Shurtleff | Erfolgreich Vorsprechen | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, 312 Seiten

Shurtleff Erfolgreich Vorsprechen

Audition
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-89581-507-2
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Audition

E-Book, Deutsch, 312 Seiten

ISBN: 978-3-89581-507-2
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Leben eines Schauspielers ist geprägt von der Suche nach der ersehnten Rolle; dabei erfährt er oder sie mehr Ablehnungen als Zusagen und ist gezwungen, sich immer neu zu motivieren. In Erfolgreich Vorsprechen, einem amerikanischen 'Klassiker', bietet der Broadway-Besetzungsdirektor praktische Hilfestellungen an, wie man der ersehnten Rolle näherkommt. 'Wenn ich meinen Schülern sage, daß ich dieses Buch für eines der besten zum Thema Kreativität und Theater halte, sehen sie mich erstaunt an, denn sie sind überzeugt, sein Inhalt bewege sich in einem sehr begrenzten Rahmen. Später begreifen sie, daß es davon handelt, wie eine passive Darstellung von einer aktiven abgelöst wird, und daß es seine Leser stimuliert, herausfordert und ihr Leben angenehmer machen kann, auch wenn sie keine Schauspieler, sondern Schriftsteller, Kellner, Vertreter oder Büroangestellte sind.' Keith Johnstone 'Absolut unentbehrlich für jeden Schauspieler - sei sein Ehrgeiz auch bescheiden. Es gibt meines Wissens kein Buch, das solche erstklassigen, sachlichen Ratschläge gibt.' Bob Fosse

Michael Shurtleff; war Casting-director am New Yorker Broadway; er arbeitete mit Bob Fosse und Andrew Lloyd Webber zusammen; gründete seine eigene Casting-Agentur (Casting Consultants), zu 'seinen Entdeckungen' gehören u.a. Barbra Streisand, Robert de Niro und Dustin Hoffman.
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PROLOG


I.


Wissen die meisten Menschen eigentlich, dass das Leben eines Schauspielers mühselig ist – die meiste Zeit wenig glanzvoll und voller Enttäuschungen und Ablehnungen und harter Arbeit? Wir, die wir unser ganzes Leben am Theater gearbeitet haben, wissen es so gut, dass wir fälschlicherweise glauben, auch der Rest der Welt wüsste Bescheid. Offensichtlich stimmt das so nicht, denn sonst würde keiner mehr die Sicherheit eines bürgerlichen Berufs verwerfen, um sich der Welt der Schauspielerei zu verschreiben. Es sind viele. Der Traum besteht weiter: der eigene Name in Leuchtschrift, das eigene Gesicht da oben auf einer Riesenleinwand, die Bewunderung des Publikums, Romantik, Glanz und Ruhm.

Die Wahrheit sieht so aus, dass auf jeden Schauspieler, der die Rolle kriegt, fünfzig oder hundert oder zweihundert Schauspieler kommen, die sie nicht kriegen. Ein Schauspieler bemüht sich immerzu um eine Rolle; ein Schauspieler wird immerzu abgelehnt, ohne dass er weiß, warum; sie wollen ihn einfach nicht. Das Leben eines Schauspielers ist nicht beneidenswert. Es besteht zum großen Teil daraus, zu verlieren und abgelehnt zu werden. Für die meisten von uns wäre ein solches Leben unerträglich. Ich werde nie verstehen, wie Schauspieler es aushalten weiterzumachen.

Mehrmals in der Woche, manchmal – wenn es um Werbung geht – mehrmals am Tag muss ein Schauspieler sich um einen Job bewerben. Das heißt, er muss , und das heißt, er muss eine Szene aus einem Skript nehmen, sie durchlesen, aufstehen und eine Darstellung geben. Und dennoch ist ein Schauspieler – auch nach Jahren des Studiums, nach Jahren des Trainings und all seinen Erfahrungen am Gemeindetheater, College-Theater, Repertoiretheater und Regionaltheater, am Off-Off-Broadway und am Off-Broadway, ja sogar am Broadway – durch nichts auf diesen unendlichen, in den meisten Fällen ein Leben lang währenden Prozess des Vorsprechens bei der Bewerbung um eine Rolle vorbereitet.

