E-Book, Deutsch, Band 2, 240 Seiten
Reihe: StandartSkill Adventures
Skill / Frank Standart Skill – Verfluxt noch mal!
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96775-040-9
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das zweite actionreiche Buch von YouTuber StandartSkill – für alle Fans von Gaming und Abenteuern!
E-Book, Deutsch, Band 2, 240 Seiten
Reihe: StandartSkill Adventures
ISBN: 978-3-96775-040-9
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Standart Skill gehört zu den Top 10 der deutschen Gaming-Kanäle auf YouTube. In Sachen Fortnite und Streaming setzt er hier neue Maßstäbe und stellt Rekorde auf. Egal ob Live-Event, Season-Update, Musik-Track oder Community-Runden, Hunderttausende schalten ein. In seinen interaktiven Abenteuern können Leser mit ihm zusammen eine ganz neue Welt entdecken - inmitten eines Videospiels. N/A
Weitere Infos & Material
DAS EVENT
Die Sonne stand hoch am Himmel, vor Stanni rauschte das Meer. Eine lange Jacht lag kurz vor einem Anlegesteg vor Anker, Wellen schwappten immer wieder träge gegen die Kaimauer des Hafens. Im Hintergrund schmiegte sich ein Fischerdorf in die Dünen. Unter den Sohlen seiner Schuhe knirschte Sand. Eine Möwe schrie. Man konnte fast vergessen, dass man in einem Videospiel war.
»Guck mal Stanni, ein Krebs!«, rief Max, den Stanni durch das Headset unter seiner VR-Brille hören konnte, und durchbrach damit den friedlichen Moment.
Stanni seufzte und schaute zu Max’ Spielfigur, die gerade am Strand im Sand hockte und ein Konfetti-Gewehr auf einen kleinen roten Krebs gerichtet hatte. Das Tier hob erstaunt die Scheren.
Stanni und Max waren ein eingespieltes Team im Videospiel »Tal Royal« und hatten schon unzählige epische Runden gemeinsam gewonnen. Max’ taktisches Geschick und Stannis unvergleichlicher Aim waren einfach eine tödliche Kombination! Normalerweise war es undenkbar, dass sie mitten in einer Runde entspannt am Strand hockten, um die digitale Tierwelt zu bewundern. Immerhin musste man ständig damit rechnen, dass andere Spieler auftauchten und einem an den Kragen wollten.
Doch an diesem Tag war das anders. Stanni und Max standen am Hafen von Bouncy Beach im Freien, für alle sichtbar. Und um sie herum tauchten immer mehr Spieler auf. Aber anstatt das Feuer aufeinander zu eröffnen, wie es in einer gewöhnlichen Runde üblich gewesen wäre, hüpften sie nur aufgeregt umeinander, lieferten sich Tanzduelle oder starrten wie Stanni erwartungsvoll hinauf in den Himmel Richtung Sonne. Denn heute war es endlich so weit.
Heute war der Tag des lang erwarteten Nullpunkt-Events. Ein Ereignis, das sich kein Spieler entgehen lassen wollte.
Hinweise auf dieses Event waren seit Wochen im Spiel gestreut worden. Wie bei einer Schnitzeljagd hatten die Spieler Teile von Nachrichten auf der Map finden müssen, hinter vermeintlich verschlossenen Türen in Trippy Town, in hohlen Baumstümpfen im Funky Forest oder in Strandkörben hier am Bouncy Beach. Legte man die Nachrichten zusammen, ergab sich eine wahnwitzige Story über einen geheimnisvollen »Nullpunkt«, der am tiefsten Ort der Map liegen sollte und der um jeden Preis geschützt werden musste. Auch von einem Bösewicht erzählten die Nachrichten, der nicht eher ruhen würde, bis er den Nullpunkt zerstört hatte.
Schnell hatte die Community kapiert, dass man ihn nur gemeinsam würde aufhalten können. Und heute war es so weit, heute sollte dieser Bösewicht auftauchen. Hier über Bouncy Beach, in weniger als zehn Minuten.
»Hat es schon angefangen?«, meldete sich da Finn im Voicechat.
»Entspann dich, Diggi.« Stanni lachte. »Hier stehen alle noch rum und warten.«
»Zum Glück.« Finn atmete hörbar auf. »Bin gleich da! Von Trippy Town nach Bouncy Beach zu Fuß rennen dauert echt ewig.«
Max kicherte. »Das nächste Mal musst du halt früher den Gleiter auspacken!«
Stanni, Max und Finn waren gemeinsam in die Runde gestartet und hatten beim Absprung über der Map direkt den Strand angepeilt – immerhin sollte dort das Event stattfinden. Finn aber hatte den perfekten Moment verpasst, um seinen Gleiter zu aktivieren, und war so ein ganzes Stück weiter innerhalb der Karte, in der Nähe von Trippy Town, gelandet.
»Krass, hier ist ja richtig was los!«, staunte Finn nun. Offenbar war er endlich am Bouncy Beach angekommen. Und tatsächlich, Stanni sah ihn etwas planlos zwischen den anderen Spielern herumlaufen, ehe er ihn und Max am Strand entdeckte und auf sie zuhüpfte.
»Was für ein Marsch«, sagte Finn. Er klang etwas außer Atem, als wäre er den ganzen Weg wirklich selbst gelaufen und nicht seine Spielfigur.
»Das Trio ist endlich komplett!«, begrüßte Max den Nachzügler.
»Ihr habt euch ja richtig schick gemacht«, sagte Finn, während er Max’ und Stannis Avatare umrundete.
