E-Book, Deutsch, 164 Seiten
Simrock Beowulf
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-6738-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Übersetzt von K. Simrock
E-Book, Deutsch, 164 Seiten
Reihe: Taschenbuch-Literatur-Klassiker
ISBN: 978-3-7534-6738-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das altenglische Heldenepos erzählt von dem jungen Helden Beowulf, der mit seinen Gefährten dem dänischen König, der durch einen Troll bedroht wird, zu Hilfe eilt. Beowulf kann den Troll besiegen, muss sich dann auch noch gegen dessen Mutter durchsetzen und wird anschließend als Held gefeiert und für sein Heldentum reich belohnt. Im zweiten Teil des Epos blickt der greise Beowulf auf sein Königtum zurück, wird jedoch in seiner Retrospektive gestört durch einen Drachen, den es zu überwinden gilt. Wieder versammelt er seine Gefährten, wieder ist er siegreich. Aber der Preis des Sieges ist hoch.
Karl Joseph Simrock wurde geboren am 28. August 1802 in Bonn und verstarb am 18. Juli 1876 ebenda. Er war ein deutscher Dichter und Philologe. Sein Ruf begründete sich auf seine Übersetzungen, insbesondere des Nibelungenliedes.
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Grendel.
Schild der Schefing.1
Wie Großes hören wir von den Geerdänen2 Den Volksfürsten aus der Vorzeit Tagen, Wie diese Edlinge sich eifrig erprobten! So hat Schild der Schefing mit schädlichen Rotten Mancher Sippschaft die Methbänk entrißen, Der gefürchtete Fürst, der in frühster Jugend Entblößt herbeitrieb; doch bald ward ihm Ersatz: Er wuchs unter Wolken an Würde gedeihend Bis ihm die Umsitzenden allzumal Zu Willen wurden über der Wallfische Bahn Und Gülte gaben: das war ein guter König! Dem ward ein Sprößling später geboren,3 Im Gadem jung, den Gott aussendete Einem Volk zum Troste. Er sah die furchtbare Noth, Die es lange gelitten, denn leider konnt ihm Sein König nicht helfen: da gab der Herr des Lebens Der aller Wunder waltet, ihm weltliche Ehre. Berühmt ward Beowulf: der Ruf drang weithin Des Nachkommen Schilds in den Scheidelanden4 So soll ein Kriegsfürst die Kleinode brauchen Zu vollen Festgaben an des Vaters Busen schon, Daß ihm im Alter dereinst verbleiben Frohe Gefährten, und wenn Fehde sich hebt, Ihn Leute geleiten. Mit Lobthaten mag Ein Jüngling gedeihen in jeder Sippe. Schild aber schied zur Schicksalstunde: Viel versucht fuhr er in den Frieden Gottes. Da brachten alsbald ihn ans brandende Ufer Die süßen Gesinden wie er selber gebeten, Als des Worts noch waltete der Wirth der Schildinge, Der liebe Landesfürst; lange besaß ers. Da ruhte bereit der geringte Steven Zu eiliger Ausfahrt, des Edlings Fahrzeug. Die Leute legten den geliebten König, Den Schatzspender in des Schiffes Busen, An den Mast den Mächtigen. Da war Menge der Schätze Viel fernen Küsten entführter Schmuck. Nie sah man schöner ein Schiff gerüstet Mit kampflichen Waffen und Kriegsgewanden, Borten und Brünnen. Ihm am Busen lagen Viel köstliche Kleinode, die den König sollten In der Wogen Gewalt weithin begleiten. Sie rüsteten den Recken nicht mit geringerm Gut, Mit schlechterm Geschmeid, als er geschmückt war einst, Da er zu Anfang ausgesendet worden Allein über Meer, der ungeborene. Ein golden Banner banden sie ihm Hoch zu Häupten, und hießen die Woge, Das Meer ihn tragen. Ihr Gemüth war traurig, Ihr Sinn voll Sorgen. Nicht sicher mögen Nun Menschen melden, Männer des Raths, Helden unterm Himmel, wer die Hab empfieng. 1. Heorot.
