Simon | Odysseus. Was Homer nicht erzählte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 715 Seiten

Simon Odysseus. Was Homer nicht erzählte

Historischer Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-86282-677-3
Verlag: Acabus Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 715 Seiten

ISBN: 978-3-86282-677-3
Verlag: Acabus Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Odysseus der Unsterbliche - Was Homer nicht erzählte Was Sie über Odysseus noch nicht wussten. Eine der schönsten Geschichten der Weltliteratur neu erzählt. Kriton, der Leibsklave des großen Homer, hat eine ganz andere Geschichte von den Abenteuern des Helden von Troja zu erzählen. In seiner Version mischen sich keine Götter ein, und es fehlen Ungeheuer, Zyklopen und Sirenen. Dafür wandert man mit ihm durch die dunklen Jahrhunderte der Griechen, als Mykene versank und die Seevölker bis nach Ägypten vordrangen. Spannend wie vergnüglich wird geschildert, wie der 'große Dulder' von einem Abenteuer in das andere stolpert. Es fehlt weder das geheimnisvolle Atlantis des Platon, noch die Dido des Aenaeas. Es verschlägt ihn ins Reich der Hethiter und des Pharao Ramses III. Schließlich dient Odysseus gar König David. Und seine Heimkehr nach Ithaka fällt auch ein wenig anders aus, als Homer sie besungen hat. Es beginnt mit dem Fall von Troja. Und schon sitzt man mit Agamemnon, Menelaos, Ajax zusammen und der Listenreiche lässt sich etwas einfallen. Der Leser ist dabei, wenn Odysseus aus dem trojanischen Pferd steigt. Lassen Sie sich in eine Zeit entführen, als es noch Helden gab. Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt dabei zu sein.

Heinz-Joachim Simon lebt in der Nähe von Stuttgart. In spannenden Romanen ging er der Frage nach, warum die deutsche Geschichte immer wieder auf Abwege geriet. Er schrieb viel beachtete biografische Romane über den berühmten Kriegsfotografen Robert Capa, den Revolutionär Ernesto Che Guevara und den Pharao Echnaton. Daneben entstanden weitere historische Romane und Krimis. Simons Devise: Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt dabei zu sein.
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6.

WENN DAS LASTER DIE SCHULD ABLÖST.

Nun hätte die Irrfahrt des Odysseus zu Ende sein können, bevor sie so richtig in Schwung gekommen war, und unsere Abende würden ohne seine Abenteuer recht langweilig verlaufen. Denn allein mit dem trojanischen Krieg, ohne das, was dem Odysseus danach widerfuhr, wäre der Erzählstrang doch etwas kurz geraten, und ihr, meine Freunde, wäret der ewigen Wiederholung müde.

Schlimm sah es aus für den Listenreichen. Kein Zeus, keine Athene, kein Apollon zeigte sich. Eine hoffnungslose Situation, der mein Herr, der gute Homer, nach meinem unmaßgeblichen Urteil, zu wenig Beachtung zollte. Da hätte er noch nachwürzen können. Odysseus war, um es ein wenig volksnah auszudrücken, ganz schön im Arsch. Aber vielleicht hatte die Aphrodite ein Einsehen, obwohl die Schaumgeborene ihn nicht mochte, schon deswegen nicht, weil ihn angeblich die Athene ins Herz geschlossen hatte. Das Aussehen eines Paris konnte er auch nicht aufweisen, und darauf kam es bei ihr an. Na schön, jeder kann sich sein Teil zusammenreimen. Schreibt es den Göttern zu, dem Zufall oder dem beweglichen Geist des Odysseus, wenn die Geschichte jetzt erst so richtig in Fahrt kommt.

Der Listenreiche saß am Lagerfeuer dicht am Wasser und starrte trübsinnig in die Nacht, und der Mond spiegelte sich im Wasser des Hafenbeckens, und er machte sich Gedanken darüber, wie oft er die schöne Scheibe noch sehen würde. Nach sehr oft sah es wahrlich nicht aus. Bis dann … na ja, er war schließlich Odysseus.

Er hockte also dicht am Hafenbecken und machte sich bereits damit vertraut, dass dies seine letzte Nacht auf Erden sein würde. Es gab keinen Zweifel mehr. Die Götter hielten es mit Philotas, und schon bald würde der Verräter in der Volksversammlung auf Ithaka rufen: „Lasst mich euer König sein. Ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen.“ Ein oft gerufener Spruch der Könige, was aber meistens dabei herauskommt, ist, dass sie selbst und ihr Hofstaat herrliche Zeiten haben.