»Klar, ein epischer Kampf verlangt nach einem epischen Outfit!«, antwortete Stanni stolz und wählte eine heldenhafte Pose aus. Er spielte wie üblich Siren, einen »No Skin«, den man nicht erst freischalten musste, sondern von Beginn an im Spiel hatte. So sah er aus wie ein Anfänger und wurde regelmäßig unterschätzt – etwas, das ihm schon den einen oder anderen Sieg verschafft hatte. Aber für heute hatte Stanni extra ein besonderes Outfit für die Kämpferin gewählt. Das hatte es in der laufenden Season als Belohnung für eine besonders schwierige Herausforderung gegeben. Statt des sportlichen Soldatenoutfits trug Siren heute einen Superheldinnenanzug, inklusive Maske und einem Cape, das dramatisch im digitalen Wind flatterte.
»Ich hab mir auch mal ein Makeover gegönnt«, sagte Max. Sein Avatar »Woody«, ein breitschultriger Kerl mit dichtem Bart, der normalerweise Holzfällerhemd und Jeans trug, steckte nun ebenfalls in einem Superheldenkostüm, umschlungen von breiten Patronengurten. Sein Gesicht verschwand fast komplett im Schatten einer weiten Kapuze.
Und sie waren nicht die Einzigen, die sich für das heutige Live-Event umgezogen hatten. Die meisten Spieler, die um sie herumliefen und -tanzten, waren in Superheldenoutfits geschlüpft und zogen nun wehende Capes hinter sich her, hockten wie Batman auf den Dächern der Fischerhütten oder zeigten sich gegenseitig ihre besten Heldenposen.
Stanni schaute zu Finn, der wie er selbst einen No Skin spielte, einen schlanken Typen mit traurigen Zügen, der bloß schlichte Cargohosen und ein weißes T-Shirt trug.
»Kein Outfit bei dir, Finn?«, fragte er.
Finn seufzte. »Neuer Account, weißt du doch. Ich hab noch gar nichts freigespielt.«
Mist, das hatte Stanni fast vergessen. Finns alter Account war wegen Hacking gesperrt worden. Stanni hatte durch sein Eingreifen nur knapp verhindern können, dass Finn das komplette Game zerlegte. Die Macher des Spiels wussten natürlich nicht, was wirklich passiert war. Nur dass Finn am Code rumgeschraubt hatte, das hatten sie rausgefunden, und dann mit aller Härte durchgegriffen. Finn trug es mit Fassung, das wusste Stanni. Er hatte seine Lektion auf jeden Fall gelernt. Und durch die beinahe täglichen Runden mit Stanni und Max wurde der Junge immer besser, ganz ohne Tricks. Neben den ganzen Superhelden hier fehlten ihm seine verlorenen Skins wahrscheinlich trotzdem.
»Hey, wenn das Event hier rum ist, dann helf ich dir bei ein paar Herausforderungen«, sagte Max. »Dann hast du ruckzuck wieder ein paar Skins und Emotes. Das ist die Max-Garantie!«
»Das wäre echt super, Max!«, erwiderte Finn dankbar.
»Aber erst bring ich dir das mit dem Gleiter richtig bei.« Man konnte das Zwinkern in seiner Stimme geradezu hören. Finn verstand den Spaß und lachte laut los.
Stanni freute sich, dass die beiden so gut miteinander auskamen. Max war sein bester Kumpel, das stand außer Frage. Aber Stanni und Finn verband, dass sie die einzigen Menschen waren, die um die geheime Welt unter dem Tal Royal wussten, von Los Lamas und all seinen Bewohnern. So was schweißte einfach zusammen!
Stanni fragte sich, ob es für Finn auch so komisch war, wieder als Spieler in dieser Welt zu sein. Als er damals ins Spiel geglitcht war, war er plötzlich er selbst gewesen, der fünfzehnjährige Stanni, der nach zwanzig Sekunden schon aus der Puste war. Da war es schon eine wahnsinnige Erleichterung, wieder den Körper seines Avatars Siren zu steuern. Die hatte kein Problem mit ihrer Ausdauer und legte krasse Sprünge und Rollen hin, wenn man die richtigen Knöpfe auf dem Controller drückte. Aber ein bisschen vermisste Stanni es schon, dieses Gefühl, so richtig echt in der Spielewelt zu sein. Dann könnte er jetzt den Wind in den Haaren spüren und die salzige See riechen. Sachen eben, die Spiele noch nicht hinbekamen, auch nicht mit VR.
Und er vermisste auch die Bewohner von Los Lamas. Er fragte sich häufig, wie es wohl Familie Puhmann ging und dem kauzigen alten Herrn Lama. Und manchmal sogar, was wohl Belix und seine mürrische Mutter, die Baumeisterin Sonja, so trieben. Ein paarmal hatte Stanni versucht, die geheime Rampe in Trippy Town zu öffnen oder mit einer der Lootboxen zu sprechen, aber meistens war er dadurch so abgelenkt, dass ihn irgendein Spieler erwischte und er aus der Runde flog.
Max’ laute Stimme riss Stanni jäh aus seinen Gedanken. »Stanni, ich glaub, es geht los!«, rief er aufgeregt ins Headset.
Und tatsächlich, es tat sich etwas! Eben noch waren die Spieler ein wilder Haufen gewesen, waren chaotisch umeinander herumgehüpft. Doch jetzt standen sie still und schauten wie erstarrt gemeinsam in den Himmel. Denn dort verdunkelte sich gerade die Sonne. Als würde sich eine gewaltige schwarze Scheibe davorschieben, wurde das Rund des Feuerballs immer kleiner und kleiner. Das Licht veränderte sich, wurde erst orange, dann bedrohlich rot. Ein Dröhnen lag in der...