Sienkiewicz | Mit Feuer und Schwert  Zweiter Band | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 338 Seiten

Reihe: Classics To Go

Sienkiewicz Mit Feuer und Schwert Zweiter Band


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98744-550-7
Verlag: OTB eBook publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 338 Seiten

Reihe: Classics To Go

ISBN: 978-3-98744-550-7
Verlag: OTB eBook publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Handlung des Historienepos spielt in den Jahren 1648 bis 1651 und thematisiert die Rebellion der Kosaken unter Hetman Bohdan Chmielnicki in der Ukraine, welche damals unter polnischer Herrschaft stand. Der Roman wurde im Jahr 1884 in Warschau veröffentlicht.

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Drittes Buch
1. Kapitel
In einer hellen Nacht bewegte sich am rechten Ufer der Waladynka in der Richtung nach dem Dniestr zu ein Reitertrupp. Die Reiter ritten sehr langsam, fast Schritt für Schritt, vorwärts. An der Spitze, ein Stück den anderen voraus, ritten zweie gleichsam als Vorhut, aber sie hatten augenscheinlich keine Ursache, wachsam zu sein, denn, anstatt die Gegend im Auge zu behalten, unterhielten sie sich die ganze Zeit über miteinander; indem sie alle Augenblicke die Pferde anhielten, sahen sie zurück nach dem Reste des Zuges, und dann sagte immer einer von ihnen: »Langsam dort! Langsam!« Und dann bewegte sich der Zug noch langsamer, er schob sich kaum vorwärts. Endlich, als er hinter einem Hügel vorgekommen war, welcher ihn in seinen Schatten gehüllt hatte, kam der Zug auf einen Platz, welchen das Mondlicht hell übergoß, und nun konnte man verstehen, warum er sich so langsam fortbewegte. In der Mitte der Karawane trugen zwei nebeneinandergehende Pferde eine an ihre Sättel befestigte Sänfte, in welcher eine Gestalt lag. Die Silberstrahlen des Mondes beleuchteten ihr blasses Gesicht mit den geschlossenen Augen. Hinter der Sänfte ritten zehn Bewaffnete. An den fähnchenlosen Spießen konnte man Kosaken erkennen. Einige führten Saumpferde, andere ritten lose, aber so wenig die beiden voraus Reitenden die Gegend zu beachten schienen, so unruhig und furchtsam blickten jene nach allen Seiten hin. Und dennoch schien die Gegend eine völlige Einöde zu sein. Die Stille wurde nur durch den Hufschlag der Pferde und den Ruf des einen der vorderen Reiter unterbrochen, welcher von Zeit zu Zeit die Warnung wiederholte: »Langsam! Vorsichtig!« Schließlich wandte er sich an seinen Begleiter: »Ist es noch weit, Horpyna?« fragte er. Der Begleiter, welchen er Horpyna nannte, und welcher ein riesenhaftes, als Kosak verkleidetes Mädchen war, sah nach dem bestirnten Himmel und antwortete: »Nicht mehr weit. Vor Mitternacht sind wir dort. Wir passieren jetzt den Grenzpaß, dann die tatarische Ebene, und dahinter sind wir gleich in der Teufelsschlucht. O! Es wäre gefährlich, sie zwischen Mitternacht und dem ersten Hahnenschrei zu passieren; ich darf es, aber für Euch wäre es schlimm.« Der erste Reiter zuckte die Achseln. »Ich weiß,« sagte er, »daß der Teufel mit dir verbrüdert ist, aber es gibt Mittel gegen seine Macht.