E-Book, Deutsch, Band 21, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
Simmons / Henderson Historical Exklusiv Band 21
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-86295-639-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Meisterdieb / Auf verbotenen Wegen /
E-Book, Deutsch, Band 21, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
ISBN: 978-3-86295-639-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
DER MEISTERDIEB von SIMMONS, DEBORAH
Kostbare Juwelen sind verschwunden! Aufgeregt verfolgt die schöne Georgiana die Spur des Täters - Seite an Seite mit dem faszinierenden Jonathan, Marquis of Ashdowne. Doch während er ihr junges Herz mit heißen Küssen erobert, drängt sich ihr bald ein erschreckender Verdacht auf: Jonathan selbst ist der Dieb!
AUF VERBOTENEN WEGEN von HENDERSON, BETH
Lillith schwebt in Lebensgefahr, seit sie einen Mord beobachtete. Nur in den Armen von Deegan Galloway - ein Mann, der in der Unterwelt so zu Hause ist wie auf den Bällen der feinen Gesellschaft - scheint sie sicher. Doch wie lange noch? Können sie gemeinsam dem Täter das Handwerk legen, ehe Lillith sein nächstes Opfer wird?
Die ehemalige Journalistin Deborah wurde durch ihre Vorliebe für historische Romane angespornt, selbst Historicals zu schreiben. Ihr erster Roman "Heart's Masquerade" erschien 1989, und seitdem hat sie mehr als 25 Romane und Kurzgeschichten verfasst. Zwei schafften es bis ins Finale der alljährlichen RITA Awards, einer Auszeichnung für besondere Leistungen im Romance-Genre. Ihre Romane wurden in 26 Ländern veröffentlicht - in Japan sogar in illustrierten Ausgaben. Für die hingebungsvolle Unterstützung durch ihre Leser in der ganzen Welt ist sie sehr dankbar.
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1. KAPITEL
Keiner nahm Georgiana Bellewether wirklich ernst.
Sie empfand es als eine ausgesprochene Bürde, dass sie mit den verführerischen Kurven einer Venus, einer Fülle blonder Locken und großen blauen Augen, die man wiederholt mit klaren Seen verglichen hatte, geschlagen war. Die meisten Menschen, denen sie begegnete, waren nach einem einzigen Blick auf sie überzeugt, dass sie nichts im Kopf haben konnte. Männer hielten Frauen sowieso nicht für intelligent, doch in ihrem Fall gingen sie davon aus, dass sie eine einfältige Gans sein musste.
Es war einfach trostlos.
Ihre Mutter war eine gute Seele, wenn auch ein wenig fahrig, ihr Vater ein beleibter, liebenswürdiger Landjunker, und Georgiana glaubte, dass sie zweifelsohne glücklicher geworden wäre, wenn sie ein wenig mehr ihren Eltern geähnelt hätte. Bedauerlicherweise war sie jedoch die Einzige der vier Bellewether-Sprösslinge, die nach ihrem Großonkel Morcombe schlug, der ein bekannter Gelehrter mit einem scharfen Verstand war. Seit ihren ersten Gehversuchen hatte Georgiana alles verschlungen, was sich ihr an Wissen bot. Sie übertraf in wenigen Jahren ebenso die Fähigkeiten ihrer Gouvernante wie die des Hauslehrers ihres Bruders und die der Lehrerinnen an der Schule für höhere Töchter.
Ihre besondere Begabung bestand in ihrer Fähigkeit, knifflige Denkaufgaben zu lösen, und oft verwünschte sie die Tatsache, dass sie als Frau auf diese Welt gekommen war und somit ihr Talent niemals nutzen und etwa ein Londoner Detektiv werden konnte. Statt mit souveränen Kombinationen Beweisketten zu schließen und tollkühn ruchlose Schurken zur Strecke zu bringen, wie sie es so gern getan hätte, musste sie sich damit begnügen, ihre Geistesgaben anzuwenden, indem sie sämtliche Kriminalfälle in den Zeitungen verfolgte und an der Aufklärung alltäglicher Rätsel arbeitete, wie sie sich ihr in Chatham’s Corner boten, jenem kleinen Dorf, in dem ihr Vater gemütlich als Gutsherr und Vertreter der Krone residierte.
