E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Sinclair Gefährliches Wiedersehen mit dem Milliardär
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3712-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-7515-3712-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Anderson Stone ist frei! Der sexy Milliardär war Pipers Freund, ihr Vertrauter, ihr Beschützer - bis ihn eine schreckliche Tat ins Gefängnis brachte. Piper sollte einen Schlussstrich unter ihre gemeinsame Vergangenheit ziehen. Aber ihr Herz will etwas anderes: ihn!
Wenn Kira Sinclair gerade nicht als Büro - Managerin arbeitet oder neue Zeilen für eine Geschichte schreibt, verbringt sie Zeit mit ihrem Ehemann, zwei bezaubernden Töchtern und jeder Menge Tieren auf ihrer kleinen Farm im Norden Alabamas. Egal in welcher Form, Schreiben war schon immer ein Teil ihres Lebens.
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1. KAPITEL
Zehn Jahre waren eine lange Zeit. Doch offenbar nicht lange genug, um irgendetwas zu ändern. Nichts machte dies offensichtlicher, als an der Balustrade über dem Ballsaal in seinem Elternhaus zu stehen und auf die Menschenmenge hinabzublicken, die sich dort versammelt hatte. Alle waren begierig darauf, einen Blick auf ihn zu erhaschen. Dabei war die einzige Person, die er sehen wollte, die Frau, von der er sich fernhalten musste.
Gelächter drang zu ihm herauf, während die Gaffer tanzten und teuren Champagner tranken. Sie feierten seine Rückkehr, als hätte er sich zehn Jahre lang auf einer Insel versteckt und nicht im Gefängnis gesessen. Doch all der Glamour konnte die Schadenfreude nicht überdecken. Den Hunger nach Klatsch. Als ob er eine Rede halten würde, um die Geheimnisse preiszugeben, die er seit Jahren für sich behalten hatte, nur weil er endlich frei war. Spott machte sich in seinen Eingeweiden breit. Der ganze Abend war eine Farce.
Anderson Stone, der verlorene Sohn, war heimgekehrt, und alles, was in Charleston Rang und Namen hatte, hatte sich herausgeputzt, um ihn zu begutachten und höflich hinter seinem Rücken zu tuscheln. Wenigstens waren Feinde im Gefängnis leicht zu erkennen gewesen. Hier sah dir jeder lächelnd ins Gesicht, nur um deinen Ruf bei der erstbesten Gelegenheit durch den Schmutz zu ziehen.
„Was machst du hier? Du solltest unten sein, deine Freunde wollen dich begrüßen.“
Stone drehte sich um und erblickte seine Mutter, die auch mit Mitte sechzig noch wunderschön aussah. Ihr dunkles Haar war in den letzten zehn Jahren silbern geworden, und ein paar neue Falten umrahmten ihre blauen Augen, doch nichts – nicht einmal mit anzusehen, wie ihr Sohn in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt wurde – konnte das Licht darin verblassen lassen. Oder das ruhige Selbstbewusstsein ihres Lächelns mindern.
Sie stellte sich neben ihn und hielt ihm die Wange für einen Kuss hin, was Stone nie ablehnen würde. Er hatte sie genug enttäuscht. Dennoch ging er nicht zur Treppe, die ihn in das Becken voller kreisender Haifische hinunterführen würde. Stattdessen umfasste er sein Glas Scotch fester und lehnte sich wieder über das Geländer.
„Schatz“, sagte sie leise neben ihm und legte ihm tröstend eine Hand auf den Rücken.
Wer hätte gedacht, dass ihn mit dreißig und nach allem, was er erlebt hatte, ihre Berührung immer noch trösten konnte wie früher als Kind nach einem Albtraum? Er schnaubte spöttisch, denn er wusste besser als die meisten, dass Monster nicht nur in Träumen existierten. Keine tröstende Hand konnte die Realität wegstreicheln, nicht einmal die seiner Mutter.
