Silber / Dee | Das Haus Zamis 45 - Blackwater Bay | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 45, 206 Seiten

Reihe: Das Haus Zamis

Silber / Dee Das Haus Zamis 45 - Blackwater Bay


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95572-245-6
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 45, 206 Seiten

Reihe: Das Haus Zamis

ISBN: 978-3-95572-245-6
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Coco Zamis und ihre Vampirfreundin Rebecca haben genug von New York und glauben, sich eine entspannende Auszeit im sonnigen Kalifornien verdient zu haben. Zumal Rebecca dort endlich ihrer Tante Elvira einen Besuch abstatten will. Doch am Ziel angekommen, entpuppt sich der ehemalige Fischerort als äußerst merkwürdiges Fleckchen. Magie scheint allgegenwärtig - und Elviras Haus ist verfallen, die Bewohnerin seit zwanzig Jahren verschwunden ... Der 45. Band von 'Das Haus Zamis'. 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 106: 'Lady Mamba' 107: 'Blackwater Bay'

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Lady Mamba

von Rüdiger Silber

nach einem Exposé von Uwe Voehl

Prolog


Erstmals im Leben beschlich mich eine Ahnung davon, wie kranken Sterblichen im Patientenwartesaal zumute ist. Meine Freundin Rebecca und ich saßen schon eine gefühlte Ewigkeit in einer Wartezone der Klinik. Rebecca war die einzige Patientin, ich stand ihr zur Seite. Leichenblass, mit hohlen Wangen und entzündeten Augen, wirkte sie wie ein Karnevals-Vampir. Ihr war sterbenselend, und sie hatte Angst.

Das Krankenhaus war eine Privatklinik für menschliche Patienten in der New Yorker Park Avenue und spezialisiert auf Neurochirurgie. Der Leiter, Professor Cathán Connor, war jedoch ein Dämon. Wie viele Arztpraxen oder Anwalts- und Wirtschaftskanzleien in Dämonenhand verfolgte die Klinik nicht nur finanzielle Interessen, sondern sie diente auch dazu, Kontrolle über einflussreiche Menschen zu erlangen.

Alle Versuche, Rebecca mithilfe meiner Hexen-Heilkunst zu helfen, waren fehlgeschlagen. Daher hatte Darragh, unser zeitweiliger Verbündeter, der nach dem Tod des Grauen Mannes zum Oberhaupt des Morrigan-Clans aufgestiegen war, uns an den Professor empfohlen. Um die Untersuchungsergebnisse der Vampirin vor dem menschlichen Personal geheimzuhalten, hatte dieser uns einen Termin außerhalb der normalen Sprechzeiten gewährt.

Endlich ging die Tür auf. Herein trat ein kleiner, dicker Mann im weißen Arztkittel. Kurzes graues Haar umkränzte sein Haupt, Oberlippe und Kinn zierte ein Bärtchen, auf der Nase saß eine rahmenlose Brille.

»Guten Tag, bitte entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten.«

Wir erhoben uns, und Professor Connor gab Rebecca die Hand. »Sie müssen die Patientin sein.«

»Rebecca Manderley«, stellte sie sich vor.

»Coco Zamis, Krankenschwester auf Zeit«, sagte ich. Er reichte auch mir die Hand. Ich spürte nur eine geringe dämonische Ausstrahlung an ihm. Sie war so schwach, dass ich hätte raten müssen, welche Art von Dämon er war. Aber er war sicher ein hervorragender Arzt, sonst hätten die oberen Zehntausend von New York ihn nicht an ihr Gehirn gelassen.

Wir folgten ihm in sein Büro. Er wies uns bequeme Besucherstühle an und ließ sich selbst hinter dem Schreibtisch nieder, dessen Arbeitsfläche genug Platz bot, um darauf die Präsidentenlimousine zu parken. Die Einrichtung des Büros war ganz auf den Effekt abgestimmt. Alles wirkte leicht überdimensioniert, als Zeichen der Macht. Verglaste Bücherschränke aus dunklem Mahagoni voller ledergebundener Bände erweckten den Eindruck von Gelehrsamkeit. Die Kunstwerke an den Wänden waren modern, aber gefällig und unpersönlich. Es gab gerade genügend anatomische Modelle und Tafeln, um den Eindruck von Fachkenntnis zu erwecken und doch empfindliche Besucher nicht zu grausen. Den Anschluss an die Neuzeit vermittelte die Schreibtischausstattung mit modernster Computer- und Kommunikationstechnik.

