E-Book, Deutsch, Band 1, 448 Seiten
Reihe: All Saints High
Shen All Saints High - Die Prinzessin
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7363-1143-5
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 448 Seiten
Reihe: All Saints High
ISBN: 978-3-7363-1143-5
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bereits mit unserem ersten Kuss waren wir dem Untergang geweiht ...
Daria Followhill ist reich, wunderschön und das beliebteste Mädchen der All Saints High. Sie müsste sich wie eine Prinzessin fühlen. Doch ihr Leben ist alles andere als perfekt. Seit sie vor vier Jahren aus Eifersucht die Zukunft der gleichaltrigen Silvia Scully zerstört hat, plagen sie schlimme Schuldgefühle. Als sie nun erfährt, dass Silvias Zwillingsbruder Penn nach dem Tod seiner Mutter kein Zuhause mehr hat, sorgt sie kurzerhand dafür, dass ihre Eltern Penn bei sich aufnehmen. Und obwohl er keinen Zweifel daran lässt, dass er Daria hasst, ist sie machtlos gegen das heftige Kribbeln zwischen ihnen. Dabei weiß sie, dass seine Liebe sie zerstören könnte ...
Mitreißend, düster und nichts für schwache Nerven!
Der Auftaktband der ALL-SAINTS-HIGH-Reihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin L.J. Shen
Die ALL-SAINTS-HIGH-Reihe:
1. Die Prinzessin
2. Der Rebell (erscheint am 28.07.2020)
3. Der Verlorene (erscheint am 30.12.2020)
L. J. Shen lebt mit ihrem Ehemann, ihrem Sohn und einer faulen Katze in Kalifornien. Wenn sie nicht gerade an ihrem neuesten Roman schreibt, genießt sie gern ein gutes Buch mit einem Glas Wein oder schaut ihre Lieblingsserien auf »Netflix«.
Weitere Infos & Material
1. Kapitel
Am Abend vor dem letzten Schuljahr
habe ich dich auf der Tribüne gesehen
Du sahst anbetungswürdig aus
Dein Herz schlug für einen Kerl,
der es mit Füßen treten und in Stücke
schlagen wollte
Daria
Fast achtzehn
Das Snake Pit ist heute Abend überfüllt.
So ist es immer, wenn Vaughn kämpft, und Vaughn kämpft immer. Nasen kann er fast so gut brechen wie Herzen. Falls es jemanden interessiert: Herzen zu brechen ist seine zweitliebste Beschäftigung. Seit er auf der All Saints High ist, sind mindestens sechs Mädchen auf andere Privatschulen gewechselt, um der Qual zu entfliehen, ihn durch die Korridore schlendern zu sehen.
Jeder beliebte Typ von der All Saints High und unserer rivalisierenden Schule, der Las Juntas in San Diego, kämpft hier. Es ist eine Art Initiationsritus. Eigentlich ist das nicht mein übliches Umfeld, aber Blythe, Alisha und Esme haben mich an diesem Abend, ehe das neue Schuljahr beginnt, mit hierhergeschleppt. Sie sind begeisterte Vaughn-Fans. Dieser Wichser hat die Sommerferien beim Bildhauern in einem Atelier in Italien verbracht und ist erst vor zwei Tagen zurückgekommen. Deshalb brauchen sie jetzt ihre Dosis von seinem schönen, ausdruckslosen Gesicht.
Die Wahrheit ist, dass Vaughn zu gefühllos ist, um so etwas wie Liebe, Lust oder auch nur Sympathie zu empfinden. Dies wiederum ist eine Lektion, die sie auf die harte Tour lernen werden. Es macht mir großen Spaß, dabei zuzusehen, obwohl ich natürlich die übliche Oh-mein-Gott-Süße-er-ist-es-überhaupt-nicht-wert-Nummer abziehe.
Randbemerkung gefällig? Er ist es absolut wert.
»Wie kann jemand, der so brutal ist, derart filigrane Kunst erschaffen?« Blythe kaut auf ihrem roten Arielle-Haar herum, während sie auf Vaughn hinunterstarrt, der auf dem Spielfeld hin und her läuft. Seine abgerissenen schwarzen Klamotten schmiegen sich an seine schlanken Muskeln.