Doch in diesem Jahr, das schwor sie sich, würde es anders werden. Ihre Familie hatte sich für den Sommer nach Bath begeben, und Georgiana hatte die Absicht, ihre neue Umgebung bestmöglich im Sinne ihres Talentes zu nutzen. In diesem berühmten Kurort musste sich ihr ja wohl zumindest ein verzwicktes kriminelles Vorkommnis bieten, an dem sie ihre Fähigkeiten messen konnte. Unter den vielen unterschiedlichen Menschen hier in Bath befanden sich doch wohl sicher auch weniger harmlose Zeitgenossen, als es die ländlichen Bewohner in ihrer vertrauten Umgebung waren.
Nach einer Woche, die Georgiana vornehmlich mit Besuchen in der Trinkhalle, dem „Pump Room“, und mit Spaziergängen auf den Straßen während der dafür genehmen Stunden zugebracht hatte, musste sie zu ihrem Leidwesen zugeben, dass sie enttäuscht war. Auch wenn es ihr Freude machte, alles zu erkunden, so hatte sie bisher doch nur denselben ähnlich langweiligen Menschenschlag kennengelernt, der ihr bereits zur Genüge bekannt war. Noch schlimmer fand sie allerdings, dass es weit und breit nicht den Hauch eines Falles zu entdecken gab.
Mit einem Seufzen schaute sich Georgiana in den Empfangsräumen des reich ausgestatteten Stadthauses von Lady Culpepper um. Sie sehnte sich nach einer Ablenkung, die sie sich nun hier, auf dem ersten richtigen Ball, den sie in Bath besuchte, erhoffte. Doch wieder einmal erblickte sie nur die stets anwesenden Witwen vornehmen Standes und gichtkranke Gentlemen, wie sie ganz Bath bevölkerten. Ein paar Mädchen, die jünger als Georgiana zu sein schienen, waren mit ihren in sie vernarrten Müttern gekommen, wohl in der Hoffnung, unter den männlichen Kurgästen einen Ehemann zu ergattern. Bedauerlicherweise hatte Georgiana bisher noch keine Altersgenossin getroffen, die an etwas anderes als an die Ehe dachte.
Sie wandte sich ab, und ihr Blick blieb an der eleganten Gestalt eines Mannes haften, der ganz in Schwarz gekleidet war. Endlich einmal etwas Mysteriöses, dachte Georgiana und kniff die Augen zusammen. Man musste bei Weitem nicht so aufmerksam sein wie sie, um zu dem Schluss zu gelangen, dass das Auftauchen des Marquess of Ashdowne in Bath höchst ungewöhnlich war. Schließlich stand der Badeort bei der modebewussten feinen Gesellschaft schon seit fünfzig Jahren nicht mehr so hoch im Kurs. Gut aussehende und charmante Aristokraten, wie Ashdowne einer war, blieben in London oder folgten dem Prinzregenten nach Brighton. Oder sie verbrachten ihre Zeit, wie Georgiana vermutete, mit dem Feiern skandalträchtiger Feste auf ihren riesigen, eleganten Landsitzen.
Nicht zum ersten Mal, seitdem sie von Ashdownes Aufenthalt erfahren hatte, fand Georgiana sein plötzliches Interesse an Bath recht merkwürdig. Sie hätte gern gewusst, warum er hier war. Dazu musste sie es jedoch zuerst einmal schaffen, ihm vorgestellt zu werden. Er war vor ein paar Tagen angekommen und hatte bereits alle jungen, unverheirateten Damen, einschließlich ihrer Schwestern, in kopflose Aufregung versetzt. Dementsprechend schwierig machte es die große Menge der Frauen, die ihn umgab, einen Blick auf ihn zu erhaschen.
Er hatte eines der begehrten Häuser am Camden Place gemietet, und dies war nun das erste Mal, dass ihn die Allgemeinheit zu Gesicht bekam. Es hieß, er sei hier, um die Wirkung des Heilwassers zu erproben, doch Georgiana fand die Erklärung abstrus, da Ashdowne noch nicht einmal dreißig war und nicht den Eindruck machte, als litte er unter einer kränklichen Konstitution. Er konnte nicht indisponiert sein, dessen war sie sich sicher, als die Menge sich endlich teilte und sie den Mann besser betrachten konnte.
Er sah aus wie das Wohlbefinden in Person. Der Marquess of Ashdowne war wahrscheinlich der am gesündesten aussehende Mann, den Georgiana jemals zu Gesicht bekommen hatte. Ihr stockte bei seinem Anblick beinahe der Atem. Er war groß, etwa einen Meter fünfundachtzig, und schlank, ohne mager zu sein – dabei breitschultrig und kraftvoll. Der Marquess besaß einen Charme und eine Haltung, wie sie Georgiana bei einem Vertreter des übersättigten, dekadenten Modegeschmacks nie erwartet hätte.
