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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten

Reihe: Gefährliche Träume

Singer Crimewatch

Gefährliche Träume
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-6951-2917-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Gefährliche Träume

E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten

Reihe: Gefährliche Träume

ISBN: 978-3-6951-2917-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Polizist und KI-Experte Sherif wird auf einen vermissten Kollegen angesetzt. Doch wie kann ein Polizist im totalen Überwachungssystem der Brave-Partei verschwinden? Seine Suche führt ihn immer tiefer in die Kreise der Aktivisten, die den europäischen Staat unterwandern. Als dann ein scheinbar unmöglicher Hackerangriff die Konten aller Bürger leert und in der Metropole Strasbourg der Strom ausfällt, gerät Sherif selbst ins Fadenkreuz. Wem kann er noch trauen, wenn sogar die Brave-Partei ihre Finger im Spiel hat? Und welche Ziele verfolgt die mysteriöse Dealerin Bee, die ihm Träume verkaufen will?

Joseph Singer, geboren 1988 in Suhl, ist promovierter Nanotechnologe und war mehrere Jahre als Wissenschaftler tätig. Neben wissenschaftlichen Artikeln für Fachzeitschriften verfasst er in seiner Freizeit fantastische Geschichten und Kriminalromane. Da er während des Studiums ein Jahr in und um Strasbourg lebte, wählte er die Hauptstadt Europas als Schauplatz für seinen neusten Roman. Heute arbeitet er als Entwicklungsingenieur für Quantentechnologien bei einem innovativen Startup. Zusammen mit seiner Frau lebt er in München.
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1. GIS BURNS


»Hey Jungchen, du bist spät dran. Oh, fühlst du dich nicht gut?«

Sherif schlurfte in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. »Morgen, Gis«, nuschelte er seinem Kollegen zu, schlüpfte aus seinem Mantel und warf ihn über den Kleiderständer. Dieser kreiselte gefährlich, hielt sich aber tapfer.

»Wieder einer deiner Migräneanfälle? Soll ich das Fenster öffnen?«

»Spar dir die Mühe.« Sherif ließ sich in seinen Bürostuhl fallen, der unter der Last ächzte.

»Die frische Luft hilft bestimmt.« Gis sprang auf und fummelte an dem Sicherheitsfenster herum. Irgendwie hatte er den Dreh raus, wie man den Verschluss manipulieren musste, um es trotz elektromechanischer Sperre zu öffnen.

Seit seiner Einstellung fragte sich Sherif, ob diese übertriebene Vorsicht zwingend nötig war. Vermutlich glaubten seine Vorgesetzten, dass Einbrecher in den fünften Stock schweben könnten, um sein Büro auszuräumen. Aber welcher Idiot würde mit einem Drohnentaxi über eine Hauptverkehrsstraße fliegen, um mitten in eine Polizeistation zu springen? Andererseits kamen Kriminelle auf die absurdesten Ideen, davon konnte Sherif mittlerweile ein Lied singen.

Die kühle Morgenluft strömte in den Raum und vertrieb den Elektrosmog. Wie von Gis versprochen, linderte sie den hämmernden Kopfschmerz. In der Ferne erkannte Sherif den Turm der Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg, die sich im Grau des Nieselregens verbarg. Die anderen Kollegen beneideten sie für diesen Anblick, denn sie hatten eins der seltenen Büros ergattert, von dem aus man das geschichtsträchtige Gebäude überhaupt sehen konnte. Die unteren Etagen blickten lediglich in die Häuserschlucht der verstopften Route de l’Hôpital, einer der Hauptverkehrsadern zur Innenstadt.

