Shaw | Pygmalion alias My Fair Lady | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 101 Seiten

Reihe: Die vielleicht besten deutschen Übersetzungen

Shaw Pygmalion alias My Fair Lady

Pygmalion
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7521-2914-4
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Pygmalion

E-Book, Deutsch, Band 1, 101 Seiten

Reihe: Die vielleicht besten deutschen Übersetzungen

ISBN: 978-3-7521-2914-4
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Oscar- und Literaturnobelpreisträger Bernard Shaw erklärte unmissverständlich, warum er für Pygmalion - die Literaturvorlage für den Film und das Musical My Fair Lady - Wien, Berlin und München vor London bevorzugte: 'Es ist zu einer Tradition der englischen Presse geworden, nach der Uraufführung meines neuen Theaterstücks in die ganze Welt hinauszuposaunen, dass es kein gutes Bühnenstück sei - dass es langweilig, blasphemisch, unpopulär und finanziell erfolglos sei. Diese Nachrichten werden postwendend nach Berlin und Wien telegrafiert, mit dem Ergebnis, dass Intendanten dort gezwungen sind, Aufführungen zu verschieben. Deshalb haben mich die Intendanten gebeten, meine Stücke zuerst von ihnen aufführen zu lassen. Ich bin dieser Bitte schließlich nachgekommen.' Pygmalion ist das berühmteste Theaterstück von George Bernard Shaw (26. Juli 1856 - 2. November 1950), das 1913 uraufgeführt wurde. Die Idee für diese Komödie entnahm der Dramatiker der griechischen Mythologie. Der Bildhauer Pygmalion von Zypern erschuf eine weibliche Elfenbeinstatue, in die er sich schließlich verliebte. Die Göttin der Liebe Venus beseelte das Elfenbein und erweckte die Statue zum Leben; später wurde sie Galatea (aus dem Griechischen 'Milchweiße') genannt. In Shaws Version sind Pygmalion und Henry Higgins identisch, während Galatea in der Figur der Eliza Doolittle wiederzufinden ist. Mit Pygmalion gelang Shaw ein wahrer Geniestreich, der sich als Kassenschlager erwies. 'Pygmalion ist meine beständigste Einnahmequelle: Das Stück hat mich vor dem Ruin während des Krieges bewahrt und bringt weiterhin jede Woche eine beträchtliche Summe ein', schrieb Shaw bereits 1921. Doch worum geht es in diesem Theaterstück, und was wissen wir über die Haupthelden? Wir erzählen die wahre Geschichte über Henry Higgins (Pygmalion) und Eliza Doolittle (Galatea). Henry Higgins - der Pygmalion Henry Higgins war ein vierzigjähriger Professor für Phonetik und Autor eines bekannten Buches, Higgins' Universalalphabet. Der ausgewiesene Dialektexperte konnte 'den Geburtsort jedes Mannes oder jeder Frau innerhalb eines Radius von weniger als sechs Meilen erkennen, in London sogar innerhalb von nur zwei Meilen - manchmal sogar innerhalb von zwei Straßen.' Higgins verdiente sein Geld, indem er neureichen englischen Unternehmern und amerikanischen Millionärinnen beibrachte, wie man richtig Englisch spricht. Der gute Mann war also beruflich sehr erfolgreich und gut vernetzt, was ihm einen guten Ruf einbrachte.

Vitaly Baziyan ist freier literarischer Übersetzer mit einem Hintergrund in Anglistik und Germanistik sowie einer Promotion in Pädagogik. Er zählt zu den führenden zeitgenössischen Experten für Bernard Shaw (Shavian). Seine deutsche Übersetzung ist unter dem Titel 'Beatrice Webb: Aus ihren Tagebüchern - Enthüllungen über den Oscar- und Nobelpreisträger George Bernard Shaw' im Jahr 2024 im Berliner Edition Karo Verlag erschienen.
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MISS EYNSFORD HILL (geht auf ihn und schlägt einen familiären Ton an): Geht’s gut?

HIGGINS (starrt sie an): Ich habe dir schon einmal irgendwo begegnet. Keine Ahnung, wo, aber ich habe deine Stimme bestimmt schon gehört. (mit trister Miene) Aber egal. Bitte stehe doch nicht so herum, setze dich lieber hin.

FRAU HIGGINS: Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass mein berühmter Sohn keine guten Manieren hat. Nehmen Sie es nicht persönlich.

MISS EYNSFORD HILL (unbekümmert): Das tue ich nicht. (Sie setzt sich auf den elisabethanischen Stuhl)

FRAU EYNSFORD HILL (wirkt unsicher): Natürlich, natürlich. (Sie setzt sich auf die Ottomane links von ihrer Tochter und rechts von Frau Higgins, die ihren Stuhl vom Schreibtisch zu ihnen herumgedreht hat)

HIGGINS: Ach nee! War ich unhöflich? Das war nicht meine Absicht.

Er geht zum zentralen Fenster, mustert mit dem Rücken zu den Anwesenden den Fluss und Blumen im Battersea Park am gegenüberliegenden Ufer, als ob er ein gefrorenes Dessert betrachtet. Das Zimmermädchen kommt zusammen mit Pickering zurück.

