Siebald | Nehmt einander an | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Reihe: Jahreslosung

Siebald Nehmt einander an


2. Auflage 2015
ISBN: 978-3-417-22728-4
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Reihe: Jahreslosung

ISBN: 978-3-417-22728-4
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Manfred Siebald, der bekannte Liedermacher, erklärt die Jahreslosung 2015, 'Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob', und zeigt Ihnen, welche Schätze darin verborgen liegen. Dabei beleuchtet er nicht nur den biblischen Zusammenhang, sondern findet auch spannende literarische Beispiele, erzählt aus seinem Leben und zeigt ganz praktisch, was dieser Vers heute bedeuten kann. Ideal als kleines Geschenk zum Weihnachtsfest oder zum Jahreswechsel!

Manfred Siebald ist seit vierzig Jahren an Wochenenden im gesamten deutschsprachigen Raum (und gelegentlich auch auf anderen Kontinenten) unterwegs und singt seine Lieder aus dem Alltag des Glaubens für den Alltag des Glaubens. Der Liedermacher, im Hauptberuf Literaturwissenschaftler an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität, begleitet sich bei seinen jährlich etwa vierzig Konzerten auf verschiedenen akustischen Gitarren. Viele der Lieder auf seinen bislang erschienenen 21 CDs haben inzwischen einen festen Platz in Liederbüchern verschiedener Konfessionen und werden in Gemeinden und Jugendgruppen gesungen.
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[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

»Wie Christus euch angenommen hat«


Was bedeutet der biblische Zusammenhang unserer Jahreslosung nun für unser gegenseitiges Annehmen? Vielleicht haben wir beim ersten Lesen in dem Satz des Apostels ein globales Programm für ein besseres menschliches Miteinander vor Augen gehabt. Und das verständlicherweise. Natürlich wäre es gut, wenn alle Menschen einander vorbehaltlos annähmen. Mit einem Schlag wäre die Welt eine andere. Natürlich wäre es gut, wenn Gemüt, Gewinn, Geltung, Gewohnheit oder Gewichtungsfragen nicht der gegenseitigen Annahme im Wege stünden. Unsere Familien, unsere Schulklassen, unsere Nachbarschaften, unsere Arbeitsstellen und unsere politischen Gremien wären friedlicher und freundlicher.

Aber der Römerbrief nimmt uns zunächst einmal dahin mit, wo Gott den ersten Schritt getan hat, der vor allen unseren Schritten liegt: »… wie Christus euch angenommen hat.« Das war der erste zündende Funke, und deswegen gebraucht Paulus das Perfekt: Christus hat uns angenommen. Punkt. Wir haben das Annehmen nicht erfunden und müssen uns die Gebrauchsanleitung dazu nicht aus den Fingern saugen. Wir müssen einander nur annehmen, wie Christus uns schon längst angenommen hat.

Klaus Vollmer hat diese Tatsache in knappen Worten auf den Punkt gebracht: »Die christliche Ethik … ist einzigartig und unvergleichlich in dieser Welt, denn sie geht nicht von Geboten und Gesetzen, von Ängsten und Zwängen aus, sie bedroht und zwingt den Menschen nicht, sondern sie hat ihre Begründung und ihren Inhalt in der Liebe Jesu zu uns! Der Grund der Ethik heißt nicht: Du sollst!, oder: Du musst!, sondern: Du bist in Jesus unendlich geliebt und gewollt. Er, der dich liebt, ist dir nahe und will dich in seiner Liebe und Versöhnung bestimmen und führen. Er will sich in dein Inneres versenken und in dir wohnen. Darum setze dich dieser ewigen Liebe aus, und dann lebe diese Liebe.« Wer sich von Christus hat annehmen lassen, der mag gar nicht anders, als diese Liebe Gottes auszuleben.

Was würde Jesus tun?


Die Jahreslosung richtet sich – das zeigt der Blick auf den Römerbrief – zunächst tatsächlich an die Menschen, die sich von Christus haben annehmen lassen. Wer das noch nicht für sich nachvollziehen kann, wird zunächst einmal gar nicht verstehen, was er da tun soll, und wird diesen Satz vielleicht für eine Überforderung halten. Was geschah, als Jesus Christus während seines Lebens auf dieser Erde Menschen annahm? Wie sieht es aus, wenn sich seither Menschen von ihm annehmen lassen?

