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E-Book

E-Book, Deutsch, 295 Seiten

Shen Tyed

Kämpfe um uns
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7363-2307-0
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kämpfe um uns

E-Book, Deutsch, 295 Seiten

ISBN: 978-3-7363-2307-0
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Blaire Stern hat keine Ahnung, was sie nach ihrem Abschluss in Kommunikationswissenschaften tun möchte, bis eine Hausarbeit ihr Leben völlig durcheinanderbringt. Sie soll einen Artikel über Mixed Martial Arts schreiben und Interviews mit einigen Sportlern führen, wobei sie den attraktiven Tyler »Ty« Wylder kennenlernt. Um ihren Artikel fertigzustellen, braucht sie die Hilfe des angehenden MMA- Champions, aber er will partout kein Interview geben - zumindest nicht ohne eine Gegenleistung. Ty bietet Blaire einen verführerischen Deal an: Er beantwortet all ihre Fragen, wenn sie einem Date zustimmt. Die beiden kommen sich immer näher, doch Ty hat ein Geheimnis, das alles verändern könnte.

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1


Ich hasse es, aufs College zu gehen.

Nicht, dass es meine Eltern interessiert, welche Kurse ich belege. Sie wollen nur, dass ich meinen Abschluss in Kommunikationswissenschaften mache.

Vor allem, nachdem ich mein erstes Studienjahr in den Sand gesetzt habe.

Sie zahlen also verdammt viel Geld (sie könnten mir sicher die genaue Höhe der Studiengebühren nennen), damit ich den Kurs über journalistische Berichterstattung verschlafe und für einen Beruf studiere, den ich nie. Werde. Ausüben. Wollen.

Fuck my life, hab ich recht?

Ich pendle fast jeden Tag von meiner Wohnung in Walnut Creek zur Diablo Hill School of Art. Die Universität liegt zwischen San Francisco, Oakland und meinem inneren Wunsch, mir das Leben zu nehmen. Ich sitze dort meine Zeit ab und zähle die Wochen, Tage, Stunden und Nanosekunden bis zum Abschluss.

Ich habe noch zwei Monate und zwölf Tage vor mir, bis ich frei bin. Zwei Monate und zwölf Tage, bis ich mich der harten, unbarmherzigen Realität stellen muss: Ich habe keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen will. Gerade besteht mein größter Plan für die Zukunft aus einer Pizza zum Mitnehmen und einem Rewatch der ersten sechs Staffeln von Sons of Anarchy. Im Moment pflege ich eine monogame, überhaupt nicht verstörende Beziehung zu Charlie Hunnams Wirken.

(Verurteilt mich nicht.)

Heute ist Dienstag, also mache ich nach den Kursen Kreatives Schreiben und Ethik ein wohlverdientes Nickerchen. Im Journalismuskurs schlafe ich immer ein. Bei dem Scheiß würde selbst ein hyperaktives Kind Halloween verpennen. Charlie und ich sind gerade dabei, den Teil nachzustellen, wo er Tara Knowles schwängert (wobei ich anmerken muss, dass unsere Chemie vor der Kamera weitaus prickelnder ist), als mir ein scharfer Ellbogen in die Rippen gestoßen wird.

Okay, der kam definitiv nicht von Charlie. Autsch.

»Aufwachen, Schlafmütze.«

Langsam hebe ich den Kopf und wische mir den Sabber vom Kinn, während ich mich bemühe, meine Augenlider auseinanderzubekommen. »Was ist?«, frage ich den Besitzer des Ellenbogens.

»Letzte Aufgabe.« Mein bester Freund Shane Kinney reckt sein Kinn in Richtung der Tafel im vorderen Teil des Raums. Sein unordentliches blondes Haar wogt dabei, als wäre er in einer gottverdammten Head-and-Shoulders-Werbung.

