Simon | Paul Mc Cartney Hautnah | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Simon Paul Mc Cartney Hautnah

Meine Jahre mit der Legende
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7844-8369-6
Verlag: Langen-Müller
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Meine Jahre mit der Legende

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-7844-8369-6
Verlag: Langen-Müller
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fast zwei Jahrzehnte lang pflegte Christian Simon freundschaftlichen Kontakt zu Paul McCartney. Nun gibt der Moderator und Journalist erstmals Gelegenheit, die spannendsten Passagen aus den Exklusivinterviews nachzulesen, die er mit dem großen Musiker und seiner Frau Linda geführt hat. Sichtbar wird ein ganz privater Paul McCartney, sein Blick auf die Beatles, seine eigene Musik, die Popmusik überhaupt, auf Politik und Umwelt und sein Engagement für junge Talente. Nicht zuletzt setzt das Buch auch der Musikerin Linda McCartney ein Denkmal. Eine einzigartige Biografie in Selbstzeugnissen, mit vielen Fotos, unveröffentlichten Dokumenten sowie inklusive CD mit Originalaufnahmen.

Mit Grußworten von Geoff Baker, dem ehemaligen Pressemanager von Paul McCartney, und von Mark Featherstone-Witty, dem Direktor des Liverpool Institute for Performing Arts.

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1

The Long And Winding Road

Auf dem Weg zu Paul McCartney

Duisburg, Weihnachten 1964, ich war dreizehn Jahre alt. Unter dem Weihnachtsbaum lagen als Geschenk meiner Eltern ein Plattenspieler und zwei Singles: die »Old Shatterhand-Melodie« vom Orchester Martin Böttcher und »I Want To Hold Your Hand« von den Beatles. Wir wohnten in einem dreistöckigen Nachkriegs-Mietshaus mit vier weiteren Parteien, zu denen allen wir ein sehr gutes Verhältnis hatten. Die Vermieter waren drei alte Damen. Sie waren Schwestern und bewohnten das gesamte Erdgeschoss. Die Geschwister Haberland waren erzkonservativ und der klassischen Musik sehr zugetan. In ihrem Wohnzimmer stand ein großes schwarzes Klavier, das ihnen dazu diente, regelmäßige Hausmusikabende abzuhalten.

Seit meiner frühesten Kindheit hatte es sich irgendwie eingebürgert, dass ich am ersten Weihnachtsfeiertag zu ihnen nach unten ging, um ein frohes Fest zu wünschen und um ihnen meine Geschenke zu präsentieren. In diesem Jahr platzierte ich nun vorsichtig meinen Plattenspieler mit Lautsprecher im Deckel auf ihrem Klavier und legte die erste Platte auf. Die »Old Shatterhand«-Melodie befanden sie als ein eingängiges orchestrales Stück der leichten Unterhaltung, was noch ihre Zustimmung fand. Nun folgte die Single der Beatles – und die vorhersehbare »weihnachtliche Katastrophe« nahm ihren Lauf. Nachdem die Schwestern bei »I Want To Hold Your Hand« die Hände über dem Kopf zusammenschlugen und nach wenigen Takten um Abbruch der Vorführung baten, hatte ich die versöhnliche Idee: Ich erklärte ihnen, dass auch die Beatles durchaus klassische Musik sehr schätzen würden und deswegen die B-Seite der Platte Beethoven gewidmet hätten, neben Wagner der Lieblingskomponist der Geschwister.

Als nun »Roll Over Beethoven«, eine Hommage der Beatles an den Ur-Rock-’n’-Roller Chuck Berry, ertönte, war das Weltbild der Damen nachhaltig erschüttert. »Beethoven würde sich im Grab umdrehen«, dieser Satz ist mir noch gut im Gedächtnis. Ich verließ die unter musikalischem Schock stehenden Schwestern und kehrte in mein Zimmer im dritten Stock zurück, um auf meiner 50er-Jahre Framus Akustikgitarre »Roll Over Beethoven« zu üben, beobachtet von »Winnetou« Pierre Brice, der als Bravo-Starschnitt in Lebensgröße von der Wand auf mich herabschaute.