DAS DIENSTMÄDCHEN: Hauptmann Pickering (Das Dienstmädchen geht hinaus)

PICKERING: Guten Tag, Frau Higgins.

FRAU HIGGINS: Guten Tag! Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind. Kennen Sie Frau Eynsford Hill – Miss Eynsford Hill? (Austausch von Verbeugungen. Der Hauptmann bringt den Chippendale-Stuhl zwischen Frau Hill und Frau Higgins, ein wenig nach vorne, und setzt sich darauf)

PICKERING: Hat Henry Ihnen den Grund unseres Besuches genannt?

HIGGINS (schielt über seine Schulter): Wir wurden unterbrochen: verdammt!

FRAU HIGGINS: Mensch, Henry, passe doch wirklich auf!

FRAU EYNSFORD HILL (halb aufstehend): Sind wir ungelegen gekommen?

FRAU HIGGINS (steht auf und zwingt sie höflich, hinzusetzen): Nein, nein. Im Gegenteil, Ihr seid sehr passend gekommen: Wir möchten Euch mit unserer Freundin bekannt machen.

HIGGINS (voller Hoffnung dreht sich um): Das ist meine Rede, verdammt noch mal! Wir wollen zwei oder drei Leute. (halb flüsternd) Ihr passt uns genauso wie alle andere gut ins Konzept.

Das Dienstmädchen kommt zusammen mit Freddy zurück.

DAS DIENSTMÄDCHEN: Herr Eynsford Hill.

HIGGINS (gereizt, fast mit voller Stimme): Großer Gott! Seht mal einer an, wen die Katze angeschleppt hat! Wenn man vom Teufel spricht, kommt er gerannt.

FREDDY (schüttelt Frau Higgins die Hand) Servus!

FRAU HIGGINS: Hallo! Schön, dass Sie gekommen sind. (Sie stellt Pickering vor) Hauptmann Pickering.

FREDDY (verbeugt sich): Wie geht’s Ihnen?

FRAU HIGGINS: Sie kennen meinen Sohn, Professor Higgins, wahrscheinlich nicht.

FREDDY (geht zu Higgins): Servus!

HIGGINS (starrt ihn an, als wäre er ein Taschendieb): Ich schwöre bei Gott, dass ich dir schon einmal irgendwo begegnet habe. Wo war es?

FREDDY: Ich kann mich nicht daran erinnern.

HIGGINS (resigniert): Es spielt sowieso keine Rolle. Setze dich.

Er schüttelt Freddy die Hand und schubst ihn mit dem Gesicht zu den Fenstern auf die Ottomane, dann kommt auf die andere Seite.

HIGGINS: Also, nun sind wir auf alle Fälle da! (Er setzt sich auf die Ottomane neben Frau Eynsford Hill zu ihrer Linken) Und jetzt, worüber zum Teufel werden wir reden, bis Eliza kommt?

FRAU HIGGINS: Henry, du bist sehr begabt und kannst sicherlich ganz allein auf einer Abendveranstaltung der Royal Society also der nationalen Akademie der Wissenschaften für die Unterhaltung sorgen. Aber wirklich, mein Sohn, bei eher alltäglichen Gelegenheiten bist du manchmal schwer zu ertragen.

HIGGINS: Bin ich? Es tut mir sehr leid. (Er strahlt plötzlich übers ganze Gesicht) Tja, vermutlich schwer. (brüllend) Ha, ha!

MISS EYNSFORD HILL (erkennt, dass er eventuell der richtige Mann fürs Leben sein könnte): Ich bin total bei Ihnen. Small Talk ist auch nicht mein Ding. Ach, wieso sind Leute so selten offen und warum sagen sie nicht, was sie denken?

HIGGINS (mit verdüstertem Gesicht): Gott bewahre uns davor!

FRAU EYNSFORD HILL (greift neugierig die Frage ihrer Tochter auf): Aber warum?

HIGGINS: Was viele glauben, dass sie denken sollten, ist weiß Gott schlimm genug, aber was sie wirklich denken, geht oft über das minimal Tolerierbare hinaus. Glauben Sie, es wäre wirklich salonfähig, wenn ich jetzt in alle Welt hinausposaune, was ich wirklich denke?

MISS EYNSFORD HILL (fröhlich): Ist es sehr zynisch?

HIGGINS: Zynisch? Wieso sollte es zynisch sein? Aber es ist auf jeden Fall nicht schön.

FRAU EYNSFORD HILL (ernsthaft): Ich bin mir sicher, dass Sie es nicht ernst meinen, Herr Higgins.

HIGGINS: Sehen Sie, wir sind alle mehr oder weniger Angehörige eines Naturvolkes auf einer niedrigen Kulturstufe. Es wird angenommen, dass wir zivilisiert und kultiviert sind und alles über Poesie und Philosophie sowie Kunst und Wissenschaft und so weiter Bescheid wissen, aber wie viele von uns kennen mindestens die Bedeutung dieser Begriffe? (zu Miss Hill) Was weißt du über Poesie? (zu Frau Hill) Was wissen Sie über Wissenschaften? (Er deutet auf Freddy hin) Was weiß er über Kunst oder Wissenschaft oder sonst etwas? Was weiß ich zum Teufel über Philosophie?