Professor Connor legte die Hände ineinander. »Wie kann ich Ihnen helfen, Mrs. Manderley?«

»Ich …« Rebecca sah mich Hilfe suchend an.

Also übernahm ich das Reden.

»Begonnen hat es mit starken Kopfschmerzen … Das ist jetzt etwa zwei Wochen her. Dann …«

»Es ist, als würde ich ein Kopfei ausbilden«, ergänzte Rebecca leise, »das wächst und wächst und mir irgendwann die Schädeldecke sprengt.«

Ich fuhr fort: »Dann kamen Albträume hinzu und eine Geräuschempfindlichkeit gegen bestimmte Musikinstrumente. Der Ton einer Trompete oder eines Saxofons verursacht meiner Freundin furchtbare Qual.«

»Früher mochte ich den Klang solcher Instrumente«, flüsterte Rebecca. »Aber jetzt ist es, als würde mir flüssiges Metall ins Ohr geschüttet und zerfräße mir das Gehirn.«

»Sie schläft nicht mehr, isst nicht mehr. Sie wird immer schwächer.«

Der Professor nickte verstehend. »Wie steht es mit der Koordination? Haben Sie Bewegungsstörungen?«

Rebecca schüttelte den Kopf.

»Sehstörungen?«

»Nicht dass ich wüsste.«

»Olfaktorische Halluzinationen?«

»Wie bitte?«

»Ich meine: Nehmen Sie sonderbare Gerüche wahr? Gerüche, die eigentlich nicht da sind?«

Rebecca sah mich an. Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie.

Connor erhob sich, kam um den Schreibtisch herum und bezog vor Rebecca Aufstellung. Er zückte eine Diagnostiklampe, die zwischen den Kugelschreibern an der Brusttasche seines Kittels klemmte. Nacheinander leuchtete er in beide Pupillen. Er führte einige Koordinationstests durch, wie man sie auch bei Verdacht auf Trunkenheit macht, und prüfte die Kraft der einzelnen Muskelgruppen.

Anschließend geleitete er uns in die radiologische Abteilung, um ein Magnetresonanztomogramm anzufertigen. Rebecca musste sich auf der fahrbaren Liege des Tomographen ausstrecken. Connor legte Rebecca einen intravenösen Zugang. »Für das Kontrastmittel«, sagte er. »Manche Sterbliche sind allergisch dagegen. Wie es auf Vampire wirkt, weiß ich nicht. Es wird einen Vampir nicht umbringen, aber zur Sicherheit spritze ich Ihnen zunächst eine geringe Testdosis.«

Eine halbe Stunde verstrich. Da keine Nebenwirkungen auftraten, ließ Connor die Patientin auf der Liege in die enge MRT-Röhre gleiten.

Eine Sekunde lang hatte ich die Vision, meine Freundin würde ins Leichenkühlfach geschoben. Ich schüttelte die Vorstellung ab. Zum Glück litt Rebecca, wenn sie auch keine Sargschläferin war, nicht unter Klaustrophobie.

Ich hatte Connor nicht alles über Rebeccas Symptome erzählt. Verschwiegen hatte ich ihm, dass Rebeccas ›Albträume‹ in manchem den Vergangenheitsvisionen glichen, die ich selbst von Asabi, der Voodooienne in Diensten der älteren Vanderbuilds gehabt hatte. Sie waren wie Erinnerungsblitze aus dem Leben Asabis. Andere Traumfetzen schienen aus Asabis späterem Leben zu stammen, nachdem sie zu Mama Wédo geworden war. Mama Wédo hatte vorübergehend mit Rebecca den Körper getauscht gehabt. Beim Rücktausch war Mama Wédo gestorben. Aber Rebecca und ich glaubten, dass irgendetwas von der alten Voodoo-Zauberin zurückgeblieben war in Rebecca … in ihrem Schädel.