»Du musst zum Radio!«

Damals wusste ich noch nicht, dass Paul McCartney ein totaler Rock ’n’ Roller war und schon in den 50ern Little Richard und Buddy Holly täuschend echt nachahmen konnte. Fortan sollten mich nun die Beatles und ihre Musik ein Leben lang bis heute begleiten. Nachdem sich meine Gymnasium-Schulband »The Dukes« – unsere Beatles-Versionen klangen den Originalen annähernd ähnlich – aufgelöst hatte, tauschte ich die Gitarre mit dem Mikrofon. Über Tanzschulen suchte die »Tanzillustrierte« mit dem Westdeutschen Rundfunk den besten »Nachwuchs-Discjockey-Champion« Deutschlands. Ich gewann die Duisburger Stadtmeisterschaft, wurde Erster bei der Nordrhein-Westfalen-Ausscheidung und Zweiter beim Deutschland-Championat. Dann hatte ich unzählige Auftritte in Tanzschulen, Diskotheken, bei Beat-Festivals und Konzerten – immer mit Beatles-Platten im Gepäck.

Durch meinen Beruf, Werbekaufmann mit Spezialgebiet Film-Funk-Fernsehen, lernte ich bei einer Werbespot-Produktion den Schauspieler Dieter Eppler kennen, der durch Edgar-Wallace- und andere Kinofilme wie auch als »Tatort-Kommissar« sehr bekannt geworden war. Ich erzählte ihm von meiner »Karriere«, und er meinte: »Du musst zum Radio!« Aber wie? Ich hatte schon des Öfteren Bewerbungen an deutsche Radiostationen geschickt, aber immer fast wörtlich die gleiche Antwort erhalten: »Leider haben wir zur Zeit keine Vakanz …«

Aber Eppler verfügte über gute Kontakte und fuhr mit mir nach Saarbrücken zu Manfred Sexauer, der damals schon ein Star-Moderator war. Doch der lehnte mich mit sehr freundlichen Worten beim Saarländischen Rundfunk ab! Jetzt bloß nicht aufgeben. Dieter kannte auch Frank Elstner, mit dem er früher einmal in Baden-Baden Theater gespielt hatte und der gerade Programmdirektor von Radio Luxemburg geworden war. Er rief ihn an, und Frank wiederum meldete sich eines Abends überraschend bei mir übers Telefon: »Warum nehmen Sie zu mir Kontakt über Dritte auf? Sie können mich auch direkt anrufen …« Er lud mich zum Casting ein.

Das werde ich nie vergessen. Es war ein Sprechertest der Härtestufe eins, und ich schwitzte im Studio Blut und Wasser! Dann musste ich warten, warten, warten … Ich saß in einem Aufenthaltsraum, RTL-Sprecher gingen ein und aus und hielten mich für den Promoter einer Schallplattenfirma. Nach einer Stunde holte mich Frank in sein Büro und sagte: »Wenn Sie wirklich Radiosprecher werden wollen, gebe ich Ihnen einen guten Rat: Fangen Sie am 1. Oktober bei uns an!«

Weltpremiere

Das war 1974, also zehn Jahre nach meinem »Roll Over Beethoven-Erlebnis« mit den drei Schwestern, und aus »Discjockey Hartmut« wurde »Christian von Radio Luxemburg«. Eigentlich heiße ich Hartmut Simon, aber bei RTL gab es schon einen Nachrichtensprecher mit diesem Vornamen, und Frank Elstner taufte mich um in Christian. Seit Langem steht dieser Name auch in meinem Pass.

Radio Luxemburg war in den 60er- und 70er-Jahren der »Star-Sender« und öffnete überall Türen, die normalerweise für viele verschlossen blieben. Auch bei internationalen Künstlern und Managements hatte man stets ein offenes Ohr für RTL, zumal wir europaweit zu hören waren und neben den deutschen Sendungen auch Programme in Französisch und Englisch ausgestrahlt wurden.

Auch in England war Radio Luxemburg sehr beliebt, und einige UK-Discjockeys waren auf der Insel regelrechte Superstars. DJ Tony Prince erzählte mir, dass auch die Beatles und besonders Paul McCartney schon in ihren Anfangstagen den Sender regelmäßig hörten, um in Sachen Rock-’n’-Roll-Platten immer auf dem aktuellsten Stand zu sein. Dies ermutigte mich zu hoffen, Paul zu einer Teilnahme an einer Sendung von mir bewegen zu können.