Geschmeidig – dieses Wort kam ihr in den Sinn, als sie seine elegante Gestalt in der teuren Kleidung betrachtete und ihre Blicke langsam zu seinem Gesicht hochwandern ließ. Seine Haare waren dunkel und glänzten, seine Augen von einem verführerischen Blau, und sein Mund war … Georgiana fand keine treffenden Worte, um ihn zu beschreiben. Die Lippen hatten einen sinnlichen Schwung und eine kleine Einbuchtung über der Oberlippe. Sie schluckte und musste zugeben, dass Ashdowne über die Maßen gut aussah.
Und dazu hellwach.
Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag, denn obwohl Georgiana sich der falschen Beurteilungen, die aufgrund der äußeren Erscheinung gefällt wurden, sehr bewusst war, so hatte sie doch angenommen, dass jemand, der so wohlhabend, einflussreich und gut aussehend war, nicht auch noch mit Verstand gesegnet sein konnte. Doch sie hatte sich getäuscht, denn während sie ihn noch voller Verwunderung betrachtete, traf sie der Blick des Marquess of Ashdowne, dessen Augen vor Intelligenz funkelten. Wäre sie ein wenig eitler gewesen, hätte sie seine Aufmerksamkeit ihrem Interesse an ihm zugeschrieben, denn es schien, als hebe er sie aus der Menge heraus.
Georgiana trat einen Schritt zurück. Sie schämte sich, ihn so angestarrt zu haben. Als daraufhin eine von Ashdownes dunklen Augenbrauen fragend zuckte, errötete sie. Sie fächelte sich Luft zu und schaute bewusst woandershin. Schließlich hatte sie den Mann nur genau betrachtet, so wie sie es auch mit anderen Menschen tat, und es gefiel ihr nicht, dass er sie so vertraulich angeschaut hatte. Ashdowne hielt sie vermutlich für eines dieser hingebungsvollen Geschöpfe, die angesichts seines Charmes reihenweise in Ohnmacht fielen.
Sie drehte sich rasch um und durchquerte fast den gesamten hellen Empfangsraum, ehe ihr klar wurde, dass sie gerade die ideale Gelegenheit verpasst hatte, um mit ihm bekannt zu werden. So etwas Dummes! Ärgerlich klappte sie ihren Fächer zusammen, da sie es eigentlich besser hätte wissen müssen, als ihre persönlichen Gefühle einer Untersuchung in die Quere kommen zu lassen. Sie konnte sich kaum einen Detektiv vorstellen, der einen Fall nicht weiterverfolgte, weil einer seiner Verdächtigen ihn allzu vertraulich angeschaut hatte.
Mit einem unwilligen Laut drehte sie sich um und wollte an ihren vorherigen Platz zurückkehren, musste jedoch feststellen, dass er bereits durch andere Frauen, junge und ältere, besetzt war. Dann erschien auch schon ihre Mutter und drängte sie, mit einem jungen Mann zu tanzen. Georgiana fügte sich ihrem Wunsch, da lange Erfahrung sie gelehrt hatte, dass es besser war, sich auf kein Streitgespräch einzulassen.
Schon bald stellte sie fest, dass Mr. Nichols ein netter Mann aus Kent war, der mit seiner Familie in Bath weilte. Als er jedoch stockend über solch langweilige Themen wie das Wetter und die hiesige Gesellschaft reden wollte, verlor sie bald das Interesse. Obwohl sie immer wieder versuchte, einen Blick auf Ashdowne zu werfen, entdeckte sie ihn erst in dem Moment, in dem der Marquess mit einer jungen Witwe, die ihre Trauer leichtfertig vergessen zu haben schien, dem Garten zustrebte.
Georgiana runzelte die Stirn, als sie während des Gesellschaftstanzes erneut mit Mr. Nichols zusammentraf. Geistesabwesend nickte sie nur, wenn er ihr Fragen stellte. Sie brachte wirklich keine Geduld für eine solche Zeitvergeudung auf. Leider kannte sie den verklärten Blick ihres Tanzpartners nur allzu gut. Sobald sich seine Augen auf sie richteten, würden sie bestimmt...