E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Shepherd / Gibson FODMAP-Diät - Das Kochbuch
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-432-11207-7
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Unverträglichkeiten enttarnen und beschwerdefrei genießen
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-432-11207-7
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Den Übeltätern auf die Spur kommen
Von FODMAPs haben Sie noch nie gehört? Hinter dieser Abkürzung verbergen sich Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die im Dickdarm vergoren werden und dadurch für Verdauungsprobleme, Schmerzen und andere Beschwerden sorgen. Besonders Menschen mit Reizdarmsyndrom oder Intoleranzen reagieren empfindlich auf sie. Häufig bereiten einem sogar mehrere davon Probleme - wird dies nicht erkannt, bleiben die Beschwerden trotz Ernährungsumstellung bestehen.
Die gute Nachricht: Hier kommt nun Ernährungsbuch der renommierten Entdecker der Low-FODMAP-Diät. Sie ist so simpel wie genial: Zunächst werden schlicht alle Lebensmittel weggelassen, die Probleme verursachen können. Anschließend bauen Sie Ihre Ernährung langsam wieder auf und testen Ihre Toleranzschwelle. Mit diesem Kochbuch wird es ein Kinderspiel, Beschwerden los zu werden und dabei dennoch immer etwas Leckeres und Bekömmliches im Bauch zu haben.
Zielgruppe
Gesundheitsinteressierte
Autoren/Hrsg.
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Weitere Infos & Material
2 Das Reizdarm-Syndrom
Das Reizdarm-Syndrom (Colon irritabile) gehört zu den sogenannten funktionellen Störungen des Gastrointestinal-Trakts. Funktionelle Störungen sind die häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen: Jeder Fünfte ist betroffen.
Beim Reizdarm-Syndrom ist die Funktionsweise des Darms gestört, ohne dass man etwas »Organisches« wie etwa ein Geschwür, eine Entzündung, eine Schwellung, eine Gewebsveränderung, Abweichungen in den Blutwerten oder Ähnliches finden kann, was für eine andere Erkrankung spricht. Die Diagnose Reizdarm wird anhand der Symptome gestellt, die der Patient schildert sowie anhand der Umstände, wann die Beschwerden auftreten und wie lange sie schon bestehen.
Menschen, die unter einem Reizdarm-Syndrom leiden, berichten von einem sehr breiten Spektrum von Beschwerden: Am häufigsten sind Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Stuhlunregelmäßigkeiten, Sodbrennen und Übelkeit. Manche dieser Symptome haben ihren Ursprung im oberen Teil des Verdauungstrakts (Speiseröhre, Magen), andere entstehen erst im Darm.
Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere Anzeichen. Manchmal kommt es zu verstärkter Flatulenz (Abgang von Darmwinden), dem Gefühl unvollständiger Darm-Entleerung, erkennbarem Schleim beim Stuhlgang oder in der Toilette, kollernden Darmgeräuschen und Schmerzen im Mastdarm. Müdigkeit wird ebenfalls häufig beobachtet – oft ist sie umso ausgeprägter, je stärker die Darmsymptome sind. Bei manchen Betroffenen treten Muskelschmerzen (Fibromyalgie) auf, andere klagen außerdem über eine Reizblase mit häufigem Harndrang.
2.1 Was ist die Ursache des Reizdarm-Syndroms?
Die Frage, warum manche Menschen das Reizdarm-Syndrom bekommen und andere nicht, können wir leider noch nicht beantworten. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir seine Ursache irgendwann kennen und eine gezielte Behandlung dafür finden werden. Heute können wir nur so viel sagen: Das Reizdarm-Syndrom wird nicht von einer einfachen Infektion oder etwas Ähnlichem hervorgerufen. Wir wissen, dass die »Feineinstellung« des enterischen Nervensystems (ENS) dabei eine Rolle spielt. Wenn das ENS nicht richtig eingestellt ist, reagieren die Nerven im Verdauungssystem unter Umständen zu empfindlich und/oder es kommt zu Veränderungen in der Art und Weise, wie sich der Darm bewegt oder mit dem Darminhalt verfährt. Doch was diese »Feineinstellung« verändert und was dafür verantwortlich ist, dass die falsche Einstellung beibehalten wird, ist noch immer ein Rätsel.
Nach heutigem Kenntnisstand können verschiedene Faktoren zur Entstehung des Reizdarm-Syndroms beitragen:
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Genetische Faktoren. Aus Zwillingsstudien weiß man, dass die Gene beim Reizdarm-Syndrom zumindest eine Rolle spielen, denn es kommt nicht selten bei mehreren Mitgliedern einer Familie vor.
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Darminfekte. Viele Menschen entwickeln ein Reizdarm-Syndrom, nachdem sie eine schwere Darminfektion (z.?B. mit Salmonellen, Shigellen, Lamblien oder EHEC-Bakterien) mit Durchfall als Hauptsymptom durchgemacht haben. Diese Form der Erkrankung heißt »postinfektiöses Reizdarm-Syndrom« – die Betroffen leiden dann dauerhaft unter einer leichten Darmentzündung. Trotzdem scheinen entzündungshemmende Medikamente nicht zu helfen.
