E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Reihe: Star Wars
Shinick Star Wars
Neuauflage 2019
ISBN: 978-3-7367-9915-8
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Sammler (Journey to Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers)
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Reihe: Star Wars
ISBN: 978-3-7367-9915-8
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Hier erwartet den Leser ein packendes Abenteuer in den weiten Welten der Galaxis, in der die Protagonisten mit jeder Menge Gefahren und einer gehörigen Portion Nervenkitzel konfrontiert werden. Dieses Buch kombiniert Freude und Hochspannung mit der turbulenten Welt von STAR WARS und beschäftigt sich auch mit den Themen Freundschaft, Gemeinschaft und dem Erwachsenwerden.
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1. KAPITEL
Das Bild mochte eine Täuschung sein, aber der Schmerz war echt und traf ihn wie das Gegenteil dessen, wie er sich den Hyperraum vorstellte – wie ein blendend grelles weißes Licht, durchzogen von schwarzen Flammen, das ihm geradewegs in die Augen stach. Selbst mit geschlossenen Lidern konnte Karr spüren, wie die Helligkeit seine Netzhäute verbrannte. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er das Ganze auf einen Fabrikationsfehler im Visier des Sturmtrupplerhelms zurückgeführt, den er kürzlich erworben hatte – aus der Todesstern-Ära, teilweise schwarz angesengt, im Militärantiquitäten-Katalog mit einer Qualitätsstufe von 7,5 Punkten bewertet -, doch abgesehen davon für fünfundsiebzig Credits kein schlechter Kauf. Es sei denn natürlich, der Helm war tatsächlich für den Schmerz verantwortlich. Doch er wusste, dass dem nicht so war. Nicht einmal brandneue Visierlinsen hätten ihn vor dieser Qual schützen können.
Während sich der Schmerz tiefer in seine Augenhöhlen bohrte, erinnerte er sich an die Warnung eines Piloten, der ihm geraten hatte, niemals direkt in eine Tatooine-Doppelnimbus-Sonnenfinsternis zu schauen.
Ein guter Tipp, dachte er, als er merkte, wie er das Bewusstsein verlor.
Nur dass er nicht in den Luftraum von Tatooine eindrang. Sondern in die Macht.
*
„Bist du okay?“, hörte Karr jemanden mit blecherner Stimme fragen. Wobei es sich dabei vermutlich nicht wirklich um eine blecherne Stimme, sondern vielmehr um einen beschädigten Lautsprecher im Innern des Sturmtrupplerhelms handelte. Vielleicht war eine Wertung von 7,5 Punkten für diesen Schrott doch ein bisschen hoch gegriffen.
Karr lag auf dem Rücken. Der Boden war kalt, aber sein Gesicht war heiß.
„Was trägst du gerade?“ Diesmal konnte er zumindest erkennen, dass die Stimme einer Frau gehörte, auch wenn er fand, dass das eine merkwürdige Folgefrage war. Wenn Leute ihn bewusstlos auf dem Boden fanden, wollten sie als Erstes von ihm wissen, ob er seinen Namen kannte. „Karr Nuq Sin“, murmelte er deshalb jetzt, aus reiner Gewohnheit, ehe ihm einen Moment zu spät klar wurde, dass das nicht die Antwort auf die Frage war, die sie ihm gestellt hatte.
„Was trägst du gerade?“, fragte sie noch einmal, langsam, aber schon etwas gereizter.
„Grüne Cargohose, blaue Fliegerjacke, Wüstenstiefel, schwarze Handschuhe und einen neu erworbenen Sturmtrupplerhelm aus der Todesstern-Ära, Qualitätsstufe sieben Komma -“ Er hielt inne, als ihm seine jüngste Erfahrung in den Sinn kam, und korrigierte sich: „Sechs Komma neun.“
„Du solltest den Helm abnehmen. Sofort.“ Durch den Helm klang ihre Stimme wie Münzengeklimper und statisches Rauschen, aber ja, das war definitiv eine Frau. Vermutlich eine Lehrerin.