In dem amerikanischen Roman In His Steps heißt es ganz richtig: »Wir müssen Jesus kennen, bevor wir ihn nachahmen können.« Mit diesem Roman wollte der kongregationalistische Pastor Charles M. Sheldon in Topeka, Kansas, den Gottesdienstbesuch am Sonntagabend verbessern, und deshalb schrieb er jede Woche ein Kapitel, das er dann als Predigt vorlas. Er brach die Geschichte immer an einer so spannenden Stelle ab, dass die Gottesdienstbesucher den nächsten Sonntagabend nicht verpassen wollten und wiederkamen, um den Rest des Romans zu hören. Diese Kapitel, 1896 schließlich als Buch veröffentlicht, wurden zu einem der verbreitetsten Werke der christlichen Literatur und wurden bis heute über 30 Millionen Mal verkauft.

Was geschieht in diesem Roman? Der Geistliche Henry Maxwell ist mächtig stolz auf die First Church von Raymond, seine finanziell erfolgreiche Gemeinde mit ihren einflussreichen, gebildeten Mitgliedern, die die Führungsschicht der Stadt repräsentieren. Dass er sich um den dürftigen Gottesdienstbesuch Sorgen macht, entspringt nicht so sehr einem Gefühl geistlicher Verantwortung als vielmehr seinem Bemühen, die eigene komfortable bürgerliche Existenz zu sichern. Sein wichtigstes Projekt ist nicht Gemeindeaufbau oder Diakonie, sondern ein langer Sommerurlaub in Europa.

Eines Sonntagmorgens unterbricht ein augenscheinlich verwahrloster junger Mann den Gottesdienst und stellt dem Pastor und der Gemeinde einige sehr unbequeme Fragen. Gerade haben sie gesungen: »Jesus, ich habe mein Kreuz auf mich genommen, um alles zu verlassen und dir nachzufolgen.« Und jetzt fragt sie der Fremde, was denn das praktisch für ihr Leben bedeute. Wie wäre es denn, wenn alle Anwesenden die Worte eines solchen Liedes in ihrem Alltag ausleben würden? Drei Tage ist er auf Arbeitssuche durch die Stadt geirrt und ist keinerlei Mitleid, geschweige denn Trost oder tätiger Hilfe begegnet. Das einzige freundliche Wort hat er von Pastor Maxwell gehört, aber praktisch geholfen hat auch der ihm nicht. Nach dem Ende seiner anklagenden Rede bricht der junge Mann auf den Altarstufen zusammen und stirbt.

Die Erschütterung der bis zu diesem Moment selbstzufriedenen Gemeinde führt am nächsten Sonntag zur Bildung einer Initiative von Menschen, die sich verabreden, ein Jahr lang nichts zu tun, ohne vorher ehrlich und mit aller Ernsthaftigkeit zu fragen: »Was würde Jesus tun?« Und die dann nach bestem Wissen und Gewissen und ohne Angst vor unliebsamen Konsequenzen genau so handeln wollen. Alle ziehen aus dem, was sie über Jesus gehört haben und was sie von seinen Worten verstanden haben, für ihre persönliche Lebensführung und für ihr Verhältnis zu den Menschen in ihrer Umgebung ganz eigene Folgerungen.

Der Zeitungsherausgeber Edward Norman beschließt, sonntags keine Zeitung mehr zu drucken, weigert sich, Werbung für Whisky und Tabak zu machen, und will keine Faustkampfresultate mehr veröffentlichen. Das tut er mit solcher Konsequenz, dass er Richtung Insolvenz steuert.

Dem Geschäftsmann Milton Wright, der zwanzig Jahre lang Dinge tat, »die Jesus nicht tun würde«, fallen sechs Leitsätze zum Thema »Was Jesus wahrscheinlich an Stelle von Milton Wright als Geschäftsmann tun würde« ein: 1. Er würde mit seiner Geschäftstätigkeit eher Gott verherrlichen, als Geld verdienen wollen. 2. Das ihm anvertraute Geld würde er zum Wohl der Menschheit einsetzen. 3. Mit seinen Arbeitnehmern würde er liebevoll und hilfsbereit umgehen und sich auch um ihre Seelen kümmern. 4. Er würde sich nie durch irgendeine fragwürdige Handlung im Geschäftsleben einen Vorteil verschaffen. 5. Er würde Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft als Richtschnur für alle Einzelhandlungen betrachten. 6. Er würde diese Prinzipien gegenüber Angestellten, Kunden und Geschäftspartnern anwenden. Das alles lässt sich bereits nach zwei Wochen im Betriebsklima seines Unternehmens feststellen.