Mehr als einen grandiosen Ausblick gab es in dem engen Raum aber nicht. Die Leute vom IT-Service hatten zwei eigene Serverwände nebst Kühlung hineingequetscht. Eine Armee bunt gekennzeichneter Glasfaserkabel kämpfte mit den unzähligen Status-LEDs um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Sherif verstand wenig von Servertechnik, war aber davon überzeugt, dass die meisten der blinkenden Lichter nur als Designelement dienten und eigentlich keine Funktion besaßen. Schließlich bot sein Büro gerade noch Platz für zwei Schreibtische und eine fragwürdige Topfpflanze. Den Elektrosmog und das permanente Rauschen der Kühlung gab es gratis dazu.

Sherif fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und drehte sich seinem Computer zu. Die Quantenrecheneinheit mit eigenem Kryostat stand, abgegrenzt durch dickes Plexiglas, unter seinem Tisch und die Metallschläuche der Kompressoren verschwanden im Fußboden. Er legte den rechten Zeigefinger mit dem implantierten Biometriechip auf den Sensor neben der Tastatur und sofort leuchteten die drei Monitore auf.

»Einen wunderschönen guten Morgen, Sherif«, drang eine Computerstimme aus den Lautsprechern. »Wie geht es Ihnen heute?«

»Mies«, brummte Sherif und loggte sich in die Polizeidatenbank ein. Etliche Programmfenster öffneten sich und zeigten seine letzten Anfragen.

»Soll ich uns einen Kaffee kochen?«, rief Gis über seine eigene Monitorwand zu ihm hinüber.

»Ja, bitte.« Sherif scrollte nebenbei durch die eingegangenen Nachrichten im internen Chat. »Oder warte.«

Gis‘ Kopf erschien links neben der Topfpflanze auf seinem Schreibtisch, die Augen fragend geweitet. Eines war grau, das andere schimmerte in einem bläulichen Farbton, der durch die eingesetzte Artificial-Reality-Kontaktlinse erzeugt wurde. Sherif lief ein Schauer über den Rücken. Allein bei dem Gedanken, sich eine Kontaktlinse einzusetzen, kniff er unweigerlich die Augen zusammen. Augenärzte, Optiker und dergleichen waren ihm zutiefst suspekt. Er blieb lieber weiterhin bei einer guten, alten Datenbrille, auch wenn die AR in diesen Modellen in der Peripherie unscharf wurde. Seine bestand aus einem dünnen Carbonrahmen und eckigen Gläsern, sodass sie von einer Lesebrille kaum zu unterscheiden war.

»Lieber Tee.« Sherif massierte sich die Schläfen. »Von Kaffee verschlimmert sich der Kopfschmerz.«

»Grün oder schwarz?«

»Grün.«

»Was auch sonst.« Gis schmunzelte und verschwand wieder hinter seinen Monitoren. »Hey, Karl. Mach uns bitte einen Kaffee Americano und einen Sencha-Tee.«

»Kommt sofort«, erwiderte eine blecherne Stimme aus dem Hintergrund.

Es war natürlich Gis’ Idee gewesen, ihre Kaffeemaschine auf den Namen Karl zu taufen.

Ein gurgelndes Geräusch ertönte und Karl meldete sich wieder zu Wort. »Ihre Getränke sind servierbereit.«

Gis holte die Tassen und stelle Sherif eine davon hin.

»Danke dir«, sagte Sherif und sah von seinem Platz auf. Sein Kollege betrachtete ihn von oben herab.

»Du siehst heute wirklich blass aus, Jungchen«, sagte er. Wie gewohnt trug er das weiße Polizeihemd zur schwarzen Uniformhose. Beides stand ihm deutlich besser als Sherif. Bestimmt weil er regelmäßig die Sportkurse besuchte.

Sherif lächelte matt. »Bist du meine Mutter?«

»Nur im Büro.« Gis grinste und blies in seine Tasse, sodass sich der Kaffeeduft verbreitete. »Das Zeug von Karl schmeckt eigentlich lecker, aber warum muss es so heiß sein?«

»Damit du nicht zwanzig Tassen am Tag trinkst.«

»Hey, gestern waren es bloß elf.«

»Schlimm genug. Ich wundere mich, dass du überhaupt schlafen kannst?« Tatsächlich quälte er sich seit über zwei Jahren mit der Suche nach einem geeigneten Schlafmittel, ob pflanzlich, konventionell oder synthetisch. Nichts schien zu helfen.

