Shpancer | Der gute Psychologe | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Shpancer Der gute Psychologe

Roman
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-06544-7
Verlag: Knaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-641-06544-7
Verlag: Knaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein humorvoller und kluger Roman über die geheimnisvolle Welt der Psychotherapie

Er ist Psychologe, sein Spezialgebiet die Angst. Am Tag praktiziert er, am Abend erklärt er Studenten, was eine gute Therapie ausmacht. Als er wenig begeistert eine Nachtclubtänzerin mit Auftrittsphobie als Klientin annimmt, ahnt er nicht, wie sehr deren Probleme und Geheimnisse auf sein eigenes Leben abstrahlen werden.

Sie kommt freitags um vier, und für sie hat der Psychologe eine Ausnahme gemacht, denn eigentlich arbeitet er nur bis drei. Doch der Fall der Nachtclubtänzerin, die wegen Panikattacken auf der Bühne nicht mehr auftreten kann, interessiert ihn. Über ihren Fall kann er mit seiner Kollegin Nina sprechen. Das lässt Nina zu. Nicht aber, dass er über seine Liebe zu ihr redet. Obwohl es ein gemeinsames Kind gibt. Der Psychologe versucht, seine Gefühle im Zaum zu halten. Er predigt seinen Studenten, was ein guter Psychologe alles können muss. Was er auf keinen Fall tun darf. Und dann passiert es ihm doch: Die Grenze zwischen dem Persönlichen und dem Professionellen wird auf gefährliche Art verwischt.

Ein köstlicher und lehrreicher Roman über die Widersprüche zwischen Theorie und Praxis, über das Chaos im eigenen Gefühlshaushalt und über das Einzige, was wirklich zählt im Leben: die Liebe in all ihren Erscheinungsformen.

Noam Shpancer wurde 1959 in einem Kibbuz in der Nähe Jerusalems geboren. Er lebt heute in den USA, arbeitet als Professor für klinische Psychologie an der Otterbein University in Ohio und praktiziert außerdem als Therapeut. Sein erster Roman „Der gute Psychologe“ war ein internationaler Erfolg.

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(S. 148-149)

Punkt vier geht er ins Wartezimmer. Sie sitzt dort wie jedes Mal in der Ecke. Neben ihr ein unbekannter Mann, dünn und zierlich, mit grau meliertem, kurz geschnittenem Haar. Seine Schuhe glänzen blau. In der Hand hält er eine nicht angezündete Zigarette. Der Psychologe geht auf die beiden zu. Die Vier-Uhr-Klientin hebt den Blick, und er erkennt darin plötzlich einen Schatten. Sie steht auf. Der Mann neben ihr steht ebenfalls auf; er tritt rasch vor und streckt die Hand aus. »Hallo«, sagt er, »ich bin Bora.« Der Psychologe gibt ihm die Hand. Bora hält sie mit hartem Griff und lässt nicht los. »Sie sind also der Psychiater?«

Der Psychologe nickt. »Wir müssen miteinander reden«, sagt der Mann leise. »Wir können einen Termin vereinbaren«, sagt der Psychologe und blickt zu Tiffany hinüber. »Jetzt«, sagt der Mann. »Wir reden jetzt. Zehn Minuten.« »Jetzt habe ich eine Verabredung mit Tiffany.« »Tiffany ist einverstanden«, sagt er und wendet sich ihr zu, »nicht wahr, Süße? Ich rede zehn Minuten mit dem Doktor, und dann machst du weiter. Ich bezahle.« Er klopft auf seine Tasche. Sie nickt und sieht den Psychologen an. »Es ist in Ordnung«, sagt sie, »ich warte hier.« »Sind Sie sicher?« »Ja, ja, reden Sie mit ihm.«

Der Psychologe nickt und führt Bora ins Sprechzimmer. Bora tritt ein und blickt sich mit versonnener Miene um, die Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen verzogen. Er tritt ans Regal und nimmt die goldene Uhr in die Hand, untersucht sie genau, vor sich hin summend, dem Psychologen den Rücken zugewandt. Gerade erst hereingekommen, und schon führt er sich auf, als gehörte alles ihm, denkt der Psychologe unbehaglich. Er setzt sich und räuspert sich. Bora stellt die Uhr behutsam in das Regal zurück und dreht sich mit einer geschmeidigen, pirouettenhaften Bewegung auf dem Absatz um. Der Psychologe deutet auf das Sofa: »Bitte nehmen Sie Platz.« Bora setzt sich und wedelt mit seiner Zigarette:

»Rauchverbot? « Er stellt die Frage und schiebt die Zigarette dann in seine Hemdtasche. Der Psychologe wartet. Sie starren einander an. »Ich kann mit Ihnen keine klinischen Fragen diskutieren«, sagt der Psychologe. »Tiffany wird dafür ein Einwilligungsformular unterschreiben müssen.« »Sie wird unterschreiben«, näselt Bora, »holen Sie sie herein, und sie wird unterschreiben.« »So arbeite ich nicht. Ich muss mich unter vier Augen mit ihr treffen, allein. Eine unter Druck geleistete Unterschrift ist inakzeptabel, soweit es mich angeht.« »Druck, welcher Druck? Warum …«

Er wägt seine Worte ab, hält einen Moment inne, dann ein schlaues Lächeln. »Ich bin Geschäftsmann, Doktor. Wir beide haben dasselbe Interesse. Wir wollen beide, dass es Tiffany bessergeht.« »Was wollten Sie mir sagen?« »Einen Augenblick, Doktor, wozu die Eile?«, sagt Bora. Er lehnt sich auf dem Sofa zurück. »Ich brauche sie auf der Bühne. Sie ist mein Star. Sie hat das gewisse Etwas«, er setzt sich auf seinem Platz zurecht, »sie hat etwas, das den Kunden ein gutes Gefühl gibt, das Geld sitzt ihnen locker; das Geld«, er kratzt sich am Kinn, »ist nochmal eine ganz andere Sache.

Ich verliere einen Haufen Geld, Doktor, und sie tanzt nicht. Ich würde sie nicht wieder auf der Straße sehen wollen. Ein Elend; so ein Talent. Aber ich führe ein Geschäft, verstehen Sie, Doktor, und dann ist sie außerdem … in letzter Zeit denke ich, dass sie nicht wirklich krank ist, verstehen Sie mich, Doktor. Woher wollen Sie wissen, was da drin vorgeht?« Er deutet auf seinen Kopf. »Sie hat kein Fieber. Sie blutet nicht. Sie sieht gesund aus. Ich bin kein Arzt oder so was. Ich bin Geschäftsmann, aber ich habe Augen im Kopf, als Geschäftsmann brauche ich Menschenkenntnis, wissen Sie, und ich glaube, sie hat vielleicht irgendwelche Ideen im Kopf …«


Shpancer, Noam
Noam Shpancer wurde 1959 in einem Kibbuz in der Nähe Jerusalems geboren. Er lebt heute in den USA, arbeitet als Professor für klinische Psychologie an der Otterbein University in Ohio und praktiziert außerdem als Therapeut. Sein erster Roman „Der gute Psychologe“ war ein internationaler Erfolg.



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