Da blieb in der Burgen Beow(ulf), der Schilding5 Als lieber Leutefürst lange Jahre Den Völkern ferne kund, da sein Vater längst Sich weggewendet. Derweil erwuchs ihm Der hohe Healfdene: der beherschte spät noch Ein grimmkühner Greis die guten Schildinge. Dem Könige waren der Kinder vier Zur Welt erwacht, die Wehrscharführer Heorogar, Hrodgar und Halga der gute. Elan, hört ich, hieß des Königs Tochter, Die Bettgehalsin des Headoschilfings. Dem Hrodgar wurde Heerglück verliehen, Erwünschter Waffenruhm, daß die werthen Sippen Ihm gerne gehorchten bis die Jugend erwuchs, Der Männer Menge. Ins Gemüth kam ihm, Daß er ein Hallgebäude gebieten wollte, Einen mächtigen Methsaal den Männern zu bauen, Des Gleichen nimmer noch vernommen ward. So wollt er darinnen Alles vertheilen, Jungen und Alten was Gott ihm schenkte Außer den Leuten und dem Leben der Männer. Da wurde weithin das Werk geboten Ueber den Mittelkreiß mancher Gilde, Die Volkstatt zu zieren. Zu fördern gelang es ihm An den Erdensöhnen, daß endlich errichtet stand Der Hallhäuser gröstes. Hirsch nannt' er es,6 Der weithin des Wortes Gewalt besaß. Er brach sein Erbieten nicht: Bauge (Ringe) vertheilt' er, Schätze beim Schmaus. Der Saal hob sich Hoch und hornreich als hätt er nicht zu scheun Der leiden Lohe Grimm. Nicht lange währt' es noch, Daß den Edlingen zu eifrigem Kampf Des Walfeldes Wuth erwachen sollte, Da ein ungeheurer Geist gar ungern länger Das erduldete in der düstern Wohnung, Daß er den Jubel jeglichen Tag In der Halle hörte. Da war Harfenklang, Des Sängers lautes Singen. Es sagte der Kundige Der Menschen Ursprung in alten Zeiten, Wie der Allmächtige die Erde schuf, Die frischen Gefilde von der Flut gegürtet, Dann siegsfroh setzte Sonne und Mond Als leuchtende Lichter den Landbewohnern, Und zum Schmuck die weiten Gewannen zierte Mit Laub und Zweigen, Leben auch schenkte Allem was athmet auf der Erde Breiten. So lebten die Leute in Lust und Frieden Aller Sorgen ohne bis Einer begann Frevel zu stiften, ein Feind aus der Hölle. Der grimme Gast war Grendel geheißen, Der berüchtigte Markgänger, der im Moore hauste In des Sumpfes Abgrund. Der Unthiere Sitz Behauptete lange der leidige Wicht, Welchen der Schöpfer verworfen hatte. So rächt' an Kains Kindern den Mord7 Der ewige König, daß er Abeln erschlug. Des genoß er nicht: aus der Nähe der Menschen Verwies ihn der Schöpfer für die unselge That. Ihm sind die Unholde all entstammt, Eoten und Elfen und der Orken Scharen, Die Giganten zugleich, die Gott widerstrebten Jahrhunderte lang; doch lohnt' er es ihnen. 2. Grendel.
Bei nahender Nacht eilt' er nachzuspüren In dem hohen Hause, wie die Hringdänen Nach dem Aelgelage sich darin gebettet. Da fand er auf dem Estrich der Edelinge Schar Nach dem Schmause schlafend. Sie kannten Sorge nicht, Kein lastendes Leid, das die Leute drückt. In grausamem Grimme war er gleich bereit, Und entriß der Rast mit raffender Gier Der Degen dreißig. Von dannen eilt' er dann, Sich der Beute brüstend dem Baue zu, Mit den geraubten Recken zurück in sein Haus. Da ward um die Uchte, beim ersten Tagen, Grendels grause Kraft den Geerdänen kund. Auf des Festmals Freude folgte Wehruf, Lauter Morgenschrei. Der erlauchte König, Der fromme Fürst unfreudig saß, Drangsal duldend: um die Degen sorgt' er, Als sie des Leidigen Laufspur ersahen, Des verwünschten Geistes. Zu groß war das Unheil, Zu leidvoll lastend. Doch lange ruht' er nicht: In der nächsten Nacht naht' er wieder und übte Der Mordübel mehr; ihn ermüdete nicht Gefährd und Frevel: er war zu fest darin. Da war unschwer zu finden dem der anderwärts Gerne geruhiger rasten wollte, Ein Bett in den Bauten, da ihm entboten war Und für sicher gesagt mit sichtlichen Zeichen Des Höllengeistes Haß: wer hielte sich da Nicht fern hinfort, dem Feind zu entweichen? So schaltete schonungslos und scheute das Recht nicht Der Eine wider Alle, bis eitel stand Der Häuser wonnigstes. Es währte lange so: Seinen Zorn erduldete zwölf Winter lang Der Freund der Schildinge, schwere Trübsal Lastendes Leid. Lautbar ward es bald, Unverborgen kund den Kindern der Menschen In grausigen Liedern, wie Grendel so schwer Wider Hrodgar wüthe: er erwies ihm Haß, Fehd und Gefährde in der Halbjahre viel, Unversöhnliche Feindschaft. Frieden wollt er Der Degen Keinem des Dänenlands gönnen, Noch gegen Lösegeld ihr Leben schonen. So hatt auch Niemand, die Hoffnung wär thöricht. Wehrgeld zu gewärtigen von des Wüthrichs Hand. Der üble Unhold ängstigte stäts, Der traurige Todschatte, Tugend und Jugend Meuchelnd und mordend in den Mitternächten Dem Nebelmoor entsteigend. Niemand weiß genau, Wo die Geister der Hölle hausen und brüten. So übte der arge Eingänger lange Vielfachen Frevel, der Feind der Menschen, Häßlichen Hohn. Heorot bewohnt' er, Den schmuckreichen Saal, in schwarzen Nächten; Aber dem Gabenstuhl Gottes durfte, Der seine Minne misste, der Mörder nicht nahen. Der Kummer kränkte den König der Schildinge. Mit gebrochenem Muthe manchmal saß er wohl Mit den Reichen zu raunen, ob sie ihm Rath ersännen, Was die Hochgeherzten am Heilsamsten thäten So grimmem Graus entgegen zu wirken. In Hof und Heiligthum verhießen sie oft auch Opfer und Weihen, mit Worten flehend, Daß der Geisttilger ihnen gnädig hülfe8 Wider den Würger. Das war ihr Gebrauch, Die Hoffnung der Heiden: der...