„Ist dir immer noch nichts eingefallen?“ fragte Empedokles, der sich zu seinem niedergeschlagenen Freund und Herrn setzte und mit ihm auf den im Wasser zitternden Mond starrte.

„Was hast du gemacht?“ fragte Odysseus mechanisch, mehr um seine düsteren Gedanken zu vertreiben, denn aus Neugier.

„Ich habe die kräftigsten Sklaven für die Ruderbänke bestimmt. Übrigens, die Artemis will dich unbedingt sprechen. Du hast es vielleicht nicht mitbekommen, sie hat sich uns angeschlossen, als wir den Thrakern weichen mussten. Sie wollte unbedingt mit dir mit. Na ja, so wie sie gestern Nacht geschrien hat, kann man verstehen, dass sie darauf zukünftig nicht verzichten will. Ich habe ihr gesagt, dass du keine Weiber auf den Schiffen willst, aber sie lässt nicht locker. Sie sagt, dass sie dir helfen könnte.“

„Ha“, machte Odysseus und war hellwach und rieb sich das Gesicht und sprang auf. „Hol sie her!“

„Ist doch nur Gerede. Die Frau ist verrückt nach dir und wird dir deswegen irgendeine Lügengeschichte auftischen.“

„Wir sind nicht in einer Situation, wo wir ein Hilfsangebot ungeprüft lassen können. Hol sie her, und zwar schnellstens!“ befahl Odysseus.

Schon bald kam Empedokles mit der Rothaarigen und stieß sie Odysseus in die Arme.

„Da hast du die Liebeshungrige. Aber unsere Männer würden es wohl nicht besonders aufmunternd finden, wenn du sie jetzt beglückst.“

Artemis zog einen Schmollmund und stampfte mit dem Fuß auf.

„Es ist unwürdig, wie mich dein Diener behandelt.“

„Du hast mir etwas zu sagen?“

„Ich weiß, wie du von hier in den Palast des Königs kommst, wo jetzt sicher der Bruder des Königs, der schreckliche Praxos, bereits seinen morgigen Sieg feiert.

„Schön, und wie?“ tat Odysseus kühl, doch seine Stimme verriet die innere Anspannung. Konnte Artemis ihnen tatsächlich helfen?

„Nimmst du mich mit, edler Odysseus, mit als deine Gefährtin? Gern bin ich in deinem Haus die Zweitfrau. Du wirst an mir viel Freude haben, denn ich bin jung und willig, und Zank und Streitsucht sagt man mir auch nicht nach.“

Das war also die Bedingung. Aus Liebe wurde schon oft Verrat begangen.

Odysseus hätte ihr in seiner Situation sogar alles Gold oder, noch schlimmer, die Heirat versprochen, wenn er nur dieser Stadt entkommen konnte, und nickte eifrig.

„Wenn du es willst, nehme ich dich mit.“

„Versprochen? Schwöre bei Poseidon, dessen Beistand und Hilfe du in nächster Zeit dringend brauchst.“

Odysseus winkte kurz entschlossen Empedokles zu, und dieser reichte ihm einen silbernen Becher mit süßem Samoswein, und der Listenreiche goss ein wenig davon ins Wasser und schwor beim Poseidon, trank den Rest und gab ihr den Becher, und sie tat es ihm nach.

„Es gilt!“ rief Odysseus und warf den Pokal in das Hafenbecken.

„Nun rede!“ herrschte er Artemis an.

„Gut. Komm zur Mole hin. Es führt eine Treppe hinunter ins Hafenbecken. Von dort gibt es einen geheimen Gang direkt ins Herz des Palastes, ins Megaron. So sehr liebe ich dich, Odysseus, dass ich meine Stadt, mein Volk und meinen Mann verrate.“

All dies hörte er bereits nicht mehr, sondern rief die Edlen zusammen und befahl ihnen, die tapfersten Männer zusammenzurufen und hastete mit ihnen die glitschigen Stufen hinunter, und, tatsächlich, sie fanden unten eine vergitterte Tür, deren Schloss Perimedes mit seiner Streitaxt sprengte. Eurylochos und Perimedes hatten Fackeln verteilt, und so stieg Odysseus mit hundert Männern in den Gang ein.