Denn um zu spielen, ist es notwendig, für die Rolle vorzusprechen – es sei denn, Sie sind ein Star oder ein dicker Freund des Regisseurs. Handelt es sich um ein Musical, gehört zum Vorsprechen auch Singen und unter Umständen Tanzen und dann das Sprechen der Rolle. Handelt es sich um ein Theaterstück, gibt es zwar auch ein Einstellungsgespräch, doch alles hängt vom Vorsprechen der Rolle ab. Das Leben eines Schauspielers besteht aus Vorsprechen – warum gibt es in seiner Ausbildung nichts, was ihn darauf vorbereitet? Was muss er tun, um den Job zu bekommen?

Schauspieler besuchen die Schauspielschule. Schauspieler haben eine Ausbildung, genau wie Musiker oder Tänzer. Es gibt immer ein paar, die sich als »Naturtalente« bezeichnen und ihre Berufung unter keinen Umständen als Handwerk verstanden haben wollen; die meisten Schauspieler aber wissen, dass sie ein Handwerk brauchen und sich eine Technik aneignen müssen. Spielen ist zu einem kleinen Teil Inspiration(einem kleinen, aber sehr erfreulichen Teil), zu einem viel größeren Teil besteht es aus harter Arbeit. Doch alles Training der Welt nützt nichts, wenn es dem Schauspieler beim Vorsprechen nicht gelingt, die Auditoren davon zu überzeugen, dass er die Rolle spielen kann.

Berühmte Schauspieler haben oft behauptet, sie hätten den Job niemals bekommen, hätten sie vorsprechen müssen. Ruth Gordon hat sich mir gegenüber in diesem Sinne geäußert, genau wie Katharine Cornell. Ich glaube nicht, dass das stimmt; es bedeutet nur, dass sie in der glücklichen Lage sind, nicht vorsprechen zu müssen; müssten sie es doch, wären sie professionell und fantasievoll genug, einen Weg zu finden. Hinter ihrer Aussage steckt einfach das Wissen, dass Vorsprechen eine furchteinflößende Angelegenheit ist. Es ist nicht das Gleiche wie das eigentliche Spielen. Es ist eine andere Fähigkeit, die der Schauspieler sich aneignen muss.

Dieses Buch sagt Ihnen, wie man es macht.

II.


Es begann damit, dass ich die Broadway-Produktion von besetzen sollte. Das war natürlich lange bevor Katharine Hepburn und Peter O’Toole in der Filmversion den Esprit und die Leidenschaft von Jim Goldmans Figuren herausarbeiteten; die New Yorker Schauspieler, die zum Vorsprechen kamen, hatten also kein Vorbild, und sie sprachen, wie sie – unglücklicherweise – stets in »historischen« Stücken sprachen: geradeheraus, ernsthaft, laut. Nach drei Wochen drehte sich der Regisseur, der Engländer Noel Willman, zu mir um und fragte: »Haben amerikanische Schauspieler denn gar keinen Humor?«

Natürlich haben amerikanische Schauspieler Humor!, dachte ich. Jemand muss ihnen nur beibringen, ihren Humor einzusetzen! So fing ich als Lehrer an.

Seit Jahren war ich Casting Director für Broadway-Produktionen (darunter mit Laurence Olivier und Anthony Quinn, mit Ethel Merman, ) und Filme ; zu meiner Arbeit gehörte es, Schauspieler überall dort spielen zu sehen, wo in New York Theater gemacht wird: in Kirchen, Cafés, in Kneipen, Kellern, Dachböden, im kleinen Theater eine Treppe tiefer, im kleinen Theater eine Treppe höher, am ELT (Equity Library Theatre), Off-Broadway, Broadway – an den ungewöhnlichsten Orten. Für gewöhnlich ging ich acht- oder neunmal in der Woche ins Theater; am Wochenende sah ich manchmal bis zu fünf oder sechs Aufführungen am Off-Off-Broadway. Die Leistung eines Schauspielers, die ich dort sah, war in so vielen Fällen nicht das, was ich sah, wenn er zum Vorsprechen für eine Broadway-Produktion oder einen Film kam, dass mir klar wurde: die Schauspieler wussten nicht, was von ihnen bei einem Vorsprechen verlangt wurde. Vor allem, wenn es um Humor ging.