Die Legende sagt, dass das Snake Pit, ein verlassenes Footballstadion in einem Außenbezirk von San Diego, seinen Namen bekam, nachdem es wegen einer Schlangenplage aufgegeben wurde. Auf den verblichenen, beschädigten blauen Tribünen hängen die Jungs herum und trinken Bier. Wir, die Mädchen, sitzen hier mit übereinandergeschlagenen Beinen, schlürfen teuren Wein aus der Flasche und dampfen E-Zigaretten. Die von der Las Juntas sitzen auf der Tribüne gegenüber. Sie tragen keine Klamotten aus der Schweiz und fahren keine deutschen Autos, sondern reichen sich halbvolle Flaschen Tequila und selbstgedrehte Zigaretten weiter.
»Igitt, Blythe, das ist ein Zehntklässler!« Alisha, halb afroamerikanisch, halb niederländisch und ganz und gar hinreißend, macht neben mir Würgegeräusche.
»Ach, halt die Klappe. Du bist doch nicht hergekommen, um zu sehen, wie verschwitzte Nobodys verprügelt werden.«
»Gegen wen kämpft er eigentlich?« Ich lasse eine Kaugummiblase platzen und ziehe mir den dunkelgrünen Samtminirock wieder über die Schenkel. Mein glänzendes blondes Haar ist mit einer schwarzen Seidenschleife zusammengebunden, und ich sehe absolut Pinterest-tauglich aus. Mein geschwungener Eyeliner sitzt perfekt, mein Schmollmund ist mattrot und erzeugt den perfekten Film-Noir-Effekt.
Ich bin Daria Followhill.
Cheerleader-Captain.
Reiches Miststück.
Little Miss Popular.
»Keine Ahnung, aber ich beneide ihn nicht. Die Kämpfe waren heute alle ziemlich brutal, und Vaughn ist der beste Kämpfer von allen, deshalb ist er normalerweise immer erst am Schluss dran.« Alisha betrachtet eingehend ihre manikürten Fingernägel.
»Da kommt das Opfer«, ruft jemand drei Reihen unter uns, und alle stehen auf und recken die Hälse, um zu sehen, welche unglückliche Seele gegen den großen Vaughn Spencer antreten muss. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, als die Menge auf beiden Seiten aufheult und die Faust in die Luft stößt. Von den vorhergehenden Kämpfen hängt der Geruch nach Schweiß, Alkohol und getrocknetem Blut wie eine Wolke in der Luft. Ich spüre den Geschmack menschlicher Verzweiflung auf meiner Zunge.
Eine große, gut gebaute Gestalt torkelt auf dem stillgelegten Spielfeld auf Vaughn zu. Er umklammert eine Flasche mit etwas Alkoholischem darin, und die halblangen blonden Haare – oder sind sie hellbraun? – fallen ihm in die Stirn. Sein Gesicht kann ich nicht erkennen, aber das ist auch nicht nötig. Sein rotes Shirt hat ein Loch, genau da, wo das Herz ist, und ich berühre sofort das kleine Stück Meerglas, das an meinem Hals hängt.
Nicht ohnmächtig werden, Daria. Du hast ein superkurzes Kleid an.
In den letzten vier Jahren bin ich sehr gut darin geworden, Penn Scully aus dem Weg zu gehen. Eigentlich ein Wunder, wenn man bedenkt, dass wir ein Footballstar und ein Cheerleader-Captain an Schulen desselben Typs in ein und demselben Bezirk sind. Bis jetzt haben wir jedes Jahr zweimal gegeneinander gespielt. Unsere Teams schaffen es immer in die Play-Offs, und All Saints endet immer als Verlierer.
Seit die Sache mit Via schiefgegangen ist, kann ich ihm nicht mehr ins Gesicht sehen. Wenn wir ein Spiel gegen Las Juntas hatten, habe ich entweder Menstruationsbeschwerden vorgetäuscht oder ich saß noch vor Spielende wieder in meinem Auto.
»Kneif mich mal jemand!« Blythe klatscht erregt in die Hände. Sie trägt ein bauchfreies Shirt in einem Nudeton, das perfekt zu ihren spitzen, ebenfalls in einem Nudeton lackierten Fingernägeln passt. »Penn Scully, der Wide Receiver von Las Juntas, das ist der heißeste Typ in SoCal. Ich wünsche mir schon lange, ihn ins Bett zu kriegen. Heute ist mein Glückstag!«
»Nach allem, was man so hört, ziehst du ungefähr jeden in dein Bett. Nur mal so als kleiner Hinweis: Vaughn lässt sich gern ein bisschen Zeit.« Hinter mir kichert Knight. Ich drehe mich um, mustere ihn und ziehe eine Augenbraue hoch. Ich versuche, so zu tun, als wollte sich mein Herz bei Penns Anblick nicht in der Brust winden und sich von den Arterien losreißen.
