E-Book, Deutsch, 294 Seiten
Simon Mein guter Feind Goethe. Die geheimen Memoiren des Grafen Alexandre de Cagliostro
Originalausgabe 2020
ISBN: 978-3-86282-761-9
Verlag: Acabus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Historischer Roman
E-Book, Deutsch, 294 Seiten
ISBN: 978-3-86282-761-9
Verlag: Acabus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Heinz-Joachim Simon lebt in der Nähe von Stuttgart. In spannenden Romanen ging er der Frage nach, warum die deutsche Geschichte immer wieder auf Abwege geriet. Nach seinen viel beachteten biografischen Romanen über den berühmten Kriegsfotografen Robert Capa, den Revolutionär Ernesto Che Guevara und den Pharao Echnaton legt Simon nun einen Roman vor, der ein Epos über einen der zwiespältigsten Scharlatane der Geschichte ist.
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5 - Der Wunderheiler von Straßburg Ich tat Ungeheuerliches. Goethe ahnte es. Natürlich kannte er nicht die Raffinesse meines Plans, und wie es dann kam, geschah einiges auch recht zufällig. Eine Revolution will vorbereitet sein, lange vor den Straßenkämpfen muss sich ein Gedanke breit machen, in unserem Fall, dass man Könige und Fürsten eigentlich nicht brauchte. Ich war Herostratos und mein Tempel von Milet war die Bastille. Ob ich Gewissensbisse habe? Tausende von Menschen sind durch die Revolution umgekommen und noch viel mehr dadurch, dass schließlich ein General die Macht an sich riss. Nein, ich hatte gute Gründe, den Adel zu hassen. Niemals vergaß ich die Straßen von Palermo und auch nicht, was der Marchese meiner Schwester antat. Die Aristokraten sahen mit Verachtung auf die, die sie ernährten. Erst als ich mich zum Grafen aufschwang, nicht durch Ahnen berechtigt, sondern durch meinen Wagemut, mich Graf de Cagliostro zu nennen, sahen sie mich als einen Menschen an. Goethe nannte mich Betrüger, Scharlatan und Schwindler. Zugegeben, einiges davon war ich. Aber was zählt das dagegen, dass ich mithalf, in den Menschen einen Traum einzupflanzen? Ich bin der Großkophta, der Schüler des Althotas. Alle Religionen, ob Christentum, Judentum, der Islam, selbst Hindus und Buddhisten, glauben an höhere Wesen, und das, so lehrte es mich Althotas, bot die Möglichkeit, dem Sumpf zu entkommen, in den ich einst hineingeboren worden war. Bei einem Logenmitglied, in einem prächtigen Palast nahe dem Palast der Rohans, nahm ich Quartier. Schon bald drängten sich in Straßburg die Menschen bis auf den Gehweg vor dem Haus. Wie immer sorgte ich dafür, um meine Person, die Aura des Geheimnisvollen zu verbreiten. So ließ Lorenza das Empfangszimmer mit Symbolen der Freimaurer schmücken, das allwissende Auge sowie der Uroboros, das alte ägyptische Symbol der sich in den Schwanz beißenden Schlange. Überall gab sie kund, dass ich als Großkophta der »Loge nach ägyptischem Ritus« ein unendliches Wissen über die Lebenssäfte besäße, das die Wunder ermöglichte. Wenn ich zurückblicke, war Straßburg sicher der Zenit meiner Laufbahn als Wunderheiler, Magier und Großkophta. Man glaubte mir, weil man glauben wollte. Ja, man feierte mich.