Ich begann damit, den Schauspielern beizubringen, wie sie den Humor in der Rolle, für die sie vorsprachen, aufspüren konnten. Doch da Humor nicht isoliert betrachtet, sondern nur bei der Arbeit an der Figur und der Szene erkundet werden kann, entwickelte ich die , die dem Schauspieler helfen sollten, sich beim Vorsprechen auf die richtige Weise einzusetzen. Und da sie beim Vorsprechen helfen, helfen sie ihm auch bei den Proben und den Aufführungen – sein Leben lang.

Es gibt für den schöpferischen Akt keine Regeln – es ist die Ausnahme von der Regel, die uns am meisten interessiert –, doch es gibt eine Reihe von klar definierten Fragen, die der vorsprechende Schauspieler sich stellen muss. Die auf die Fragen, die die Wegweiser aufwerfen, fallen für jeden verschieden aus, denn es gibt keine zwei Menschen, die völlig gleich sind. Wenn wir annehmen, dass Schauspieler noch unterschiedlicher und unangepasster sind als andere – denn warum würden sie sonst Schauspieler sein? –, wird klar, dass die individuellen Antworten einzigartig ausfallen können.

Das macht Schauspielern Angst. Schauspieler, die stolz sein sollten auf ihre Einzigartigkeit, versuchen unaufhörlich, jemand anderes zu sein. Es ist nicht notwendig, dass ein Schauspieler sich selbst mag – Eigenliebe fällt den meisten von uns schwer –, doch Sie müssen lernen, Vertrauen zu haben in das, was Sie sind. Es gibt niemanden, der Ihnen gleicht.

Die Wegweiser sind Fragen, die der Schauspieler stellen soll. Sie sind keine Regeln. Sie sind keine Technik. Sie sind dazu da, den Schauspieler zu seinen Gefühlen zu führen. Es gibt neben seinen eigenen Gefühlen wenig, was der Schauspieler beim Vorsprechen als Quelle verwenden kann.

Jahrelang lehrte ich diese Wegweiser in meinen Kursen über das Vorsprechen. Schauspieler sagen mir, dass die zwölf Wegweiser nicht nur ein strukturiertes und praktisches Verfahren darstellen, das Problem des Vorsprechens in den Griff zu bekommen, sondern für ihr gesamtes Berufsleben von Nutzen sind: eine Synthese des Trainings und der Erfahrungen aus der Lebensarbeit eines Schauspielers. Die Wegweiser verwerfen eine frühere Ausbildung nicht, auch nicht in Teilen; vielmehr geben sie dem Schauspieler ein Instrument an die Hand, mit dessen Hilfe er sein gesamtes Training für die tagtägliche Bewerbungsroutine einsetzen kann. Ein Instrument, das ihm auch bei der Darstellung der Rolle hilft – wenn er sie erst hat.

III.


Mit der Schauspielerei anzufangen ist, als würde man sich für einen Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt bewerben. Jeder darf sich bewerben, doch nur diejenigen, die beweisen können, dass sie verrückt sind, dürfen hinein. In meiner Schauspielerkartei sind fünfzigtausend Schauspieler registriert. Wenn ich sage, dass fünfhundert von ihnen ihren Lebensunterhalt mit dem Spielen verdienen, greife ich wahrscheinlich noch viel zu hoch. Und selbst bei diesen stammt ein großer Teil ihres Einkommens aus der...


Michael Shurtleff; war Casting-director am New Yorker Broadway; er arbeitete mit Bob Fosse und Andrew Lloyd Webber zusammen; gründete seine eigene Casting-Agentur (Casting Consultants), zu "seinen Entdeckungen" gehören u.a. Barbra Streisand, Robert de Niro und Dustin Hoffman.



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