Sienkiewicz | Die Kreuzritter. Band III | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3

Reihe: Die Kreuzritter-Tetralogie

Sienkiewicz Die Kreuzritter. Band III

Die Folter. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt
Neue und überarbeitete Ausgabe der ursprünglichen Übersetzung
ISBN: 978-3-96130-260-4
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Folter. Historischer Roman in vier Bänden mit Illustrationen von F. Schwormstädt

E-Book, Deutsch, Band 3

Reihe: Die Kreuzritter-Tetralogie

ISBN: 978-3-96130-260-4
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
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Kampf, Raub, Vergewaltigung: »Die Kreuzritter« spielt im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert im wilden Osten Europas. Polnische und litauische Krieger befinden sich im Konflikt mit den Kreuzrittern des Deutschen Ordens, die ihre Machtansprüche immer mehr ausweiten. Die missionarische Predigt des Kreuzes dient ihnen als willkommener Vorwand, um ihre Raublust und Mordgier zu befriedigen. Die Auseinandersetzungen eskalieren. Der Hass und die Feindschaft zwischen den Lagern sind unüberbrückbar. In der Schlacht bei Grunwald soll sich schließlich alles entscheiden... Inmitten der Kriegswirren versucht ein junger polnischer Ritter, unterstützt von seinem Onkel, einem erfahrenen Recken, die Liebe seines Lebens aus den Händen der verhassten Kreuzritter zu befreien. Doch diese sind grausam und erbarmungslos. Es ist eine große, heroische Geschichte von edlen, tugendhaften Rittern im Kampf gegen skrupellose und unehrenhafte Feinde - und nicht zuletzt eine Geschichte von Tapferkeit aus Liebe, dramatischen Schicksalsschlägen und folgenschweren Entscheidungen. Henryk Sienkiewicz ist einer der großen Erzähler der Belletristik. Für sein »Quo Vadis« erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Mit »Die Kreuzritter« ist ihm ein weiteres monumentales Meisterwerk gelungen. Der Historische Roman umfasst über 1000 Seiten und liegt hier in einer überarbeiteten Neuauflage als Tetralogie vor. Dieses ist der dritte von vier illustrierten Bänden. Der Umfang des dritten Bandes entspricht ca. 320 Buchseiten.