Ich blinzle die Tafel an. »Ich bin zu müde, um alle Buchstaben und Wörter zu entziffern.«

»Das nennt man einen Satz. Mein Gott, Blaire. Du musst anfangen, weniger Nachtschichten im Ned’s zu schieben.«

»Ich brauche das Geld. Lebensmittel sind teuer.« Ich ziehe die Kapuze meines Pullovers herunter, um mein Gesicht zu verdecken. Zum Glück ist der Kurs vorbei und alle packen ihre Laptops in die Rucksäcke. Shane streckt sich und ballt die Fäuste, während er gähnt. Heuchler. Er ist auch gelangweilt. Sein Bauchnabel lugt unter seinem Hemd hervor, und ich stecke meinen Zeigefinger hinein, was ein lustiges Geräusch macht.

»Du könntest wieder bei deinen Eltern einziehen«, schlägt er vor, als ich mich auf die Füße kämpfe. »Dadurch könntest du Geld sparen.«

»Durchs Containern könnte ich genauso Geld sparen, aber auch dazu bin ich nicht verzweifelt genug.«

»Willst du damit sagen, dass du lieber obdachlos wärst, als bei deinen Eltern zu wohnen?«

»Ich will sagen, wir könnten dieses Gespräch führen, während wir draußen einen doppelten Espresso trinken.«

»Ich weiß nicht, B. Du siehst aus, als bräuchtest du mehr als Kaffee, um den Tag zu überstehen.« Er zwinkert mir zu, grinst und schnappt sich unsere beiden Taschen.

Ich schlage ihm mit dem Handrücken gegen die Schulter. »Ernsthaft, Gras an der Uni?«

»Beam mich hoch, Scotty!« Sein Lächeln wird breiter, als wir uns in die Flut aus Studierenden stürzen, die den Flur hinunterströmen.

Nachdem wir unsere Kaffees geholt und uns auf unsere übliche abgelegene rote Bank in einer Ecke des Haupthofs gesetzt haben, holt Shane eine Zigarettenschachtel hervor, die er speziell für seine selbst gerollten aufbewahrt. Er steckt sich einen Blunt an und reicht ihn an mich weiter. Ich nehme einen langen Zug, schließe die Augen und genieße den Sonnenschein.

»Also, was ist unsere Aufgabe?«, frage ich schließlich.

Shane gibt mir die Zusammenfassung. Während ich damit beschäftigt war, heiße Szenen mit CH nachzustellen, hat uns Professor Penniman, die es mit ihren Reportageaufträgen viel zu genau nimmt, anscheinend vor unsere bisher größte Herausforderung gestellt: ein zweitausend Wörter umfassender Artikel über ein Thema, das uns völlig fremd ist.

Shane erklärt: »Sie teilt jedem von uns nach dem Zufallsprinzip ein Thema zu, aber sie will die Geschlechterrollen vertauschen. Sie hat gesagt, dass die Jungs über so einen Mist wie Liebesromane und Wochenbettdepressionen schreiben werden, während die Mädchen sich mit Muscle-Cars und Ego-Shooter-Spielen beschäftigen werden. Wir erhalten unsere individuellen Themen heute Abend bis 22 Uhr per Mail. Und, ach ja, Tauschen ist nicht erlaubt.«

»Toll. Ich hasse Journalistische Berichterstattung eh schon, und jetzt muss ich auch noch über ein Thema schreiben, mit dem ich höchstwahrscheinlich nichts zu tun haben will.«

»Ja, aber du hasst alles. Vielleicht ist es an der Zeit, deinen Horizont zu erweitern.« Shane stößt seinen mit Levis bekleideten Schenkel gegen meinen. Er studiert Journalismus im Hauptfach. Bisher hat er die ganze Uni-Erfahrung mit Bravour gemeistert. Er war derjenige, der vorgeschlagen hat, dass ich diesen Kurs belege, damit er mir in meinem Nebenfach helfen kann.

Er trägt seine übliche Uniform aus Jeans, Timberland-Stiefeln und einem T-Shirt mit einem lustigen Spruch. Heute steht darauf: Aus dem Weg, Kaffee. Das ist ein Job für Alkohol. Er riecht nach Zimt, Abercrombie-Parfüm und jeder Menge Möglichkeiten. Immer.

Shane ist wahnsinnig süß, aber er ist einfach nichts für mich. Er ist wie der Bruder, den ich nie hatte, und ich möchte, dass das auch so bleibt.