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Stress und Psyche. Negativer Stress und andere psychische Faktoren beeinflussen das enterische Nervensystem, indem sie die Art und Weise verändern, wie Nervensignale aus dem Darm ans Gehirn übermittelt und von diesem interpretiert werden. Die Verbindungen zwischen Gehirn und Darm werden manchmal auch zusammenfassend als »Darm-Hirn-Achse« bezeichnet. Störungen entlang dieser Achse können zum Reizdarm-Syndrom beitragen, und das kann jeden treffen.
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Gestörte Darmflora. Ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der den Darm bewohnenden Bakteriengemeinschaft spielt beim Reizdarm-Syndrom möglicherweise ebenfalls eine Rolle. Es gibt mehrere Theorien, wie sich eine solche »Dysbiose« auf den Darm auswirkt und wie sie zustande kommt.
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Fehlbesiedelung des Dünndarms (englisch: small intestinal bacterial overgrowth, SIBOS). Eine immer noch recht umstrittene Theorie sieht die Ursache des Reizdarm-Syndroms in einer massiven Fehlbesiedelung des Dünndarms (der normalerweise eigentlich kaum Bakterien enthält).
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Ernährungseinflüsse. Über die Ernährung können wir die Mengenverhältnisse unterschiedlicher Bakterientypen im Darm beeinflussen. Ob diese Veränderungen Reizdarmsymptome hervorrufen, indem sie die Justierung des enterischen Nervensystems verschieben, ist Gegenstand laufender Forschungen.
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Umwelt in der Kindheit. Die Zusammensetzung der Bakterien-Lebensgemeinschaft im Darm entwickelt sich sehr früh in unserer Kindheit. Möglicherweise gibt es Wechselwirkungen zwischen diesen Bakterien und den jeweiligen Lebensbedingungen (nicht unbedingt nur Nahrungsmitteln), die einen Einfluss auf die Feineinstellung des enterischen Nervensystems haben.
2.2 Diagnose des Reizdarm-Syndroms
Die offizielle medizinische Definition des Reizdarm-Syndroms ist in den sogenannten Rom-III-Kriterien festgehalten. Sie besagt, dass man die Diagnose Reizdarm stellen kann, wenn der Patient seit sechs Monaten an funktionellen Darmstörungen leidet und an mindestens drei Monaten innerhalb eines Jahres Schmerzen oder Unwohlsein im Bauch oder im Unterleib verspürt hat, die mit Blähungen, Druck- und Völlegefühl und Stuhlunregelmäßigkeiten (Durchfall, Verstopfung, auch im Wechsel) einhergingen. Der Patient muss nicht alle Symptome aufweisen, sie müssen auch nicht alle gleichzeitig aufgetreten sein. Die Zeitangaben dienen dazu, das Reizdarm-Syndrom von akuten Magen-Darm-Problemen abzugrenzen, die jeder Mensch hin und wieder erlebt.
Der Weg zur Diagnose Reizdarm-Syndrom könnte so ablaufen:
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Welche Symptome sprechen für Reizdarm? Ihr Arzt wird Sie nach Bauchschmerzen, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten fragen. Diese Beschwerden deuten auf Reizdarm hin.
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Gibt es Symptome, die für eine andere Erkrankung sprechen? Ihr Arzt wird Sie auch nach Symptomen fragen, die unter Umständen Alarmzeichen für eine andere Erkrankung sind. Wenn die Beschwerden beispielsweise erst nach dem 50.?Lebensjahr begonnen haben, wenn Sie Fieber oder Blut im Stuhl hatten, wenn Sie (innerhalb kurzer Zeit) mehr als fünf Kilogramm abgenommen haben, wenn Sie wegen der Beschwerden nachts aufwachen oder wenn jemand aus Ihrer Familie Darmkrebs hatte, könnte es sich vielleicht auch um eine entzündliche Darmerkrankung (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder um Darmkrebs handeln. Ihr Arzt wird dann die entsprechenden Untersuchungen veranlassen.
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Gibt es erkennbare Krankheitszeichen? Beim Reizdarm-Syndrom findet man selten erkennbare (»organische«) Krankheitszeichen wie etwa Veränderungen des Gewebes oder der Blutwerte.
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An diesem Punkt kann die vorläufige Diagnose Reizdarm-Syndrom gestellt werden.
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Welche weiteren Untersuchungen sind sinnvoll? Auf jeden Fall sollte ein Zöliakie-Bluttest (Antikörperbestimmung) gemacht werden. Manchmal kann es sinnvoll sein, außerdem endoskopische Untersuchungen von Magen und Zwölffingerdarm (Gastroduodenoskopie) und Dickdarm (Koloskopie) durchzuführen.
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Die endgültige Diagnose Reizdarm-Syndrom wird gestellt, wenn diese Tests und Untersuchungen keine andere Erkrankung als Erklärung für Ihre Beschwerden wahrscheinlich machen.
Die Diagnose Reizdarm ist nicht schwer zu stellen, aber nach einer zuverlässig wirkenden Behandlung...