„Ich weiß, dass es dir gerade schwerfällt.“
Sie hatte keine Ahnung, doch er würde ihr nicht sagen, was ihn wirklich beschäftigte.
„Diese Menschen sind hier, um dich zu unterstützen.“
Stone ließ den Blick über die Menge schweifen. Das zu glauben fiel ihm schwer, aber er wollte seiner Mutter nicht ihre rosarote Brille nehmen, durch die sie anscheinend die Welt sah. Er war wegen Totschlags verurteilt worden, weil er ein Mitglied ihres „Zirkels“ getötet hatte. Es spielte keine Rolle, dass der Bastard es verdient hatte. Nur eine andere Person kannte diese Wahrheit, und er würde alles dafür tun, dass es so blieb. Er hatte sich sogar schuldig bekannt und seine Zeit abgesessen, um das Geheimnis zu wahren.
„Die halbe Nacht hier oben zu stehen macht es nicht einfacher.“
Damit hatte seine Mutter recht. Nach einem tiefen Atemzug kippte Stone den Rest seines Scotchs hinunter. Guten Schnaps hatte er definitiv vermisst. Dann stieß er sich vom Geländer ab und warf ihr ein gezwungenes Lächeln zu. Er war schon fast an der Treppe, als ihre leise Stimme ihn aufhielt.
„Anderson.“
Seine Mutter war die Einzige, die ihn mit seinem Vornamen ansprach. Ihr melodischer Tonfall löste eine Lawine von Gefühlen bei ihm aus, vor allem Bedauern. Stone wandte sich zu ihr um.
„Ich bin stolz auf dich.“
Er wüsste nicht, warum, doch er wollte nicht mit ihr streiten.
„Du hast noch jede Menge Zeit, herauszufinden, was du als Nächstes tun willst. Dein Vater hat dir zwar eine Stelle im Unternehmen angeboten, und wir wären beide froh, wenn du sie annimmst, aber du musst dich nicht sofort entscheiden. Lass dir Zeit. Genieße deine Freiheit.“
Stone nickte, weil er es nicht über sich brachte, ihr zu sagen, dass er nicht für Anderson Steel arbeiten wollte, das Stahlwerk, das nach dem Großvater seiner Mutter benannt worden war. Schon vor seiner Geburt, als Frauen selten Führungspositionen in der Wirtschaft bekleideten, hatten seine Eltern das Unternehmen gemeinsam geleitet.
Sie hatten sich im Vorstandszimmer kennengelernt, wo sie sich heftig beharkten, nachdem sein Großvater Nick Stone als Berater angeheuert hatte. Seine Mutter kam gerade frisch von der Uni und hielt nichts davon, die Meinung eines Eindringlings akzeptieren zu müssen. Die Funken flogen, doch während der Kompromisssuche im Vorstandszimmer waren sie im Schlafzimmer gelandet.
Stone fand es erstaunlich, dass seine Eltern so eng zusammenarbeiteten und trotzdem immer noch offenkundig verliebt waren, auch wenn ihm ihre Zuneigungsbekundungen als Kind oft peinlich gewesen waren.
Anderson Steel war das Lebenswerk seiner Eltern, aber er hatte nie dort arbeiten wollen, obwohl ihm vor zehn Jahren nicht in den Sinn gekommen wäre, einen anderen Weg einzuschlagen. Doch zehn Jahre lang seine Freiheit einzubüßen brachte einen dazu, jede Entscheidung zu überdenken. Er wusste, dass sein Platz nicht bei Anderson Steel war, momentan sah er jedoch keinen anderen Ausweg.
Seine Füße hatten noch nicht mal die letzte Stufe berührt, als die Musik abrupt verstummte. Alle Blicke im Saal wandten sich ihm zu. Stone hatte keine Ahnung, was sie sahen oder dachten, und es war ihm egal. Nein, nicht ganz. Eine Person zählte, auch wenn sie es nicht sollte. Er hatte sie gespürt, sobald sie den Raum betreten hatte. Doch er würde sein Bestes tun, um sie zu ignorieren, ebenso wie das Gestarre und Geflüster.