Aber das brauchte Professor Connor nicht zu wissen. Wir waren nur an seiner schulmedizinischen Meinung interessiert.

Nach einer Stunde saßen wir wieder zu dritt im Chefarztbüro.

Connor drehte den Bildschirm mit den MRT-Aufnahmen, sodass Rebecca und ich sie ebenfalls vor Augen hatten. Es waren Querschnitte ihres Gehirns, von ›unten‹ gesehen, wie Connor uns informierte. Für mich sahen die fast spiegelbildlichen Hirnhälften aus wie schwarz-graue Rorschachbilder. Mittendrin breitete sich eine erschreckend große »Raumforderung« aus, wie Connor es nannte. Für mein Laienauge wirkte sie wie ein annähernd rundes, unscharf abgegrenztes Nebelfeld.

Ich hörte, wie Rebecca scharf die Luft einsog.

»Was ist das?«, fragte ich.

»Ich weiß es nicht«, bekannte Connor. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Man würde es für ein Artefakt, eine Fehldarstellung, halten, aber das habe ich bereits ausgeschlossen. Offenbar handelt es sich um etwas, das das MRT nicht darstellen kann. Um etwas Unbekanntes.«

Hinter den Brillengläsern strahlten die Augen des Professors. Ich las Entsetzen in seinem Blick. Aber noch mehr Faszination.

»Ist es ein Tumor?«, fragte Rebecca.

»Von der Lage her könnte es ein Tumor sein«, erklärte Connor. »Es würde zu den Symptomen passen, die Sie geschildert haben. Aber ich habe noch nie einen Tumor gesehen, der so aussieht. Außerdem ist das … Ding zu groß, für einen Tumor ist es riesig. Ein Sterblicher mit einem solchen Tumor wäre auf die vegetativen Nervenfunktionen beschränkt oder tot. Er würde nicht vor mir sitzen und mit mir sprechen.«

»Ist es therapierbar?«, fragte ich.

»Das kann ich nicht sagen, solange ich nicht weiß, was es ist. Wir müssten eine Gewebeprobe entnehmen. Oder besser noch, gleich den Schädel öffnen und hineinsehen.«

Gierig, wie er Rebecca abschätzte, nahm er in Gedanken bereits die Knochensäge zur Hand.

Ich erhob mich. »Vielen Dank, Herr Professor Connor, für Ihre Hilfe. Wir werden uns darüber beraten.« Ich fasste Rebecca am Arm, und wir traten die Flucht aus der Klinik an.

Auf dem Bürgersteig musste ich langsam gehen, damit Rebecca mit mir Schritt halten konnte. Sie sagte: »Mit dem Ding im Gehirn kann ich unmöglich nach Kalifornien reisen.«

Das war unser Plan gewesen. Rebecca hatte in Erfahrung gebracht, dass sie nicht der letzte Vampir ihrer Sippe war, wie sie ein Leben lang geglaubt hatte. Eine direkte Tante von ihr lebte an der Westküste, im Sonnenstaat Kalifornien. Rebecca hatte der Tante einen Besuch angekündigt, mit mir als Reisegefährtin. Wir hatten vorgehabt, in New York einen offenen Sportwagen zu mieten und einen mehrwöchigen Roadtrip durch die USA nach Blackwater Bay zu unternehmen, dem Wohnort Tante Elviras.

»Ich möchte nach New Orleans«, hörte ich Rebecca sagen. »Immerhin liegt das in Louisiana, also auf dem Weg nach Kalifornien.«

»Nach New Orleans?«, wunderte ich mich. »Du hast eine Allergie gegen Blasinstrumente … und dann willst du ausgerechnet nach New Orleans?«

Sie nickte nachdrücklich. »Du hast gehört, was Connor gesagt hat. Er kann mir nicht helfen. Ich habe kein medizinisches Problem. Ich habe ein Voodoo-Problem. Nur Voodoo kann mir helfen.«

Darin waren sie und ich einer Meinung. Aber warum musste es New Orleans sein? »Voodoo wird auch hier in New York...



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