E-Book, Deutsch, Band 8, 383 Seiten
Reihe: Inspektor Takeda ermittelt
Siebold Inspektor Takeda und der tödliche Ruhm
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8412-3779-8
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kriminalroman
E-Book, Deutsch, Band 8, 383 Seiten
Reihe: Inspektor Takeda ermittelt
ISBN: 978-3-8412-3779-8
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der verschwundene Koch und die Sushi-Mafia.
Hiroyuki End? galt in Tokio als Meister der Sushi-Köche. Doch dann verließ er Japan heimlich, um in Hamburg als Hilfskoch unterzutauchen. Nun ist er verschwunden - und Inspektor Takeda soll ihn finden. Tatsächlich wird bald eine Leiche entdeckt: TV-Koch Tom Trautmann, für den Hiroyuki gearbeitet hat. Könnte Hiroyuki seinen Chef getötet haben? Bald jedoch tun sich neue Spuren auf: Anscheinend hatte Trautmann mit Kokain und anderen Drogen zu tun ...
Henrik Siebold ist Journalist und Buchautor. Er hat unter anderem für eine japanische Tageszeitung gearbeitet sowie mehrere Jahre in Tokio verbracht. Er lebt in Hamburg und unternimmt oft ausgedehnte Reisen nach Japan. Alle seine Bücher liegen auch in Audiofassungen vor. Alle lieferbaren Titel des Autors sehen Sie unter www.aufbau-verlage.de.
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1.
Jazz war Medizin, und an diesem Abend begab Inspektor Takeda sich in die Hände des großen Heilers Miles Davis.
Die melancholischen Klänge des amerikanischen Trompeters drangen aus der Soundanlage seines Dienstwagens. Sie legten sich wie Balsam auf Takedas aufgewühlte Seele und halfen ihm, seine unruhigen Gedanken zu besänftigen.
Er war auf dem Weg zu einem Hotel in der Nähe des Hamburger Flughafens, um dort mit Makiko, seiner Ex-Frau, zusammenzutreffen.
Ihr Anruf vor einer guten Stunde hatte ihn völlig überrascht. Ihre Scheidung lag inzwischen gute zwei Jahre zurück, und Takeda war fest davon ausgegangen, dass er und Makiko sich niemals wiedersehen würden. So hatten sie es bei ihrer letzten Begegnung im Frühjahr vereinbart. Es war ein kurzes Wiedersehen gewesen – und ein Abschied für immer.
Nun aber hatte überraschend das Telefon geklingelt, und Makiko hatte ihm mitgeteilt, dass sie ihn dringend treffen müsse. Sie sei sogar bereits hier in Deutschland, in Hamburg.
Takedas Überraschung war ihm wohl anzuhören gewesen, und so hatte sie ihn gescholten und erklärt, dass ihr Erscheinen nichts mit ihnen beiden zu tun hätte. Sie sei vielmehr in Begleitung einer japanischen Bekannten angereist, die Takedas Hilfe benötige. Makiko und ihre Bekannte seien erst vor Kurzem am Flughafen gelandet und würden nun in einem nahegelegenen Hotel einchecken, wo sie, wenn möglich, Ken treffen wollten. Takeda hatte zugesagt und sich auf den Weg gemacht.
Während Miles Davis seine sanften Töne spielte, näherte Takeda sich dem Hotel am Flughafen. Was erwartete ihn wohl? Was konnte Makikos Bekannte von ihm wollen, und warum war sie ausgerechnet hierher nach Hamburg gekommen?
Der Inspektor musste sich eingestehen, dass er neben seiner Verwirrung und Anspannung zugleich auch eine gehörige Portion Neugier verspürte.
Wenige Minuten später lenkte er den Wagen in die Tiefgarage des Hotels. Er stellte sich in eine der engen Parknischen und drehte den Zündschlüssel, blieb aber noch für einige Momente sitzen.
Er dachte an Claudia Harms, seine Kollegin bei der Mordkommission. In Wahrheit war sie längst viel mehr als das. Claudia war genauso seine Vertraute, seine Ex-Geliebte und seit neuestem sogar seine Mitbewohnerin in ihrer gemeinsamen Wohnung in Winterhude. Sie hatte ihm gerade etwas sagen wollen, das ihr Verhältnis und womöglich ihrer beider Zukunft betraf, als das Telefon geklingelt hatte. Takeda war bewusst, dass er Claudia in einem Zustand der Verstörung zurückgelassen hatte, als er so plötzlich aufgebrochen war, um Makiko zu treffen. Er konnte nur hoffen, die Dinge später aufklären zu können.
Takeda schaltete die Musik aus und stieg aus dem Wagen. Ein Lift brachte ihn zwei Stockwerke höher in die zweckmäßig eingerichtete Halle des Hotels. In einem hinteren Teil befand sich eine Lounge mit bequemen Sitzgruppen und abgedunkeltem Licht. Dort entdeckte er Makiko. Sie winkte ihm zu. Neben ihr saß eine weitere Japanerin, die vielleicht Ende vierzig und damit etwas älter als Takeda war. Sie war noch schmaler als Makiko. Sie wirkte angespannt, ja regelrecht verängstigt. Als Takeda an den Tisch trat, erhob sie sich, nannte mit kaum hörbarer Stimme ihren Namen und verneigte sich tief. »Inspektor, ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass Sie sich bereit erklären, mir zu helfen. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
Takeda konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Mit milder Stimme sagte er: »Ich bitte Sie, es ist selbstverständlich. Aber erst einmal muss ich hören, worum es überhaupt geht.«
Während er sprach, warf er Makiko einen fragenden Blick zu. Sie nickte ihm zu und gab ihm wortlos zu verstehen, dass eine Erklärung sehr bald folgen würde.