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I.
  Im Vorhofe der Burg angelangt, wußte Jurand anfangs nicht, wohin er sich wenden solle, da der Kriegsknecht, welcher ihn durch das Tor geführt hatte, ihn dann verließ und sich den Stallungen zuwandte. Allüberall auf den Zinnen standen Söldner, da und dort befand sich ein einzelner, an andern Stellen waren mehrere beisammen, allein ihre Mienen waren so frech, ihre Blicke so höhnisch, dass der Ritter sich sagen musste, sie würden ihm den Weg nicht zeigen, und wenn sie seine Fragen überhaupt beantworteten, dies nur auf grobe und verächtliche Weise tun. Manche lachten, indem sie mit den Fingern auf ihn zeigten, von andern ward er mit Schnee beworfen, gerade wie am Tage zuvor. Er aber, der jetzt eine Türe gewahrte, die höher und breiter war als alle andern und über der ein Christusbild aus Stein angebracht war, schritt darauf zu, weil er dachte, wenn der Komtur und die Ältesten sich in einem anderen Teile der Burg befänden, müsse ihn doch jemand über seinen Irrtum aufklären und auf den richtigen Weg weisen. Und so geschah es auch. Im Augenblick, da Jurand sich jener Türe näherte, öffneten sich plötzlich die beiden Türflügel, und ein Jüngling trat hervor, dessen Haupt wie das eines Klerikers geschoren war, der aber weltliche Kleidung trug. »Seid Ihr Jurand, der Herr aus Spychow?« fragte er. »Ich bin es!« »Der Komtur befahl mir, Euch zu geleiten. Folget mir!« Und er führte ihn durch den gewölbten Gang der Treppe zu. An den Stufen blieb er indessen stehen und Jurand mit dem Blicke messend, fragte er: »Ihr tragt doch keine Waffen bei Euch? Man befahl mir, Euch zu durchsuchen.« Da richtete sich Jurand hoch auf, so dass der Jüngling seine kraftvolle Gestalt so recht ins Auge fassen konnte, und entgegnete: »Gestern habe ich alle ausgeliefert.« Jetzt dämpfte der Führer die Stimme und sagte beinahe im Flüstertone: »Dann hütet Euch, Euerem Zorn die Zügel schießen zu lassen, denn einer mächtig waltenden Hand seid Ihr anheim gegeben!« »Aber durch den Willen Gottes!« antwortete Jurand. Bei diesen Worten betrachtete er seinen Führer aufmerksam, und da er in dessen Antlitz etwas wie Mitgefühl wahrnahm, fügte er hinzu: »Offenheit und Redlichkeit schauen Dir aus den Augen, o Jüngling! Willst Du mir daher aufrichtig das beantworten, was ich Dich frage?« »Sprecht schnell!« sagte der Führer. »Werden sie nun, da ich gekommen bin, mein Kind freigeben?« Der Jüngling zog verwundert die Brauen zusammen. »Euer Kind ist es also, das sich hier befindet?« »Meine Tochter.« »Die Jungfrau in dem Turme am Tore?« »Ja! Sie versprachen, das Kind zurückzuschicken, wenn ich mich selbst stelle.« Der Führer machte eine Bewegung mit der Hand, zum Zeichen, dass er nichts wisse, aber sein Gesicht drückte Besorgnis und Zweifel aus. Und Jurand fragte weiter: »Es ist doch wahr, dass sie unter dem Schutze von Szomberg und Markwardt steht?« »Die beiden befinden sich gar nicht in der Burg. Bringt die Jungfrau fort, Herr, ehe der Starost Danveld wieder gesundet.« Als Jurand dies vernahm, begann er zu zittern, aber er hatte keine Zeit, noch mehr zu fragen, da sie nun in den oberen Stock und zu dem Saal gelangt waren, wo Jurand vor das Antlitz des Starosten von Szczytno treten sollte. Der Jüngling öffnete die Türe und zog sich dann sofort wieder zurück. Der Gebieter von Spychow überschritt die Schwelle und befand sich in einer ungewöhnlich großen, aber düsteren Kemenate, da die in Blei gefaßten Fensterscheiben nur wenig Licht zuließen, der Tag aber trübe und winterlich war. Am äußersten Ende des Saales brannte zwar ein Feuer in dem großen Kamine, allein die feuchten Holzscheite leuchteten kaum. Erst nach einer gewissen Zeit, als Jurand sich an das Halbdunkel gewöhnt hatte, gewahrte er im Hintergrund einen Tisch, woran einige Ritter saßen, und hinter diesen eine ganze Schar bewaffneter Knappen, sowie bewaffneter Knechte, unter denen sich der Hofnarr befand, der einen zahmen Bären an der Kette hielt. Schon in früherer Zeit war Jurand mit Danveld zusammengetroffen, dann hatte er ihn zweimal am Hofe des Fürsten von Masovien als Gesandten gesehen, seitdem waren einige Jahre verflossen. Trotz des Halbdunkels erkannte er ihn daher sofort wieder an den Umrissen seiner feisten Gestalt und seines Gesichtes, sowie auch daran, dass er in der Mitte auf einem Armstuhl saß und die geschiente Hand auf die Lehne stützte. An seiner rechten Seite saß der alte Zygfryd de Löwe aus Insburk, der unversöhnliche Feind Jurands und des polnischen Stammes überhaupt, an seiner linken die jüngeren Brüder Godfryd und Rotgier. Danveld hatte sie absichtlich herbeschieden, damit sie seinen Triumph über diesen furchtbaren Widersacher mitansehen konnten. So saßen sie denn gemächlich da, in weiche, dunkle