Ein Mädchen, das ich nicht kenne, sitzt auf Knights Schoß, hat die Arme um seine breiten Schultern gelegt, und versucht, sein Ohr in ihren Mund zu saugen. Breitbeinig sitzt er da. Er trägt eine klassische Gucci-Jacke und weiße Air Jordans. Seine Jeans sind maßgeschneidert, und sein Haarschnitt kostet mehr als meine Luxus-Umhängetasche.
Knight sieht umwerfend aus, und das weiß er nicht nur – nein, wenn er könnte, würde er es auf eine Reklamewand schreiben lassen. Verhangener Blick aus grünen Augen, Grübchen, so tief wie sein Casanova-Blick, volle, rote Lippen und ein Unterkiefer, so hart, dass man Käse damit schneiden könnte. Sein kastanienbraunes Haar ist weicher als ein Teddy, und alles an ihm strahlt Vergnügungssucht aus.
Wir wohnen alle in gleich aussehenden Stichstraßen im selben Viertel, und unsere Eltern sind bestens miteinander befreundet. Knight und Vaughn stehen sich sehr nah, sind praktisch wie Brüder, was merkwürdig ist, weil sie gleichzeitig wie Feuer und Wasser sind. Vaughn ist der verrückte Künstler mit psychotischen Tendenzen, und Knight ist der Inbegriff der beliebten Sportskanone.
Der eine ist Edward mit den Scherenhänden, der andere ist der verschollene hübschere Bruder von Zac Efron.
»Wird deine Freundin eigentlich sauer, wenn du mit Filzläusen nach Hause kommst? Das sind ziemlich nutzlose Haustiere.« Ich klimpere herzig mit den Wimpern. Luna ist nicht seine Freundin, aber er würde für sie sterben. Deshalb konnte ich Luna Rexroth noch nie leiden. Sie ist die ursprüngliche Via. Das Mädchen, das den Hulk in meinem Inneren erschaffen hat. Das Mädchen, das immer von Vaughn angelächelt wurde und dem Knight blindlings hinterherlief. Daddy hat mal im Scherz gesagt, dass Luna wie eine sizilianische Nonne ist. Einmal im Jahr erscheinen die Nonnen hinter einem Vorhang, der beiseitegezogen wird, damit ihre Familien sie ansehen und bewundern können, weil sie sie so sehr vermissen.
»Das ist Luna. Wenn sie erscheint, bleibt die Welt stehen.«
Jep. Und ich höre auf zu existieren.
»Geh schlaffe Schwänze lutschen, Dar.« Er klemmt sich den Joint zwischen die Zähne, beschirmt ihn mit einer Hand, um ihn anzuzünden, und bläst mir eine graue Rauchwolke direkt ins Gesicht.
»Soll das eine Einladung sein? Es gibt da übrigens Pillen für diesen Q-Tip, den du Schwanz nennst.« Ich recke das Kinn.
»Baby, mein Schwanz ist viel zu hart für dich. Die einzigen Pillen, die du brauchst, sind drei Ibuprofen für die Nachwirkungen, wenn ich in dir war.«
»In mir? In deinen Träumen vielleicht, Knight Cole.«
»Bestimmt nicht. Im Traum habe ich Lunas Beine um die Hüften, und der Rest ist nicht jugendfrei. Nichts für ungut, Tiffany.« Mit der Hand, in der er sein Zippo hält, tätschelt er dem Mädchen den Hintern.
»Stephanie.«
»Mach’s jetzt nicht peinlich, Babe. Ich hatte sogar vergessen, dass du auf meinem Schoß sitzt, bis Elsa hier es erwähnt hat.« Er deutet auf mich und lacht.
»Zu dumm, dass du in der Zehnten bist und Luna in der Elften. Sie wird im Leben nicht mit dir ausgehen.« Ich nehme ihn nur auf den Arm. Ich meine, Luna würde wohl tatsächlich nicht mit ihm ausgehen, aber das liegt nicht an seinem Alter. Sie ist in ihrem eigenen kleinen Universum gefangen. Sie ist die Sonne und er die Erde. Er umkreist sie ständig und kommt ihr alle Jubeljahre ein paar Zentimeter näher, obwohl die...