Am 29. und 30. August 1965 hatten die Beatles erneut einen Mitschnitt ihrer Konzerte in der Los Angeles »Hollywood Bowl« machen lassen, nachdem der erste vom 23. August 1964 von so schlechter Qualität war, dass die Aufnahme nicht veröffentlicht werden konnte. Beatles-Produzent George Martin meinte: »Das Gekreische aus 17 000 gesunden, jungen Lungen hätte sogar einen Jet übertönt.« Erst 1970 baten sie ihn, die Tonbänder von 1965 zu überarbeiten, und es sollte weitere sieben Jahre dauern, bis die LP »The Beatles at the Hollywood Bowl« erschien, das erste und einzige offizielle Livealbum der »Fab Four«.

Veröffentlichungstermin war der 4. Mai 1977. Ich erfuhr davon sehr frühzeitig durch Klaus Schürholz, einen damaligen Promotion-Mitarbeiter der Kölner Schallplattenfirma EMI-Electrola und späteren SWR3-Redakteur, mit dem ich sehr befreundet war und es auch heute noch bin. Mit ihm gelang es mir, eine wahnwitzige Idee Realität werden zu lassen: Ich wollte für RTL die Weltpremiere dieser Beatles-Platte! Klaus hatte sehr gute Kontakte zu den EMI-Bossen, die unser Vorhaben für gut befanden und es unterstützten. Auch aus der Londoner EMI-Zentrale gab es grünes Licht, und ich konnte es kaum glauben, als Klaus mich anrief und mir mitteilte: »Du hast die Weltpremiere und kannst die Platte am 2. Mai 77 bei Radio Luxemburg vorstellen!«

Nun fehlte nur noch ein sogenannter O-Ton, also ein Interview oder ein Statement von einem der Beatles. Paul McCartney bot sich an und wäre am einfachsten gewesen, denn er lebte vorwiegend in England und hatte sein Büro in London. Aber trotz Unterstützung der Electrola, des Musikverlags und der Kollegen vom englischen RTL-Programm waren alle Bemühungen erfolglos. Keine Antwort aus London. Ich war zwar etwas enttäuscht, aber allein schon die Weltpremiere war ein Radio-Highlight und Anlass für eine bundesweite Pressemitteilung.

Pressemitteilung für die Weltpremiere bei Radio Luxemburg.

© Christian Simon Productions

»Das müssen Sie lernen«!

Am Premierentag rief mich am Vormittag mein Kollege Oliver Spiecker an und überraschte mich mit einer Hiobsbotschaft: »Die Platte ist heute Morgen schon beim Südwestfunk gelaufen!« Ich fuhr sofort in den Sender: Krisensitzung! Frank Elstner war auf einer Dienstreise, und der Programmchef Jochen Pützenbacher, der leider 2019 im Alter von 80 Jahren verstarb, entschied: »Wir ziehen das Ding wie geplant durch!« Die Sendung war ein voller Erfolg, und die Resonanz der Hörer war überwältigend.

Zwei Tage später klingelte frühmorgens mein Telefon, und Frank Elstner war am Apparat: »Christian, es geht um Ihre sogenannte Beatles-Uraufführung. Bitte kommen Sie mal sofort zu mir!« Franks Büro war im Turm der Luxemburger RTL-Villa Louvigny, und ich fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock. Mit ernstem Gesicht schaute mich mein Chef an: »Sie haben mir eine Weltpremiere versprochen, wir haben dieses Ereignis in alle Welt proklamiert, und der SWF hat die LP vor uns gesendet. Mit sofortiger Wirkung sind Sie vom Sprecherdienst suspendiert und haben drei Tage Zeit, mir zu beweisen, dass Sie an der ganzen Sache unschuldig sind.«

Geschockt und mit Tränen in den Augen stieg ich wieder in den Aufzug und drückte auf »E«. Doch im ersten Stock stoppte der Fahrstuhl, die Türe öffnete sich und da stand: Frank Elstner. Er war die Treppe hinuntergelaufen, um mich abzufangen. Frank legte den Arm um mich: »Christian, Sie müssen auch mal die harte Seite unseres Geschäfts kennenlernen, denn auch die gehört zu unserem Beruf. Das müssen Sie...



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