»Was hast du dieses Wochenende vor?« Er wirft mir mit seinen blaugrünen Augen einen Seitenblick zu.

Ich zucke mit den Schultern. »Freitagabend muss ich arbeiten. Wahrscheinlich schlafe ich am Samstag den ganzen Tag, drehe mir dann einen Blunt und schaue die neuste Folge The Walking Dead oder so.«

»Möchtest du Gesellschaft?«

»Kann die Gesellschaft Avocado-Eiersalat-Sandwiches und Süßkartoffelchips von Pinder’s mitbringen?«

»Kann Floyd Mayweather einem Schlag ausweichen?« Shane breitet grinsend die Arme aus.

»Ich habe keinen blassen Schimmer, wer das ist, aber ich wage, zu vermuten, dass die Antwort Ja lautet.«

»Du machst mich fertig, B.« Er lacht, legt seinen Arm um meine Schultern und zieht mich in eine freundschaftliche Umarmung, während er mir mit der freien Hand durchs Haar wuschelt. »Was soll ich nur mit dir machen?«

»Schmutzige, unanständige Dinge, die meine Zwillingsschwester zum Erröten bringen?« Ich ziehe eine Augenbraue hoch und täusche ein teuflisches Lachen vor.

Shane springt von der roten Bank auf, als hätte ich ihn geohrfeigt. Seine Miene ist angespannt, als er zu einem Mülleimer aus Beton geht und die Reste unseres Blunts entsorgt. »Ich muss los«, sagt er.

Ich huste und frage mich, warum mein kleiner Scherz ihn verärgert hat. Es ist, als hätte ich den falschen Knopf gedrückt.

Erst kurz vor Mitternacht erinnere ich mich an unsere Hausarbeit für Journalistische Berichterstattung. Zwischen dem Einkauf bei Target, dem Besuch bei meinen Eltern und einer Frühschicht im Ned’s habe ich die angekündigte E-Mail ganz vergessen.

Ich werfe meinen fünf Jahre alten Dell an und stelle fest, dass ich wahrscheinlich der einzige Mensch unter dreißig in der Bay Area bin, der kein MacBook besitzt. Izzy, meine Zwillingsschwester, sagt, dass eine Dreiundzwanzigjährige, die an einem anderen Gerät arbeitet, das Uncoolste ist, was sie je gesehen hat. Aber insgeheim glaube ich, dass ich viel cooler bin als alle anderen, weil ich mich einen Dreck darum schere, was andere denken.

Mein Mailpostfach beehrt mich schließlich mit seiner Anwesenheit und informiert mich über zwei ungelesene Nachrichten. Eine von Professor Penniman und die andere von Shane. Offenbar ist er über das hinweg, was ihn heute Morgen aufgeregt hat.

Ich öffne zuerst die E-Mail von Professor Penniman:

Ms Stern.

gemäß meinen Anweisungen im Kurs bitte ich Sie um einen Artikel von mindestens 2000 Wörtern (ohne Überschrift) zu dem unten genannten Thema. Ihre gesamte Note hängt von dieser Arbeit ab, also nehmen Sie sie bitte genauso ernst wie ich. Ich möchte, dass Sie Leute interviewen, die in dieser Branche arbeiten. Begleiten Sie sie, um sich ein Bild von ihrer Arbeit zu machen. Ihr Artikel ist am ersten Tag der Prüfungswoche, dem 1. Juni, fällig. Sie sollten also genügend Zeit haben, um die Aufgabe zu erledigen.

Bitte mailen Sie mir NICHT zurück, rufen Sie mich NICHT an und treten Sie auch auf keine andere Art und Weise an mich heran, um Ihr Thema zu ändern. Sie können um weitere Leitlinien oder eine Klärung der Aufgabe an sich bitten, doch das Thema ist obligatorisch.

Thema: MMA

Ich rümpfe die Nase. Und was genau ist MMA? Die Initialen klingen vage vertraut. Vielleicht eine Regierungsbehörde?

Ich schreibe mir die drei Buchstaben auf, damit ich nicht...



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