Piper Blackburn stand im Schatten. Ihr Herz pochte schmerzhaft, und trotz des Glases Merlot, das sie getrunken hatte, fühlte sich ihre Kehle trocken an. Sie konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Oder verhindern, dass ihre Hände zitterten. Schnell stellte sie das leere Glas ab, damit es ihr nicht durch die Finger glitt. Auf keinen Fall wollte sie eine Szene machen und seine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Noch nicht. Bevor sie ihn konfrontierte und zehn Jahre aufgestauten Frust, Schmerz und Schuldgefühle auf ihn losließ, musste sie sich erst wieder fangen.
Piper schloss die Augen und atmete tief ein, wie sie es ihren Patienten beibrachte. Als sie sich etwas ruhiger fühlte, öffnete sie die Augen. Sofort verlor sie erneut ihre innere Mitte, da Stone in ihrer Blickrichtung stand. Groß, stark und gut aussehend.
Mit seinem Blick aus beinah golden wirkenden Augen schien er den ganzen Raum herauszufordern. Er hatte sich verändert, zehn Jahre Gefängnis würden allerdings jeden verändern. Irgendwie erschien er größer. Schon mit zwanzig war er fast einen Meter neunzig groß gewesen, aber nun war er breiter. Muskulöser. Härter, nicht nur körperlich, sondern auch im Auftreten. Als Junge hatte er sich mit lässiger Anmut bewegt. Diese Anmut war immer noch da, jetzt wirkte sie jedoch wie eine seidige Hülle über einem Kern aus purem Stahl.
Bei diesem Vergleich wollte Piper loslachen. Stahl für den Sohn der Stahlmagnaten. Sie musste sich wirklich beherrschen, sonst würde sie die Rede, die sie vorbereitet hatte, vermasseln. Das würde sie noch mehr ärgern. Der Abend mochte Stones Rückkehr gewidmet sein, doch für sie sollte er auch einen Abschluss darstellen. Das letzte Puzzleteil, das sie brauchte, um die Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen.
Leises Gemurmel machte sich breit. Leute setzten sich in Bewegung. Dann schob sich jemand durch die Menge, um Stone auf den Rücken zu klopfen und ihn willkommen zu heißen.
Fast eine Stunde lang bewegte Piper sich am Rand der Gästeschar und sah zu, wie er mit regungsloser Miene Menschen begrüßte, die er schon sein Leben lang kannte. Er lächelte oder lachte nicht. Stone war höflich und selbstbewusst, distanziert und ungerührt. Er war anders, und das war ihre Schuld. Doch das würde sie nicht hindern, die Fragen zu stellen, deren Antworten ihr zehn Jahre lang verwehrt worden waren.
Piper hielt sich zurück, während sie ihn beobachtete und auf den richtigen Zeitpunkt wartete. Wiederholt lehnte sie den Champagner ab, mit dem mehrere Kellner sie zu locken versuchten. Sie konnte es nicht riskieren, dass ihr Kopf noch mehr durcheinandergeriet.
Als Stone zu seiner Mutter ging, ihr etwas ins Ohr flüsterte und danach die Treppe anstrebte, wusste sie, dass der Moment gekommen war. Ihr Mund wurde ganz trocken, und kurz bedauerte sie es, nicht doch ein Glas Champagner zu haben, um wenigstens einen winzigen Schluck nehmen zu können. Was sie vorhatte, würde schwierig werden, wenn ihr die Stimme versagte.
Sie atmete tief durch und schlängelte sich an der Menge vorbei. Statt der Haupttreppe nahm sie die kleinere, die unauffällig im hinteren Teil des Saals lag und vom Personal benutzt wurde. Als Kind war ihr dieses Haus ebenso vertraut gewesen wie ihr eigenes. Sie kannte jeden Winkel, hatte sie mit jenem Mann erkundet, der gerade versuchte,...