Der College-Präsident Donald Marsh beginnt, gegen die Korruption der Kommunalpolitik und den verbreiteten Alkoholismus zu kämpfen. Der Manager Alexander Powers verzichtet auf seine einflussreiche Position, weil er die Geschäftspraktiken seiner Firma nicht länger verantworten kann. Die reiche Erbin Virginia Page investiert ihr Vermögen in die Reformierung des »Rechtecks«, eines sozialen Brennpunktes der Stadt, und die schöne Opernsängerin Rachel Winslow lehnt das Angebot ab, in einer komischen Oper zu singen, weil sie überzeugt ist, dass Jesus »nicht in der Oper singen würde«. Dafür singt sie in evangelistischen Zeltveranstaltungen und rührt mit ihren Liedern die Herzen der Ärmsten. Das politische, soziale, wirtschaftliche und religiöse Leben in Raymond verändert sich langsam; am deutlichsten zeigt das Experiment seine Wirkung bei der Bekämpfung des Alkoholismus und der Verbesserung der Lebensbedingungen im »Rechteck«. Der Roman endet mit Henry Maxwells Vision der langfristigen Folgen des Experiments.

Der Tod des abgerissenen jungen Mannes im Gottesdienst hat die Gemeinde in ihrer Selbstzufriedenheit erschüttert und die Vorläufigkeit vieler persönlicher und gemeindlicher Projekte unerwartet sichtbar gemacht. Die Zeit, in der Charles Sheldons Buch entstand, war geprägt von einer Rückbesinnung auf die Worte Jesu, die uns hinaussenden in eine Welt der Not und des Leidens, der Selbstsucht und der Unmenschlichkeit, der Hoffnungslosigkeit und der Gottferne. Man sprach damals vom »sozialen Evangelium« und wollte damit den Weltbezug des christlichen Glaubens betonen. Über 100 Jahre später ist die Frage »Was würde Jesus tun?« übrigens wiederentdeckt worden – von jungen Leuten, die bunte Armbänder mit den Buchstaben »W.W.J.D.« (»What Would Jesus Do?«) tragen und damit sich selbst und andere an den Blickwinkel Jesu erinnern wollen.

Mögliche Missverständnisse


»Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.« Man kann diesen Satz auf verschiedene Weise missverstehen: Je nach Blickwinkel kann man seine eigenen Kräfte überschätzen oder die Aufgabe unterschätzen. Ich erinnere mich an ein kleines Gespräch, das in unserer Gemeinde Kreise gezogen hat. Eines der treuesten Gemeindeglieder, eine engagierte und zupackende Frau mittleren Alters, arbeitete ehrenamtlich in einem nahe gelegenen Heim für Obdachlose mit, begleitete Einzelne bei der Resozialisierung und erzählte ihnen von Gott und seiner Liebe. Einer ihrer Schutzbefohlenen schaffte es wunderbar, sein Leben mit Gottes Hilfe wieder in den Griff zu bekommen; aber die Arbeit mit dem nächsten führte sie in eine Krise. Er schien sich dem Glauben zuzuwenden, kam mit in die Gemeinde und beteiligte sich an Gebeten, aber es stellte sich später heraus, dass er damit seine Betreuerin und die Gemeinde nur getäuscht hatte. Alles war reine Schauspielerei gewesen – und sie hatte es nicht gemerkt. Zutiefst unglücklich ging sie zu unserem alten, weisen Pfarrer. Als sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte, sagte er nur: »Liebe Frau …, vergessen Sie nicht, dass Sie nicht der Heiland sind.« Diese einfachen Worte legten in ihr einen Schalter um, sie erkannte ihre eigene Rolle neu und konnte von diesem Augenblick...


Siebald, Manfred
Manfred Siebald ist seit vierzig Jahren an Wochenenden im gesamten deutschsprachigen Raum (und gelegentlich auch auf anderen Kontinenten) unterwegs und singt seine Lieder aus dem Alltag des Glaubens für den Alltag des Glaubens. Der Liedermacher, im Hauptberuf Literaturwissenschaftler an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität, begleitet sich bei seinen jährlich etwa vierzig Konzerten auf verschiedenen akustischen Gitarren. Viele der Lieder auf seinen bislang erschienenen 21 CDs haben inzwischen einen festen Platz in Liederbüchern verschiedener Konfessionen und werden in Gemeinden und Jugendgruppen gesungen.

Manfred Siebald ist seit vierzig Jahren an Wochenenden im gesamten deutschsprachigen Raum (und gelegentlich auch auf anderen Kontinenten) unterwegs und singt seine Lieder aus dem Alltag des Glaubens für den Alltag des Glaubens. Der Liedermacher, im Hauptberuf Literaturwissenschaftler an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität, begleitet sich bei seinen jährlich etwa vierzig Konzerten auf verschiedenen akustischen Gitarren. Viele der Lieder auf seinen bislang erschienenen 21 CDs haben inzwischen einen festen Platz in Liederbüchern verschiedener Konfessionen und werden in Gemeinden und Jugendgruppen gesungen.



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