte

dafür bitter büßen müssen, mit sieben Jahren im Jail in Fort Leavenworth!

Sieben Jahre, die ihn um alles gebracht hatten.

Denn seine Frau hatte die Ranch doch noch an die Bank verkaufen müssen und war schließlich mit Billy Bob in den Osten gezogen, wo sie damals noch Verwandtschaft hatte.

Das Letzte, was Butler vor etwa drei Jahren von ihr hörte, war, dass sie einer Lungenentzündung verstorben war.

Billy Bob, der mittlerweile zu einem jungen Mann herangereift sein musste, hatte seinem Vater ein-, zweimal im Jahr geschrieben und ihm schließlich in seinem letzten Brief vom Tod der Mutter berichtet. Danach hatte Butler von dem Jungen nie mehr etwas gehört.

Ob das seine bewusste Entscheidung gewesen war oder ob ihm etwas zugestoßen war, würde Butler niemals erfahren.

Wirklich alles hatte er also verloren – Frau, Sohn, das kärgliche Land sowie die kleine Rinderherde.

Und als sich nun an diesem Tag seine Zellentür öffnete, hatte er zunächst nicht die leiseste Idee, wohin er sich wenden sollte.

Jedenfalls zog ihn nichts mehr zurück nach Gold City, jetzt, wo das Land verloren war, und nach Sand Creek zu gehen, dafür gab es für ihn überhaupt keinen Grund.

Weit weg davon, was einmal Heimat war – das also war jetzt sein Ziel, um möglichst zu vergessen.

Er entschied sich dafür, zunächst nach Yuma zu gehen, um sich dort etwas Geld zu verdienen. Schließlich hatte er nichts mehr, kein Pferd, keinen Sattel, keinen Colt oder gar eine Winchester.

Voraussetzung für seine Entlassung war im Übrigen gewesen, dass er sich regelmäßig bei einem Sheriff melden und dort nachweisen musste, dass er einer Arbeit nachging – andernfalls würde man via Steckbrief nach ihm fahnden.

Natürlich gab es im Westen noch genügend Gegenden, in denen er hätte untertauchen können. Aber er war entschlossen, einen Strich unter die ganze Angelegenheit zu ziehen und irgendwo im Westen neu anzufangen, als freier Mann, der nichts zu verbergen hatte.

Aber da war noch etwas, was ihn immer wieder beschäftigte.

Er wollte wissen, was aus Cragan und den beiden anderen Kerlen geworden war. Hatten sie ihn tatsächlich einfach zurückgelassen, in der Hoffnung, dass sich der Sheriff und seine Deputys zunächst einmal um ihn kümmerten? Hatten sie ihn also von Beginn an nur als Sündenbock benutzt? Oder war die Flucht ohne ihn das einzig Vernünftige gewesen, was die Männer in diesem Augenblick hatten machen können?

Es ging Butler nicht darum, abzurechnen. Er hasste Cragan nicht. Zumindest nicht mehr. Ihm war klar, dass er sich die Geschichte damals selbst eingebrockt hatte.

Aber er war so verzweifelt gewesen, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah. Als der Bankdirektor dann noch einen Vorteil aus seinem Elend ziehen wollte, lief das Fass letztlich über und wurde Butler zum willfährigen Handlanger für die Gangster.

All das ging ihm durch den Kopf, während er sich zu Fuß auf den Weg nach Kansas City machte. Zwei Tage später – ein Postkutscher hatte ihn die letzten Meilen auf dem Dach der Kutsche mitreisen lassen – erreichte er die Stadt und suchte zunächst das Sheriff Office auf, um sich dort anzumelden.

Möglicherweise hatte dieser Sheriff, sein Name war Pennebaker, es bisher noch nicht so oft erlebt, dass ein gerade entlassener Ex-Sträfling sich sofort in der Stadt anmeldete.

Jedenfalls war Pennebaker kein unangenehmer Typ, sondern lud Butler zunächst einmal sogar auf einen Whisky ein, aus dem dann auch zwei oder drei wurden.

Und während sie tranken, erzählte der Sheriff seinem Gast von einem Treck, der am Stadtrand lagern und schon bald weiter gen Westen ziehen würde.

»Vielleicht wäre das ja genau das Richtige, Butler«, meinte er. »Ich kann gut verstehen, wenn Sie dieser Gegend hier mit all den schlechten Erinnerungen den Rücken kehren möchten. Und mit dem Treckführer habe ich schon ein paarmal gesprochen und weiß, dass er durchaus noch einige Männer benötigt, die das Leben hier draußen kennen. Die meisten dieser Leute kommen aus New Orleans und haben doch gar keine Ahnung, was sie noch erwartet.«

»Mag schon sein, Sheriff«, bemerkte Butler. »Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann hält mich hier auch nichts, und noch weniger zieht mich zurück nach Golden City. Alles, was ich hatte, Familie, eine kleine Ranch und ein paar Freunde, habe ich verloren. Vielleicht wäre es also wirklich gut, dorthin zu gehen, wo mich niemand kennt.«

»Okay, Butler«, sagte der Sheriff. »Ich spreche mit dem Treckführer. Der Mann heißt Garland, und ich habe bisher eigentlich einen ganz guten Eindruck von ihm.«

»Da wäre ich Ihnen sehr dankbar«, antwortete...



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