„Die Schulvorschriften untersagen es jedem Schüler, Waffen oder Militärutensilien mit in diese Einrichtung zu bringen“, fügte sie hinzu; vermutlich zitierte sie damit einen Abschnitt aus dem Verhaltenskodex.
Karr konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Er hatte das Ding nie gelesen.
Er kämpfte sich auf die Füße und suchte den Boden nach dem schwarzen Handschuh ab, der nach einem seiner Anfälle immer irgendwo in der Nähe landete. Er fand ihn und salutierte ihr damit. „Keinerlei Militärutensilien zugegen, Sir!“
„Abgesehen von dem Helm?“ Sie ignorierte die inkorrekte Anrede und nahm ihm den Handschuh aus den Fingern, um ihn eingehender in Augenschein zu nehmen.
„Dieser Helm ist eine Antiquität … Sir!“ Jetzt trieb er es auf die Spitze.
Namala Moffat seufzte. „Nimm ihn einfach ab.“ Mit einem leisen Rascheln hob er den Helm vom Kopf. Jetzt sah sie ihn so, wie er wirklich war: ein braunhaariger, braunäugiger Junge mit einem abgeschlagenen Zahn, der fast genauso angestoßen war wie die Schulter seiner Jacke. „Wo hast du das Ding überhaupt her?“, fragte sie.
„Von Janu Blenn. Sein Urgroßvater war Betanker beim Imperium“, erklärte ihr Karr. „Sturmtruppler dritter Klasse.“
Moffat runzelte die Stirn. „Dieser Junge ist schüchterner als ein Snivvianer auf dem Auktionsmarkt. Hat er dir das alles erzählt?“
Karr lächelte bloß. „In gewisser Weise.“
In den Jahren, seit sich seine ungewöhnlichen Fähigkeiten das erste Mal gezeigt hatten, war es keinem Arzt (ob nun Mensch oder Droide) gelungen, eine vernünftige Erklärung dafür zu finden. Diese Anfälle mit blendender Helligkeit und stechenden Schmerzen waren nichts, worauf Karr sonderlich scharf gewesen wäre, doch die Bilder, die mit diesen Unannehmlichkeiten einhergingen, waren verdammt cool. Jedenfalls meistens. Wenn er sich noch daran erinnerte, sobald er wieder zu sich kam.
Karr war nicht danach, der Lehrerin das alles zu erklären, darum beließ er es dabei.
Die Wahrheit war: Ja, Janu Blenn war unglaublich schüchtern und dazu noch ungeheuer dickköpfig. Karr hatte geschlagene fünf Tage gebraucht, um Janu dazu zu bringen, ihm den Trupplerhelm zu verkaufen, nachdem er gehört hatte, wie der Junge etwas über seine Familie erzählte und dabei erwähnte, dass sein Urgroßvater behauptet hatte, sein Verstand sei einst von einem Jedi manipuliert worden. Karr vermutete, dass er sich das Ganze bloß ausgedacht hatte, um bei seinem Geschichtsunterrichtsprojekt eine bessere Note zu bekommen, da es in den Tagen des Imperiums bekanntermaßen überhaupt keine Jedi gegeben hatte, doch er musste auf Nummer sicher gehen. Nur deshalb war er bereit gewesen, bis auf fünfundsiebzig Credits hochzugehen.
Natürlich wäre es wesentlich einfacher gewesen, einfach mit seiner Hand zu winken und Janus Gedanken zu beeinflussen, wie ein Jedi, aber noch war Karr nicht so weit.
Bald, so hoffte er. Aber noch nicht.
Und genau aus diesem Grund brauchte er den Helm.
*
Als Karr dreizehn geworden war, fing er an, Veränderungen an sich festzustellen. Natürlich machte jeder in diesem Alter gewisse Veränderungen durch, doch im Gegensatz zu Zarado, dessen Hörner länger wurden, oder zu Lara, bei der allmählich das Erwachsenenfell durchkam, setzten bei Karr grässliche Kopfschmerzen ein, die häufig mit verworrenen Visionen einhergingen, wenn er bestimmte Dinge berührte.