« »Teufel oder nicht Teufel, Mittel gibt es nicht,« entgegnete Horpyna. »Wenn du, Falke, in der ganzen Welt ein Versteck für deine Prinzeß suchtest, ein besseres würdest du nicht finden. Hier hindurch kommt nach Mitternacht niemand, außer mit mir, und die Teufelsschlucht hat noch kein Menschenfuß betreten. Will jemand sich wahrsagen lassen, so bleibt er vor der Schlucht stehen und wartet, bis ich herauskomme. Fürchte nichts. Dahin kommen weder Lechen noch Tataren oder sonst wer, niemand findet sie. Die Teufelsschlucht ist gruselig, du wirst es sehen.« »Mag sie so gruselig sein, als sie will; ich sage dir, ich komme, so oft ich die Lust verspüre.« »Wenn du nur am Tage kommst,« entgegnete die Horpyna. »Ich werde kommen, wann es mir gefällt. Und stünde der Teufel selbst quer vor der Schlucht, so fasse ich ihn an den Hörnern.« »Ei, Bohun! Bohun!« »Ei, Donzowna, Donzowna, sorge du dich nicht um mich. Ob mich der Teufel holt oder nicht, dein Werk wäre das nicht, aber das sage ich dir: wirtschafte du mit deinen Teufeln, soviel du willst, wenn nur der Prinzeß kein Leid geschieht, denn passiert ihr etwas, so ist kein Teufel und kein Gespenst imstande, dich meinen Händen zu entreißen.« Die Unterhaltung brach ab, man hörte nur den Hufschlag auf den Steinen und gewisse Laute, welche von der Flußseite herkamen und dem Zirpen der Grillen ähnlich waren. Bohun schenkte diesen Lauten, welche doch mitten in der Nacht auffallen mußten, keine Aufmerksamkeit, er wandte das Gesicht dem Monde zu und versank in tiefes Nachdenken. »Horpyna!« sagte er nach einer Weile. »Was willst du?« »Du Zauberin, du mußt doch wissen, ob es wahr ist, daß es ein Kraut gibt, welches zuwege bringt, daß derjenige, der davon trinkt, lieben muß? Liebeskraut, oder wie es sonst heißt?« »Liebeskraut. Aber deinem Elend hilft auch kein Liebeskraut ab; doch ich kenne ein anderes Kraut, das in der Erde wächst. Wer davon trinkt, liegt zwei Tage und zwei Nächte wie ein Klotz und weiß nicht, was mit ihm geschieht. Ich werde ihr von diesem Kraute geben, – und dann ...« Der Kosak richtete sich im Sattel auf, er sah mit seinen in der Dunkelheit funkelnden Augen die Hexe durchdringend an. »Nein! Nein! Als wir Bar genommen hatten, war ich der erste, welcher ins Kloster drang, um sie vor den Trunkenbolden zu schützen, und jedem den Schädel einzuschlagen, der es wagen sollte, sie zu berühren, und sie stieß sich das Messer in die Brust – jetzt liegt sie bewußtlos da. Würde ich sie nur mit der Hand berühren, so würde sie sich erstechen oder in den Fluß springen – ich Unglückseliger könnte es nicht verhüten!« »Du bist in deiner Seele ein Leche, kein Kosak, wenn du das Mädchen nicht nach Kosakenart zwingen willst.« »O, wäre ich ein Leche! Wäre ich einer!« rief Bohun, »wäre ich ein Leche!« Und er griff mit beiden Händen nach seinem Kopfe, denn wilder Schmerz erfaßte ihn. »Sie muß dich bezaubert haben, diese Lechin,« brummte die Horpyna. »Sie muß es wohl,« entgegnete er wehmütig. »O, daß mich doch die erste Kugel träfe, daß ich das elende Leben auf dem Pfahle endete ... ich begehre nur eine auf Erden, und diese eine will mich nicht!« »Narr!« rief Horpyna zornig, »du hast sie ja!« »Halte dein Maul!« antwortete der Kosak wütend. »Und wenn sie sich tötet, was dann?« »Dann würde ich dich zerreißen, mich zerreißen, mir den Kopf an Steinen zerschmettern und die Menschen beißen, wie ein Hund. Ich würde mein Seelenheil, meine Kosakenehre für sie hingeben und fliehen bis Jahorlik und weiter fort bis ans Ende der Welt, wenn es nur mit ihr wäre, wenn ich mit ihr leben, bei ihr sterben könnte.