Tuchgewänder gekleidet, mit leichten Schwertern an der Seite, froh erregt und voll Selbstbewußtsein. Lange Zeit herrschte tiefes Schweigen, denn sie wollten sich weiden an dem Anblick des Mannes, den sie früher geradezu gefürchtet hatten, und der jetzt tief gebeugt vor ihnen stand, der jetzt in einen härenen Sack gehüllt war und um den Hals einen Strick trug, an dem die Scheide eines Schwertes hing. Offenbar wünschten sie auch, dass eine große Anzahl von Leuten seine Demütigung mitansehe, denn durch die in die andern Stuben führenden Seitentüren konnte eintreten, wer Lust hatte, und bald war der Saal fast zur Hälfte mit Bewaffneten angefüllt. Alle schauten mit unendlicher Neugierde auf Jurand, sprachen laut und machten Bemerkungen über ihn. Er aber faßte wieder Mut bei ihrem Anblick, denn er sagte sich, wenn Danveld nicht halten wollte, was er versprach, so hätte er nicht so viele Zeugen geladen. Da gebot Danveld durch eine Handbewegung Schweigen und gab einem der Knappen ein Zeichen, worauf dieser sich Jurand näherte und den Strick an dessen Hals erfassend, ihn um einige Schritte näher zu dem Tische heranzog. Jetzt nahm Danveld das Wort und sagte zu dem Gefangenen: »Du hast Dich mit dem Orden herumgebissen wie ein wütender Hund, deshalb fügte es Gott, dass Du wie ein Hund mit einem Strick um den Hals vor uns stehst und unserer Gnade, unserem Erbarmen anheim gegeben bist.« »Vergleiche mich nicht mit einem Hunde, Komtur,« entgegnete Jurand, »denn damit nimmst Du auch all denen die Ehre, welche mit mir kämpften und durch meine Hand fielen.« Auf diese Worte hin erhob sich ein Gemurmel unter den bewaffneten Mannen, doch wäre es schwer zu sagen gewesen, ob sie über diese kühne Antwort erzürnt oder von ihrer Richtigkeit betroffen waren. Aber eine derartige Wendung des Gespräches behagte dem Komtur nicht und er sagte: »Seht, sogar hier besudelt er uns voll Hochmut und voll Hoffart mit seinem Geifer.« Und Jurand hob die Hände empor wie ein Mensch, welcher den Himmel zum Zeugen anruft, und entgegnete, das Haupt schüttelnd: »Gott weiß, dass meine Hoffart mich verließ, als ich den Fuß in diese Burg setzte. Gott weiß aber auch und wird darüber richten, ob Ihr Euch nicht selbst beschimpft und in mir den ganzen Ritterstand, indem Ihr mich beschimpft. Denn die Ritterehre ist das, was jeder Gegürtete hochhalten sollte.« Danveld runzelte die Stirne, aber in diesem Augenblick bewegte der Narr die Kette, woran er den Bären festhielt, so dass sie laut klirrte, und rief aus: »Eine Strafpredigt! Eine Strafpredigt! Ein Prediger aus Masovien ist zu uns hierher gekommen! Hört! Eine Strafpredigt! ...« Dann wendete er sich zu Danveld: »Herr,« sagte er, »als Graf Rosenheim durch den Glöckner wegen der Predigt allzu früh erweckt ward, befahl er ihm, die Schnur des Glockenturmes von einem Knoten zum andern aufzuessen. Dieser Prediger hat ein Seil um den Hals, befiehl ihm, es aufzuessen, bevor die Predigt zu Ende ist.« Während er so sprach, blickte er indessen mit einer gewissen Unruhe auf den Komtur, weil er nicht sicher war, ob jener lachen oder ihn wegen der unzeitigen Bemerkung auspeitschen lassen werde. Als er jedoch sah, dass Danveld über seine Scherze durchaus nicht ungehalten war, wurde er kühn und schrie: »Hole den Striegel und kämme den Bären, dann mag er Dir als Gegendienst die Haarzotteln kämmen!« Daraufhin ließ sich da und dort Gelächter vernehmen, und aus den Umherstehenden rief jemand: »Im Sommer wirst Du das Rohr am See schneiden!« »Und mit Aas Krebse fangen,« rief ein anderer. Ein dritter aber fügte hinzu: »Und jetzt fange an, die Krähen von dem Galgen zu verscheuchen. An Arbeit soll es Dir hier nicht mangeln.« So verhöhnten sie Jurand, der ihnen einst so furchtbar erschienen war. Allmählich überkam eine gewisse Fröhlichkeit die ganze Versammlung. Manche traten hinter dem Tisch hervor, näherten sich dem Gefangenen, um ihn genau zu betrachten, und sagten: »Dies ist also der wilde Eber, dem unser Komtur die Hauzähne ausschlug. Er hat gewiß Schaum vor dem Maule, gar gerne würde er beißen, aber er kann nicht!« Danveld und die andern Ritter, welche anfangs dieser Vernehmung des Gefangenen den Anschein einer feierlichen Gerichtssitzung hatten geben wollen und nun sahen, dass die Sache eine andere Wendung nahm, erhoben sich alle von den Bänken und gesellten sich zu denen, welche bei Jurand standen. Der alte Zygfryd aus Insburk sah dies ungern, doch der Komtur sprach zu ihm: »Runzelt die Stirne nicht, es wird noch größere Lustbarkeit geben!« Und auch sie begannen Jurand zu betrachten, da sich eine solche Gelegenheit selten bot, denn war einer der Ritter oder Knechte ihm zuvor so nahe gekommen, so schlossen sich meist dann seine Augen...



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