FRAU HIGGINS (warnend): Oder über gute Manieren, Henry?

DAS DIENSTMÄDCHEN (öffnet von außen die Tür): Miss Doolittle. (Das Dienstmädchen zieht sich zurück)

HIGGINS (steht hastig auf und rennt zu Frau Higgins): Das ist sie, Mutter. (Er steht auf Zehenspitzen und gibt Eliza ein Zeichen über den Kopf seiner Mutter, welche Dame ihre Gastgeberin ist)

Eliza, mit ausgeprägten Körperformen und exquisit gekleidet, macht beim Betreten einen Eindruck von solch bemerkenswerter Schönheit und Eleganz, dass sich die anderen Gäste aufgeregt erheben. Sie folgt dem Zeichen von Higgins und kommt mit einstudierter Anmut direkt zu Frau Higgins.

LIZA (spricht mit pedantischer Korrektheit und großer Schönheit des Tons aus): Guten Tag, Frau Higgins. Wie geht es Ihnen? (Sie hat ein wenig Luft eingeatmet, gerade genug um den druckschwachen Luftstrom bei dem H in Higgins zu erzeugen, und ihr glückt ein sanftes, stimmloses Hauchgeräusch) Herr Higgins hat mir Ihre Einladung überbracht.

FRAU HIGGINS (mit großer Herzlichkeit): Ja, ja! Ich freue mich sehr, Sie zu sehen.

PICKERING: Wie geht es Ihnen, Miss Doolittle?

LIZA (schüttelt ihm die Hand): Hauptmann Pickering, wenn ich mich nicht irre?

FRAU EYNSFORD HILL: Ich bin mir sicher, dass wir uns schon einmal begegnet haben, Miss Doolittle. Ich erinnere mich an Ihre Augen.

LIZA: Guten Tag. (Sie setzt sich graziös an den Platz auf der Ottomane, den Higgins gerade frei gelassen hat)

FRAU EYNSFORD HILL (stellt ihre Tochter vor): Meine Tochter Clara.

LIZA: Hallo!

CLARA (impulsiv): Hallo! (Sie setzt sich neben Eliza auf die Ottomane und verschlingt sie mit den Augen)

FREDDY (kommt an ihre Seite der Ottomane): Es ist mir ein großes Vergnügen.

FRAU EYNSFORD HILL (stellt ihn vor): Mein Sohn Freddy.

LIZA: Hallo!

Freddy verbeugt sich und setzt sich völlig hingerissen auf den elisabethanischen Stuhl.

HIGGINS (schlägt plötzlich mit der flachen Hand auf die Stirn): Drei Teufel übereinander, jetzt erinnere ich mich! (Alle starren ihn an) Auf der Covent Garden Piazza! (mit Bedauern) Was für eine verdammte Sache!

FRAU HIGGINS: Henry, bitte! (Er will sich auf die Tischkante setzen) Aber nicht doch! Setze dich nicht auf meinen Schreibtisch, du wirst ihn kaputt machen.

HIGGINS (schmollend): Es tut mir leid.

Er geht zum Liegesofa, streift im Vorübergehen das Kamingitter sowie das Kaminbesteck und beendet seine katastrophale Reise, indem er sich mit voller Wucht auf das Sofa hinwirft, sodass er es fast zerbricht. Frau Higgins sieht ihn an, aber beherrscht sich und sagt nichts. Darauf folgt eine lange und peinliche Pause.

FRAU HIGGINS (schließlich im Plauderton): Wird es heute regnen, denken Sie?

LIZA: Ein Tiefdruckgebiet verlagert sich langsam von Westen weiter nach Osten. Aber bisher gibt es keine Hinweise auf eine nennenswerte Veränderung des Luftdruckes und dementsprechend ist die Niederschlagswahrscheinlichkeit sehr gering.

FREDDY: Ha! Ha! Sehr witzig!

LIZA: Was ist witzig daran, junger Mann? Ich kann darauf wetten, dass die Vorhersage exakt so ist, wie ich gesagt habe.

FREDDY: Urkomisch!

FRAU EYNSFORD HILL: Ich hoffe, dass es nicht kalt wird. Niedrige Luftfeuchtigkeit und Kälte begünstigen die Übertragung von Grippeviren. Es gibt so viele Atemwegsinfekten. Unsere ganze Familie erkrankt jeden Frühling an Virusgrippe.

LIZA (traurig): Meine Tante ist an Virusgrippe gestorben: So wurde uns jedenfalls gesagt.

FRAU EYNSFORD HILL (erzeugt einen mitfühlenden Klicklaut mit der Zunge):!!!

LIZA (im gleichen tragischen Ton): Aber ich glaube, sie haben die alte Frau umgenietet.

FRAU HIGGINS (verwirrt): Umgenietet?

LIZA: Aber klar doch! Warum sollte sie an Virusgrippe sterben? Im Jahr zuvor hat sie Diphtherie brav...



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