„Das sind bloß Wachstumsschmerzen“, hatte seine Mutter Looway dann immer zu ihm gesagt und dabei versucht, sich ihre Besorgnis nicht anmerken zu lassen.
„Vielleicht“, sagte Karr. Aber sofern sein Gehirn nicht gerade dabei war, so enorm zu wachsen, dass es nicht mehr in seinen Schädel passte, war das nicht wirklich eine logische Erklärung. Und die Erfahrung an sich veränderte ihn. Veränderte seine Einstellungen und seine Anschauungen. In einer Zeit im Leben, in der die meisten Kinder den Eindruck haben, es mit dem ganzen Universum aufnehmen zu können, fühlte Karr sich verdammt. Und er hatte Angst, dass diese „Pubertät“, wie sie es nannten, keine Phase war, die er einfach durchmachte, sondern eher so etwas wie sein persönliches Verfallsdatum.
Irgendwann ging seine Familie mit ihm zum Arzt. Der Arzt konnte nichts feststellen, das mit ihm nicht in Ordnung gewesen wäre, darum suchten sie noch einen anderen Doktor auf. Mit demselben Ergebnis. Auch ein dritter Arzt und ein vierter konnten ihm nicht weiterhelfen. Jedes Familienmitglied hatte seine ganz eigene Vermutung, was mit Karr los war und wie man das in Ordnung bringen konnte, doch letzten Endes kam trotz aller Bemühungen nichts Handfestes dabei raus.
Eines Nachmittags, nach der altbekannten Diskussion darüber, was mit Karr nicht stimmte, schmollte er gerade in seinem Zimmer, als er seine Großmutter auf der Türschwelle stehen sah. Sie lächelte merkwürdig. Dann, fast wie in Zeitlupe, sah er, wie sie mit den Lippen die Wörter formte: Die Zeit ist gekommen.
„Ich kenne den Grund für deine Kopfschmerzen“, sagte J’Hara, während sie sich auf seine Bettkante setzte und ihm das Haar aus dem Gesicht strich. „Es ist die Macht.“
„Die was?“, fragte er, als hätte sie bei ihm gerade eine Krankheit diagnostiziert.
„Die Macht“, wiederholte sie. „Die Macht ist das, was den Jedi ihre Stärke verleiht.“ Seine Großmutter hatte schon früher von den Jedi erzählt, doch um ehrlich zu sein, war Karr da noch um einiges jünger gewesen, deshalb hatte er ihr nicht wirklich zugehört. Ebenso gut hätte sie über Hausaufgaben sprechen können, das hätte ihn genauso wenig interessiert.
Doch an diesem Nachmittag hörte er ihr zu, wie sie von den Jedi berichtete. Und von der Macht. Und vom Krieg. Im ersten Moment klang das alles genau wie die Märchen, die sie ihm vor dem Zubettgehen immer erzählte. Aber natürlich war es das nicht. Diesmal war es eher so eine Art Offenbarung. Karr war auf der Suche nach Hoffnung gewesen. Nach der Hoffnung, dass das, was er durchmachte, nichts Schlimmes, sondern – ganz im Gegenteil! – etwas Außergewöhnliches war. Und das, was seine Großmutter sagte, erfüllte ihn definitiv mit einer gewissen Hoffnung.
„Was siehst du?“, fragte seine Großmutter und sah ihm in die Augen. „Was siehst du, wenn du diese Kopfschmerzen bekommst?“
„Schwer zu sagen. Die Schmerzen sind so groß, dass es manchmal unmöglich ist, überhaupt irgendwas zu sehen. Das ist dann so, als würde man die Sonne anstarren und versuchen, sich auf die Solareruptionen zu konzentrieren. Sehr lange Zeit habe ich nichts gesehen. Ich hatte einfach bloß schlimme Schmerzen. Doch dann, eines Tages, änderte sich etwas. Ich konnte … etwas sehen und...