»Wie ein Rechner im Ruhezustand.« Gis grinste und legte sich die Hand auf das braune Haar. »Ich brauche das Zeug, damit meine Datenbank hier oben drin auch ordentlich funktioniert.«

»Apropos Datenbank. Hast du die Meldung von der IT gelesen?« Sherif deutete auf seinen Monitor. »Die wollen erneut ein Update für die Firewall ziehen.«

Gis winkte ab. »Die haben Angst vor Hackern, aber ich fürchte, danach läuft wieder nichts mehr. Erinnerst du dich an letzten Monat?«

Sherif seufzte und schloss für einen Moment die Augen, um das kaltweiße LED-Licht der Deckenstrahler auszublenden. »Verdammte Updates. Als hätten wir nicht schon genügend Arbeit. Ständig müssen wir uns neue Workarounds einfallen lassen, um unsere Anfragen am Laufen zu halten.«

»Sieh es positiv.« Gis zuckte mit den Schultern. »Das liefert dir einen Grund, früher in den Feierabend zu starten. Und so, wie du aussiehst, hast du es dringend nötig.«

Sherif brummte zustimmend und wandte sich seinem Computer zu, während Gis zurück zu seinem Platz schlurfte und eine Fahne aus Kaffeeduft hinter sich herzog.

Auf dem Monitor poppte eine Nachricht auf: ein neuer Fahndungsaufruf, inklusive eines Fotos von einem Mann um die zwanzig Jahre, aufgenommen von einer der Kameras am Place Broglie.

Manche Typen sehen direkt kriminell aus, dachte Sherif und fütterte sein Programm mit den neuen Daten. Jeder Tastenanschlag pochte in seinem Kopf und er schloss erneut die Augen. Glücklicherweise konnte er seine Anfragen blind eingeben. Bild hochladen, Ort angeben, Suchradius eingrenzen, Fahndungslevel auswählen und los. Seine Fahndungsanfrage schoss durch das Netz und die angeschlossenen Datenbanken aller Polizeistationen des United Europe.

Sherif war stolz darauf, zu den auserwählten Datenbankspezialisten für das neue CrimeWatch-System zu gehören. Dieses System war vor einigen Jahren aus dem OSIN, dem Open Source Intelligence Network, und dem ABC, dem Artificial Border Control, hervorgegangen. Es kombinierte Gesichtserkennung, Geo- und Chronolokalisierung von Bild- und Videodaten aus privaten und öffentlichen Quellen mit den staatlichen Überwachungssystemen der BravePartei.

CrimeWatch war in der Lage, die GPS-Daten einer Person bis auf den Sitzplatz in einem Café exakt zu bestimmen, indem es verschiedene Bilddaten mit einem Schriftzug auf einer Speisekarte abglich. Unter Berücksichtigung des Schattenwurfs von Objekten berechnete es die sekundengenaue Uhrzeit. Das Datum ergab sich aus der Blattfärbung von Bäumen, Wetterdaten oder Merkmalen wie der Kleidung von Personen. Es würde sogar einen Täter anhand von Kindheitsfotos erkennen, die seine Mutter unbedacht zu seinem fünften Geburtstag in einem sozialen Netzwerk gepostet hatte. Ermöglicht wurde dies durch die integrierte digitale Verjüngung oder Alterung von Gesichtern.

Um sich für diese mächtige Software zu qualifizieren, hatte Sherif nach seinem Studium zusätzlich drei Jahre die Schulbank bei der Polizei gedrückt. Dort hatte er auch Gis Burns kennengelernt, der es geschafft hatte, ohne jemals in eine Schulungspräsentation zu schauen, ständig Bestnoten einzustreichen.

Nach dem Abschluss bildeten sie das neu gegründete Team für die Stadt Strasbourg und unterstützten die...



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