Takeda nahm Platz und bestellte Kaffee. Die beiden Frauen wählten kalte, alkoholfreie Getränke. Während sie auf die Bestellung warteten, wechselte er einige höfliche Floskeln mit Makiko, erkundigte sich nach ihrem Befinden und nach dem Flug.
Nachdem die Getränke am Tisch waren, nahm Takeda einen Schluck von dem starken, schwarzen Kaffee. Dann wandte er sich an Makikos Begleiterin und sagte: »Bitte, klären Sie mich auf. Worum handelt es sich und in welcher Form kann ich behilflich sein?«
In der folgenden Viertelstunde erfuhr Takeda die Geschichte von Hiroyuki Endo, jenem berühmten Sushi-Koch, der vier Jahre zuvor so plötzlich und unerwartet verschwunden war. Der Inspektor war durchaus vertraut mit den Ereignissen, hatten sie doch über Wochen die Schlagzeilen in seiner Heimat beherrscht. Es geschah schließlich nicht jeden Tag, dass eine derart prominente und sogar international respektierte Persönlichkeit sich einfach in Luft auflöste.
Peinlicherweise dauerte es eine Weile, bis Takeda klar wurde, dass Makikos Bekannte niemand anderes war als Akane Endo, die Ehefrau des untergetauchten Spitzenkochs. Dabei hatte sie doch eingangs ihren Namen genannt. Sie und Makiko besuchten gemeinsam eine Teeschule in Tokio und kannten sich flüchtig. Akane war daher im Bilde darüber, dass er, Makikos geschiedener Ehemann, Polizist war und zurzeit in Deutschland Dienst tat.
Nachdem Takeda eine Weile still zugehört hatte, stellte er eine Reihe von Fragen, darunter auch die naheliegendste, die ihn von Beginn an beschäftigte: »Die Tatsache, dass Sie nun hier in Deutschland sind, Frau Endo … soll es etwa bedeuten, dass Ihr Ehemann sich hier in diesem Land aufhält? Haben Sie endlich eine Spur von ihm gefunden?«
Akane Endo senkte schüchtern den Kopf und erklärte mit gehauchter Stimme: »So ist es. Mein Mann hat sich vor einigen Tagen überraschend bei mir gemeldet. Er hat angerufen. Es war das erste Mal, dass ich von ihm gehört habe, seitdem er … gegangen ist.«
»Das ist ein gutes Zeichen, vermute ich?«
Die ohnehin verängstigt wirkende Frau schien noch weiter in sich zusammenzusinken. »Nein, wohl nicht. Unser Telefonat war sehr verstörend.«
»So? Was hat Ihr Mann gesagt?«
»Er war völlig aufgelöst und hat sogar geweint. Ich konnte ihn kaum verstehen. Immer wieder sagte er, wie leid ihm alles tue. Und dass er damals nicht freiwillig gegangen sei. Ich glaube, er hatte große Angst.«
»Wovor?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das hat er nicht gesagt. Er meinte nur, dass etwas Entsetzliches passiert sei. Nun müsse er erneut fliehen oder sich verstecken. Hiro beteuerte, dass er all das nicht gewollt habe. Aber nun sei es zu spät. Dann hat er aufgelegt.«
»Aber er hat auch gesagt, dass er hier ist, in Deutschland, richtig?«
Ein schwaches Nicken, dann folgte eine weitere gehauchte Erklärung: »Wo bist du?, habe ich ihn gefragt. Er wollte es zunächst nicht sagen. Ich habe ihn gedrängt, und dann hat er den Namen dieser Stadt genannt.«
»Hamburg.«
Wieder ein Nicken. »Er meinte, er hätte hier unter einem falschen Namen gelebt. Auch hätte er gearbeitet, in einem Lokal, in dem er seiner großen Leidenschaft nachgehen konnte, dem Zubereiten von Sushi. Ich wollte mehr wissen, wollte endlich erfahren, warum er damals verschwunden ist.«
»Er hat nichts dazu gesagt?«
Akane Endo schüttelte schwach den Kopf. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte bitterlich. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, verbeugte sie sich erneut tief und sagte mit zitternder Stimme: »Bitte, Inspektor, finden Sie meinen Mann. Ich flehe Sie an. Finden Sie ihn, denn ich bin mir sicher, dass er in großer Gefahr schwebt.«
Takeda spürte, wie zahlreiche Gefühle und auch Gedanken ihn bedrängten, wobei er immer wieder zu dem einen hervorstechenden Punkt zurückkehrte: Welch seltsame Fügung es doch war, dass der berühmte Hiroyuki Endo ausgerechnet hier nach Hamburg gekommen war, in die Stadt, in der auch er seit mehr als einem Jahr lebte und seinen Dienst als Polizist versah. War er dem berühmten Koch womöglich sogar schon einmal begegnet, ohne es zu merken? Noch wichtiger aber, was hatte es mit der seltsamen Nachricht auf sich, die Endo seiner Frau hatte zukommen lassen? Etwas Schreckliches sei geschehen, und er müsse erneut fliehen, er müsse sich verstecken. Hatte ihn eben jener Grund, aus dem er vor einigen Jahren untergetaucht war, nun eingeholt? Aber was genau war passiert? Wovor hatte der Koch, der in Japan...