« »Es wird ihr nichts geschehen, sie wird nicht sterben.« »Wenn sie stürbe, so würde ich dich an der Tür festnageln.« »Du hast gar keine Macht über sie,« sprach die Horpyna. »Ich habe keine, gar keine. Ich wollte, daß sie mich mit dem Messer niederstäche, mich tötete, mir wäre wohler.« »Die alberne Lechin. Wenn sie sich dir doch freiwillig hingeben wollte. Findet sie denn einen Besseren als dich?« »Wenn du das zuwege bringst, schicke ich dir einen Topf voll Dukaten und Perlen. Wir haben in Bar und schon vorher gute Beute gemacht.« »Du bist reich, wie Fürst Jeremias – und ruhmbedeckt. Man sagt, daß selbst Krschywonos dich fürchtet.« Der Kosak wehrte mit der Hand ab. »Was nutzt mir das alles, wenn das Herz schmerzt ...« Und wieder trat Stillschweigen ein. Das Flußufer wurde immer wilder, öder. Das blasse Mondlicht gab den Bäumen und Felsen phantastische Gestalten. Endlich sprach Horpyna: »Hier ist das Teufelsfeld. Wir müssen zusammenreiten.« »Warum?« »Es ist nicht geheuer hier.« Sie hielten die Pferde an, und nach einer Weile vereinte sich der zurückgebliebene Zug mit ihnen. Bohun erhob sich in den Steigbügeln und blickte in die Sänfte. »Schläft sie?« fragte er. »Sie schläft, süß wie ein Kind,« antwortete der alte Kosak. »Ich habe ihr einen Schlaftrunk gegeben,« entgegnete die Seherin. »Langsam, vorsichtig,« sagte Bohun, mit den Augen die Schlafende fast verschlingend, »damit ihr sie nicht aufweckt. Der Mond schaut meinem Herzchen gerade ins Angesicht.« »Still, weckt sie nicht,« flüsterte einer der Kosaken. Und der Zug ging weiter. In kurzem waren sie an dem Teufelsfelde. Es war dies eine Erhöhung, niedrig und kahl, dicht am Flusse gelegen, wie eine auf der Erde liegende runde Scheibe. Der Mond übergoß sie ganz mit seinem Lichte und beleuchtete die über die ganze Fläche umher verstreuten weißen Steine. Die ganze Erhöhung sah aus wie ein einziger, großer Trümmerhaufen. Möglicherweise hatte einst, vor langen Zeiten, zur Zeit der Jagiellonen, hier menschliches Leben gekeimt, jetzt war jene Erhöhung und die ganze Gegend bis nach Barkow hin eine stille Wüste, in welcher nur wilde Tiere hausten, und nachts trieben verdammte Seelen da ihr Unwesen. So war der Zug kaum bis zur Hälfte der Höhe hinaufgeklommen, da verwandelte sich der bisherige leichte Wind in einen förmlichen Sturm, welcher die Anhöhe mit einem eigentümlichen melancholischen und unheilverkündenden Pfeifen umtoste, und es kam den Kriegsknechten vor, als ob zwischen jenen Trümmern hervor schwere, wie aus gepreßter Brust hervordringende Seufzer, Stöhnen, dann wieder Lachen und Weinen und Kinderstimmen tönten. Der ganze Hügel wurde lebendig und begann in verschiedenen Stimmen laut zu werden. Hinter den Steinen schienen hohe, dunkle Gestalten hervorzusehen, sonderbare Schatten schlüpften still zwischen den Kieseln umher, im Halbdunkel blitzten aus der Ferne eigentümliche Lichtchen, ähnlich dem Leuchten der Wolfsaugen; endlich war vom niederen Ende des Hügels her, zwischen den dichteren Haufen und Trümmern, ein wie aus der Tiefe kommendes Geheul zu hören, das von ähnlichen Tönen begleitet wurde. »Sind das Vampire?« flüsterte ein junger Kosak dem alten Anführer...



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