Ein modriger Geruch schlug ihnen entgegen, und die Gefährten flüsterten etwas vom Eingang zum Hades und hatten nun Angst, auf die Altvorderen zu stoßen. Doch außer ein paar Fledermäusen, die ängstlich über ihnen flatterten, ereignete sich erst einmal nichts. Dann standen sie vor einer Tür, hörten dahinter Lärm, Rufe und wilde Gesänge, und Odysseus rief seinen Männern zu: „Ithakesier, jetzt gilt es!“

Er zog das Schwert des Achilleus und tastete die Tür ab und fand ein Schloss, winkte Perimedes zu und dieser nahm seinen bewährten Türöffner, und die Axt spaltete die Kette. Odysseus stieß die Tür auf, und sie stürmten in die Halle des königlichen Palastes, mitten in die Siegesfeier der Thraker und Kikonen hinein und rasten wie die Furien unter den auf goldenen Liegen sich rekelnden Betrunkenen. Das Blut spritzte bis zu den Wänden hoch. Ehe die Thraker so recht begriffen, war die Hälfte ihrer Anführer tot. Eurylochos hatte mit Perimedes den Praxos überwältigt und ihn in eine Ecke geschleudert. Der kleine Elpenor hielt ihm sein Schwert an die Kehle und krähte:

„Versuch nur dich zu wehren! Versuch es, und du bist im Hades!“

Odysseus hatte Philotas erspäht. Nach einem Hechtsprung über zwei Liegen war er bei ihm, und nun nahm er an, dass er ihm die Rechnung präsentieren, dem Philotas heimzahlen konnte, was dieser ihm angetan hatte. Aber das klappte dann doch nicht. Philotas war nicht so dumm gewesen wie die Anführer der Thraker und Kikonen, also auf das Schwert zu verzichten, doch natürlich hatte er nicht die gleiche Schwertreife wie Odysseus. Er versuchte auch gar nicht ernsthaft ihm zu trotzen, kreuzte zwar mit ihm die Klinge, doch ließ sich zum Altar des Poseidon treiben. Diesmal wusste er mehr als der Listenreiche. Hohnlachend stieß er eine Geheimtür auf und verschwand in einem dunklen Gang. Ehe Odysseus reagieren konnte, schlug vor seiner Nase die Tür zu. Ohnmächtig fluchend stand Odysseus davor.

Philotas war ihm also wieder entwischt. Er trommelte gegen die Tür, doch vergebens.

„Verdammt! Das hätte mir Artemis doch auch sagen können“, grollte er verbittert.

„Wenigstens haben wir den Obersten“, sagte Eurylochos und stieß Praxos vor Odysseus’ Füße.

„Und den alten König haben wir auch. Jetzt können wir ihnen die Bedingungen diktieren.“

„Die Situation hat sich nun verändert, Praxos!“ stellte Odysseus fest, tat etwas großspurig, was aber nicht seinen wahren Gefühlen entsprach, denn es war schon fatal, dass ihm Philotas wieder entwischt war. Er war mit sich und mit den Göttern im allgemeinen recht unzufrieden. Na gut, wenn ihr mir wegen Troja immer noch gram seid, dann sei’s drum, grollte er in Gedanken. Ob das zu seinem weiteren Unglück beigetragen hat, mag jeder für sich entscheiden.

„Wie viele haben wir denn von diesen Anführern?“ fragte Odysseus und sah um sich, sah auf die vielen Toten, auf die blutbespritzten Wände. Eurylochos erwiderte derb:

„Die meisten tummeln sich als Schmeißfliegen auf dem Misthaufen des Hades. Doch einige leben und sie scheinen, nach ihren Gewändern zu urteilen, sehr wichtig zu sein.“

Wie sich herausstellte, war die Einschätzung nicht falsch. Bei den Gefangenen handelte es sich um die Priester des Poseidon sowie des Zeus, um den Hauskämmerer der Kritonen, zwei Unterführer und den größten Pferdehändler Thrakiens.

„Na schön, Praxos, dann schick mal einen deiner Unterführer zu deinen Leuten mit dem Befehl, dass sie sich aus Ismaros zurückziehen, da du dich mit uns über freien Abzug geeinigt hast.“

Praxos starrte ihn mit tückischen, rot unterlaufenen Augen an und knurrte: „Und wenn ich es nicht tue? Wir haben zweitausend Krieger in der Stadt. Deine paar Männer...


Heinz-Joachim Simon lebt in der Nähe von Stuttgart. In spannenden Romanen ging er der Frage nach, warum die deutsche Geschichte immer wieder auf Abwege geriet.

Er schrieb viel beachtete biografische Romane über den berühmten Kriegsfotografen Robert Capa, den Revolutionär Ernesto Che Guevara und den Pharao Echnaton. Daneben entstanden weitere historische Romane und Krimis.

Simons Devise:
Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt dabei zu sein.



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